Wintergarten – mit diesen Kosten müssen Sie rechnen

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Wenn es an Herbstabenden auf der Terrasse kühl zu werden beginnt und der Wind auch unter das Terrassendach gelangt, wünscht sich manch einer, er hätte einen Wintergarten. Welche Kosten man dafür rechnen müsste, und welche Preisunterschiede es beim Wintergarten geben kann, erklärt der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Kann man einfach so einen Wintergarten bauen?

Kostencheck-Experte: In der Regel ist für den Bau eines Wintergartens eine Genehmigung erforderlich – in manchen Fällen geht es allerdings sogar ohne. Das hängt immer von der Art und Größe des Wintergartens ab und von der jeweils geltenden Bauordnung. Bauordnungen sind von Bundesland zu Bundesland verschieden und zusätzlich kann es noch von Kommune zu Kommune unterschiedliche Detailbestimmungen geben.

Man muss sich allerdings darüber im Klaren sein, dass bei einem geheizten Wintergarten (dauerhaft mehr als 12 °C in der Heizperiode) der Wintergarten als zusätzliche Wohnfläche gezählt wird und auch allen Vorschriften der EnEV komplett unterliegt. Das kann in vielen Bereichen Auswirkungen haben – eine Vergrößerung der Wohnfläche des Hauses bei einem 30 m² großen Wintergarten von 120 m² auf 150 m² bleibt nicht immer folgenlos.

Bei einem ungeheizten, sogenannten „Kaltwintergarten“ (im Gegensatz zum geheizten „Warmwintergarten“) wird die Wintergartenfläche dagegen nicht als Wohnraum gewertet.

In sehr vielen Fällen ist dort, wo Sie einen Wintergarten errichten wollen, bereits eine Terrasse vorhanden – oder zumindest ein Fundament dafür. Wenn das nicht der Fall ist, müssen Sie zunächst ein Fundament errichten (lassen), was mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Wie dieses Fundament beschaffen sein muss, hängt weitestgehend davon ab, welchen Wintergarten Sie darauf errichten wollen.

Wenn es an der geplanten Errichtungsstelle keine Terrasse gibt, existiert in der Regel auch keine Außentür an dieser Stelle. Sie können dann zwar den Wintergarten selbst von außen zugänglich machen, in den meisten Fällen wird es aber empfehlenswerter sein, einen Zugang vom Haus her zu schaffen (etwa den Einbau einer Hebe-Schiebetür in die Außenwand). Auch das bedeutet zusätzlichen Aufwand und natürlich zusätzliche Kosten, die durchaus beträchtlich sein können.

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Ein Wintergartenbausatz ist günstiger als ein kompletter Bau

Ob Sie Ihren Wintergarten dann selbst aus einem Bausatz errichten oder professionell errichten lassen, bleibt dann Ihre Entscheidung. Bei einem Warmwintergarten kommen Sie allerdings in den meisten Fällen nicht darum herum, ihn vom Fachunternehmen aufbauen zu lassen. Dazu ist dann ein Errichtungstermin nötig, alle Vorarbeiten müssen entsprechend der Anforderung des Unternehmens geleistet sein und Sie müssen dann auch die Montagekosten für den Wintergarten und die Kosten für die Arbeiten anderer Gewerke (zum Beispiel Heizungserweiterung in den Wintergarten) tragen.

Das kann insgesamt dann durchaus beträchtliche Kosten ausmachen und auch eine ganze Weile Bauzeit bedeuten.

Frage: Was kostet ein Wintergarten im Allgemeinen?

Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal nur sehr schwer beantworten, das ist je nach Art des Wintergartens und Größe recht unterschiedlich.

Sehr kostengünstige Bausätze für Kaltwintergärten bekommen Sie oft schon für 100 EUR pro m² bis 150 EUR pro m² – solche Bausätze kann man in der Regel auch noch leicht selbst aufbauen. Im Grunde handelt es sich dabei lediglich um eine Terrassenüberdachung mit verglasten Seitenflächen.

Für solide Qualität müssen Sie aber selbst beim Kaltwintergarten meist eher 500 EUR pro m² aufwärts rechnen.

Ein geheizter Wohnwintergarten ist schon fast genauso teuer wie ein Anbau – die Quadratmeterkosten bewegen sich hier bereits in einem Bereich, den man auch für den Bau von Einfamilienhäusern veranschlagt: ab etwa 1.200 EUR pro m² bis 1.300 EUR pro m² sind ein realistischer Wert, nach oben gibt es natürlich (wie beim Hausbau) kaum eine Grenze.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis

Wir lassen an der Seite unseres Hauses einen 20 m² großen Wohnwintergarten errichten. Der Wintergarten soll geheizt (Fußbodenheizung) werden und muss deshalb auch allen EnEV-Vorgaben entsprechen. Als Fußbodenbelag setzen Fliesen ein.

