Der fertige Rohbau eines Hauses ist schon ein großer Fortschritt beim Bau – aber wie viel kostet dann der Innenausbau? Mit welchen Kosten Sie in diesem Bereich rechnen müssen, und welche Kostenunterschiede es beim Innenausbau geben kann, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage:Was zählt eigentlich genau zu den Innenausbau-Kosten?
Kostencheck-Experte:Im Normalfall geht man als Ausgangsbasis vom „geschlossenen Rohbau“ aus – dem Rohbau mit Außenputz, fertigem Dach und eingebauten Fenster. Alles was danach kommt, zählt dann zum Innenausbau.
Insbesondere sind das:
- der Trockenbau (Zwischenwände)
- Estriche
- Fliesen
- Sanitärinstallation
- Elektroinstallation
- Heizungsinstallation
und natürlich:
- Bodenbeläge
- Innenputz und Wandgestaltung
- Fensterbänke
- Türen
Wie die Aufstellung schon zeigt, arbeiten hier viele verschiedene Gewerke Hand in Hand. Das macht Planungen (und auch Kostenschätzungen) oft sehr schwierig.
In vielen Fällen stecken im Innenausbau auch mehr als 1.000 Stunden Arbeit – von Fachleuten. Wer den Innenausbau selbst vornimmt, muss meist mit mehr als 1.500 Stunden rechnen, selbst bei durchschnittlich großen Häusern.
Bei Fertighäusern ist oft ein großer Teil des Innenausbaus schon erledigt (etwa Fliesen im Bad, Sanitärinstallation und Elektroinstallation). In diesem Fall muss man die Kosten für die noch fehlenden Arbeiten meist separat kalkulieren, grobe Richtwerte helfen dann kaum weiter.
Frage:Was kostet der Innenausbau eines Einfamilienhauses (im Neubau)?
Kostencheck-Experte:Das kann man pauschal nur schwer sagen. Je nach Ausführungen und Sonderwünschen sowie den verwendeten Materialien können die Kosten natürlich weit auseinander liegen. Grundsätzlich können Sie aber davon ausgehen, dass Sie mindestens 400 EUR pro m² Wohnfläche für den Innenausbau aufbringen müssen – bei sehr einfacher und sparsamer Ausstattung. In den meisten Fällen werden Sie allerdings bei einigermaßen gediegener Ausstattung rund 600 EUR pro m² bis 700 EUR pro m² kalkulieren müssen.
Luxusausstattung im Innenraum verursacht meist ab 850 EUR pro m² – nach oben hin gibt es dann kaum eine Grenze.
Das sind natürlich nur sehr grobe Richtwerte, die aber als Anhaltspunkt für Kostenschätzungen (etwa für die nötige Finanzierungshöhe) häufig durchaus brauchbar sind.
Wenn Sie genauere Kosten ermitteln wollen, müssen Sie sich auf jeden Fall die Kostenpositionen im Einzelnen ansehen.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis
Nachfolgend haben wir die Kosten für den gesamten Innenausbau eines durchschnittlichen, 120 m² großen Hauses nach einzelnen Bereichen aufgeschlüsselt. Als Standard der Innenausstattung kann man „langlebig, solide und gediegen“ ansetzen. Auf eine übermäßig luxuriöse Ausstattung wurde aber verzichtet.
