Holzhaus bauen: mit welchen Kosten muss man rechnen?

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Viele Bauherren überlegen, vielleicht doch ein attraktives und heimelig wirkendes Holzhaus zu bauen. Unsicherheit gibt es hier aber vielfach in Bezug auf die Baukosten. Welche Kosten man für Holzhäuser rechnen muss und welche Kostenunterschiede dabei möglich sind, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Holzhaus ist doch nicht gleich Holzhaus, oder? Und was sind die Vorteile von einem Holzhaus?

Kostencheck-Experte: Genau – Holzhäuser können sehr unterschiedlich sein.

In der Praxis kann man einmal ganz grob zwischen drei Typen unterscheiden:

  • dem originalen Blockhaus
  • dem Blockbohlenhaus und
  • anderen Holzhausformen, wie etwa dem Schwedenhaus

Das Original-Blockhaus ist die Art von Haus, die man aus vielen Wildwest-Filmen kennt. Solche Häuser werden aus ganzen Stämmen aufgebaut, die an den Enden von Hand passgenau ausgeschnitten und so perfekt aufeinander gepasst werden.

Jedes Haus ist hier praktisch ein Unikat, in vielen Fällen werden die Häuser zunächst an einem Bauort hergestellt, dann die einzelnen Stämme nummeriert und wieder auseinander gebaut und zum eigentlichen Aufstellort transportiert. Dort wird das Haus dann endgültig zusammengesetzt. Größere Häuser (Original-Blockhäuser haben meist nur 70 m² – 90 m² Wohnfläche) werden unter Verwendung eines inneren „Skelettbaus“ realisiert.

Es versteht sich von selbst, dass diese Baumethode durch die viele, hohe Kenntnisse erfordernde Handarbeit natürlich entsprechend teuer sind. Zudem wird für diese Art von Häusern oft nur wirklich erstklassiges Holz verwendet, das natürlich seinen Preis hat.

Bei Blockbohlenhäusern geht das alles ein wenig einfacher: Die Hauswände werden hier aus vorgefertigten, bereits passend zugeschnittenen quadratischen oder runden Bohlen gefertigt, die nur noch aufeinander gesetzt und befestigt werden müssen.

Die Bauweise kennt man auch von Gartenhäusern, bei einem Wohnhaus sind die Bohlen allerdings deutlich stärker ausgeführt als beim klassischen Holzgartenhaus.

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Das Schwedenhaus ist eine typische Form des Holzhauses

Die dritte Gruppe umfasst alle übrigen Hausformen, von denen das Schwedenhaus die bekannteste und beliebteste Form ist. Nicht alle Schwedenhäuser sind übrigens rot, es ist aber die klassische Farbe (das typische „Schwedenrot“ oder „Falunrot“ ist eine seit Jahrhunderten in Schweden beliebte Holzschutzfarbe, die aus Abfallstoffen des Kupferbergbaus hergestellt wird und sehr wirksam schützt).

Wenn es darum geht, ein Holzhaus zu bauen, kommen viele Zweifel auf, die zum Teil aber unberechtigt sind:

  • die Brandsicherheit
  • die Langlebigkeit
  • der Wärmeschutz und nicht zuletzt natürlich
  • die Baukosten

Im Hinblick auf den Brandschutz braucht man sich beim Holzhaus einmal keine Sorgen machen. Zwar ist Holz brennbar, allerdings braucht es sehr lange Zeit und sehr hohe Temperaturen, bis massive Holzstämme oder Bohlen tatsächlich Feuer fangen. In technischer Hinsicht gilt Massivholz als sehr feuerstabil (auch unsere Dachstühle bestehen ja aus solchen Bohlen) – oft besser als viele andere Baustoffe. Wer seine Fassade mit hoch brennbarem Styropor verkleidet, müsste sich eigentlich viel mehr Sorgen um den Brandschutz machen. Bei völlig ausgebrannten Häusern steht der Dachstuhl oft noch (fast als einziges), nach einem Brand in einem Blockhaus reicht es oft, die nur wenig angegriffenen Stämme einfach abzuschleifen. Mangelnde Brandsicherheit ist also bestimmt kein Argument gegen ein Holzhaus.

