Wand verputzen – welche Kosten fallen an?

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Das Verputzen von Wänden in Innenräumen gehört zwar zu den Lieblingsaufgaben der meisten wirklich engagierten Heimwerker – wirklich perfekt bekommt es allerdings nur der Profi hin. Welche Kosten man für diese Arbeiten in professioneller Ausführung dann rechnen muss, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Wo liegen die Unterschiede zwischen professionellem Verputzen und Heimwerkerarbeiten?

Kostencheck-Experte: Zunächst einmal erkennt man das schon an der Geschwindigkeit des Arbeitsfortschritts: Profis arbeiten um ein Vielfaches schneller als auch der begabteste Heimwerker. Die Anforderungen an die Ausführungsqualität sind dabei in den meisten Fällen beim Profi auch noch höher.

Professionelle Betriebe arbeiten dabei heute hauptsächlich maschinell – Maschinen- oder Spritzputz ist Standard, auch wenn jeder Maler das Putzen von Hand perfekt beherrscht. Es geht hierbei aber vor allem um die Zeitersparnis bei Standard-Verputzaufgaben.

Der Unterschied zwischen Profis und Heimwerkern liegt auch darin, dass Heimwerker in den allermeisten Fällen nur den Oberputz aufbringen oder erneuern – der Profi bringt (zumindest im Neubau) aber auch den Unterputz an, was deutlich schwieriger ist und einiges an Fachwissen und Fähigkeiten voraussetzt.

Und während Heimwerker oft und gerne mit Roll- und Streichputzen arbeiten findet man diese Putzarten beim Profi so gut wie nie im Programm.

Das Verputzen der Decke erledigen in den Innenräumen meist auch nur die Profis – als Heimwerker ist diese Aufgabe schon sehr herausfordernd, vor allem wenn man ein optisch perfektes Ergebnis möchte.

Frage: Was kosten Verputzarbeiten beim Profi?

Kostencheck-Experte: Hier muss man natürlich zunächst einmal klarstellen, von welchen Verputzarbeiten man redet: Oberputz? Unterputz? Putzerneuerung? Abporren von Wänden? Strukturputze, Sichtputze oder Sonderputze wie Tadelakt? Verputzen ist nicht gleich Verputzen.

Für das Aufbringen von Oberputz müssen Sie in der Regel zwischen 8 EUR pro m² und 12 EUR pro m² in den meisten Fällen rechnen.

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Für das Verputzen eines Neubaus ist mit Kosten von mindestens 25€ pro qm zu rechnen

Teurer wird es hier nur, wenn spezielle Sichtputze oder Glattputze gefordert sind – dann kann das auch durchaus bis zu 30 EUR pro m² kosten.

Für ein komplettes, mehrlagiges Putzsystem aus Unterputz und Oberputz, wie es im Neubau gefordert ist, müssen Sie meist zwischen 25 EUR pro m² und 35 EUR pro m² rechnen. Bei schwierigen Untergrundverhältnissen und problematischer Haftung kann es hier fallweise aber auch etwas teurer werden.

Einige ganz besondere Putzformen, wie Tadelakt, können dann preislich sehr viel höher liegen 100 EUR pro m² bis 120 EUR pro m² sind hier keine Seltenheit, weil auch der Aufwand beim Aufbringen und beim späteren Glätten und Wasserdicht machen des Putzes sehr hohen Aufwand verursacht.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis

Wir lassen einen kleinen Anbau, den wir errichtet haben das erste Mal verputzen. Die Wandflächen unseres Anbaus haben zusammengenommen 60 m².

Wir begnügen uns mit einem Standard-Putzsystem und mittlerer Ausführungsqualität (Q2).

Posten Preis
Unterputz anbringen 1.070 EUR
Oberputz anbringen 570 EUR
Gesamtkosten 1.640 EUR
Gesamtkosten pro m² für Oberputz und Unterputz 27,30 EUR pro m²

Hierbei handelt es sich natürlich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel, das lediglich für ein bestimmtes Gebäude und die Arbeitsleistung eines bestimmten Unternehmens gelten. Die Kosten können in anderen Fällen auch deutlich abweichen, insbesondere bei unterschiedlichen Putzausführungen.

Frage: Von welchen Dingen hängen die Kosten für den Wandverputz ab?

