Auch Heizungsanlagen haben nur eine begrenzte Lebensdauer – nach spätestens 20 – 25 Jahren sollte über den Austausch der Heizung nachgedacht werden. Welche Kosten eine neue Heizung verursachen kann und wann auch die Heizkosten sinken, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Welche Möglichkeiten hat man bei einer neuen Heizung überhaupt – und worauf sollte man beim Austausch der Heizung achten?
Kostencheck-Experte: Wenn man seine alte Öl- oder Gasheizung erneuern möchte, kann man natürlich bei der gleichen Heizform bleiben. Es bieten sich aber auch zahlreiche andere Möglichkeiten und moderne Heiztechnologien, die zum Teil viele Vorteile mit sich bringen.
Fossile Energieträger wie Erdgas und Erdöl sind auf lange Sicht sicherlich problematisch – durch die zunehmende Verknappung werden sicherlich langfristig die Preise steigen und bei einer neuen Heizung muss man schon rund 20 Jahre vorausdenken.
Der aktuell sehr niedrige Ölpreis sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass erst 2012 das Heizen mit Öl beinahe doppelt so teuer war wie heute. Auch die Gaspreise werden sich irgendwann einmal weiter nach oben bewegen.
Wer heute auf der Suche nach einer neuen Heizung ist, ist oft mit Biomasse-Heizanlagen gut beraten. Hackschnitzel und Pellets bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen und werden häufig aus den Abfällen industrieller Produktion auf recht einfache Weise hergestellt, beide gehören zu den günstigsten Heizmitteln überhaupt.
Preissteigerungen sind zudem bei diesen Energieträgern, wenn überhaupt, nur sehr moderat zu erwarten, da bei nachwachsenden Rohstoffen kaum eine Verknappung eintreten wird und die Herstellung sehr einfach und wenig aufwendig ist. Die letzten Jahre haben auch deutlich gezeigt, dass kaum jährliche Steigerungen zu erwarten sind – die Preise haben sich schon vor langer Zeit auf ein stabiles Niveau eingependelt.
Solarthermie und Photovoltaik sind in den vergangenen Jahren deutlich günstiger geworden. Die Preise für Kollektoren sind dabei um fast 70 % gefallen. Damit ist auch die Sonnenenergie heute durchaus wirtschaftlich in bestehende Heizsysteme einzubinden. Sie kann dabei deutliche Kosteneinsparungen erbringen.
Auch Wärmepumpentechnologie kann für deutlich günstigere Heizkosten sorgen als bisher – wobei hier allerdings gewisse Einschränkungen zu beachten sind.
Die fortschrittlichsten Heizsysteme derzeit sind Blockheizkraftwerke und Brennstoffzellenheizungen. Sie sind (noch) sehr teuer, gleichzeitig aber auch hoch subventioniert, sehr ökologisch und gerade bei größeren Verbräuchen interessant. Neben Heizwärme und Warmwasser kann mit diesen Technologien gleichzeitig auch Strom produziert werden, was in vielen Fällen sicherlich einen großen Vorteil darstellt.
Vor dem Austausch der Heizung sollten Sie auf jeden Fall Ihren Heizwärmebedarf ermitteln – für eine richtige Dimensionierung der neuen Heizanlage ist das fast unumgänglich.
Überlegen Sie zudem auch, ob Sie mit der Erneuerung der Heizung nicht auch gleichzeitig Dämmmaßnahmen oder andere energetische Sanierungsmaßnahmen durchführen – etwa eine Optimierung der kompletten Heizungsanlage oder einen Fensteraustausch. In vielen Fällen können Sie alle diese Maßnahmen mit dem gleichen zinsbegünstigten Förderkredit abdecken, bei einem Bündel von Maßnahmen bekommen Sie vielfach auch höhere Zuschüsse, als wenn Sie nur allein die Heizung tauschen.
Immerhin bedeutet ein Heizungsaustausch in den meisten Fällen hohe Kosten, die man so gut wie möglich senken sollte, damit sich die neue Heizung schneller amortisiert.
Frage: Was kostet eine neue Heizung?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal nicht beantworten – das hängt davon ab, für welches Heizsystem man sich entscheidet und in welchem Umfang der Austausch durchgeführt wird.
Wenn lediglich ein neuer Heizkessel für Öl oder Gas angeschafft wird, liegen die Kosten vielleicht nur bei 5.000 EUR – 7.000 EUR. Typischerweise müssen Sie für eine komplett neue Heizung aber meist 9.000 – 15.000 EUR rechnen.