Über die Langlebigkeit von Holzhäuser gibt es nicht viel zu sagen – außer dass das älteste Holzhaus der Welt, die „Vindhausloftet“ in Norwegen seit etwa 1170 steht und immer noch stabil ist – trotz sehr wenig Pflege über die Jahrhunderte. Europaweit gibt es noch einige weitere Häuser, die ebenfalls fast 800 – 900 Jahre alt sind und kaum Schäden aufweisen. Modernen Holzschutz gab es im Mittelalter noch nicht, das Holz hat das also ganz von allein geschafft.

Im Bereich des Wärmeschutzes ist Holz ebenfalls den meisten anderen Baustoffen deutlich überlegen. Massive Holzstämme oder Bohlen bieten oft schon so viel Wärmeschutz, dass es gar keine weitere Dämmung benötigt, um die EnEV-Werte zu erreichen. Die Umwandlung von einem Holzhaus in ein KfW-Effizienzhaus mit besonders niedrigem Energieverbrauch ist oft sehr kostengünstig zu bewerkstelligen.

Bei den Baukosten wird es etwas komplizierter: Holzhäuser sind nicht per se kostengünstiger oder teurer als ein Steinhaus, das hängt immer von der individuellen Bauweise ab. Ein Vorteil, den Holzhäuser aber mitbringen ist, dass sie bei ein wenig vorhandenem Geschick deutlich mehr Möglichkeiten für Eigenleistungen am Bau bringen – was dann wiederum natürlich den Preis drückt.

Frage: Holzhäuser werden also tatsächlich vielfach unterschätzt. Welchen Preis muss man für ein Holzhaus rechnen?

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Die Preise für Holzhäuser variieren stark je nach Art, Größe und Material

Kostencheck-Experte: Das ist pauschal wie gesagt kaum zu sagen.

Klar ist natürlich, dass ein beinahe von Hand gefertigtes Original-Blockhaus aus Naturstämmen in vielen Fällen relativ teuer ist.

Die Preise beginnen hier für sehr einfache Häuser in mittlerer Holzqualität bei rund 1.200 EUR pro m², können bei entsprechend aufwendiger Ausführung und bei hoher Holzqualität aber auch 1.900 EUR pro m² oder sogar noch mehr kosten.

Schon allein die Skelettkonstruktion liegt in vielen Fällen über 1.000 EUR pro m² und das Skelett allein kann manchmal bis zu 1.700 EUR pro m² teuer sein.

Blockbohlenhäuser sind dagegen schon einmal deutlich günstiger – in der Regel beträgt der Kostenunterschied zu individuell hergestellten Naturstammhäusern hier 20 % oder mehr. Wer also kostengünstiger bauen möchte, sollte auf jeden Fall zu bereits zugerichteten Bohlen greifen.

Beim Schwedenhaus gibt es, entsprechend der Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten, oft recht unterschiedliche Preise. Hier spielen auch viele Faktoren mit hinein, sodass man die Baukosten kaum pauschal angeben kann.

Interessant sind Holzhäuser vor allem in Fertigbauweise: Hier kann man in vielen Fällen gegenüber anderen Fertighäusern durchaus einiges an Geld sparen. Auch die Möglichkeit, Eigenleistungen zu erbringen sollte man dabei eventuell in Betracht ziehen (sogenanntes Ausbauhaus).

Einige Preisbeispiele aus der Praxis

Art des Hausses, Bauweise Größe Wohnfläche Preis
Blockhaus, Rundbalken, traditionell 120 m² 98.500 EUR
Schwedenhaus klein, zweigschossig 70 m² 80.200 EUR schlüsselfertig
Blockhaus, großer umlaufender Balkon, Gaubendach, zweigeschossig 170 m² 131.000 EUR
Holzhaus modern, Niedrigenergiehaus, inkl. Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung 114 m² 180.000 EUR
Blockbohlenhaus, moderne Ausführung, großzügige Verglasung, moderne Dachkonstruktion (Walmdach), Galerie 120 m² 98.000 EUR
Blockbohlenhaus modern, Erker, Balkon und Gauben, zweigeschossig, zusätzl. Korkgranulat-Dämmung 213 m² 113.000 EUR

Hierbei handelt es sich natürlich nur um beispielhafte Kosten für einzelne Häuser bestimmter Anbieter. Die Kosten für andere Holzhäuser, auch in vergleichbarer Größe, können in anderen Fällen auch deutlich unterschiedlich liegen.

