Humanmedizin gilt als eines der spannendsten Studienfächer, denn bis heute birgt der menschliche Körper zahlreiche Geheimnisse. Der Arztberuf ist facettenreich und erfüllend; er bietet neben der Möglichkeit, Menschen zu helfen auch gute Einkommenschancen sowie Krisensicherheit. Durch die vergleichsweise lange Studienzeit und eventuelle Wartesemester zählt das Medizinstudium jedoch zu den eher teuren Studiengängen. Welche Kosten im Einzelnen auf Sie zukommen und wie Sie diese Ausbildung finanzieren können erklärt der Kostencheck-Experte detailliert im Interview.
Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, um Medizin zu studieren?
Kostencheck: Sie benötigen für das Studium der Humanmedizin die generelle Hochschulzugangsberechtigung. Diese können Sie durch das Abitur oder entsprechende berufliche Qualifikationen erlangen. Dieser Studiengang ist zulassungsbeschränkt, denn es bewerben sich jedes Jahr weit mehr Studenten als letztlich an den Universitäten aufgenommen werden können. Deshalb gilt hier der Numerus clausus, der in fast allen Bundesländern bei 1,0 oder 1,1 liegt.
Es ist jedoch auch möglich, ohne diese Voraussetzung an einer privaten Hochschule Medizin zu studieren. Sogar ohne Abitur steht Ihnen der Weg in den Arztberuf offen. Sie müssen allerdings die Mittlere Reife sowie eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem medizinischen Beruf mit einem Notendurchschnitt besser als 2,5 nachweisen. Des Weiteren müssen sie drei Jahre im medizinischen Umfeld gearbeitet haben.
Welche Studiengebühren kommen auf mich zu?
Kostencheck: Als letztes Bundesland wurden im Wintersemester 2014/15 in Niedersachsen die Studiengebühren für das Medizinstudium aufgehoben, sodass Sie an staatlichen Universitäten kostenlos studieren können. Durch den Numerus clausus müssen Sie jedoch mit etlichen Wartesemestern rechnen. Diese können teilweise sogar die Regelstudienzeit überschreiten.
Mittlerweile haben sich mehrere Privatuniversitäten in Deutschland etabliert, an denen jeder Medizin studieren kann. Allerdings fallen hier nicht unerhebliche Studiengebühren an:
Fakultät | Gebühren je Semester |
---|---|
Staatliche Universität | kostenfrei |
Uni Witten/Herdecke | 886 EUR monatlich |
Kassel School of Medicine | 13.000 EUR / Studienjahr |
Asklepios Campus Hamburg | 7.800 EUR / Semester |
Paracelsus Medizinische Privatuniversität Nürnberg | 14.400 EUR / Studienjahr |
Medizinische Hochschule Brandenburg | 125.000 EUR / gesamte Studium |
Wie lässt sich das sehr teure Studium an einer privaten Universität finanzieren?
Kostencheck: Da die hohen Studienkosten von jungen Menschen als sofortige Eigenleistung kaum zu stemmen sind, bieten die privaten Hochschulen unterschiedliche Finanzierungsmodelle an.
So können Sie beispielsweise das flexible Konzept der Vorfinanzierung wählen. Die Studiengebühren werden zunächst von einem Bildungsfond getragen. Nach Abschluss des Studiums zahlen Sie einen festen Prozentsatz Ihres Einkommens zurück.
Andere Hochschulen vergeben Darlehen an eine begrenzte Anzahl von Studierenden. Nehmen Sie dieses in Anspruch, verpflichten Sie sich, nach Abschluss des Medizinstudiums einige Jahre im an die Fakultät angeschlossenen Krankenhaus tätig zu sein.
Verfügen Sie über die nötigen finanziellen Mittel, können Sie die Studiengebühren für das Medizinstudium an einer privaten Universität auch als monatlichen Fixbetrag begleichen. Alternativ bietet sich die hälftige Sofort- und Späterzahlung an, bei der Sie die eine Hälfte der Studiengebühren als monatlichen Fixbetrag entrichten und die andere Hälfte nach Abschluss des Studiums in individueller Höhe begleichen.
Wie läuft das Studium ab und wie lange muss ich studieren?