Wir entscheiden uns für ein Wintergartenmodell mit mittlerer Ausstattung, das Dach besteht in unserem Fall aus einer hoch wärmedämmenden Eindeckung.

Posten Preis
Tragkonstruktion Holz-Kunststoff 12.000 EUR
Planung, Genehmigung, Montage 4.500 EUR
Erweiterung und Anschluss der Fußbodenheizung 1.800 EUR
Einbau einer Hebe-Schiebetür (Aufpreis) 3.800 EUR
Fliesenbelag samt Verlegung 2.100 EUR
Gesamtkosten 24.200 EUR
Kosten pro m² Wintergarten 1.210 EUR pro m²

Bei diesem Kostenbeispiel handelt es sich lediglich um ein einzelnes Beispiel für ein ganz bestimmtes Wintergartenmodell in einer konkreten Einbausituation. Die Kosten für andere Wintergärten können, insbesondere bei anderen Einbausituationen, auch deutlich abweichen.

Für einen Kaltwintergarten als Anlehnwintergarten können Sie in diesem Fall natürlich deutlich geringere Kosten rechnen. Selbst mit Montage würden die Kosten hier für einen hochwertigen Wintergarten bei rund einem Viertel des Preises oder weniger liegen.

Frage: Von welchen Faktoren hängt der Preis eines Wintergartens im Allgemeinen ab?

Kostencheck-Experte: Hier muss man gleich einige Faktoren betrachten, die für die Kosten am Ende entscheidend sein können:

  • die Bauweise und Bauform des Wintergartens
  • das Material für die Tragkonstruktion
  • ob ein Fundament nötig ist und wenn ja, die Art des Fundaments
  • die Art der Verglasung
  • Heizung und Belüftung
  • zusätzlich eingebaute Beschattungslösungen
  • Sonderzubehör, wie etwa elektrische Steuerungen, Vorrichtungen für eine bessere Einbruchssicherheit, etc.

Alle diese Dinge muss man berücksichtigen, wenn es um das Abschätzen der Kosten für einen Wintergarten geht.

Frage: Welche Rolle spielen der Bautyp und das verwendete Material für die Kosten des Wintergartens?

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Ein Warmwintergarten ist deutlich teurer als ein Kaltwintergarten

Kostencheck-Experte: Ein Warmwintergarten kann um ein Vielfaches teurer sein als ein gewöhnlicher Kaltwintergarten. Einfache Bausätze, die zum Selbstaufbau gedacht sind, können beim Kaltwintergarten dann sogar noch deutlich kostengünstiger sein.

Beim Material für den Rahmen (Tragkonstruktion) spielen natürlich auch die Anforderungen eine Rolle, die die Wintergartenkonstruktion hinsichtlich Tragfähigkeit und Wärmeschutz stellt.

Kunststoffe eignen sich nur bedingt für den Warmwintergarten – sie werden in der Regel nur für einen Kaltwintergarten eingesetzt.

Höherwertige Materialien sind:

  • Alu
  • Holz und
  • Holz-Aluminium-Verbünde

Gerade letztere sind deutlich teurer als alle anderen Varianten – sie bieten insgesamt aber auch die größten Vorteile und den besten Kompromiss aus hohem Wärmeschutz (das ist auch beim Rahmen wichtig) und langer Haltbarkeit sowie Pflegeleichtigkeit.

Darüber hinaus kommen manchmal auch Materialkombinationen zum Einsatz – wie in unserem Kostenbeispiel etwa Kunststoff und Holz. Im Fall unseres Beispiels wurde der Holzkern mit Kunststoff ummantelt, um ihm eine längere Haltbarkeit und größere Pflegeleichtigkeit zu geben. Solche Kombinationen liegen dann preislich meist ungefähr im Mittelfeld.

