Wenn die Fassade bröckelt und krümelt, wird es dringend Zeit, etwas zu unternehmen. Welche Kosten für eine Fassadensanierung und ein Neuverputzen der Fassade anfallen, und worauf man dabei noch achten muss, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Worauf ist bei Fassaden-Sanierungen unbedingt zu achten?
Kostencheck-Experte:Der wichtigste Punkt ist in diesem Fall die EnEV, die Energie-Einspar-Verordnung. Die besagt nämlich, dass wenn Sie Ihre Fassade sanieren, diese auch zwingend dämmen müssen, wenn ihr Gebäude vor 1983 erbaut wurde.
Das ist gerade für Besitzer von Altbauten ein heikles Problem, da Fassadendämmungen nicht gerade kostengünstig sind. Wer noch nicht gedämmt hat, muss aber die Fassadendämmung zwingend nachholen, wenn er neu verputzt. Dabei müssen Wärmedurchgangswerte von weniger als 0,22 W/(m²·K) erreicht werden.
Frage: Was könnte so eine Wärmedämmung kosten?
Kostencheck-Experte: Bei einem WDVS können Kosten zwischen 50 EUR pro m² und 180 EUR pro m² anfallen – je nachdem, wie gedämmt werden muss.
Als Durchschnittswert für die Dämmung einer Fassade mit einem WDVS werden Kosten von 123 EUR pro m² angesehen – mit diesen Kosten sollte man also auf jeden Fall kalkulieren, wenn es um eine Komplettdämmung geht.
Wenn nur leichtere Dämmungen notwendig sind, können Sie das mit dem Verputzen mit erledigen lassen – die Kosten werden dann separat kalkuliert.
Gegenüber einem Neuverputzen einer Fassade ist das natürlich ein empfindlicher Kostensprung.
Frage: Was kostet das Neuverputzen einer Fassade sonst?
Kostencheck-Experte: Die Kosten richten sich in diesem Fall stark nach dem Aufwand, der für das ausführende Unternehmen anfällt. Von Haus zu Haus können die Preise dabei um 100 % oder sogar mehr variieren.
Sowohl beim Putz selbst als auch bei der Arbeitsleistung sind große Preisunterschiede möglich – deshalb sollte man immer mehrere Angebote einholen und sorgfältig vergleichen. Auch über die Materialunterschiede bei einzelnen Putzen sollte man sich gründlich informieren.
Ganz grob gesprochen kann man für das Verputzen einer Fassade zwischen rund 25 EUR pro m² und 55 EUR pro m² rechnen wenn kein besonderer Aufwand vorliegt und keine teuren Spezialputze verwendet werden. Das ist allerdings nur ein sehr grober Richtwert.
Grundsätzlich muss man wissen, dass ein Fassadenputz aus 3 Schichten besteht:
- dem Spritzbewurf (für eine bessere Haftung des Putzes auf dem Untergrund)
- dem Unterputz und
- dem Oberputz
Alle drei zusammen bilden ein sogenanntes Putzsystem und sind in der Regel exakt aufeinander abgestimmt. Hier wird in den meisten Fällen ein Komplettpreis für das gesamte Putzsystem verrechnet, der sich aber über eine große preisliche Bandbreite erstreckt.
Ein Kostenbeispiel:
Die Fassade eines Einfamilienhauses mit 150 m² Fläche soll verputzt werden. Verwendet wird ein Standardputz, ein Oberputz in einem Standard-Farbton und die Fassade ist weder mit Erkern noch mit Vorsprüngen ausgestattet. Die Fassade ist 8 m hoch.
Posten | Preis |
---|---|
Gerüstkosten | 1.150 EUR |
Materialkosten Putz | 1.080 EUR |
Putzschienen | 490 EUR |
Handwerkerleistung (Arbeitslohn) | 6.075 EUR |
Gesamtkosten | 8.795 EUR |
Gesamtkosten pro m² | 58, 60 EUR pro m² |
Das ist natürlich nur ein Kostenbeispiel. Für andere Häuser können – selbst bei gleicher Fassadengröße – auch deutlich abweichende Kosten anfallen.
