Walmdach – welche Kosten fallen an?

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Das Walmdach ist ein typisches „altes“ Dach in Deutschland, das schon seit vielen Jahrhunderten gebaut wird. Welche Kosten ein Walmdach verursacht und welche Kostenunterschiede es zu anderen Dachformen gibt, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Wie ist ein Walmdach aufgebaut und welche Vor- und Nachteile sollte man bei dieser Dachform berücksichtigen?

Kostencheck-Experte: Das Walmdach gehört mit zu den ältesten Dachformen in Deutschland und ist vor allem in Süddeutschland und Österreich bis heute sehr verbreitet.

Beim Walmdach gibt es – im Unterschied zum Satteldach – auch an den Giebelseiten geneigte Dachflächen, den sogenannten „Walm“. Die seitlichen und die giebelseitigen Dachflächen sind dabei gleich hoch und es gibt einen First.

Fällt der First komplett weg, spricht man von einem Zeltdach oder Pyramidendach. Solche Dächer werden heute aber nur selten gebaut.

Wenn bei einem Walmdach die giebelseitigen Dachflächen stark verkürzt werden, wird es zum Krüppelwalmdach oder Schopfwalmdach. Bei einer weniger starken Verkürzung entsteht dagegen ein sogenanntes Halbwalmdach. Dadurch können sich in der Praxis aber einige Vorteile ergeben, vor allem hinsichtlich der nutzbaren Fläche im Dachraum. Aus diesem Grund wird diese Dachform sehr häufig genutzt.

Seltener findet man auch Fußwalmdächer – hier reicht die giebelseitige Dachfläche (der Walm) nicht bis zum First, sondern lediglich auf halbe Höhe. Darüber befindet sich dann ein (unbedachtes) Dreieck, das von Mauerwerk gebildet wird. Das Fußwalmdach ist also praktisch ein Satteldach mit giebelseitigem „Kragen“.

Die Vorteile beim Walmdach liegen auf jeden Fall in seiner Stabilität – durch die große Anzahl von Dreiecksflächen kann diese Dachkonstruktion auch große Lasten tragen und ist in sich sehr stabil. Aus diesem Grund findet man Walmdächer auch sehr häufig bei Reetdachhäusern.

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Durch den überstehenden Giebel wird die Fassade geschützt

Gleichzeitig wird beim Walmdach auch der Giebel gut vor Witterungseinflüssen geschützt, ein Walmdach trägt also zum konstruktiven Bautenschutz bei. Einen giebelseitigen Balkon kann man auch mit einem Krüppelwalmdach gut beschirmen, er ist dann vor direkten Niederschlägen (Schnee, Regen) und vor Sonne gut geschützt. Man kann auch einen Walm bis knapp auf Bodenhöhe überziehen und so einen geschützten Lagerraum für Holz oder einen Abstellraum für Fahrräder schaffen.

Die Nachteile des Walmdachs liegen einerseits in seiner komplizierten Konstruktion begründet, die auch mehr Material benötigt als andere Dachformen. Dadurch ist sie deutlich teurer. Negativ wirkt sich auch die Schrägfläche an der Giebelseite aus, wenn es um den verfügbaren Dachraum geht. Ein Dachausbau bei einem Walmdach bringt weniger nutzbare Dachfläche mit sich – bei gleichzeitig deutlich höheren Dachkosten. Damit sind Walmdächer weniger kosteneffizient beim Bauen als andere Dachformen.

Frage: Was kostet ein Walmdach?

Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal natürlich kaum sagen. Hier spielt vieles mit hinein, ganz grundlegend bereits die genaue Konstruktionsweise des Dachs im Einzelfall und die gewählten Dachneigungen.

Als sehr groben Richtwert kann man bei der Konstruktion des Dachstuhls einen Preis von rund 100 EUR pro m² ansetzen. Diese Kosten können natürlich je nach gewählter Konstruktionsweise noch nach oben oder unten abweichen.

Interessant ist dieser Wert vor allem aber auch im Vergleich mit anderen Dachformen: Das in sich abgeknickte Mansarddach liegt kostenmäßig dennoch nur bei etwa 80 EUR pro m². Es hat den zusätzlichen Vorteil, dass es sehr viel nutzbaren Dachraum bietet und im Dachraum kaum Einschränkungen durch Dachschrägen setzt. Das Satteldach liegt im Vergleich mit etwa 60 EUR pro m² recht kostengünstig.

Die angegebenen Kosten beziehen sich dabei lediglich auf den Dachstuhl. Die Kosten für die Eindeckung müssen dann noch zusätzlich gerechnet werden. Sie liegen aber beim Walmdach durch die zusätzlichen Dachflächen im Giebelbereich auch noch deutlich höher als bei anderen Dachformen, da deutlich mehr Material für die Eindeckung der zusätzlichen Flächen benötigt wird.