Bereich | Materialkosten (EUR pro m²) | Arbeitskosten (EUR pro m²) | Gesamtkosten (EUR pro m²) |
---|---|---|---|
Sanitär und Sanitärinstallationen | 65 EUR pro m² | 40 EUR pro m² | Gesamt: 105 EUR pro m² |
Elektro und Elektroinstallationen | 35 EUR pro m² | 35 EUR pro m² | Gesamt: 70 EUR pro m² |
Heizung | 165 EUR pro m² | 50 EUR pro m² | Gesamt: 215 EUR pro m² |
Trockenbau | 15 EUR pro m² | 30 EUR pro m² | Gesamt: 45 EUR pro m² |
Fensterbänke | 8 EUR pro m² | 5 EUR pro m² | Gesamt: 13 EUR pro m² |
Türen | 25 EUR pro m² | 5 EUR pro m² | Gesamt: 30 EUR pro m² |
Estriche | 25 EUR pro m² | 15 EUR pro m² | Gesamt: 40 EUR pro m² |
Bodenbeläge | 30 EUR pro m² | 20 EUR pro m² | Gesamt: 50 EUR pro m² |
Fliesen | 25 EUR pro m² | 30 EUR pro m² | Gesamt: 55 EUR pro m² |
Innenputz und Wandgestaltung | 40 EUR pro m² | 60 EUR pro m² | Gesamt: 100 EUR pro m² |
Gesamtkosten | 433 EUR pro m² | 290 EUR pro m² | Gesamt: 723 EUR pro m² |
Beachten Sie, dass es sich in diesem Fall nur um ein einzelnes Kostenbeispiel handelt, das für ein bestimmtes Haus mit einer bestimmten, eher hochwertigen Ausstattung gilt. Die Kosten für andere Einfamilienhäuser, insbesondere die Kostenverteilung, kann aber deutlich unterschiedlich sein.
Unser Kostenbeispiel zeigt bereits, dass Sanitär (Wasser-) Installationen und Heizung große Kostenpositionen darstellen. Das ist in fast allen Fällen so.
Auch Innenputz und Wandgestaltung können unter Umständen erhebliche Kosten verursachen – hier lässt sich aber auch häufig Geld sparen.
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für den Innenausbau insgesamt ab?
Kostencheck-Experte: Der Innenausbau wird insgesamt von drei Dingen maßgeblich bestimmt:
- vom Ausstattungsstandard (einfach, komfortabel, gehoben, luxuriös)
- vom technischen Standard (einfach, modern, Hightech)
- vom energetischen Standard (einfach, energiesparend, hoch energiesparend)
Ein mit modernster Technik ausgerüstetes, hoch energiesparendes Haus mit luxuriöser Ausstattung stellt also die teuerste Möglichkeit dar.
Andererseits können energiesparende Maßnahmen oder hochwertige Heizungen zwar anfangs höhere Anschaffungskosten verursachen, langfristig aber die Betriebskosten deutlich senken. Man sollte deshalb nicht allein auf die Anschaffungskosten achten, sondern auch auf die nachfolgenden Kosten achten:
- Wartungskosten
- Instandhaltungskosten (was man innerhalb von 10 Jahren ersetzen muss, verteuert den Preis auf längere Sicht)
- Energiekosten
Eine Studie kam beispielsweise zu dem Schluss, dass Passivhäuser zwar sehr viel Energie sparen können, die empfindliche hochtechnische Ausrüstung aber auch enorme Wartungs- und Instandhaltungskosten verursachen kann. So kommen zu den rund 10 % bis 15 % höheren Kosten für die technischen Einrichtungen dann auch hohe Zusatzkosten. Beides zusammen macht den Einsparungsvorteil durch die wegfallenden Energiekosten zu einem Teil wieder wett, vor allem auf lange Sicht (im Bereich von 20 – 30 Jahren sind die Einsparungen gegenüber einem Haus mit durchschnittlichem Standard nur noch gering).
Frage: Was ist im Hinblick auf die Kosten für die Heizung zu beachten?
Kostencheck-Experte:Bei den Anschaffungskosten gibt es hier deutliche Unterschiede:
Während ein moderner Ölkessel (Brennwertheizung)schon ab rund 6.000 EUR bis 8.000 EUR zu bekommen ist, müssen Sie für eine moderne Biomasse-Heizung (etwa Pellets) mindestens 15.000 EUR rechnen.
Auch Blockheizkraftwerke für das Einfamilienhaus und Wärmepumpen gehören zu den teureren Heizsystemen, für die Sie mindestens 10.000 EUR bis 15.000 EUR Anschaffungskosten rechnen müssen.
