Außenputz: diese Preise müssen Sie veranschlagen

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Beim Neubau ebenso wie beim Sanieren eines Altbaus gibt es Kosten, die man schnell unterschätzt – dazu gehört auch der Außenputz. Welche Preise im Allgemeinen für ein Verputzen der Fassade verlangt werden, erklärt der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Warum werden die Kosten für das Verputzen so oft unterschätzt?

Kostencheck-Experte: Häufig werden nur die Kosten für das Putzmaterial gesehen, die tatsächlich sehr gering sind – aber nicht der Aufwand, der dahinter steht.

Beim Verputzen sind viele Nebenarbeiten zu erledigen – vom Gerüstbau über den mehrschichtigen Putzaufbau bis hin zum nachfolgenden Streichen der Fassade.

Diese Arbeitsleistung muss man natürlich ebenfalls bezahlen, oft auch hohe Mehrleistungen, wenn man gleichzeitig eine Wärmedämmung anbringen möchte oder muss. Auch hier sind die Materialkosten überschaubar, das Anbringen durch das Fachunternehmen kann jedoch dennoch teuer werden.

Frage: Was kostet das Verputzen einer Fassade in der Regel?

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Mit mindestens 25€ pro qm sind beim Verputzen der Fassade zu rechnen

Kostencheck-Experte: Das lässt sich schwer pauschal sagen, weil hier viele unterschiedliche Faktoren berücksichtigt werden müssen.

Im Allgemeinen können Sie aber von rund 25 EUR pro m² bis 55 EUR pro m² ausgehen, wenn einfache Standard-Putzsysteme verwendet werden und keine besonderen Gegebenheiten vorliegen.

Kommt eine Wärmedämmung dazu, müssen Sie auf jeden Fall von zusätzlichen Kosten im Bereich von mindestens 45 EUR pro m² bis zu 60 EUR pro m² ausgehen, je nach Stärke des Dämmmaterials und Art der Anbringung. Gesamtkosten von 120 EUR pro m² bis 140 EUR pro m² sind dann oft keine Seltenheit.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis

Eine Fassade in der Größe von 100 m² soll komplett neu verputzt werden. Die Fassadenhöhe beträgt in diesem Fall 8 m, es handelt sich um eine glatte Fassadenfläche ohne Vorsprünge und zusätzliche Kanten. Verputzt werden soll mit einem schlichten, einfarbigen Standard-Putzsystem ohne besondere Struktur beim Oberputz.

Posten Preis
Gerüst inkl. Gerüstmiete für 3 Wochen 780 EUR
Putzmaterial und Putzschienen komplett 1.140 EUR
Arbeitsleistung 4.700 EUR
Gesamtkosten 6.620 EUR
Kosten pro m² Fassadenfläche 66,20 EUR
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Die Kosten für die Arbeitskraft sind meist deutlich teurer als die Materialkosten

Hierbei handelt es sich natürlich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel. Abhängig von den örtlichen Gegebenheiten und vom verwendeten Putzsystem können die Kosten für den Außenputz an anderen Gebäuden auch deutlich unterschiedlich liegen.

Unser Preisbeispiel zeigt aber bereits, dass die Kosten für den Außenputz deutlich höher liegen als die reinen Materialkosten. Die Kosten für den Putz und alle weiteren benötigten Materialien machen in diesem Fall gerade einmal rund 20 % der Gesamtkosten aus.

Frage: Von welchen Faktoren hängt der Preis für den Außenputz in der Regel ab?

Kostencheck-Experte: Hier gibt es einiges, das man berücksichtigen muss:

  • die Abmessungen und die Höhe der Fassade sowie die Fassaden-Gesamtgröße
  • die Ausführung der Fassade
  • den vorhandenen Untergrund auf der Fassadenfläche und seine Beschaffenheit
  • ob ein Wärmedämmsystem angebracht wird oder nicht

Alle diese Faktoren müssen in Betracht gezogen werden, wenn es um das Abschätzen des Preises für den Außenputz geht. In der Regel kann nur ein Fachunternehmen nach einer Besichtigung eine wirklich fundierte und belastbare Kostenschätzung abgeben – bei „blind“ abgegebenen Pauschalpreisen sollte man eher vorsichtig sein.

Frage: Inwieweit spielen die Abmessungen der Fassade eine Rolle?

