Klärschlammentsorgung: kommunale Kosten explodieren

klaerschlammentsorgung-kosten

Klärschlamm ist zum Problem geworden – besonders seiner Menge. Durch neue gesetzliche Vorgaben sind die Entsorgungsmöglichkeiten für die Kläranlagenbetreiber nun deutlich eingeschränkt, die notwendigen Kapazitäten kaum vorhanden. Das treibt die Preise nach oben. Wie viel in Kläranlagen heute für die Schlammentsorgung bezahlt werden muss und welche Auswirkungen das auf den einzelnen Bürger hat, erfahren Sie aus unserem Interview mit dem Kostencheck-Experten.

Frage: Was kostet Gemeinden die Entsorgung von Klärschlamm?

Kostencheck-Experte: Das kann ganz unterschiedlich sein, je nachdem, welche Entsorgungswege offen stehen und welche Angebote gemacht werden. In den letzten beiden Jahren gibt es aber eine zunehmende Knappheit bei den Entsorgungsangeboten durch professionelle Anbieter, weil die Kapazitäten für eine thermische Verwertung aber auch für eine Kompostierung des gesamten anfallenden Klärschlamms mittlerweile deutlich zu gering sind. Das treibt die Preise nach oben.

klaerschlammentsorgung-kosten
Es gibt viele verschiedene Arten von Kläranlagen.

Grund für die Verknappung der Kapazitäten ist ein Gesetz der Bundesregierung, das die bisher sonst übliche Ausbringung des Klärschlamms auf Felder weitgehend einschränkt. Klärschlamm muss somit auf anderen Wegen entsorgt werden – und dafür fehlen die Kapazitäten.

Für viele Gemeinden lagen die Entsorgungskosten für die Tonne Klärschlamm durchwegs bei 20 EUR je Tonne bis 40 EUR je Tonne. Während sich die Preise bis Ende 2018 bereits für die meisten Gemeinden um die Hälfte erhöht haben, werden nunmehr häufig Angebote von Entsorgungsbetrieben gestellt, bei denen die Entsorgung des Klärmschlamms durch thermische Verwertung oder Kompostierung zwischen 80 EUR und bis zu 150 EUR kosten kann.

Nachfolgend ein Kostenbeispiel.

Kostenbeispiel aus der Praxis

Die Kosten einer Gemeinde für die Schlammentsorgung der kommunalen Gruppenkläranlage im Vergleich.

Posten Preis
Entsorgungskosten vor 2017 30 EUR pro Tonne
Entsorgungskosten Ende 2017 50 EUR bis 60 EUR pro Tonne
Entsorgungskosten 2018 thermische Verwertung 119,50 EUR pro Tonne, Kompostierung 80,50 EUR pro Tonne

Die gezeigten Kosten beziehen sich auf die Schlammentsorgungs-Angebote für eine einzelnen Gemeinde.

Frage: In welchem Rahmen bewegen sich die Kosten für die Entsorgung von Klärschlämmen?

klaerschlammentsorgung-kosten
Die Kosten für die Entsorgung von Klärschlamm werden durch mehrere Punkte bestimmt.

Kostencheck-Experte: Am kostengünstigsten war natürlich immer die Ausbringung eines großen Teils des Klärschlamms auf landwirtschaftliche Flächen. Die Gesamtkosten lagen damit sehr niedrig, für die meisten Gemeinden bei rund 20 EUR je Tonne bis 40 EUR je Tonne. Diese Entsorgungsmöglichkeit fällt aufgrund der neu geltenden gesetzlichen Vorgaben nun weg, an ihre Stelle müssen andere Entsorgungsmöglichkeiten treten:

  • die thermische Verwertung (Verbrennung oder Mitverbrennung der Trockenmasse)
  • die Kompostierung
  • die Lagerung
  • die Verwendung als Faulschlamm in Biogas-Anlagen

Gemeinden, die auf externe Entsorger angewiesen sind, müssen dann die vom jeweiligen Betrieb gestellten Angebote annehmen. Gegebenenfalls kann die anfallende Schlammmenge durch Pressen und Wasserentzug bereits vorab reduziert werden. Wenn die aktuellen Engpässe beseitigt sind und ausreichend Kapazitäten für die großen Schlammmengen (selbst bei sehr kleinen Gemeinden sind das oft 2.000 Tonnen bis 5.000 Tonnen Klärschlamm pro Jahr) bereitstehen, dürften sich die Entsorgungskosten wieder auf ein konstantes Niveau von rund 50 EUR bis 60 EUR pro Tonne einpendeln.