Kostencheck: Je nach Bundesland müssen Sie eine vergleichsweise lange Studienzeit von 12 bis 13 Semestern einplanen. Das Studium unterteilt sich in drei Teile:
- die Vorklinik (theoretische Grundlagen, zwei Jahre)
- die Klinik (drei Jahre, theoretische und praktische Ausbildung in klinischer Medizin)
- das praktische Jahr.
Als Pflichtleistung ist ein dreiteiliges Staatsexamen zu bestehen.
Welche Wartezeiten gibt es an den kostenlosen, staatlichen Universitäten?
Kostencheck: Aufgrund der wenigen freien Studienplätze und den sehr hohen Anforderungen blieb das Medizinstudium bisher für etwa 80 Prozent der Abgänger ein Traum. Dies soll sich künftig ändern, denn entsprechend einem aktuellen Länderbeschluss wird die Wartezeitquote abgeschafft. Das Bundesverfassungsgericht urteilte im Dezember 2017, dass diese Form der Vergabe verfassungswidrig ist. Die Verfassungsrichter kritisierten unter anderem die viel zu lange Wartezeit von bis zu acht Jahren auf einen staatlichen Studienplatz in der Humanmedizin. Es wurde des Weiteren bemängelt, dass die Abiturnoten in den Ländern nicht vergleichbar sind.
Die Länder reagierten derzeit auf dieses aktuelle Urteil und entschieden, dass neben der Abiturnote künftig eine sogenannte Talentquote der individuellen Eignung Rechnung tragen soll. Bei den Abiturnoten soll künftig ein Ausgleichsmechanismus für mehr Gerechtigkeit sorgen.
In der Übergangszeit werden rund 20 Prozent der etwa 11.000 Studienplätze an die Bewerber mit den besten Abiturnoten vergeben. Rund 60 Prozent der Medizinstudenten werden wie bisher nach unterschiedlichen Kriterien, die jede Fakultät selbst festlegen darf, vergeben. Die verbleibenden 20 Prozent gehen an Studierende, welche die Wartezeit nach dem Abitur erfüllt haben.
Durch die Übergangsregelung kann derzeit keine verbindliche Aussage bezüglich der Wartezeiten an einer kostenlosen, staatlichen Universität gemacht werden.
Welche Kosten kommen durch den Lebensunterhalt auf mich zu?
Kostencheck: Die Lebenshaltungskosten schwanken stark und sind unter anderem davon abhängig, in welcher Stadt Sie studieren. Auch Ihr persönlicher Lebensstandard spielt bei den Studiennebenkosten eine große Rolle, wie nachfolgende Tabelle zeigt:
Kostenübersicht | Preis |
---|---|
Miete | 0 – 750 EUR |
Ernährung | 150 – 200 EUR |
Kleidung | 50 EUR – 150 EUR |
Fahrtkosten | 50 – 100 EUR |
Handy und Internet | 20 – 35 EUR |
Lehrmaterialien | 35 – 60 EUR |
Freizeitgestaltung | 50 – 100 EUR |
Krankenversicherung | 0 – 175 EUR |
Bei den Lebenshaltungskosten ist die Miete ein Kostentreiber. Studieren Sie in einer teuren Stadt wie München, müssen Sie für eine 1-Zimmer-Wohnung zwischen 450 und 1.000 EUR Kaltmiete einkalkulieren. Werden Sie hingegen an der Universität Greifswald angenommen, können Sie in dieser Region bereits ab 250 EUR eine hübsche, kleine Studentenwohnung anmieten.
Die Wohnungsnebenkosten unterscheiden sich deutschlandweit nur geringfügig. Kalkulieren Sie diese aber eher zu hoch als zu niedrig, dann müssen Sie sich am Jahresende nicht über eine hohe Nachzahlung ärgern. Sparen lässt sich auch bei Kleidung und Ernährung, wie viel Geld Sie hierfür benötigen, hängt in erster Linie von Ihren eigenen Ansprüchen ab.
Was kostet ein Medizinstudium im Ausland?
Kostencheck: Anders als in Deutschland ist das kostenfreie Studium im Ausland eher die Ausnahme. So genießt beispielsweise das Humanmedizinstudium in den USA einen hervorragenden Ruf, allerdings ist dieses mit bis zu 30.000 EUR so kostenintensiv, dass die Studienabgänger hoch verschuldet ins Berufsleben starten. Im Nachbarland Kanada sind die Studiengebühren deutlich günstiger. Sie schlagen mit etwa 4.000 bis 16.000 EUR zu buche, je nachdem, für welche Fakultät Sie sich entscheiden. In Australien kostet ein humanmedizinisches Studiensemester etwa 11.000 EUR. Hinzu kommen auch im Ausland die meist nicht unerheblichen Lebenshaltungskosten.
