Berufliche Fortbildung: Was kostet es, den Staplerschein zu machen?

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Gerade im Bereich Logistik eröffnen sich durch den Flurfördermittelschein neue Möglichkeiten. Allerdings schreibt die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) eine verpflichtende, einheitliche Prüfung für das Fahren eines Gabelstaplers vor, ohne die Sie diese Maschinen nicht bedienen dürfen. Lasten heben und senken, Güter ein- und ausladen und auf der schmalen Laderampe zu rangieren ist etwas ganz anderes, als mit dem PKW im Straßenverkehr unterwegs zu sein. Der Staplerschein stellt sicher, dass Sie die spezifischen Funktionen und Besonderheiten von Flurförderzeugen kennen und die damit verbundenen Gefahren richtig einschätzen können. Doch was kostet diese berufliche Fortbildung und wie läuft die Ausbildung ab?

Was ist ein Flurförderfahrzeug?

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Klassische Gabelstapler ist nur eines der Flurförderfahrzeuge

Kostencheck: Klassische Gabelstapler, die wohl jeder schon einmal in einem Baumarkt oder bei einer Spedition gesehen hat, sind die wohl bekanntesten Flurförderfahrzeuge. Weiterhin gehören zu diesen:

  • Querstapler
  • Schlepper
  • Handgabelhubwagen
  • Niederhubwagen
  • Gabelhochhubwagen

Sie dienen zum Hub und kurzen Transport von Waren, die auf Europaletten oder in Gitterkörben transportiert werden. Sie kommen überwiegend in Lager- und Produktionshallen, aber auch in der Landwirtschaft zum Einsatz.

Mit welchen Kosten ist zu rechnen?

Die zu kalkulierenden Kosten variieren stark von Anbieter zu Anbieter und können zwischen 150 EUR und 950 EUR liegen.

Anbieter Personenkreis Preis
TÜV Süd Für Anfänger incl. Lernmittel und Prüfung 327,25 EUR brutto
TÜV Süd Für Fortgeschrittene incl. Lernmittel 233,25 brutto
DEKRA Ausbildung für Fahrpersonal 262 EUR brutto
STILL Für Personen mit geringer oder ohne praktische Erfahrung 300 EUR brutto
Spezielle Schulungszentren Für Anfänger bzw. Fortgeschrittene zwischen 150 und 950 EUR

Hinzu kommen Aufwendungen für ein Lichtbild in Höhe von etwa 15 EUR sowie ein ärztliches Attest, das mit 10 – 30 EUR zu Buche schlägt.

Insbesondere wenn Sie die Kosten selbst tragen müssen, sollten Sie bei der Auswahl des Schulungsunternehmens nicht nur finanzielle Aspekte berücksichtigen. Auch die Dauer der Ausbildung und die Qualität der Wissensvermittlung sollten eine Rolle spielen. Hören Sie sich im Kollegen und Freundeskreis um und ziehen Sie auch die Homepage des Ausbildungsanbieters zu Rate, das hilft neben dem reinen Preisvergleich den für Sie idealen Kurs zu finden.

Wo kann man den Flurfördermittelschein machen?

Kostencheck: Die Kenntnisse und Fähigkeiten zum sicheren Führen eines Gabelstaplers nach dem berufsgenossenschaftlichen Grundsatz BGG 925 können Sie Sie bei verschiedenen Organisationen erwerben:

  • Hersteller und Anbieter von Flurförderzeugen
  • TÜV
  • DEKRA
  • zertifizierte Ausbilder der DGUV
  • freiberufliche Ausbilder.

Wie lange dauert die Schulung?

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Kurse sind oft an einem Wochenende zu absolvieren

Kostencheck: In der Regel findet der Kurs an zwei oder drei aufeinanderfolgenden Tagen statt. Sie müssen also je Ausbildungstag bei den günstigeren Anbietern mit Kosten zwischen 75 und 150 Euro rechnen. Nehmen Sie sich Zeit für diese Fortbildung, denn die DGUV empfiehlt einen Umfang von mindestens 20 Lerneinheiten á 45 Minuten. In Schulungen mit einer Dauer von nur einem Tag lässt sich dieser Wissensumfang kaum erschöpfend behandeln. Allerdings handelt es sich hierbei nur um eine Empfehlung und nicht um eine rechtsverbindliche Vorschrift, sodass kürze Kurse rechtlich zulässig sind.

Welche Fördermittel gibt es?