Langfristig spielt allerdings der Energieverbrauch für die Heizung eine wichtige Rolle. Wenn man die einzelnen Heizungsarten preislich miteinander vergleicht, erkennt man, wie groß der Unterschied sein kann:
Heizungssystem | Kosten pro kWh | Kosten bei mittlerem Verbrauch (ca. 140 kWh/m²/Jahr) | Kosten bei einem 120 m² großen Haus |
---|---|---|---|
Ölheizung | 4,9 Cent pro kWh (*stark schwankend) | 6,86 EUR pro m² und Jahr | 823,20 EUR pro Jahr |
Gasheizung | 6,4 Cent pro kWh | 8,96 EUR pro m² und Jahr | 1.075 EUR pro Jahr |
Pelletheizung | 4,5 Cent pro kWh | 6,3 EUR pro m² und Jahr | 756 EUR pro Jahr |
Hackschnitzel-Heizung | 3,3 Cent pro kWh | 4,62 EUR pro m² und Jahr | 554 EUR pro Jahr |
Fernwärme | 9,1 Cent pro kWh (Durchschnitt) | 12,74 EUR pro m² und Jahr | 1.299,48 EUR pro Jahr (* mit Fernwärme liegt der Verbrauch durchschnittlich um 15 % niedriger als bei anderen Heizarten) |
Hier handelt es sich natürlich nur um einen beispielhaften Vergleich mit Durchschnittswerten: Verbrauch und Heizwärmebedarf können je nach Gebäude auch deutlich abweichend sein – die Kosten pro kWh sind aber immer dieselben.
Aus unserem Vergleich können Sie bereits ersehen, wie groß die Unterschiede bei einem 120 m² großen Haus mit durchschnittlichem Energieverbrauch sein können. Zwischen dem teuersten und dem kostengünstigsten Heizungssystem liegen in unserem Durchschnittsbeispiel bereits 745 EUR Differenz pro Jahr. Damit lassen sich auch deutlich höhere Anschaffungskosten oft recht schnell amortisieren.
Energiesparende Maßnahmen haben natürlich auch einen großen Einfluss auf die späteren Heizkosten: Bei Einfamilienhäusern liegt die Spanne beim Heizenergieverbrauch allgemein zwischen 80 kWh und 140 kWh pro m² und Jahr – durch entsprechende Maßnahmen lässt sich also sehr viel Geld sparen (selbst bei der sehr sparsamen Hackschnitzel-Heizung macht das noch einen Unterschied von 237 EUR pro Jahr aus). Besonders energiesparende Häuser liegen dann oft auch noch bei einem Heizwärmebedarf von deutlich unter 80 kWh pro Jahr und m².
Wenn es um die Heizung geht, muss man also vor allem die langfristig entstehenden Heizkosten immer mit im Blick haben und keinesfalls nur die Kosten für das Heizsystem selbst.
Frage: Die Unterschiede bei den Heizkosten sind tatsächlich enorm. Sanitärinstallationen sind der zweite „große“ Kostenpunkt?
Kostencheck-Experte: Ja. Gerade bei Wasser- und Sanitärinstallationen fallen hohe Kosten an – oder relativ niedrige. Je nachdem, wie man plant.
Durch gute Planung und sinnvolle Raumaufteilung kann man die Kosten für die Sanitärinstallationen schon deutlich senken. Bei der Ausstattung von Bad und Toilette sind ebenfalls große Kostenunterschiede möglich.
Wer Wert auf Luxus legt, wird hier deutlich mehr Geld ausgeben. Bodengleiche Duschen, freistehende Badewannen oder gar Whirlpools können den Preis schon deutlich nach oben treiben. Aber auch die herkömmliche Badausstattung – etwa Armaturen und Waschbecken – können bereits große Preisunterschiede verursachen.
Auch hier gibt es allerdings teurere Anschaffungen, die sich langfristig bezahlt machen können. Kostengünstige Durchlauferhitzer sind oft günstiger als ein großer Boiler – langfristig aber deutlich teurer im Energieverbrauch.
Auch hier gilt also, dass man neben den reinen Anschaffungskosten auch die langfristigen Kosten im Blick haben sollte.