Unsere Liste mit Preisbeispielen zeigt aber bereits deutlich, dass man in manchen Fällen Holzhäuser oft recht günstig bauen (lassen) kann.

Frage: Von welchen Dingen hängt der Preis für ein Holzhaus in der Praxis dann ab?

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Viele Faktoren haben Einfluss auf den Preis für ein Holzhaus

Kostencheck-Experte: Hier muss man natürlich einiges in Betracht ziehen:

  • die Art des Hauses (Blockhaus, Schwedenhaus, etc.)
  • die Größe des Hauses
  • die jeweilige Ausführung (Wandstärke, Dämmung, etc.)
  • die Ausstattung des Hauses (Balkone, Erker, Zahl und Größe der Fenster, etc.)
  • die vorhandene Technik (Heizung, Lüftungsanlagen, Sanitärtechnik, Kachelofen, etc.)
  • die vereinbarten Eigenleistungen

All diese Dinge haben natürlich einen Einfluss auf den Preis. Preisvergleiche in allgemeiner Weise sind daher immer etwas schwierig, da man die einzelnen Eigenschaften der Häuser gegeneinander aufrechnen müsste, was nicht immer sinnvoll ist.

Am besten ist es, sich eine Reihe von Kriterien oder Mindestanforderungen zurechtzulegen und auf dieser Basis nach passenden Häusern zu suchen. In der verbleibenden, begrenzten Auswahl kann man dann meist gut einzelne Häuser miteinander vergleichen und zu einer Entscheidung finden.

Energetische Kriterien (Wärmedämmstandard, Heizungstechnik, etc.) sollte man dabei nicht außer Acht lassen – sie haben oft deutliche Auswirkungen auf die späteren Betriebskosten des Hauses. Da man das Haus viele Jahrzehnte bewohnen wird, können sich auch geringfügig erscheinende Unterschiede auf Dauer zu beträchtlichen Kosten summieren.

Frage: Wenn Holzhäuser, zum Beispiel als Fertighaus, oft kostengünstiger sind als andere Häuser – hat das auch Nachteile? Etwa einen geringeren Wiederverkaufswert?

Kostencheck-Experte: Hier muss man wiederum zwischen den einzelnen Haustypen ein wenig unterscheiden.

Naturstammhäuser gelten in der Praxis als nur wenig wiederverkäuflich – in der Regel baut man so ein Haus also tatsächlich nur für sich oder seine Kinder. Es gibt einfach kaum einen Markt für gebrauchte Naturblockhäuser.

Beim Blockbohlenhaus sieht es etwas besser aus mit dem Wiederverkauf – in der Regel muss man aber damit rechnen, auch hier nur eher geringe Preise zu erzielen.

Man sieht das auch an dem Willen der Banken, diese Gebäude zu besichern: Während üblicherweise 85 % des Hauswerts als Besicherung herangezogen werden, sind es bei Blockhäusern, auch bei Blockbohlen-Varianten, meist lediglich 70 % oder sogar noch weniger. Banken orientieren sich (verständlicherweise) am Wiederverkaufswert eines Gebäudes, wenn es um die Besicherung geht. Wird der Besicherungswert schon von vornherein niedriger angesetzt, kann man davon ausgehen, dass bei einem Wiederverkauf auch nur ein entsprechend weit unter dem eigentlichen Hauswert liegender Verkaufspreis erzielt werden kann.

Bei Schwedenhäusern gibt es diese Einschränkungen kaum, sie werden in den meisten Fällen ungefähr im selben Maß besichert wie Steingebäude auch. Tatsächlich gibt es auch einen Markt für gebrauchte Schwedenhäuser, auf dem in der Praxis auch einigermaßen dem Hauswert entsprechende Verkaufspreise erzielt werden können.

Gegebenenfalls sollte man diesen Punkt also gerade bei Blockhäusern noch einmal überdenken, gerade wenn es um eine gewisse Wiederverkaufbarkeit als eigene Sicherheit geht.