In unserem Beispiel wurde keine Wärmedämmung angebracht. Je nach Dämmaterial und Dämmstärke würden hier deutlich höhere Kosten anfallen. Selbst bei einfachen, zusätzlichen Wärmedämmungen müsste man auf jeden Fall mit zusätzlichen 5.000 EUR – 7.000 EUR aufwärts rechnen.
Frage: Von welchen Faktoren hängt der Preis beim Fassadenverputzen hauptsächlich ab?
Kostencheck-Experte: Nun – zunächst natürlich vom ausführenden Unternehmen, und den Preisen, die man dort verlangt. Daneben sind aber folgende Faktoren entscheidend:
- die Größe der Fassade
- die Höhe der Fassade
- Beschaffenheit der Fassade
- die Kosten des Putzsystems
- der Arbeitsaufwand für die Handwerker
Regionale Unterschiede spielen daneben auch mit eine Rolle – aber das ist ohnehin bei beinahe allen Handwerksleistungen der Fall.
Frage: Warum spielt die Größe der Fassade eine Rolle? Wegen dem Materialbedarf?
Kostencheck-Experte: Natürlich richtet sich auch der Materialbedarf nach der Größe der Fläche, die verputzt werden soll.
Wichtig ist aber auch oft, dass Unternehmen bei größeren Flächen häufig anders kalkulieren als bei kleinen Flächen. Der Arbeitsaufwand relativiert sich hier oft bei einer größeren Fläche etwas, damit sinkt auch manchmal der Quadratmeterpreis für die Arbeitsleistung geringfügig, wenn die Fassade größer ist.
Zudem bemessen sich auch die Gerüstkosten nach der Fassadenfläche. Je größer die Fläche, desto teurer wird das Gerüst, das ebenfalls nach m² Fassadenfläche gerechnet wird.
Frage: Warum ist die Höhe der Fassade wichtig?
Kostencheck-Experte: Die Höhe spielt allein für die Gerüstkosten eine Rolle – hohe Gerüste (über 10 m) sind manchmal teurer als eine Eingerüstung von zweigeschossigen Bauten.
Mehr über Gerüstpreise können Sie übrigens an dieser Stelle erfahren.
Frage: Inwieweit spielt die Beschaffenheit der Fassade eine Rolle?
Kostencheck-Experte: Es gibt sehr schlichte, ebene Fassaden – für den Verputzer ist das etwas sehr Angenehmes. Da heute vor allem mit effizienten Spritzverfahren gearbeitet wird, sind solche Fassaden natürlich sehr gut und vor allem ohne große Hindernisse zu bearbeiten.
Das Gegenteil wäre ein Fassade mit mehreren Erkern, mit abgesetzten Mustern oder Reliefen und mit vielen Kanten und Vertiefungen. Hier ist der Arbeitsaufwand für den Verputzer dann maximal – für den Bauherrn dann meist der Preis.
Frage: Mit welchen Kosten kann man für das Putzsystem in etwa rechnen?
Kostencheck-Experte: Das ist ganz unterschiedlich. Hier wird immer der Untergrund und die vorhandene Bausubstanz berücksichtigt und ein passendes Putzsystem ausgewählt, das aufeinander abgestimmt ist.
Die Kosten dafür bewegen sich im Bereich von 4 EUR pro m² bis 8 EUR pro m², wenn keine teuren Spezialputze oder wertvolle und aufwändige Oberputze verwendet werden. Dann kann es im Einzelfall auch einmal deutlich teurer werden.
Frage: Was erhöht und was verringert den Aufwand für die Verputzer?
Kostencheck-Experte: Ein guter Untergrund, der nicht viel Vorbereitung braucht, ist in der Regel eine wesentliche Arbeitserleichtung für die Fachfirmen – die durch den geringeren Aufwand dann auch geringere Kosten verrechnen.
Erleichternd sind auch – wie bereits erwähnt – einfach gestaltete Fassaden ohne Verzierungen, Reliefs oder Erker und generell mit wenigen Kanten und Vertiefungen.
Eine weitere Erleichterung wäre beispielsweise, ohne Gerüst arbeiten zu können. So etwas ist etwa bei Bungalows der Fall, bei denen die gesamte Fassade gut ohne Gerüst zu erreichbar sind. Das sorgt für einen deutlich schnelleren Arbeitsfortschritt und damit weniger Arbeitskosten.
