Mittlerweile werden viele hochwertige Bau-Produkte für Deutschland in Polen produziert – das reicht von Gartenzäunen und Pavillons über Edelstahlschornsteine und Fenster bis hin zum Wintergarten. Ob und um wie viel Wintergärten aus Polen günstiger sind, und worauf man in Bezug auf den Preis achten muss, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Warum sind so viele Produkte aus Polen eigentlich günstiger als in Deutschland? Liegt das an der Qualität?
Kostencheck-Experte: Im Wesentlichen gibt es zwei Gründe dafür, dass Produkte aus Polen häufig etwas günstiger sind als in Deutschland: zum einen sind die Lohnkosten in Polen deutlich niedriger als in Deutschland – das sorgt natürlich am Ende für deutlich niedrigere Produktionskosten beim Hersteller.
Auf die Qualität hat das keine Auswirkungen – es sind ganz einfach nur die Lohnkosten in der Herstellung günstiger. Produziert wird nach europäischen Vorgaben, oft sogar speziell nach deutschen Vorgaben speziell für den deutschen Markt – obwohl das nicht immer gelten muss.
Ein weiterer Faktor ist, dass in Polen vielfach die Hersteller selbst direkt vermarkten. Es gibt also keinen Zwischenhandel, der die Produkte verteuert, sondern die Preise gelten vielfach „direkt ab Werk“. Auch das sorgt natürlich für Kostenunterschiede im Vergleich zu deutschen Produkten.
Frage: Warum sind so viele Produkte aus Polen eigentlich günstiger als in Deutschland? Liegt das an der Qualität?
Kostencheck-Experte: Das ist natürlich schwierig pauschal zu sagen. Als Richtpreis einmal ein Kostenangebot eines polnischen Herstellers:
Nutzfläche | Rahmenausführung | Verglasung | Türen | Dachabdeckung | Gesamtpreis (Lieferung, Montage, MwSt.) |
---|---|---|---|---|---|
20 m² | Pfosten-Riegelsystem aus Alu- und Kunststoffprofilen, gedämmt, Walmdachform | Verglasung Climaplus mit warmer Kante, Dreifachverglasung | doppelte Hebe-Schiebetür und 2 Dreh-Kipp-Türen | 6 mm ESG-Glas, 12 mm Argon, Doppelschicht Folie, 3 mm Sonnenschutzglas | 17.195 EUR |
Sieht man sich die Ausführung an, erscheint das Angebot durchaus günstig – dabei handelt es sich allerdings lediglich um einen durchschnittlichen polnischen Hersteller. Für einen Vergleich tauglicher sind vermutlich die Kosten für Sonderausführungen und Zusatzkosten.
Ausstattungsteil | Kosten |
---|---|
Dreh-Kipp-Tür zusätzlich | 300 EUR |
Schiebe-Kipp-Türen zusätzlich | 1.000 EUR |
Sonnenschutz-Verglasung | ab ca. 80 EUR pro m² |
Selbstreinigende Verglasung | ab ca. 70 EUR pro m² |
elektrisch betriebenes Dachfenster | ab rund 1.000 EUR |
Im vorliegenden Beispiel sind die Kosten samt Aufmaß vor Ort, Beratung und der kompletten Montage des Wintergartens vom Hersteller.
Was aus den Preisen erkennbar wird, ist: ein Wintergarten in Polen ist ein wenig günstiger – allerdings sind die Preisunterschiede nicht so groß, wie häufig beworben wird. Gerade bei großen Wintergartenflächen summieren sich die kleinen Preisdifferenzen allerdings oft durchaus auf beträchtliche Beträge.
Frage: Wie sieht das im Vergleich zu einem deutschen Wintergarten aus?
Kostencheck-Experte: Zum Vergleich: einen Wintergarten in gehobener Qualität und ähnlicher Ausführung haben wir hier kalkuliert. Der Kostenunterschied springt schon auf den ersten Blick ins Auge, allerdings müssen Sie vom deutschen Wintergarten-Beispiel noch rund 4.000 EUR abziehen, da wir dort schon Bodenbelag und Heizungsanschluss berücksichtigt haben.