Kostencheck-Experte: Die Fassadenmaße haben gleich mehrfach Bedeutung:

  • für die Materialkosten
  • für die Kosten der Arbeitsleistung und
  • für die Gerüstkosten

Für gewöhnlich werden die Kosten für den Außenputz nach der Größe der Fassadenfläche kalkuliert – das erlaubt sowohl ein Abschätzen des Materialverbrauchs als auch der Arbeitszeit.

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Gerüstkosten müssen einberechnet werden

Bei größeren Flächen kann der Quadratmeterpreis dann manchmal etwas günstiger ausfallen, weil der Gesamtaufwand sich durch die größere Fläche ein wenig relativiert.

Auch Gerüstkosten werden im Allgemeinen nach der Größe der einzugerüstenden Fassadenfläche gerechnet. Da für Putzarbeiten meistens Gerüste der Gerüstklasse 4 – 6 zum Einsatz kommen müssen, können Sie von Gerüstpreisen im Bereich von 6 EUR pro m² bis 12 EUR pro m² Fassadenfläche ausgehen – das kann aber gerade regional sehr unterschiedlich sein.

Für Gerüste spielt zudem auch die maximale Arbeitshöhe eine Rolle. Ist eine Fassade höher als 10 m, können die Kosten für das Gerüst dann auch etwas höher ausfallen.

Frage: Auch die Beschaffenheit der Fassade spielt eine Rolle? Was versteht man darunter?

Kostencheck-Experte: Genau. Hier sind ebenfalls einige Dinge wichtig:

  • die Beschaffenheit des Untergrunds
  • die Fassadenausführung (Kanten, Ornamente, Reliefs)
  • das Vorhandensein von Erkern, Vorsprüngen oder Ähnlichem

Fassaden mit Vorsprüngen und Kanten sind deutlich schwieriger zu verputzen als glatte, gerade Fassadenflächen. Der Aufwand kann durch das notwendige Nacharbeiten von Hand oft sehr hoch sein.

Das Gleiche gilt auch für Erker oder Fassadenvorsprünge, die die Arbeit ebenfalls erschweren und dem ausführenden Unternehmen Zeit kosten. In beiden Fällen wirkt sich das meist deutlich auf den Preis aus.

Ein Untergrund, der uneben ist oder generell eine schlechte Haftung des Putzes ermöglicht, muss oft zuvor noch aufwändig aufbereitet werden, oder es müssen spezielle, dann deutlich teurere Putzsysteme zum Einsatz kommen.

Frage: Was versteht man eigentlich unter einem „Putzsystem“?

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Putze werden mehrlagig aufgetragen

Kostencheck-Experte: Ein Putz im Außenbereich ist grundsätzlich mehrlagig. Für eine gute Haftung der Putzschichten sorgen Spritzbewurf und Grundierung – das sind die ersten beiden Schichten.

Darüber wird dann ein Unterputz aufgetragen, danach wird noch eine oberste Putzschicht aufgebracht, die farblich besonders ausgeführt oder auf besondere Weise strukturiert sein kann.

Die Gesamtheit dieser Schichten, die im Hinblick auf das verwendete Material immer genau aufeinander abgestimmt sind, nennt man dann „Putzsystem“.

Die Kosten aller Schichten werden für eine Kalkulation in den meisten Fällen bei Standard-Putzsystemen einfach zusammengefasst, auch wenn die unterschiedlichen Materialien natürlich verschieden hohe Einzelpreise haben.

Nur bei besonderen Voraussetzungen können verwendete Putzsysteme entsprechend dem Untergrund separat nach einzelnen Schichten geplant werden.

Frage: Zuvor war schon von einer Wärmedämmung die Rede – muss man beim Verputzen denn eine Wärmedämmung zwingend anbringen?

Kostencheck-Experte: Einen Zwang zu dämmen gibt es nur für Gebäude, die vor 1983 errichtet wurden. Für solche Gebäude sieht die EnEV zwingend eine Fassadendämmung vor, wenn die Fassade neu verputzt wird (für ein reines Streichen der Fassade gilt das in der Regel aber nicht).

In diesem Fall muss man natürlich mit deutlich höheren Kosten rechnen. Bei der Fläche von unserem Haus im Kostenbeispiel wären das auf jeden Fall zusätzliche Kosten von mindestens 5.000 EUR, Gesamtkosten von 11.500 EUR bis 13.500 EUR wären hier dann durchaus denkbar.