Kostencheck: Sind Sie in einem Logistikunternehmen beschäftigt, werden die Kosten für Flurfördermittelschein häufig vollständig vom Arbeitgeber übernommen. Die Mitarbeiter werden in diesem Fall während der Arbeitszeit in Gruppen geschult.

Arbeitssuchende können die Kostenübernahme durch die Agentur für Arbeit (§ 45 SGB III) beantragen. Allerdings handelt es sich bei der Bewilligung um eine Ermessensentscheidung des zuständigen Sachbearbeiters, einen gesetzlichen Anspruch haben Sie leider nicht. Sofern der Staplerschein die Chancen auf eine berufliche Wiedereingliederung verbessern oder für diese sogar notwendig ist, stehen die Aussichten auf Übernahme der Kosten jedoch sehr gut. Diese Sozialleistung müssen Sie mit einem „Antrag auf Gewährung einer Förderung aus dem Vermittlungsbudget“ schriftlich beantragen und Ihre Gründe ausführlich darlegen.

Ich habe gehört, der Fördermittelschein muss regelmäßig erneuert werden?

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Auf einem Betriebsgelände können Stapler mit dem Staplerschein für unbegrenzte Zeit gefahren werden

Kostencheck: Trotz Gültigkeitseinschränkungen, Sie dürfen beispielsweise mit dem Flurfördermittelschein keinen Gabelstapler im Straßenverkehr bewegen, berechtigt der Staplerschein zeitlich unbegrenzt zum Führen dieses Fahrzeugs auf einem Firmengelände oder Privatgrund. Die hohe Zahl innerbetrieblicher Unfälle, in die Flurfördermittel-Fahrer verwickelt sind, zeigt aber, wie wichtig die vorgeschriebene, jährliche Unterweisung ist. Sie vertiefen in diesen Kursen nicht nur ihr praktisches, sondern auch Ihr Wissen über die geltenden Vorschriften.

Die Nachschulung schlägt mit etwa 100 EUR zu Buche. Der Betrag für diese Weiterbildung wird in der Regel vom Arbeitgeber übernommen. Müssen Sie die Kosten selbst tragen und benötigen den Staplerschein aus beruflichen Gründen, so können Sie diese steuerlich geltend machen.

Welche Voraussetzungen für den Erwerb gibt es?

Kostencheck: Entsprechend § 7 Abs. 1 der DGUV Vorschrift 68 „Flurförderzeuge“ darf ein Unternehmen nur Personen mit dem Gabelstapler agieren lassen, die:

  • mindestens 18 Jahre alt sind
  • für diese Tätigkeit geeignet sind
  • und die ihre Befähigung hierfür nachgewiesen haben.

Aufgestellt wurden diese Richtlinien von den für den Unfallschutz zuständigen Berufsgenossenschaften. Der Nachweis erfolgt durch eine Schulung nach DGUV Grundsatz 308-001. Diese beinhaltet eine Prüfung in Theorie und Praxis. Im Anschluss erhalten Sie den zeitlich unbegrenzt gültigen Flurfördermittelschein.

Ihre gesundheitliche Eignung müssen Sie durch ein Attest belegen. Die Ärzte dürfen den Preis für diese Bescheinigung der Hör- und Sehfähigkeit selbst festlegen. Hierfür müssen Sie Kosten zwischen 10 und 30 EUR einkalkulieren.

Wichtig: Vielfach ist zu lesen, dass Sie den Staplerschein nur machen dürfen, wenn Sie einen Autoführerschein besitzen. Diese Aussage stimmt nicht. Gabelstapler sind als Arbeitsmaschinen in vielen Fällen führerscheinfrei. Nur wenn Sie mit diesen Flurfördermitteln auch in einem Bereich fahren wollen oder müssen, in dem die Straßenverkehrsordnung gilt, benötigen Sie zusätzlich zum Staplerschein einen offiziellen Führerschein der Klasse L. Diese Regelung gilt für Flurförderfahrzeuge bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h.

Gibt es Sonderregelungen für Personen unter 18 Jahren

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Auch Personen unter 18 Jahren dürfen unter Umständen Stapler fahren

Kostencheck: Viele Auszubildende zum Fachlagerist sind noch keine 18 Jahre alt und dürften deshalb auch keinen Gabelstapler fahren. In der Durchführungsanweisung zur BGV D27 gibt es für diesen Personenkreis jedoch eine Ausnahme.