Frage: Wie sieht es bei der Elektroinstallation aus – sind da auch so große Unterschiede möglich?
Kostencheck-Experte: Im Bereich der Elektroinstallation geht es vor allem um den Komfort.
Vor wenigen Jahren waren noch 1 – 2 Steckdosen in den Räumen ausreichend, sowie eine einzelne Lampe an der Decke.
Heute reicht das oft nicht mehr – in den Räumen werden mehr Steckdosen und Anschlüsse benötigt, es werden insgesamt heute deutlich mehr Verbraucher angeschlossen als früher und es gibt deutlich mehr elektrisch betriebene Geräte – etwa elektrische Rollladen oder ein Haustechnik-System, das alles steuert. Das verteuert natürlich auch die Kosten für die Elektroinstallation schnell.
Auch wenn Sie nur 30 EUR bis 50 EUR für jede zusätzliche Steckdose oder jeden zusätzlichen Anschluss rechnen, verteuert das in Summe die Installationskosten natürlich spürbar.
Frage: Welchen Spielraum gibt es bei Boden- und Wandbelägen?
Kostencheck-Experte: Natürlich ist der Unterschied zwischen einfach verputzten, weiß gestrichenen Wänden und einem günstigen Laminatboden und einer hochwertigen Betonoptik an der Wand und einem echten Dielenboden enorm.
Einfaches Laminat bekommen Sie oft schon ab 10 EUR pro m² – Fliesen können bei entsprechender Qualität auch leicht 50 EUR pro m² bis 60 EUR pro m² kosten. Das ist immerhin der fünffache Preis für den Bodenbelag.
Mit einem Sichtestrich in den Räumen können Sie sich einen zusätzlichen Bodenbelag komplett sparen – auch das kann eine Alternative sein, die zudem oft auch optisch sehr attraktiv ist.
Gerade bei den Bodenbelägen sollte man aber auch immer die langfristigen Kosten im Blick haben: Fliesenbeläge halten häufig 40 – 60 Jahre – wenn man sie in einigermaßen zeitloser Farbe und Gestaltung wählt, geht das auch optisch.
In dieser Zeitspanne brauchen Sie mindestens 3 – 4 kostengünstige Bodenbeläge und müssen auch jedes Mal das Verlegen bezahlen – langfristig gesehen sind stabile Beläge wie Fliesen also oft trotzdem deutlich günstiger und verursachen weniger Aufwand.
Auch bei der Wandgestaltung gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die recht unterschiedliche Kosten verursachen können – die wieder in Mode kommenden Tapeten sind natürlich deutlich teurer als eine Wand einfach zu streichen. Und wer besondere Edelputze an der Wand haben will, zahlt oft 40 EUR pro m² bis 50 EUR pro m² Wandfläche mehr – das kann sich zu enormen Beträgen summieren.
Frage: Wie kann man beim Innenausbau am besten Kosten sparen?
Kostencheck-Experte: Einerseits, indem man sorgfältig plant und vor allem auf Haltbarkeit und Solidität setzt, andererseits indem man auf übermäßigen Luxus und Hightech soweit wie möglich verzichtet.
Wichtig ist auch, die langfristigen Kosten im Auge zu behalten – manchmal kann es Sinn machen, für eine Sache etwas mehr Geld auszugeben, und dafür auf lange Sicht deutlich niedrigere Kosten zu haben: etwa bei einem Fliesenboden oder bei der Heizung.
Empfehlenswert ist auch immer eine Baubegleitung, die ein Auge auf die Ausführung der Arbeiten und die entstehenden Kosten hat. So bleibt man von teuren und ärgerlichen Baufehlern und ungeplanten Kostenüberschreitungen wenigstens grob verschont.
Immerhin werden fast 70 % der in Deutschland gebauten Häuser beim Innenausbau massiv teurer als zuvor geplant. Das heißt, man sollte immer ein Auge auf de la Kostenseite haben, und auch einen Fachmann zu Rate ziehen, der als Baubegleiter ebenfalls die Kosten im Auge behält.