Wem der alte Fliesenspiegel nur optisch nicht mehr gefällt, der kann ihn problemlos überstreichen. Was das Kosten kann, und welche zusätzlichen Kosten man dafür rechnen muss, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Wann kommt das Streichen der Fliesen infrage – und worauf muss man dabei achten?
Kostencheck-Experte: Fliesentrends ändern sich mit jedem Jahrzehnt – und manches was in früheren Jahrzehnten Quasi-Standard und absolut angesagt war, sieht heute gelinde gesagt ziemlich fürchterlich aus – wie etwa die braunen oder grünen Badfliesen, die so typisch für die 70er und 80er Jahre sind.
Fliesenspiegel sind dabei aber äußerst langlebig – selbst die üblicherweise sehr konservativen Listen über die Lebensdauer von Bauteilen gestehen ihnen eine Lebensdauer von bis zu 40 Jahren zu. Es macht natürlich auch keinen Sinn, einen sauber verlegten, völlig intakten Fliesenspiegel abzuschlagen oder mit einem Fliese-auf-Fliese-System zu überbauen. Das ist weder wirtschaftlich noch angebracht. Hier bietet das Streichen(lassen) von Fliesen eine kostengünstige Alternative zur kompletten Erneuerung des Fliesenspiegels. Es ist eine brauchbare optische Renovierungsmaßnahme, auch und vor allem im Bad.
Ein Problem, auf das dabei oft zu wenig geachtet wird, sind die Fliesenfugen. Optisch passen sie in den seltensten Fällen zur neu gewählten Fliesenfarbe. Ältere Fliesenfugen sind dabei oft auch schon bröckelig, beschädigt und tief verschmutzt.
Bei noch intakten Fliesenfugen bietet sich ein Überstreichen mit Fugenfarbe an (dabei muss allerdings sehr exakt abgeklebt werden), bröckelige, alte Fugenmassen sollte man am besten ganz entfernen und neu verfugen.
Als einfachere Variante kann man viele Fliesenlacke aus dem Baumarkt (vor allem die Varianten, die sowohl für Grund- als auch für Deckanstrich geeignet sind) auch einfach gleich über die Fugen streichen. Wegen des Fugenmaterials entsteht dadurch in der Fuge automatisch ein leicht anderer Farbton, beim Auftragen mit der Rolle deckt der Lack auch in der Fuge vollständig. Das spart Zeit und eine Menge Arbeitsaufwand.
Gerade beim Selber streichen der Fliesen wird oft zu wenig darauf geachtet, dass die Oberfläche möglichst gleichmäßig aufgeraut werden muss. Das muss sorgfältig geschehen, da sonst Grundierung und Farbe nicht gut haften. Auf die Trocknungszeiten von Grundierung und Lack muss außerdem sehr sorgfältig geachtet werden – die Herstellerangaben sind das Mindestmaß dessen, was notwendig ist. Fallen die Trocknungszeiten zu kurz aus, leidet das Ergebnis.
Alle diese Punkte kann man natürlich ignorieren, wenn man etwas mehr Geld investiert und das Streichen einem Profi überlässt.
Frage: Was kostet das Streichen von Fliesen?
Kostencheck-Experte: Wenn Sie es selber machen, brauchen Sie wenig mehr als eine Fliesengrundierung und den Fliesenlack. Bei den Fugen hängt es davon ab, ob Sie Fugenfarbe verwenden oder die bereits bröckelige oder unansehnlichen Fugen komplett ersetzen.
Je nachdem, welche Qualität Sie bei Lack und Fliesen verwenden und wie Sie mit den Fugen verfahren, fallen Kosten von ungefähr 2 EUR pro m² bis 10 EUR pro m² an.
Das ist weniger als ein Viertel der Kosten für ein Fliese-auf-Fliese System samt Verlegung.