Für besonders ökologische Heizformen wie Biomasse-Anlagen und Erdwärmepumpen liegen die Kosten eher im Bereich von 15.000 EUR – 25.000 EUR. Für hochmoderne Technologien wie Brennstoffzellenheizungen oder Blockheizkraftwerke liegen die Kosten typischerweise sogar noch höher – mit zwischen 20.000 EUR – 30.000 EUR müssen Sie hier häufig rechnen.
Kommt Solarthermie zur Heizungsunterstützung dazu (das ist bei jeder Heizform möglich) müssen Sie meist mit rund 8.000 EUR – 10.000 EUR zusätzlichen Kosten rechnen.
Wichtig ist dabei vor allem aber, die Heizung so auszuwählen und zu dimensionieren, dass sie sich möglichst schnell amortisiert und für das jeweilige Gebäude so wenig Heizkosten wie möglich verursacht.
Am Ende zählen weniger die Anschaffungskosten, sondern vor allem die langfristigen Verbrauchskosten für die Heizung.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir ersetzen unsere alte Ölheizung durch eine moderne Pelletheizung mit 20 kW Leistung.
Da unser Ölkessel bereits sehr alt war und einen sehr schlechten Wirkungsgrad hatte und wir ein Brennwert-System verwenden, erhalten wir eine höhere Förderung.
Posten | Preis |
---|---|
Pelletkessel | 8.700 EUR |
Vorratsbehälter und Fördersystem | 3.300 EUR |
Kombi-Speicher | 4.500 EUR |
Brennwert-System | 2.000 EUR |
Montage komplett inkl. hydraulischem Abgleich | 5.200 EUR |
Gesamtkosten | 23.700 EUR |
Förderung BAFA – Basisförderung | abzüglich 3.500 EUR |
Förderung Brennwertnutzung | abzüglich 750 EUR |
Förderung APEE | abzüglich 700 EUR |
selbst zu tragende Kosten | 18.750 EUR |
Hierbei handelt es sich natürlich lediglich um ein einzelnes Kostenbeispiel, das nur für eine ganz bestimmte Heizungsanlage und eine bestimmte Einbausituation gilt. Die Kosten für eine neue Heizungsanlage, auch eine neue Pelletheizung, können in anderen Fällen auch deutlich unterschiedlich liegen.
In unserem Fall erkennt man gut, dass Biomasse-Heizungen hoch gefördert werden – und dass sich diese Förderungen durchaus lohnen. Zusätzlich hätten wir die Kosten für die Heizung auch noch über ein zinsbegünstigtes Förderdarlehen der KfW finanzieren können oder einen weiteren Zuschuss dafür erhalten (10 % der Kosten).
Frage: Wovon hängen die Kosten für eine neue Heizung in der Regel ab?
Kostencheck-Experte: Hier müssen viele Faktoren in Betracht gezogen werden:
- um welche Art von Heizanlage es sich handelt
- wie groß die Heizleistung ist und welcher Wärmebedarf abgedeckt werden muss
- welche zusätzlichen Technologien zum Einsatz kommen sollen
- wie die Heizanlage im Einzelnen konfiguriert wird
- welche zusätzlichen Arbeiten gleichzeitig mit der Heizungserneuerung stattfinden
Hier gibt es unzählige Möglichkeiten, ein Heizsystem an das Gebäude und die Bedürfnisse von Hausbesitzern individuell anzupassen und den Heizenergieverbrauch zu optimieren.
Aus diesem Grund ist es kaum möglich, Pauschalpreise für eine neue Heizung zu nennen – am Ende hängen die Kosten immer von der individuellen Konfiguration der Heizungsanlage ab.
Eine genaue Erhebung des Ist-Zustands, eine Ermittlung des individuell gegebenen Wärmebedarfs und eine Wirtschaftlichkeitsrechnung für die Heizanlage sollten im Vorfeld unbedingt erfolgen. Nur so ist sichergestellt, dass die Heizung auch optimal zum Gebäude passen kann und der niedrigstmögliche Heizenergieverbrauch erreicht werden kann.
Frage: Wie sieht das nun mit den Heizkosten bei den einzelnen Heizungsarten aus?
Kostencheck-Experte: Hier muss man natürlich immer den Heizwärmebedarf im Blick haben – er bestimmt grundsätzlich, welche Kosten am Ende anfallen. 15.000 kWh pro Jahr kosten dann je nach Heizanlage unterschiedlich viel – aber der Heizwärmebedarf des Gebäudes bleibt natürlich gleich.
Worauf man dabei allerdings achten muss, ist immer auch die Effizienz der neuen Heizanlage. Wenn Brennwert-Technik verwendet wird (wie in unserem Beispiel) ist der Heizenergieverbrauch in der Regel auch um rund 15 % bis 20 % geringer als bei Anlagen ohne Brennwerttechnik. Die Mehrkosten für die Brennwerttechnologie machen sich also schnell bezahlt.