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Nicht nur die Größe der zu verputzenden Fläche hat einen Einfluss auf den Preis

Kostencheck-Experte: Bei Innenwänden muss man hier schon einige Dinge berücksichtigen:

  • die Größe der zu verputzenden Fläche
  • welche Art von Putz aufgebracht werden soll (Oberputz oder Unterputz und Oberputz)
  • ob es sich um Wände, Decken, oder beides handelt
  • die gegebene Untergrundbeschaffenheit
  • die Art des verwendeten Putzsystems
  • welche Ausführungsqualität gefordert wird
  • welche Arbeitszeit für die Arbeiten anfällt und ob noch zusätzlicher Aufwand für den Handwerker entsteht

Jedes Unternehmen kalkuliert dabei leicht unterschiedlich, dazu kommen oft auch noch deutliche regionale Preisunterschiede – das gilt grundsätzlich aber für alle Handwerkskosten. Die Preise in Köln und in einem kleinen Ort in Mecklenburg-Vorpommern sind selten vergleichbar.

Frage: Was kostet der Unterputz bei einem Neubau?

Kostencheck-Experte: Das hängt natürlich immer auch ein wenig von den örtlichen Gegebenheiten und von der Beschaffenheit des Untergrunds ab – in der Regel können Sie aber von Kosten im Bereich von 15 EUR pro m² bis 20 EUR pro m² Wandfläche ausgehen.

Die Kosten für den Oberputz (rund 8 EUR pro m² bis 12 EUR pro m²) kommen dann noch dazu.

Frage: Was hat es mit der „geforderten Qualität“ auf sich? Gibt es da einen Maßstab?

Kostencheck-Experte: Ja, den gibt es. Die „Qualität“ bezieht sich auf die Feinheit und Glätte des Oberputzes.

Für Handwerksbetriebe gelten dabei verbindliche Qualitätsklassen, die mit Q 1 bis Q 4 bezeichnet werden – je höher die Stufe, desto höher auch die Glätte und Feinheit der Putzoberfläche. Um sich ein Bild davon zu machen: bei Q 4 ist der Putz so glatt ausgeführt, dass man ihn sogar mit einem Hochglanzlack lackieren könnte.

Welche Qualitätsanforderung im Einzelfall sinnvoll ist entscheidet, welcher Wandbelag später eingesetzt werden soll:

Wandbelag sinnvolle Qualitätsanforderung
Fliesen Q 1 – Q 2
Tapeten (außer besonders leichte Sondertapeten) Q 2
Streichen der Wände, sehr dünne und leichte Tapeten Q 3

Mit der Höhe der Qualitätsanforderungen steigt dann natürlich auch der Preis: der Preis kann in höheren Qualitätsstufen dann durchaus bis zu 25 EUR pro m² oder 30 EUR pro m² steigen.

Frage: Gibt es darüber hinaus auch noch spezielle Ausführungen beim Putz?

Kostencheck-Experte: Hier gibt es durchaus eine ganze Reihe Möglichkeiten:

  • aufwendige Strukturputze mit ganz besonderen (teilweise handgemachten) Strukturen
  • Baumwollputze (die etwas schwieriger aufzutragen sind als gewöhnliche Putze)
  • zum Teil sehr spezielle Kalkputz-Varianten
  • sogenannte „Sichtputze“

Sichtputze sind sehr fein ausgeführte Putze, die ein Streichen überflüssig machen. Sie werden direkt in der gewünschten Farbe auf die Wand gebracht und fungieren gleichzeitig als Oberputz und als Wandfarbe.

Zusammen genommen muss das in der Praxis oft gar nicht teurer sein – wer den Malerbetrieb streichen lässt, spart durch einen Sichtputz natürlich diese Kosten.

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Das Badezimmer kann mit einem wasserdichten Putz versehen werden

Da die Kosten für die meisten Spezialputze ebenfalls im Bereich von rund 25 EUR pro m² bis 30 EUR pro m² liegen, kann die Kostenerhöhung gegenüber einem gewöhnlichen Oberputz auch gelegentlich günstiger sein als das Streichen der Wand – zumindest bringt es eine Zeitersparnis mit sich.

Für viele ist sicherlich auch ein sogenannter Glattputz interessant: er ist sehr fein und auch mit einem feuchten Tuch reinigbar und man kann ihn auch recht leicht ausbessern. Die Kosten dafür liegen häufig bei 18 EUR pro m² bis 22 EUR pro m², also leicht günstiger als bei den übrigen Spezialputzen.

Wie immer entscheiden hier natürlich die persönlichen Bedürfnisse im Einzelfall. Dabei gilt die recht einfache Regel: je höher die Ansprüche und je komplizierter die Anfertigung des Putzes, desto teurer wird es natürlich auch.

Frage: Was ist mit wasserdichten Spezialputzen?