Im Vergleich zum Satteldach kann ein Walmdach eine oft mehr als 50 % höhere Dachfläche haben (abhängig von der Breite des Gebäudes). Das wirkt sich natürlich auch auf die Kosten aus.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis:

Wir wollen auf ein 10,5 m x 6,2 m messendes Haus ein Walmdach ohne Dachüberstand bauen. Die Sparrenlänge am Giebel soll der Sparrenlänge an den Seiten entsprechen. Es handelt sich also um ein klassisches Walmdach. Eingedeckt wird das Gebäude dann mit Betondachsteinen.

Posten Preis
Dachkonstruktion 22.900 EUR
Dämmung und Eindeckung 19.250 EUR
Gesamtkosten 42.150 EUR

Hierbei handelt es sich natürlich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel für ein ganz bestimmtes Gebäude in einer individuellen Ausführung. Die Kosten für andere Dächer können auch deutlich unterschiedlich ausfallen.

Unser Kostenbeispiel zeigt aber bereits deutlich, dass aufgrund der hohen Dachfläche trotz der geringen Gebäudegröße schon recht hohe Errichtungskosten für das Dach anfallen.

Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten beim Walmdach gewöhnlich ab?

Kostencheck-Experte: Beim Walmdach ist im Hinblick auf die Kosten natürlich einiges zu berücksichtigen:

  • die genaue Konstruktionsweise
  • die Dachneigung
  • die Sparrenlänge an der Giebelseite (bei einem Krüppelwalmdach ist sie kürzer als bei einem gewöhnlichen Walmdach)
  • die Art der Eindeckung

Frage: Inwieweit wirken sich Konstruktionsweise und Dachneigung auf den Preis aus?

Kostencheck-Experte: Der Materialverbrauch beim Dachstuhl ist natürlich grundlegend für den Preis des Dachs. Wird mehr Material benötigt, bedeutet das gleichzeitig auch einen höheren Aufwand beim Errichten.

Je nachdem in welcher Neigung das Dach errichtet werden soll, ändert sich auch der Materialverbrauch.

Frage: Was kosten einzelne Eindeckungsarten?

Kostencheck-Experte: In der nachfolgenden Tabelle finden Sie einige Richtpreise für die Kosten einzelner Eindeckungsmaterialien:

Eindeckungsmaterial Preis pro m² (ungefähr)
Tondachziegel ca. 25 EUR pro m² bis 50 EUR pro m²
Dachsteine (Beton) ca. 20 EUR pro m² bis 25 EUR pro m²
Dachschiefer ca. 90 EUR pro m² bis 110 EUR pro m²
Faserzement („Eternit“ und ähnliche) ca. 30 EUR pro m² bis 50 EUR pro m²
Kupfer ca. 90 EUR pro m² bis 120 EUR pro m²

Hier handelt es sich natürlich nur um grobe Anhaltspunkte für die Art der Eindeckung. Die tatsächlichen Kosten können in der Praxis auch leicht nach oben oder unten abweichen, Sonderausführungen bei den Eindeckmaterialien können auch teurer sein.

Frage: Welche Kostenunterschiede ergeben sich beim Walmdach im Vergleich zu anderen Dachformen?

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Ein Walmdach ist im Vergleich zu anderen Dachformen teurer

Kostencheck-Experte: Beim Walmdach muss man davon ausgehen, dass es teurer wird als ein klassisches Satteldach bei gleicher Gebäudegröße.

Wie hoch dieser Unterschied ausfällt, lässt sich allerdings nur schwer pauschal angeben. Von der reinen Dachkonstruktion her gesehen liegen die Kosten für ein Walmdach meist 30 % – 50 % über den Kosten für ein Satteldach. Da aber gleichzeitig Giebelwände wegfallen, wird natürlich gleichzeitig auch wiederum an Mauerwerk gespart. Damit liegen die Mehrkosten für das Walmdach in den meisten Fällen wohl bei 20 % – 35 % im Vergleich zum Satteldach.

Der Verlust an Wohnfläche im Dachgeschoss beim Walmdach lässt sich nur schwer beziffern, das hängt auch immer von der Art der Dachgestaltung und den Konstruktionsmerkmalen des Dachs ab. Generell kann man aber sagen, wer einen Dachausbau beim Neubau – oder auch in Zukunft – plant, sollte eher eine andere Dachform wählen.

Durch den Bau eines Walmdachs wird der mögliche verfügbare Wohnraum im Haus durch die Verluste im Dachgeschoss eingeschränkt und damit steigen die Kosten für den Quadratmeter Wohnraum.

Wer vor allem kostenbewusst baut, sollte sich möglichst für ein Pultdach entscheiden: Der Kostenunterschied zwischen Pultdach und Walmdach ist sogar noch größer als zum Satteldach, Pultdächer sind noch (deutlich) günstiger als ein klassisches Satteldach. Sie bieten zudem – bei richtig gewählter Dachneigung – eine sehr gut nutzbare Wohnfläche unter dem Dachraum.