Wenn man das Streichen vom Profi durchführen lässt, liegen die Materialkosten ebenfalls in einem ähnlichen Bereich – rund 2,50 EUR pro m² bis 5 EUR pro m². Dazu kommen dann noch die Arbeitskosten. In der Regel werden Sie hier Arbeitskosten von rund rund 30 EUR bis 40 EUR pro Stunde rechnen müssen – die wenigsten Maler haben einen Pauschalsatz für das Streichen von Fliesen. Für vergleichbare Arbeiten in anderen Bereichen werden allerdings häufig 8 EUR pro m² bis 15 EUR pro m² inklusive dem Schleifen veranschlagt.
Die Arbeitskosten hängen natürlich auch davon ab, wie oft gestrichen werden muss – und wie oft der Maler dafür kommen muss (Trocknungszeiten zwischen den Anstrichen betragen oft 12 Stunden und mehr).
Der Preis für die Arbeiten ist oft auch ein wenig Verhandlungssache: Mit etwas Geschick kann man hier durchaus einen günstigen Komplettpreis aushandeln.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir wollen den Fliesenspiegel in der Küche (5 m²) selber erneuern. Dafür kaufen wir einen Komplettlack aus dem Baumarkt und Fugenfarbe.
Posten | Preis |
---|---|
Komplettlack (Grundanstrich – Deckanstrich) | 26,50 EUR |
Fugenfarbe | 14 EUR |
Farbrolle, Abklebeband, Kleinmaterial | 10 EUR |
Gesamtkosten | 50,50 EUR |
Hierbei handelt es sich natürlich lediglich um ein einzelnes Kostenbeispiel für ganz bestimmte Arbeiten.
Die von uns gekauften Materialien hätten auch für ungefähr die doppelte Quadratmeterzahl gereicht. Damit lagen die eigentlichen Kosten bei unter 5 EUR pro m².
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für das Streichen von Fliesen in der Praxis ab?
Kostencheck-Experte: Hier muss man natürlich einiges mit einkalkulieren:
- welcher Fliesenlack in welcher Qualität verwendet wird
- ob Fugen mit dem Fliesenlack überstrichen werden, ob man Fugenfarbe einsetzt oder komplett neu verfugt
- ob man die Arbeiten selbst ausführt oder einen Malerbetrieb damit beauftragt
Selbst beim Beauftragen eines Malerbetriebs und beim Einsatz von hochwertigen Fugenlacken liegen die Kosten aber immer noch deutlich günstiger als für das Anbringen(lassen) neuer Fliesen.
Frage: Was kosten hochwertige Fliesenlacke im Baumarkt?
Kostencheck-Experte: Besonders interessant für das Selbermachen sind hier natürlich Produkte, die man auf Fliesen und (intakten) Fugen gleichermaßen anwenden kann und die gleichzeitig als Grund- und Deckbeschichtung eingesetzt werden können (Maler nennen so etwas „Eintopfsystem“).
Günstige, hochwertige Produkte bekommt man dabei in den meisten Baumärkten bereits für Preise zwischen rund 25 EUR bis 30 EUR – bei üblichen Anstrichen. Die Gebindegrößen reichen dabei meist für 8 m² – 10 m², so dass sich Quadratmeterkosten von rund 2,50 EUR pro m² bis 4 EUR pro m² ergeben.
Zusammenstellungen aus Grundierung, Decklack und Fugenfarbe kommen dann meist etwas teurer – und sind auch aufwendiger zu verarbeiten.
Wenn dunkle Fliesenflächen hell gestrichen werden sollen, können unter Umständen mehrere Anstriche nötig sein, um den dunklen Farbton zu überdecken. In diesem Fall ist der Flächenverbrauch geringfügig höher (meist um rund 30 % beim Einsatz einer Farbrolle) – damit steigen dann auch die Kosten entsprechend. Viele Farben decken aber auch bei der üblichen Zahl von Anstrichen bereits sehr gut, selbst auf dunkleren Fliesen.