Eine Rolle für den Preis spielen aber auch immer die aktuelle Materialauswahl und die Ausführung. Daher gibt es immer gewisse Preisspannen bei der Tragkonstruktion und kein festes Preisverhältnis zwischen den einzelnen Rahmenmaterialien. Die nachstehende Tabelle, in der wir als Beispiele unterschiedliche Rahmen gleicher Größe miteinander verglichen haben, verdeutlicht das:

Material des Rahmens Preisspanne
Kunststoff 5.000 EUR – 10.000 EUR
Holz 10.000 EUR bis 15.000 EUR
Aluminium 10.000 EUR – 25.000 EUR
Holz-Alu-Verbund 15.000 EUR – 35.000 EUR

Das zeigt, in welchem Verhältnis die Preisspannen der einzelnen Materialien zueinander ungefähr liegen.

Frage: Wie sieht das mit der Verglasung und der Dacheindeckung aus – kann das ebenfalls den Preis verteuern?

Kostencheck-Experte: Ja, absolut. Gerade wenn die Verglasung den Vorgaben der EnEV gerecht werden muss (wie etwa beim Wohnwintergarten), muss man bei fast allen Herstellern deutliche Aufpreise rechnen.

In allen anderen Fällen liegen die U-Werte der Fenster sonst bei vielen Anbietern deutlich über den von der EnEV geforderten U-Werten von 1,1 bis 1,0. Eine sehr hoch wärmedämmende Verglasung hätte bei unserem Beispiel-Wintergarten allein rund 3.600 EUR Aufpreis gekostet – also einen Mehrpreis von 15 % bedeutet. Gemeinsam mit einer besser wärmedämmenden Dacheindeckung hätte das insgesamt fast 30 % Mehrkosten ausgemacht.

Bei der Dacheindeckung kann man in der Regel zwischen Echtglas und Stegplatten oder Acrylglas unterscheiden. Echtverglasung ist natürlich deutlich teurer. Wenn es allein um den Wärmeschutz geht, kann man auch ausreichend wärmedämmende Acrylgläser verwenden, die dann nicht nur bruchfester und belastbarer, sondern meist auch deutlich kostengünstiger sind.

Frage: Was kostet das Errichten eines Fundaments vom Fachmann, wenn noch keines vorhanden ist?

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Das Legen einer Fundamentplatte ist sehr kostenintensiv aber nicht immer notwendig

Kostencheck-Experte: Welche Art von Fundament nötig ist, entscheidet auch immer die Art des Wintergartens. Eine durchgehende Fundamentplatte ist nicht in allen Fällen nötig – manchmal reichen auch Punkt- oder Streifenfundamente.

Bei einer durchgehenden Fundamentplatte müssen Sie in vielen Fällen deutlich über 100 EUR pro m² rechnen, wenn Sie auch die notwendigen Erdarbeiten ausführen lassen. Das kann sich schon einmal auf mehrere tausend Euro Fundamentkosten hinbewegen.

In einigen Fällen bieten auch die Hersteller das Anlegen eines Fundaments an – hier sollte man aber in jedem Fall noch ein weiteres Angebot eines lokalen GaLa-Bauers einholen, der das vielleicht günstiger erledigt. Die Vorgaben, die der Wintergartenanbieter dabei macht, müssen aber zwingend eingehalten werden, weil davon die Tragfähigkeit der Wintergartenkonstruktion abhängt.

Frage: Macht ein Warmwintergarten immer Sinn?

Kostencheck-Experte: Nein. Das hängt vor allem von der geplanten Nutzung – und vor allem von der Häufigkeit der Nutzung – ab. Einen soliden Kaltwintergarten kann man bei Bedarf – etwa bei einem Essen mit Freunden oder für den Sonntagnachmittag – natürlich auch separat heizen. Für eine mögliche gelegentliche Nutzung gibt es viele Beispiele, eine durchgehende Nutzung als Wohnraum ist dagegen selten.

Dafür erspart man sich dann die hohen Aufpreise für hoch wärmedämmende Verglasungen und Dacheindeckungen, die EnEV-Werte müssen ebenfalls nicht zwingend eingehalten werden. Die Errichtungskosten für den ungeheizten Wintergarten sind dann auch um ein Vielfaches geringer.

Selbst an Wintertagen ist es durch die Sonneneinstrahlung in einem ungeheizten Wintergarten oft schon recht warm – bei Bedarf kann man mit einem kostengünstigen und effektiven Heizsystem wie etwa einer Infrarotheizung sehr wirksam nachheizen. Gerade bei der Infrarotheizung ist die Luftdichtigkeit des Raums keine Voraussetzung, da nicht die Raumluft, sondern lediglich im Raum befindliche Gegenstände und der eigene Körper erwärmt werden. Bei einer geschickten Platzierung der Infrarotheizung kann man so angenehme Bedingungen mit vergleichsweise äußerst geringem Stromverbrauch schaffen.