Der Preisvergleich in diesem Fall:
- polnischer Wintergarten: 17.195 EUR
- deutscher Wintergarten: 28.350 EUR
Oder allgemeiner ausgedrückt: Wohnwintergärten, die für eine Beheizung ausgelegt sind, kosten bei uns etwa ab 1.100 EUR pro m² bis 1.300 EUR pro m². Mit Sonderausstattungen kann der Preis durchaus auch auf bis zu 2.500 EUR pro m² klettern.
Unser deutsches Preisbeispiel liegt bei 1.400 EUR pro m² , das polnische Preisbeispiel liegt komplett gerade einmal bei 860 EUR pro m². Das verdeutlicht in etwa den Unterschied.
Frage: Welche Kostenfaktoren bestimmen den Preis eines Wintergartens aus Polen?
Kostencheck-Experte: Im Grunde sind das die gleichen Kostenfaktoren wie bei Wintergarten hierzulande auch:
- die Größe des Wintergartens
- die Art des Rahmenaufbaus, insbesondere auch das Rahmenmaterial
- die Art der Verglasung
- die Art der Dacheindeckung
- die Anzahl und Ausführungen von Türen (Dreh-Kipp-Mechanik, Hebe-Schiebe-Türen)
- die Kosten für die Lieferung
- die Kosten für die Montage des Wintergartens
- die Kosten für eventuell gewünschte Zusatzausstattungen
In manchen Fällen sind die Konfigurationsmöglichkeiten nicht ganz so umfangreich wie bei deutschen Herstellern, es werden häufiger etwas weniger Auswahlmöglichkeiten geboten. Wenn man aber grundsätzlich weiß, was man will, macht das meist aber kein Problem.
Frage: Welche Zusatzkosten können bei einem Wintergarten aus Polen noch anfallen?
Kostencheck-Experte: Das hängt immer auch ein wenig vom Anbieter ab. In der Regel sollten Sie aber auf 3 Kostenpunkte immer unbedingt achten:
- die Kosten für die Baugenehmigung
- die Kosten für das Fundament
- die Kosten für eventuell erforderliche statische Berechnungen
Daneben können eventuell im Einzelfall noch weitere zusätzliche Kosten anfallen.
Frage: Welche Kosten muss man für die Baugenehmigung rechnen? Braucht man die überhaupt?
Kostencheck-Experte: Ob überhaupt eine Baugenehmigung nötig ist, hängt vom Bundesland und dem jeweils geltenden Baurecht ab, daneben natürlich immer auch von der geplanten Größe des Wintergartens und ob es sich um einen (beheizten) Wohnwintergarten oder einen einfachen Kaltwintergarten handelt.
Ein Kaltwintergarten ist bautechnisch übrigens immer dadurch definiert, dass er im Regelfall nicht über 12 °C geheizt wird.
Wenn Sie eine Baugenehmigung brauchen, müssen Sie ungefähr mit Kosten im Bereich von 400 EUR bis 600 EUR rechnen, das kann im Einzelfall aber auch einmal unterschiedlich sein, je nach Baubehörde.
Für einen Bauantrag benötigen Sie in der Regel auch die Konstruktionspläne für den Wintergarten. Viele Hersteller liefern diese Pläne in passender Form auch mit, vor allem, wenn es sich um Komplettangebote inklusive Montage handelt. In aller Regel werden diese Pläne von den Bauämtern dann auch akezptiert.
Sollte das nicht der Fall sein, kommen aber wahrscheinlich deutlich höhere Kosten für die Genehmigung auf Sie zu.
Frage: Warum sind für das Fundament noch zusätzliche Kosten nötig?
Kostencheck-Experte: Viele Hersteller aus Polen liefern und montieren zwar komplett, bieten aber keine Fundamentarbeiten an. Der Grund liegt meist darin, dass Fundamente nach dem Gießen eine bestimmte Trockenzeit benötigen, bevor weitergearbeitet werden kann.
Für viele polnische Unternehmen erweist es sich als kaum wirtschaftlich, das Montage-Team zweimal nach Deutschland zu schicken: einmal zum Errichten der Fundamente und danach ein zweites Mal zum Errichten des Wintergarten. Aus diesem Grund werden von manchen Unternehmen grundsätzlich keine Fundamente errichtet, für die muss der Bauherr dann oft selbst sorgen.
