Steildächer mit einer Beschichtung zu überziehen kann dafür sorgen, dass sie fast wieder aussehen wie neu, eine neue Farbe oder zusätzlichen Schutz vor der Witterung haben. Manchmal werden auch alle drei Zwecke erfüllt. Was eine Dachbeschichtung kosten kann, erklärt der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Wie wird eine Dachbeschichtung gemacht? Und welchen Nutzen hat sie?
Kostencheck-Experte: Dachbeschichtungen werden heute in der Regel durch Sprühen oder Auftrag mit der Rolle aufgebracht. Möglich sind dabei:
- durchsichtige Versiegelungen (Imprägnierungen)
- Versiegelungen mit Nano-Beschichtung
- farbige Beschichtungen
Imprägnierungen werden oft als Zusatzprodukt im Zuge einer Dachreinigung angeboten. Sie machen porös geworden Ziegeloberflächen wieder wasserdicht, so dass keine Feuchtigkeit mehr in den Dachziegel eindringen kann. Durchfeuchtete Dachpfannen führen oft zu ständiger Feuchtigkeit unterhalb der Ziegel und damit zu Feuchtigkeitsproblemen im ganzen Dachgeschoss.
Nano-Beschichtungen schaffen ein „selbstreinigendes Dach“, auf dem kein Schmutz haften kann. Das wird durch die besondere Oberflächenstruktur erreicht, die das Beschichtungsmaterial bildet (Lotos-Effekt).
Farbige Beschichtungen erlauben, Dachziegel komplett umzufärben und dem Dach damit eine völlig andere Farbe zu geben. In der Regel wird hier aber mit mehreren Schichten gearbeitet. Die Dachziegel sehen dann aus wie neu.
Über die Wirksamkeit von Dachbeschichtungen gehen die Meinungen durchwegs auseinander. Viele Dachdeckerverbände sehen Dachreinigungen und Beschichtungen als „rein kosmetische Maßnahme“, die kaum einen technischen Vorteil bringt. Ihrer Meinung nach sollten Dachziegel, wenn sie das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben und ihre Oberfläche angegriffen ist, am besten ausgetauscht werden. Beschichtungen würden außerdem den problematischen Überlappungsbereich von Dachziegeln gar nicht erst erreichen, wären also nur oberflächlich.
Andere Seiten halten dagegen die Beschichtung und Imprägnierung von Dächern für eine durchaus sinnvolle Maßnahme, um die Lebensdauer von Dacheindeckungen am Steildach zu verlängern.
Für beides gibt es also Argumente – für und gegen die Dachbeschichtung. Im Hinblick auf die Kosten solcher Maßnahmen muss sich dann allerdings jeder selbst überlegen, ob er diese Kosten tatsächlich investieren möchte.
Frage: Was kosten Dachbeschichtungen?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal nur schwer sagen, da jeder Anbieter recht unterschiedliche Preise verlangt und auch die angebotenen Beschichtungen dann oft recht unterschiedlich sind.
In der Regel müssen Sie aber von Kosten im Bereich von rund 15 EUR pro m² bis 25 EUR pro m² Dachfläche ausgehen. Sehr hochwertige Beschichtungen können aber durchaus sogar über 30 EUR pro m² kosten.
In anderen Fällen wird schon im Zuge einer gewöhnlichen Dachreinigung und Moosentfernung oft auch schon eine nachfolgende Versiegelung des Dachs (Imprägnierung) angeboten. Der Leistungsumfang der Arbeiten variiert allerdings immer ein wenig von Hersteller zu Hersteller.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir lassen unser 140 m² großes Dach von einem Anbieter reinigen, prüfen und versiegeln.
Posten | Preis |
---|---|
Reinigung, Sichtprüfung und Ausbesserung, Imprägnierung | 15 EUR pro m² |
Gesamtkosten | 2.100 EUR |
Hierbei handelt es sich allerdings nur um ein einzelnes Angebot eines bestimmten Herstellers für ein bestimmtes Gebäude. Die Kosten für eine Versiegelung oder eine Beschichtung können in anderen Fällen bei anderen Dächern auch deutlich unterschiedlich liegen. Die Angaben in unserem Kostenbeispiel sind Nettopreise – es müssen also noch 19 % MwSt. hinzugerechnet werden.
Eine Grundierung und Beschichtung unseres Dachs hätte uns – zum Vergleich – bei diesem Hersteller pauschal 3.080 EUR gekostet, die Reinigung wäre auch hier bereits mit inbegriffen gewesen.
Frage: Wovon hängen die Kosten für eine Dachbeschichtung ab?
Kostencheck-Experte: Hier spielen für die Kalkulation der einzelnen Anbieter folgende Faktoren eine Rolle:
- die Dachgröße (es wird fast ausschließlich nach Quadratmeter Dachfläche kalkuliert)
- die örtlichen Gegebenheiten (Dachhöhe, Dachneigung, Verschmutzungsgrad, Zustand der Dachpfannen, Zugänglichkeit, abzudeckende Teile, etc.)
- die gewählte Beschichtungsdicke (Materialverbrauch)
- Porigkeit der Dachpfannen (grobporige Dachpfannen können einen bis zu 80 % höheren Materialverbrauch verursachen)
- der Qualität der Beschichtung (Copolymer Acrylate oder reine Acrylate, Nano-Materialien, verstärkte Acrylatbeschichtungen, etc.)
- die Qualität der Geräte und die verwendeten Düsen für die Airless-Beschichtung (bis zu 5 mal geringerer Farbauftrag durch die passenden Düsen)
Alle diese Faktoren fließen in die Kalkulation bei Beschichtungen im Dachbereich ein. Damit können sehr weit unterschiedliche Kosten durch die Beschichtung entstehen. Im Einzelfall muss man also all das in Betracht ziehen.
Frage: Welche Nachteile kann man sich bei Billiganbietern einhandeln?
Kostencheck-Experte: Dachbeschichtungen können auch vom Fachmann kostengünstig sein – das hängt vor allem von der Art der Beschichtung ab, die man wählt.
Bei Billiganbietern mangelt es häufig tatsächlich aber an vielem – oder sogar an allem:
- Baustelleneinrichtung
- minderwertige Farben, die schnell verblassen
- veraltete oder sehr leistungsschwache Maschinen mit viel zu hohem Farbverbrauch
- mangelhafte Endreinigung
- mangelhafte Sicherung der Mitarbeiter
Ein gutes Beispiel dafür ist die Verwendung von Beschichtungen auf Styrol-Acrylate-Basis (sogenannte Copolymer-Acrylate). Diese Beschichtung enthält Weichmacher, die sich im Lauf der Zeit auswaschen und ins Abwasser gespült werden. Die Farbe wird dann brüchig, reißt und blättert ab. Das kann schon nach wenigen Jahre der Fall sein.
Bei hochwertigen Farben auf Basis von reinen Acrylaten oder ähnlich hochwertigen Stoffen kann das nicht passieren. Schlechte Qualität zahlt sich hier nicht aus.
Frage: Lohnt sich eine Dachbeschichtung denn überhaupt?
Kostencheck-Experte: Das muss man natürlich individuell abwägen.
Als Vergleich kann man heranziehen, dass man eine komplette Eindeckung mit Betonsteinen oder kostengünstigen Dachziegeln bereits ab 25 EUR pro m² bekommt – dafür hat man dann komplett fabrikneue Dachziegel, die sicher 30 Jahre halten.
Ob sich dann eine Dachbeschichtung für einen ähnlichen oder sogar teureren Preis tatsächlich lohnt, mag dahingestellt bleiben.