Ein Wintergarten vergrößert die Wohnfläche des Hauses und kann ein sehr angenehmer Aufenthaltsort sein – entweder abends mit Gästen oder morgens fürs Frühstück. Die Preise für Wintergärten können aber enorm variieren: womit Sie bei welcher Art von Wintergarten rechnen müssen, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Wintergarten ist nicht gleich Wintergarten, oder?
Kostencheck-Experte: Nein, beileibe nicht. Zwischen einem Kaltwintergarten als Anlehn-Wintergarten und einem voll integrierten Anbau-Wintergarten liegen Welten – auch preislich.
Man kann Wintergärten ganz grob in bestimmte Kategorien einteilen. Zunächst nach
- Warmwintergarten und
- Kaltwintergarten
Ein Warmwintergarten ist geheizt (mindestens über 12 °C Raumtemperatur in der Heizperiode). Für ihn gelten als Gebäudeteil auch die Vorschriften der EnEV. Der Bau eines solchen Wintergartens verursacht in der Regel hohe Kosten, es ist eine Heizungsinstallation notwendig und man muss auch ausreichend auf die Dämmung achten.
Ein Kaltwintergarten ist dagegen in der Regel unproblematisch – dafür kann man ihn auch nur in maximal 3 Jahreszeiten nutzen, die kühleren Herbst- und Frühlingstage fallen dabei meist auch schon aus. Dafür ist er natürlich mit deutlich weniger Aufwand und Kosten zu errichten. Für das Überwintern bestimmter Pflanzen (etwa Olivenbäume oder Zitrusbäume) sind diese Wintergärten sogar optimal.
Eine andere Einteilung kann man nach der Ausstattung vornehmen. Geheizte Wintergärten kann man entweder ganz einfach mit einem gewöhnlichen Bodenbelag und Heizkörpern ausstatten. Die luxuriöseren Varianten verfügen dann über automatische Heizungs- und Belüftungssteuerungen, eine selbsttätig schaltende Beschattung und eventuell sogar ins Glas integrierte Heizungselemente. Diese „Oberklasse“ von Wintergärten hat aber dann natürlich auch ihren Preis.
Frage: Was kosten Wintergärten in den einzelnen Klassen?
Kostencheck-Experte: Pauschal ist das immer schwierig zu sagen, da das von einer Vielzahl von Faktoren abhängt.
Bei einfachen Anlehnwintergärten, die lediglich als Kaltwintergarten ausgeführt sind, beginnen die Preise für einigermaßen solide Konstruktionen bei rund 100 EUR pro m² – 150 EUR pro m², wenn man sie als Bausatz kauft und selbst aufbaut. In der Regel wird man aber rund 500 EUR pro m² – 600 EUR pro m² auch für den ungeheizten Wintergarten in guter Ausführung auslegen müssen, wenn man ihn in guter Qualität errichten lässt.
Bei geheizten Wintergärten kann man im Allgemeinen von Preisen wie für Wohnflächen ausgehen – ab rund 1.300 EUR pro m². Je luxuriöser die Ausführung, desto höher steigt der Preis dann. Bis zu 2.500 EUR pro m² sind hier durchaus möglich – damit sind Wintergärten flächenmäßig oft sogar teurer als die gleiche Fläche beim durchschnittlichen Einfamilienhaus.
Oft kommen dann aber noch die Kosten für Sonderausstattungen wie Steuerungssysteme, die Beschattungslösungen, Lüftungssysteme und andere Zusatzausstattungen erst noch dazu.
Frage: Ein Wintergarten kann also ganz schön teuer werden. Von welchen Faktoren hängt der Preis für einen Wintergarten allgemein ab?
Kostencheck-Experte: Dabei spielen eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle – die wichtigsten davon sind:
- der Bautyp des Wintergartens
- die verwendeten Materialien
- die Bauweise des Wintergartens
- die Art des Fundaments
- die Qualität der Verglasung
- die Art der Heizung und Belüftung
- die Gestaltung des Bodens im Wintergarten
- die Kosten für Beschattungslösungen
- die Kosten für eventuell verbaute Steuerungen im Wintergarten
- die Kosten für eine höhere Einbruchssicherheit
Das alles spielt mit eine Rolle für den Preis des Wintergartens – damit können Wintergärten sehr unterschiedlich teuer ausfallen.
Zwei Kostenbeispiele, um das deutlich zu machen:
Wir wollen an ein Einfamilienhaus auf der Südseite, wo sich die Terrasse befindet, einen einfachen Kaltwintergarten bauen, also praktisch nur die bestehende Terrassenfläche verglasen. Ein Fundament ist aufgrund der bestehenden Terrassenfläche bereits vorhanden. Der Wintergarten wird als Bausatz gekauft und selbst aufgebaut.
