Der alte, gemauerte Schornstein weist nach Jahrzehnten oft Schäden oder gar bereits Versottung auf, zudem vertragen sich alte Mauerschornsteine oft nicht mit modernen Heizungsanlagen. Was eine Schornsteinsanierung in der Praxis kosten kann, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Wann werden Sanierungen bei Schornsteinen fällig?
Kostencheck-Experte: Dafür gibt es in der Regel drei wichtige Gründe:
- der Schornstein weist bauliche Mängel auf (bröckelndes Mauerwerk, sich lösende Steine)
- der Schornstein ist versottet
- es wird ein neues Niedertemperatur-Heizsystem angeschafft
Bei baulichen Mängeln muss man oft auch die verbliebene Standsicherheit des Schornsteins prüfen. Ist keine ausreichende Standsicherheit mehr gegeben und besteht akute Einsturzgefahr, muss der Schornstein unter Umständen sogar komplett abgetragen werden.
Versottung ist ein anderes Problem: durch ungeeignete Dimensionierung des Schornsteins oder Zugprobleme kühlen die Abgase im Inneren des Schornsteins zu stark ab und der im Abgas enthaltene Wasserstoff und schwefelige Säuren kondensieren an der Innenwand des Schornsteins. Dieses eklig-faulig riechende Gemisch setzt sich an der Innenwand des Schornsteins ab und durchtränkt ihn mit der Zeit. Durch die aggressiven Stoffe im Kondensat entwickelt der Schornstein nicht nur üble Gerüche und gelb-braune stinkende Flecken an der Außenseite, sondern es kann sich auch der im Schornsteinmauerwerk enthaltene Zement zersetzen. Der Schornstein fällt dann auf lange Sicht gesehen buchstäblich auseinander.
Bei modernen Heizsystemen, insbesondere bei Brennwert-Heizungen, bieten gemauerte Schornsteine von vornherein zu wenig Zug, um die Abgase überhaupt aus dem Kamin befördern zu können. Ihre Durchmesser sind für die niedrigen Abgastemperaturen (zum Teil nur 60 °C) viel zu groß. Um Brennwerttechnik einsetzen zu können, muss also zunächst der Schornsteindurchmesser im Inneren entsprechend verkleinert werden. Es geht hier also nicht nur um eine Reparatur, sondern auch um eine Anpassung des Schornsteins.
Die Sanierung des Schornsteins erfolgt in der Regel durch das Einführen von neuen Abgasrohren in den Schornstein. Das ist ein sehr unproblematisches und einfaches Vorgehen. Die Rohre schützen den Schornstein vor aggressiven Kondensaten (die den Rohren nichts ausmachen), verringern den Schornsteindurchmesser auf ein passendes Maß und sorgen damit für einen angemessenen und für die Feuerstätte passenden Schornsteinzug. Der äußere, gemauerte Schornstein kann dann, falls nötig baulich saniert werden.
Frage: Welche Kosten verursacht eine solche Schornsteinsanierung?
Kostencheck-Experte: Das kann im Einzelfall ganz unterschiedlich sein – je nachdem welche Rohre eingesetzt werden und wie der vorhandene Schornstein beschaffen ist.
In der Regel kann man aber in den meisten Fällen von Kosten im Bereich von rund rund 1.000 EUR bis 2.000 EUR ausgehen. Beim gleichzeitigen Einbau der Bauteile für die Brennwerttechnik (etwa beim Einbau einer Gasbrennwert-Heizung) liegen die Gesamtkosten meist im Bereich von rund 2.500 EUR.
Deutlich günstiger wird das Ganze allerdings, wenn man die Sanierung selbst vornimmt. Kostengünstige Edelstahl-Sanierungssets bekommt man bereits ab rund 400 EUR. Der Einbau ist nicht besonders schwierig und kann durchaus auch von Laien durchgeführt werden, die Abnahme muss dann ohnehin vom zuständigen Bezirksschornsteinfeger erfolgen.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis:
Wir sanieren unseren Schornstein, der schon leichte Anzeichen von Versottung aufweist, mit einem Edelstahl-Sanierungssystem das wir individuell in Einzelteilen kaufen, um es genau an die Länge unseres Schornsteins anpassen zu können. Eine bauliche Sanierung des gemauerten Schornsteins ist in unserem Fall nicht nötig.
Posten | Preis |
---|---|
T-Stück | 41,25 EUR |
Längenelement mit Prüföffnung | 35,30 EUR |
Kondensatablauf | 18,25 EUR |
6 Längenelemente 1.000 mm | 261,84 EUR |
Schachtabdeckung | 26,58 EUR |
Regenhut | 18,54 EUR |
Gesamtkosten | 360,51 EUR |
Hierbei handelt es nur um ein einzelnes Kostenbeispiel, das lediglich für die Sanierung eines bestimmten Schornsteins gilt. Die Kosten können in anderen Fällen, insbesondere bei anderen nötigen Durchmessern, auch deutlich davon abweichen.