Vom gesetzlichen Zwang zu dämmen kann man sich in der Regel nur dann befreien, wenn es sich entweder um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt, bei dem die Fassade erhaltenswert ist, oder wenn eine Dämmung der Fassade nicht wirtschaftlich vertretbar wäre.

Frage: Wie erkennt man, ob eine Dämmung wirtschaftlich ist?

Kostencheck-Experte: In der Regel geht man davon aus, dass die Dämmung eher unwirtschaftlich wenn die Kosten für eine Dämmung sich nicht in einigermaßen vernünftigen Zeiträumen amortisieren würden.

In unserem Beispiel würde das bedeuten, dass man durch die Dämmung zumindest rund 300 EUR bis 400 EUR pro Jahr Energiekosten einsparen können muss, ansonsten lohnt sich das Unterfangen nicht.

Grundsätzlich muss die nicht vorhandene Wirtschaftlichkeit aber immer durch einen entsprechenden Gutachter festgestellt werden, die Kosten für ein Gutachten belaufen sich dabei in der Regel auf rund 1.000 EUR. Das ist aber immerhin günstiger als die Kosten für eine Fassadendämmung.

Frage: Was muss man bei einer Putzfassade noch berücksichtigen? Was wäre etwa, wenn man die Fassade statt dem Verputzen verkleiden würde?

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Es gibt günstige Alternativen zur Putzfassade

Kostencheck-Experte: Das ist ein sehr interessanter Punkt – Verputzen ist nämlich immer nur eine Möglichkeit der Fassadengestaltung. In kostentechnischer Hinsicht ist es dabei gar nicht die günstigste Möglichkeit, sondern sogar eher die teuerste.

Bei einer Putzfassade müssen Sie nämlich regelmäßige Folgekosten rechnen. Diese entstehen durch das regelmäßig notwendige Streichen der Fassade, was bei einer Fassadenverkleidung wegfällt.

Vergleichen wir das einmal anhand unseres Kostenbeispiels:

Im ersten Fall lassen wir die Fassade verputzen, wie in unserem Beispiel. Im zweiten Fall lassen wir die Fassade mit kostengünstigen Klinkerriemchen belegen und im dritten Fall verwenden wir eine einfache Fassadenverkleidung aus Kunststoff. Als Zeitraum für die Betrachtung wollen wir einmal 40 Jahre annehmen.

Kostenfaktor Putzfassade Riemchenfassade Kunststoff-Fassadenverkleidung
Herstellungskosten der Fassade 6.620 EUR ca. 7.000 EUR – 8.000 EUR ca. 7.500 EUR – 9.000 EUR
Fassade viermal streichen lassen ca. 16.000 – 18.000 EUR 0 EUR 0EUR
Gesamtkosten ca. 22.600 EUR – 24.600 EUR ca. 7.000 EUR – 8.000 EUR ca. 7.500 EUR – 9.000 EUR

Der Kostenvergleich ist also eindeutig. Durch das Streichen der Fassade werden ebenfalls wieder hohe Kosten verursacht, die bei einer Fassadenverkleidung entfallen.

Wir haben in diesem Fall nur jeweils die einfachste Verkleidungsausführung aus dem unteren Preissegment gewählt – allerdings können auch bei der Putzfassade bei höherwertigen Ausführungen dann wiederum höhere Gesamtkosten entstehen, was den Kostenvergleich dann insgesamt wieder in der Waage halten würde.

Auch bei einer Dämmung wären die Kostenunterschiede dann ungefähr gleich, lediglich das Anbringenlassen von Isolier-Klinker kann ein wenig teurer sein.

Im Hinblick auf die Kostenunterschiede ändert sich jedoch auf lange Sicht betrachtet nicht allzu viel – Putzfassaden haben eindeutig höhere Erhaltungskosten als jede Art der Fassadenverkleidung.

Bei Klinkerriemchen könnten Sie zudem noch sparen, indem Sie sie selbst anbringen – das ist für Laien deutlich einfacher zu bewerkstelligen als das Verputzen einer Fassade und für Riemchen zahlen Sie in der Regel nicht mehr als rund 20 EUR pro m² bis 30 EUR pro m².