Kostenpunkt | Preis |
---|---|
Nebenkosten (Genehmigung, Formalitäten) | 580 EUR |
Bausatzkosten komplett 300 cm x 430 cm x 285 cm, Alu, Dacheindeckung aus Acrylglas, 3 Türen | 3.900 EUR |
Kleinmaterial für Montage, etc. | 500 EUR |
Lieferkosten (in diesem Fall) | 0 EUR |
Gesamtkosten | 4.980 EUR |
Das ist natürlich nur ein beispielhafter Preis für einen solchen Aufbau auf einem Terrassenfundament. Wintergartenbausätze gleicher Größe können durchaus auch 5.000 EUR oder 6.000 EUR kosten, je nach Hersteller. Dann liegt der Gesamtpreis natürlich entsprechend höher.
Preisbeispiel 2:
Wir lassen zum Preisvergleich einen Wohnwintergarten an einer anderen Seite des Hauses bauen. Die Ausstattung wird auf mittlerem Niveau gewählt:
- Wärmeschutzverglasung und Eindeckung mit geeigneten Iso-Stegplatten
- die Konstruktion ist aus Holz, das auf der Außenseite mit Kunststoff verkleidet ist
- es werden kostengünstige Fundamente errichtet
- der Wintergarten wird an die bestehende Fußbodenheizung des Hauses angeschlossen, die leicht erweitert werden kann
- als Bodenbelag wird ein pflegeleichter Fliesenbelag gewählt
Unser Wintergarten soll rund 20 m² groß werden.
Kostenpunkt | Preis |
---|---|
Nebenkosten (Planung, Montagearbeiten ) | 4.790 EUR |
Holzkonstruktion, Kunststoffverkleidung | 12.500 EUR |
Aufpreis Wärmeschutz Dachverkleidung | 3.660 EUR |
Aufpreis Hebe-Schiebetür | 3.840 EUR |
Aufpreis höherwertige Isolierverglasung Fenster/Türen | 3.600 EUR |
Fußbodenheizung und Anschluss an bestehende Heizanlage | 1.760 EUR |
Bodenbelag Fliesen und Verlegung | 2.200 EUR |
Gesamtkosten | 32.350 |
Frage: Wie sieht es allgemein den Kosten für die Genehmigung aus?
Kostencheck-Experte: Was wir in unseren Kostenbeispielen erwähnt haben sind die Kosten für die Planung und die Genehmigung des Wintergartens – aus gutem Grund, denn diese Kosten können von Fall zu Fall sehr unterschiedlich ausfallen.
Nicht immer ist in jedem Fall eine Genehmigung erforderlich, und wenn Sie den Wintergarten fertig oder als Bausatz kaufen, liegen die benötigten Pläne und die benötigten statischen Berechnungen meist bereits ohne weitere Kosten vor. Wenn Sie ihn von einem Fachbetrieb errichten lassen, ist das in der Regel auch so.
Das muss aber nicht zwingend der Fall sein – bei einem kostengünstigen Wintergarten aus Polen könnte es beispielsweise passieren, dass Sie in einzelnen Fällen noch einiges nachreichen müssen.
Für eine Genehmigung müssen Sie in der Regel zwischen 400 EUR und 600 EUR rechnen.
Frage: Inwieweit spielen Bautyp, Bauweise und Materialien eine Rolle für den Preis des Wintergartens? Gibt es auch Materialunterschiede?
Kostencheck-Experte: Wie unterschiedlich die Kosten für einen Kaltwintergarten und einen geheizten Wintergarten ausfallen, haben wir schon an den Beispielen oben gesehen.
Auch die Materialien für die Rahmenkonstruktion spielen aber natürlich eine Rolle für den Preis. Ob die Rahmenkonstruktion aus Kunststoff, Holz, Aluminium oder Edelstahl ist, hat deutliche Auswirkungen auf die Kosten. Holz-Alu-Kombinationen sind eine oft recht praktische Sache, aber preislich oft noch teurer als alle anderen Varianten.
Einen kurzen Vergleich mit Richtpreisen über die verschiedenen Materialien
Material | Kosten |
---|---|
Kunststoff (meist nur für unbeheizte Varianten geeignet) | 5.000 EUR – 10.000 EUR |
Aluminium | 10.000 – 25.000 EUR |
Holz | 10.000 – 15.000 EUR |
Holz-Aluminium | 15.000 – 35.000 EUR |
Diese Richtpreise sollen nur veranschaulichen, dass das Material der Konstruktion einen deutlichen Einfluss auf die Gesamtkosten hat. Wenn man Rahmenkonstruktionen vergleicht, erkennt man anhand der Preisspanne, dass gerade Holz-Aluminium-Konstruktionen deutlich teurer sind als alle anderen möglichen Materialien – dafür bieten sie natürlich auch die meisten Vorteile.
Frage: Inwiefern sind die Fundamente auch preisentscheidend?