Hier ist zu lesen: „Das Steuern von Flurförderzeugen durch Jugendliche unter 18 Jahren zu berufsbildbezogenen Ausbildungszwecken unter Aufsicht gilt nicht als selbstständiges Steuern. Unter Aufsicht bedeutet, dass seitens des Aufsichtführenden die jeweilige Arbeitsaufgabe beschrieben und vorgegeben sowie örtlich und zeitlich begrenzt wird. 
Der Aufsicht Führende hat sich regelmäßig von der ordnungsgemäßen Durchführung des Auftrages zu vergewissern.“

Auszubildende dürfen also zu Ausbildungszwecken durchaus mit dem Flurförderfahrzeug arbeiten.

Wie gestalten sich die Ausbildungsinhalte der theoretischen Ausbildung?

Kostencheck: Der Theoriepart umfasst nach dem DGUV-Grundsatz folgende zehn Themenschwerpunkte:

Themengebiet Was wird behandelt?
Aufbau und Funktion von Flurförderzeugen und Anbaugeräten Unterschiede Stapler und KFZ, Funktionen von Anbaugeräten wie Arbeitsbühne oder Klammer etc..
Antriebsarten Elektrischer und motorisierter Antrieb nebst Besonderheiten, was muss beim Betrieb dieser in teilweise oder ganz geschlossenen Räumen beachtet werden.
Standsicherheit Schwerpunktveränderungen durch Lasten oder Anbaugeräte sowie Einfluss von Bodenbeschaffenheit und Bereifung auf die Stabilität.
Allgemeiner Betrieb Angemessene Geschwindigkeit, Gefährdung Dritter, Befahren von Steigungen oder Rampen.
Regelmäßige Prüfungen der Funktion Umfang der täglichen Sicht- und Funktionsprüfung, Prüfnachweis- und plakette.
Umgang mit Lasten Lastaufnahme, Umgang mit nicht palettierten Lasten, Transport hängender Lasten etc..
Sondereinsätze Transport von Kühl- oder feuchtflüssigen Waren.
Verkehrsregeln innerbetriebliche Verkehrsordnung, Befahren von Aufzügen, Toren, Regalgängen oder Überfahren von Gleisanlagen.
Unfallgeschehen Analyse von Unfallsituationen.
Rechtliche Grundlagen Ordnungen, Verordnungen, Unfallverhütungsvorschriften.

Was lerne ich in der praxisbezogenen Ausbildung?

Kostencheck: Spannender wird es für viele im praktischen Teil, der sich mit folgenden sieben Themenschwerpunkten befasst:

Themengebiet Was wird behandelt?
Einweisung am Gabelstapler Lenkung, Bremsen, Lastenhandhabung, Sonderstellteile etc..
Einsatzprüfung Sicht- und Funktionsprüfung.
Lastschwerpunktdiagramm Gewichtsverteilung, zulässige Lasten.
Gefahrenstellen Hubgerüste, Montage von Anbaugeräten, Gabelaustausch, Batteriewechsel.
Erste Gewöhnung an das Gerät Sitzposition einstellen, Starten, Betätigen aller Stellteile.
Verlassen Sichern von Last und Gerät.
Fahr- und Staplerübungen Anhand realitätsnaher Übungen wie vor- und rückwärts oder Kurven fahren, dem Be- und Entladen sowie dem Stapeln von Paletten und Lasten wird der Umgang mit dem Gabelstapler erlernt und eingeübt.

Es können weitere oder andere Ausbildungsinhalte, abhängig vom Ausbildungsunternehmen, hinzukommen.

Wie läuft die Prüfung ab?

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Die praktische Prüfung dauert nur etwa 15 Minuten

Kostencheck: Zum Abschluss müssen Sie, wie bei der Führerscheinprüfung, eine theoretische und eine praktische Prüfung ablegen.

Ihr erworbenes Wissen müssen Sie durch das Ausfüllen von Multiple-Choice-Fragebögen belegen und hierbei etwa 50 Fragen beantworten. Bei Teilnehmern, die der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig sind, darf dieser Test auch in mündlicher Form erfolgen.

Der praktische Teil dauert 15 bis 20 Minuten. Hier müssen Sie einen Parcours durchfahren, Lasten anheben und an einer festgelegten Stelle wieder absenken sowie weitere Übungen fehlerfrei meistern. Der Prüfer achtet hierbei genau auf Ihren korrekten Umgang mit dem Gabelstapler.

Wichtig: Für falsche Antworten und Fahrfehler werden Fehlerpunkte vergeben. Summieren sich diese über eine zulässige Summe, gilt die Prüfung als „nicht bestanden“. Sie kann jedoch jederzeit wiederholt werden. Leider werden dadurch auch die in obiger Tabelle aufgelisteten Kosten erneut fällig.