Der Bauherr würde sich in diesem Fall auch die Gerüstkosten ersparen – in unserem Beispiel immerhin über 1.000 EUR.
Problematische Untergründe oder eine notwendige, umfassende Vorbereitung des Untergrunds können die Kosten umgekehrt natürlich schnell in die Höhe treiben. Zusätzlicher Arbeitsaufwand in hohem Maß ist auch entsprechend teuer.
Frage: Welche zusätzlichen Kosten können neben den schon besprochenen Kosten noch anfallen?
Kostencheck-Experte: Die Kosten für eine zusätzlich notwendige Wärmedämmung habe ich vorhin ja schon erwähnt.
Verteuerungen sind auch durchaus beim Eingerüsten möglich: Wenn beispielsweise ein Gerüst im Bereich eines Gehwegs errichtet werden müsste, fallen schon einmal Kosten für eine behördliche Genehmigung an – diese Kosten können durchaus schon im Bereich von 100 EUR – 200 EUR liegen. Dazu kommen dann unter Umständen noch vorgeschriebene Verkehrssicherungsmaßnahmen und eine spezielle Absicherung des Gerüsts – alles zusammen kann sich im Einzelfall auf beträchtliche Kosten summieren, die dann noch zusätzlich anfallen.
Frage: Wie setzen sich die Kosten für die Wärmedämmung zusammen?
Kostencheck-Experte: Nun – grundsätzlich geht es hier um Materialkosten einerseits und um die Arbeitskosten andererseits.
Bei den Materialkosten können Sie in den meisten Fällen von rund 5 – 10 EUR pro m² ausgehen – das ist bei vielen Zusatz-Dämmungen nicht teuer. Abhängig sind diese Kosten vom gewählten Dämmmaterial und der erforderlichen Dämmstärke.
Der große Kostenfaktor sind in diesem Fall die Arbeitskosten. Hier können, je nach Art der Wärmedämmung zusätzlich zwischen 15 EUR pro m² und 60 EUR pro m² allein für die Arbeitsleistung anfallen.
Frage: Würde sich – angesichts der geringen Materialpreise – nicht ein Selberdämmen lohnen?
Kostencheck-Experte: Dämmungen sind immer sehr problematisch – schon kleine Fehler können schwerste Schäden in der Bausubstanz verursachen. Das Haus wird dann schlimmstenfalls zu einem echten Sanierungsfall – hier reden wir dann aber ganz sicher von Kosten im unteren fünfstelligen Bereich.
Kostenmäßig würde sich das natürlich lohnen – allerdings nur dann, wenn man auch tatsächlich über die erforderliche fachliche Eignung verfügt. In einem solchen Fall würde man das aber ohnehin selber machen.
Frage: Wie sieht es mit Selberverputzen aus?
Kostencheck-Experte: Hier ist nicht ganz so viel Fachkenntnis nötig, wie beim Dämmen – allerdings sollte man das Fassadenverputzen schon sicher beherrschen. Fehler sollten auch hier nicht passieren.
Im Hinblick auf die Kosten lohnt sich das natürlich in jedem Fall: In unserem Beispiel würden die 6.075 EUR Arbeitskosten wegfallen, auch bei den Gerüstkosten kann man unter Umständen sparen. Verwendet man ein kostengünstiges Rollgerüst (Mietkosten rund 130 EUR pro Woche), fallen auch hier noch mindestens 500 EUR an Kosten weg.
Beim Materialpreis hängt es davon ab, welches Putzsystem man verwendet – in dem einen oder anderen Fall kann man auch hier noch ein wenig Kosten sparen.
Insgesamt könnte man sich von den 58,60 EUR pro m² aus unserem Kostenbeispiel also rund 43,80 EUR pro m² sparen – das Verputzen der Fassade würde dann also nur rund 14,80 EUR pro m² und eine Menge freier Zeit kosten (etwa drei mal so lang wie die Handwerker).
Tipps & Tricks
Achten Sie darauf, dass freiwillige Helfer auf Ihrer Baustelle grundsätzlich nicht unfallversichert sind. Berade bei der Arbeit auf Gerüsen ist das ein wichtiger Punkt. Sie können jeden Helfer aber für 1,50 EUR – 2 EUR je geleisteter Arbeisstunde bei der BG unfallversichern.