Kostencheck-Experte: Nun – beim ersten Kostenbeispiel, dem Kaltwintergarten auf der Terrasse, war gar kein Fundament nötig.
Je nach Bauweise des Wintergartens kann in anderen Fällen entweder ein Punktfundament, Streifenfundamente oder eine durchgehende Fundamentplatte nötig sein. Im Wesentlichen bestimmen auch die Konstruktionsweise und die Größe des Wintergartens mit dem daraus resultierenden Gewicht, welche Art von Fundament nötig ist.
Streifenfundamente sind oft teurer, aber auch die Kosten für eine durchgehende Fundamentplatte samt den notwendigen Erdarbeiten sind oft nicht gering: mehr darüber steht an dieser Stelle.
In vielen Fällen werden Sie für das Fundament durchaus 3.000 EUR bis 5.000 EUR rechnen müssen. In einigen Fällen können Sie vielleicht auch mit geringeren Kosten auskommen.
Frage: Was hat es mit der Glasqualität auf sich?
Kostencheck-Experte: Bei einem beheizten Wintergarten treffen Sie die Vorgaben der EnEV, weil der Wintergarten als Wohnbereich gewertet wird, und damit die gleichen Vorgaben eingehalten werden müssen wie für jeden anderen Raum im Wohngebäude auch.
Um den Vorgaben in Bezug auf die Fensterflächen zu entsprechen, muss das Glas eine bestimmte Isolationseigenschaft aufweisen. Wärmeverluste durch Fensterflächen sind auch schon beim Haus beträchtlich, beim Wintergarten sind die Verluste dann natürlich deutlich höher.
Für eine besser wärmedämmende Verglasung steigen die Kosten allerdings sehr schnell. Wenn Sie einen U-Wert von 1,1 oder 1,0 bei der Verglasung wollen, müssen Sie bei vielen Anbietern dann schon oft deutliche Extrakosten rechnen.
Das Gleiche gilt natürlich für die Dacheindeckung – ob mit Echtglas oder mit Isolierplatten aus Acrylglas, bei denen es ebenfalls speziell wärmeschützende Varianten gibt.
Frage: Heizung und Lüftung, Bodenbelag, Steuerungslösungen und Beschattung sind dann das, was die Kosten nachfolgend noch einmal deutlich verteuern kann, oder?
Kostencheck-Experte: Ja, genau. Diese „Ausstattungsdetails“ können am Ende noch einmal deutlich den Preis beeinflussen.
Belüftung und Beschattung können 2.000 EUR aber auch 5.000 EUR ausmachen, auch bei kleinen Wintergärten. Das Erweitern der Heizung bis in den Wintergarten kann je nach Heizungssystem im Haus ganz unterschiedliche Kosten ausmachen.
Frage: Wie kann man beim Wintergarten Geld sparen?
Kostencheck-Experte: Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Die wichtigste davon ist, sich schon im Vorfeld genau zu überlegen, welchem Zweck der Wintergarten dienen soll.
Ein beheizter Wintergarten verursacht enorme Kostensteigerung. In manchen Fällen kann man vielleicht mit einem ‚halbwarmen‘ Wintergarten durchaus leben, und für die wenigen Gelegenheiten, wo man ihn auch an kälteren Tagen nutzen möchte, einen Terrassenstrahler oder eine Infrarotheizung zu verwenden.
Eine andere gute Möglichkeit bieten Wintergärten als Bausatzsystem. Unterschätzen sollte man den Aufwand beim Errichten nicht, vielfach haben Teile hohes Gewicht oder benötigen einiges an Geschick, um sie richtig aufzubauen. Dazu kommt, dass viele Bausätze oft eine schiere Unmenge an Einzelteilen enthalten können. Wer sich das aber zutraut, kann sicherlich beträchtlich Kosten sparen, wenn er selber seinen Wintergarten aufbaut.
Ansonsten bleibt nur die Ausstattung des Wintergartens als Möglichkeit, zu sparen. Am Wärmeschutz oder an der Qualität sollte man dabei nicht unbedingt sparen, denn das verursacht später wiederum höhere Kosten. Aufwändige Steuerungen, teure Beschattungslösungen und luxuriöse Zusatzfunktionen sind das beste Feld, um Kosten einzusparen – meist auch nur mit geringem Komfortverzicht.
Tipps & Tricks
Bei Bausätzen gibt es oft das Angebot, dass Sie ein Montageteam die Arbeiten ausführen lassen, die Sie sich selbst nicht zutrauen, oder wo Sie zu hohes Gewicht bewegen müssen. Das ist meist eine gute Lösung: Selbst wenn Sie das eine oder andere vom Fachmann erledigen lassen, sparen Sie gegenüber einer Vollmontage dann dennoch in den meisten Fällen beträchtliche Kosten durch ihre Eigenleistung.