In unserem Fall entstehen durch den geringen notwendigen Durchmesser und die Verwendung von in der Regel kostengünstigen Edelstahlrohren nur sehr geringe Kosten für die Sanierung. Der Einbau ist bei gerade verlaufenden Schornsteinen in der Regel ganz unproblematisch.
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für eine Schornsteinsanierung in der Praxis ab?
Kostencheck-Experte: Hier kommen schon einige Faktoren zum Tragen:
- welche Art von Rohren verwendet wird (Material)
- welche Temperaturvorgaben durch die Feuerstätte bestehen (Gas- und Ölheizung oder Feststoffheizung, z. B. Biomasseheizung)
- welche Länge der Schornstein hat
- ob der Schornstein durchgehend gerade verläuft
- welche Zubehör-Teile mit verwendet werden (Zugverstärker, Schornsteinabdeckung, Regenhauben, etc.)
- ob ein Bausatzsystem mit variierbarer Länge verwendet wird oder ob die Teile einzeln beschafft werden
- welche Pauschalkosten das einbauende Unternehmen verwendet (wenn man einbauen lässt)
- ob eine bauliche Sanierung des gemauerten Schornsteins erforderlich ist (ausreichende verbleibende Tragfähigkeit vorausgesetzt)
All diese Faktoren haben einen wesentlichen Einfluss auf die Kosten.
Frage: Wie unterscheiden sich die Kosten einzelner Materialien?
Kostencheck-Experte: Im Allgemeinen hat man bezüglich des Rohrmaterials die Auswahl zwischen drei verschiedenen Alternativen:
- Edelstahl, meist V2A oder V4A mit Wandstärken von 0,4 – 0,6 mm
- Keramik
- Kunststoff (wobei dieses Material nur für sehr niedrige Abgastemperaturen bis maximal 150 °C zugelassen ist und daher nur bei modernen Öl- und Gasheizungen eingeschränkt zulässig ist)
Die Preise sind hier sehr unterschiedlich. Edelstahl ist die bei Weitem am häufigsten verwendete Alternative.
Keramikrohre sind deutlich teurer – das Längenelement mit 1.000 m Höhe würde beim gleichen Durchmesser wie in unserem Kostenbeispiel statt rund 43 EUR bereits mindestens 65 EUR kosten.
Keramik ist dabei noch etwas besser beständig gegen Kondensate und Ablagerungen als Edelstahl, in der Praxis spielt der Unterschied, insbesondere bei ausreichendem Zug, aber kaum eine Rolle. Darum werden Keramikrohre heute selten verwendet. Sie sind auch deutlich schwerer und damit auch schwieriger zu handhaben und einzubauen.
Kunststoffrohre werden wegen der geringen Temperaturbeständigkeit heute ebenfalls nur sehr wenig eingesetzt. Im Gegensatz zu den meist für Temperaturklasse T 600 (temperaturbeständig bis 600 °C) zertifizierten Edelstahlrohren stellt Kunststoff im Brandfall (Schornsteinbrand) ein recht hohes Sicherheitsrisiko dar.
Frage: Wie ermittelt man den richtigen Durchmesser?
Kostencheck-Experte: Die Schornsteinberechnung ist immer Sache des Fachmanns – in der Regel erledigt das der zuständige Schornsteinfeger.
In unserem Fall wurde die Schornsteinberechnung für uns vom Händler erledigt, bei dem wir bestellt haben. Das war kostenlos, wir mussten nur die Daten für die Feuerstätte (Gasbrennwert-Heizung) übermitteln.
Frage: Welche Kosten fallen für eine Montage an?
Kostencheck-Experte: In der Regel bieten die meisten Händler auch eine kostenpflichtige Montage an. Dafür muss man in der Regel eine Kostenpauschale von rund 500 EUR bis 1.000 EUR rechnen.
Bei nicht geradlinig verlaufenden Schornsteinen, in denen sogenannte Flexrohre eingesetzt werden müssen, lohnt es sich oft, die Montage vom Fachmann durchführen zu lassen.
Frage: Was kostet die bauliche Sanierung des gemauerten Schornsteins?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal nicht beantworten – das richtet sich auch nach dem Schadensbild und dem Ausmaß der notwendigen Sanierungsarbeiten.
In der Praxis kann man aber von Kosten ausgehen, die ungefähr im Bereich der üblichen Mauerwerkssanierung liegen.
Etwas teurer wird es, wenn im gemauerten Schornstein Asbest mit verbaut wurde. Das war zwischen 1960 und 1990 durchaus üblich. Hier muss man im Vorfeld oft noch zusätzlich einen Experten für die Asbestsanierung hinzuziehen.
Ein Abbau ist in diesem Fall nicht zwingend nötig, Risse und Schäden müssen in so einem Fall aber sehr umfassend und sorgfältig verschlossen werden, damit keine Asbestfasern an die Außenluft geraten können.