Einen Überblick über die Studiengebühren im europäischen Ausland liefert nachfolgende Tabelle:
Land | Studiengebühren |
---|---|
England | 3.500 – 5.500 EUR |
Schweiz | 500 – 3.500 EUR |
Spanien | 600 EUR |
Österreich, Dänemark, Finnland, Norwegen, Schweden, Griechenland, Schottland | Hier fallen keine Studiengebühren an. |
Hinzu kommen auch beim Auslandsstudium die Lebenshaltungskosten, die von Land zu Land stark differieren.
Wie kann ich mein Medizinstudium finanzieren?
Kostencheck: Möchten Sie sich den Traum Arzt zu werden trotz der hohen Studienkosten und nicht unerheblichen Hürden erfüllen, können Sie verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen. Dies sind im Einzelnen:
Fördermöglichkeit | Voraussetzungen |
---|---|
BAföG | Nur für Schüler/innen in der Erstausbildung. Alter unter 30. Vollzuschuss, rückzahlungsfrei. Lassen Sie sich in jedem Fall beraten. |
Elternunabhängiges BafÖG | Wird nur in Ausnahmefällen bezahlt, z.B. wenn keine Unterhaltspflicht der Eltern besteht. Rechtslage ist kompliziert, lassen Sie sich ggf. beraten. |
Stipendien | Es gibt z.B. das Deutschland-Stipendium. Andere Anbieter sind Klinik-Konzerne oder Finanzdienstleister. Besondere Leistungen müssen nachgewiesen werden. |
Studienkredite | Angeboten beispielsweise von der KfW-Bank. Gewährt werden bis zu 650 EUR im Monat für bis zu zehn Semester, rückzahlbar ab Studienende. Verschiedene Fonds vergeben günstige Kredite für kostspielige Studiengänge. Erkundigen Sie sich genau über die Konditionen, insbesondere über die Rückzahlungsmodalitäten. |
Welche Nebenjobs bieten sich für Medizinstudenten an?
Kostencheck: Angehende Ärzte haben den Vorteil, dass sie durch einen bezahlten Studentenjob bereits wertvolle Erfahrungen für das künftige Berufsleben sammeln können. Wir haben die beliebtesten Nebenjobs in nachfolgender Tabelle zusammengefasst:
Nebenjob | Voraussetzungen |
---|---|
Präpassistent | Gute Kenntnisse in Anatomie. Das langwierige Präparieren von Leichen ist allerdings nicht jedermanns Sache. |
Tutor | Sie bereiten Studenten gezielt auf Nach- und Wiederholungsklausuren vor. Voraussetzung: Sie haben die entsprechende Klausur selbst gut oder sehr gut bestanden. |
Studentische Hilfskraft | Sehr vielfältig: Neben Standardaufgaben wie Kopierdienst und Büroarbeiten können Sie Lernplattformen aufbauen oder Evaluierungen durchführen. |
Praktikumsbetreuer | Sie müssen das zu betreuende Praktikum selbst bestanden haben. In der Regel finden diese in den Semesterferien statt. |
Aushilfe im Krankenhaus oder Altenheim | Als Stationshilfe oder Sitzwache müssen Sie lediglich den Nachweis erbringen, dass Sie Medizin studieren. |
Die Stundenlöhne für diese Jobs bewegen sich zwischen 9 und 13 EUR.
Fazit: Da das Medizinstudium zu den teuersten Studiengängen gehört ist es ratsam, sich schon im Vorfeld um eine langfristige Finanzierung zu kümmern. Selbst wenn Sie an einer staatlichen Universität studieren und keine Studiengebühren zu entrichten sind, müssen Sie für Ihre Lebenshaltungskosten aufkommen. Gerade im Bereich Humanmedizin gibt es jedoch viele Studentenjobs, in denen Sie die bereits erworbenen Kenntnisse festigen oder erste Erfahrungen in einem medizinischen Beruf sammeln können.