Gemeinden haben dabei aber auch die Möglichkeit, Klärschlämme selbst zu verwerten oder zu kompostieren, wenn dafür entsprechende Flächen und Anlagen geschaffen werden. Die Einbringung von Klärschlämme in neu gebaute Faultürme und die Verwendung zur Erzeugung von Biogas, das in der Gemeinde selbst genutzt werden kann, stellt ein weiteres Beispiel einer sinnvollen Weiternutzung des anfallenden Klärschlamms dar, die Beseitigungskosten für den Schlamm können so gegebenenfalls durch eine sinnvolle Verwertung noch weiter sinken.

Die vom Gesetzgeber neu verlangte Rückgewinnung von Nährstoffen aus dem Klärschlamm, wie beispielsweise Phosphor, sorgt aber weiterhin für höhere Kosten als das früher der Fall war.

Frage: Wovon hängen die Kosten für die Klärschlammentsorgung ab?

klaerschlammentsorgung-kosten
Die Kosten der Klärschlammentsorgung sind von vielen verschiedenen Faktoren abhängig.

Kostencheck-Experte: Entscheidend ist hier:

  • die anfallende Schlammmenge
  • die Art der Verwertung (Kompostierung, unterschiedliche Arten thermischer Verwertung, Nutzung zur Gaserzeugung)
  • die zur Verfügung stehenden Kapazitäten bei entsprechenden Anbietern (aktuell noch eingeschränkt)
  • die zusätzlich nötige Aufbereitung (z. B. gesetzlich verlangte Phosphor-Rückgewinnung in vielen Fällen)
  • für Kleinkläranlagenbesitzer: die in der Abwasser-Gebührensatzung der Gemeinde festgelegten Entsorgungskosten bzw. die Kosten beim gewählten Anbieter

Frage: Welche Auswirkungen haben steigende Entsorgungskosten für die Bürger?

klaerschlammentsorgung-kosten
Die Gebühren für Kläranlagen werden in Zukunft steigen.

Kostencheck-Experte: Die kommunalen Abwassergebühren werden aufgrund der tatsächlich anfallenden Entsorgungskosten für die Gemeinde berechnet. Steigen die Kosten für die Schlammbeseitigung der Gemeinde und damit die gesamten Abwasserbeseitigungskosten, steigen am Ende natürlich auch die Abwassergebühren für die Bürger. Aufwendige Rückgewinnungen, wie beispielsweise die Rückgewinnung von Phosphor, dürfen sogar vom Gesetzgeber ausdrücklich auf die einzelnen Gebührenzahler umgelegt werden.

Auch wenn Gemeinden versuchen, für die zukünftige Verwertung des Klärschlamms Trocknungs- oder Pressanlagen, Faultürme oder Lagerflächen zu errichten, um die Schlammbeseitigungskosten möglichst niedrig zu halten, wird das natürlich wiederum der Bürger in irgendeiner Form mit seinen Steuern zu finanzieren haben.

Betreiber von Kleinkläranlagen

Die wenigen im Land, die eine Kleinkläranlage betreiben, weil am Standort ihres Hauses keine kommunalen Abwasserleitungen verfügbar sind, werden von den höheren Kosten der Kläranlagenbetreiber wahrscheinlich am Rande ebenfalls mit betroffen. Die Preise für die ein bis zweimal pro Jahr erforderliche Entsorgung des Klärschlamms aus der Kleinkläranlage werden vermutlich etwas höher liegen.

Da es sich dabei meist aber um sehr geringe Mengen von wenigen m³ handelt, fallen die Preisunterschiede am Ende wahrscheinlich nur wenig ins Gewicht. Die Auswirkungen bei den Abwassergebühren dabei fallen sicherlich höher aus.

Frage: Welche Kosten muss man für die Schlammentsorgung bei der Kleinkläranlage rechnen?

Kostencheck-Experte: Bei den meisten Kleinkläranlagen ist eine Schlammentsorgung einmal bis maximal zweimal jährlich nötig. Die Kosten dafür werden sich zukünftig wahrscheinlich in einem Bereich von rund 200 EUR bis 300 EUR pro Jahr bewegen.