Die Kosten für Fundamente sind immer ein wenig schwierig zu beziffern, da ein Fundament auch immer an das Gewicht und die statischen Gegebenheiten eines Wintergartens angepasst sein muss. Die Kosten für ein Streifenfundament haben wir hier ausführlich erklärt, die Kosten für eine durchgehende Fundamentplatte sind hier genauer erklärt.
In vielen Fällen werden Sie für einen größeren Wintergarten aber durchaus mit rund 3.000 EUR – 5.000 EUR Kosten für die Fundamente rechnen müssen.
Frage: Welche Kosten für statische Berechnungen können noch anfallen?
Kostencheck-Experte: Das gilt nur dann, wenn der polnische Hersteller keine ausreichenden Planungen und statischen Berechnungen mitliefert. Viele Unternehmen, die sich auf den deutschen Markt spezialisiert haben, tun das allerdings.
Die Kosten für eine statische Nachberechnung des Wintergartens aus den Plänen lassen sich nur schwer beziffern – hier hängt vieles von den Gegebenheiten vor Ort ab, auch von der Größe und Art des Wintergartens. Die Kosten können in Einzelfällen recht gering sein, aber auch durchaus eine beträchtliche Summe ausmachen. Am besten holt man sich bei einem Architekten ein Angebot für die notwendigen Berechnungen aufgrund der vom Hersteller gestellten Pläne ein.
Frage: Worauf muss man also bei polnischen Anbietern unbedingt achten, um nicht in eine Kostenfalle zu tappen?
Kostencheck-Experte: Auf jeden Fall ist es wichtig, die angebotenen Leistungen sehr genau zu prüfen – das gilt umso mehr, wenn man über Internet bestellt.
Grundsätzlich sollten immer zum Angebot gehören:
- ein Vor-Ort-Termin und eine ausführliche Beratung
- alle nötigen Pläne und Berechnungen um in Deutschland einen Bauntrag stellen zu können
- inkludierte Liefer- und Montagekosten
- eine Garantiezusage des Herstellers (häufig bieten Hersteller 60 Monate Garantie an – das kann man als akzeptable Garantieleistung werten)
Gerade bei Lieferungen sollten Sie unbedingt darauf achten, dass die Lieferkosten im Gesamtpreis mit inkludiert sind. Lieferungen von Polen nach Deutschland können sonst sehr teuer werden.
Neben der Garantiezusage sollte man sich auch garantieren lassen, dass der Hersteller nötigenfalls auch Reparatur-Arbeiten in Deutschland übernimmt. Sollte das nicht der Fall sein, kann es später eventuell Probleme geben, überhaupt jemanden zu finden, der Reparaturarbeiten übernimmt – und wenn dann oft zu deutlich höheren Preisen.
Achten Sie auch darauf, dass alle Bauteile in Deutschland geltenden Normen entsprechen und lassen Sie sich auch die U-Werte bestätigen. Für diese Werte genügt eine reine Angabe des Herstellers nicht, es muss darüber ein Prüfzeugnis geben, das diese Werte bestätigt.
Ein geheizter Wohnwintergarten fällt in Deutschland unter die Vorgaben der EnEV – alle dort geforderten Wärmedurchgangswerte müssen bei einer Neuerrichtung zwingend erreicht werden. Mit einer mangelhaften und wenig wärmedämmenden Verglasung oder einer einfachen Dacheindeckung aus ESG-Sicherheitsglas werden Sie diese Werte nicht erreichen können.
Frage: Wie kann man beim Wintergarten aus Polen noch mehr Geld sparen?
Kostencheck-Experte: Ganz im Allgemeinen sind die Preise bei Wintergärten aus Polen in vielen Fällen schon merklich günstiger als bei deutschen Lieferanten. Qualität hat aber natürlich ihren Preis. An der Qualität sollte man auch nie sparen – das bringt langfristig nur Probleme.
Am ehesten kann man die Kosten noch gering halten, indem man umfassend vergleicht, in einzelnen Fällen ein wenig verhandelt und möglichst auf teure Sonderausstattungen verzichtet. So ist eine außen liegende Beschattungslösung oft deutlich günstiger und sogar wirksamer als eine teuere Spezial-Sonnenschutz-Verglasung.
Tipps & Tricks
Informieren Sie sich am besten schon vor der Angebotseinholung darüber, welche baulichen Voraussetzungen Ihr Wintergarten erfüllen muss, und welche Dokumente Sie für einen Bauantrag brauchen.