Kostencheck-Experte: Hiermit ist sicherlich Tadelakt gemeint.

Tadelakt ist eine ganz spezielle Kalkputzvariante, bei der ausschließlich aus Marokko stammende Putzmaterialien verwendet werden. Das Aufbringen ist komplizierte, Jahrtausende alte Handwerkskunst – das Ergebnis ist dann aber ziemlich interessant:

  • Tadelakt hält sogar in Waschbecken
  • Tadelakt ist gut belastbar
  • Tadelakt ist hoch glänzend
  • Tadelakt ist völlig wasserunempfindlich

Gerade im Badezimmer ist ein völlig wasserdichter Putz in leicht schimmernder Ausführung natürlich eine sehr überzeugende Lösung für ein echt fugenloses Bad.

Die Kosten für diese besondere Putzart sind allerdings auch beträchtlich: im Allgemeinen muss man dafür über 100 EUR pro m² rechnen. Das schlägt dann sogar in einem vergleichsweise kleinen Bad mit enormen Kosten zu Buche.

Frage: Ist das Verputzen von Deckenflächen teurer als das Verputzen von Wänden?

Kostencheck-Experte: Ja – es erfordert ja einen beträchtlich höheren Aufwand. Aus diesem Grund müssen Sie hier schon beim Oberputz mit gewöhnlichen Putzsystemen meist 20 EUR pro m² bis 30 EUR pro m² rechnen, bei Spezialputzen wird es dann natürlich noch entsprechend teurer.

Frage: Können zu den erwähnten Quadratmeterkosten noch zusätzlich Kosten anfallen?

Kostencheck-Experte: In einigen Fällen ist das durchaus möglich. Die meisten Unternehmen rechnen alle direkt mit dem Verputzen verbundenen Leistungen meist in die Quadratmeterpreise mit hinein – in anderen Fällen werden aber beispielsweise Abklebe- und Abdeckarbeiten noch extra berechnet.

Aufwand, der über das gewöhnliche Maß hinausgeht wird dann auch häufig nach Stunden abgerechnet.

Frage: Beim Selber verputzen würden ja lediglich die Materialkosten anfallen – lohnt sich das denn in der Praxis?

Kostencheck-Experte: Einmal abgesehen vom deutlich höheren Zeitaufwand den man beim Selbermachen kalkulieren müsste, wird wahrscheinlich auch das Ergebnis nie hundertprozentig perfekt sein. Gekonnte maschinelle Arbeit ist in ihrer Gleichmäßigkeit immer jeder nicht ganz so geübten händischen Arbeit überlegen.

Darüber könnte man vielleicht noch hinwegsehen – immerhin kann man auf die Eigenleistung ja stolz sein – ein anderer Punkt sind allerdings buchstäblich „Haftungsfragen“: hier geht es nicht nur, wie sonst auch üblich, um die Gewährleistungshaftung und die Pflicht zur Mängelbeseitigung des Handwerksbetriebs, sondern um die ganz buchstäbliche Haftung des Putzes an der Wand.

Die Wahl des richtigen Putzsystems und die korrekte Beurteilung des Untergrundes und seiner Haftfähigkeit für bestimmte Putzsysteme erfordert schon einiges an Erfahrung. Im schlimmsten Fall wird der Putz dann rissig, bekommt Sprünge und fällt ab. Wenn das schon beim Unterputz passiert, war die gesamte Arbeit am Ende umsonst – und man muss beträchtlichen Aufwand investieren, um den Schaden wieder zu reparieren.

Kostenmäßig fallen natürlich beim Selbst verputzen die hohen Arbeitskosten weg – die Materialkosten für Putzmaterialien sind in der Regel ja nur sehr niedrig.

Putzmaterialien, die der Handwerker verwendet, kosten oft nur 1 EUR pro m² bis 3,50 EUR pro m², als Privatperson wird man hier höchstwahrscheinlich aber geringfügig mehr bezahlen müssen, weil man keine professionellen Bezugsquellen nutzen kann. In der Praxis liegt der Unterschied wie bei allen Baumaterialien hier bei mindestens 20 %. Angesichts der ohnehin sehr geringen Kosten würde aber selbst eine Kostenerhöhung um 100 % kaum etwas ausmachen, wenn man selbst verputzt.

Bleibt also nur die Frage, ob man mit einem möglicherweise optisch nicht hundertprozentig perfekt ausgeführtem Putz leben kann – sofern er denn überhaupt auf der Wand hält. Diese Frage muss man sich beantworten, wenn man sich für oder gegen Selbst verputzen entscheidet.