Den individuellen Heizwärmebedarf des Gebäudes kann man nur senken, wenn man (besser) dämmt, Fenster mit höherem Wärmeschutz einbaut und die Heizungsanlage insgesamt optimiert. Der gesunkene Heizwärmebedarf verursacht am Ende dann ganz von selbst schon einmal geringere Kosten.
Bei energetischen Sanierungsmaßnahmen sollte man daher immer im Vorfeld berechnen lassen, welche Auswirkungen die einzelne Maßnahme auf den Heizwärmebedarf des Gebäudes hat: dann kann man abschätzen, was man pro Jahr an Kosten spart und ob sich die Maßnahme (etwa ein Austausch der Fenster) überhaupt lohnt.
Frage: Was würden 15.000 kWh Heizwärmebedarf bei den einzelnen Heizungsarten kosten?
Kostencheck-Experte: Man kann sich recht gut am Wärmepreis für einzelne Heizungsarten orientieren. In der nachfolgenden Tabelle sieht man die einzelnen Heizungsarten und die Kosten für 15.000 kWh pro Jahr.
Heizungsart | Kosten für 15.000 kWh Heizwärme |
---|---|
Gasheizung / Gastherme | ca. 900 EUR |
Gasheizung mit Brennwerttechnologie | ca. 720 EUR |
Ölheizung (derzeitiger niedriger Ölpreis / Ölpreis 2012) | ca. 975 EUR / ca. 1.425 EUR |
Öl-Brennwertkessel (derzeitiger niedriger Ölpreis / Ölpreis 2012) | ca. 780 EUR / ca. 1.140 EUR |
Pelletheizung | ca. 675 EUR |
Pelletheizung mit Brennwerttechnologie | ca. 540 EUR |
Wärmepumpe (Erdwärme) mit JAZ 3,8 (mit ermäßigtem Wärmepumpenstromtarif = 19 Cent/kWh) | ca. 750 EUR |
Wärmepumpe (Erdwärme) mit JAZ 4,5 (mit ermäßigtem Wärmepumpenstromtarif = 19 Cent/kWh)975-540 | ca. 635 EUR |
zusätzliche Solarthermie-Anlage zur Heizungsunterstützung (Kosten ca. 7.000 EUR – 10.000 EUR) | rund 15 % – 20 % geringere Kosten der Heizung |
Dabei sollte man aber immer auch bedenken, dass sich Kosten ändern können: Fossile Energieträger werden höchstwahrscheinlich über einen längeren Zeitraum gesehen etwas teurer werden, auch der Strompreis könnte langfristig gesehen noch steigen. Bei Biomasse kann man auch langfristig von einer relativen Preisstabilität ausgehen. Das sollte man immer auch mit einkalkulieren.
Frage: Wann amortisiert sich eine neue Heizung?
Kostencheck-Experte: Wenn man eine Heizung ohnehin erneuern muss – etwa weil sie schon mehr als 20 Jahre alt ist – spielt die Amortisation grundsätzlich keine Rolle. Eine Heizung wird dann ohnehin benötigt.
In diesem Fall sollte man eher von der kostengünstigsten Heizung (in Bezug auf die Anschaffungskosten) ausgehen und sich anhand der Heizkosten ansehen, ob sich der Mehraufwand bei der Anschaffung anderer Heizanlagen lohnt.
In unserem Kostenbeispiel wäre vielleicht eine neue Ölheizung am kostengünstigsten. Die Mehrkosten für Brennwert-Technik von rund 2.000 EUR bis 3.000 EUR hätten wir bei einem jährlichen Kostenunterschied von 195 EUR (ermittelt aus obenstehender Tabelle) in etwa 15 Jahren hereingeholt – danach wird es günstiger. Bei einem Ölpreisniveau von 2012 wären es gerade einmal 10,5 Jahre Amortisationszeit.
Eine Pelletheizung würde insgesamt gut 10.000 EUR mehr kosten als die Ölheizung. Bleibt der Ölpreis auf jetzigem Niveau, würde sich die Pelletheizung in rund 22,5 Jahren bezahlt machen. Klettert der Ölpreis allerdings wieder auf das Niveau von 2012, rechnet sich der Kostenunterschied der Pelletheizung bereits in 12 Jahren.
Eine zusätzliche Solarthermie-Anlage würde sich dann allerdings kaum mehr lohnen – die zusätzlichen 10.000 EUR Kostenaufwand würden sich nur in sehr langen Zeiträumen amortisieren, die bereits deutlich über der Lebensdauer der Heizungsanlage liegen.