Zahnschienen sind kleine Allroundtalente, mit denen sich unterschiedliche Zahnprobleme auf diskrete Weise beseitigen lassen. Im Interview mit dem Kostencheck-Experten klären wir, welche Modelle es gibt, wann diese zum Einsatz kommen, was die verschiedenen Varianten kosten und ob die gesetzliche Krankenkasse die Aufwendungen für die Behandlung übernimmt.
Welche Arten von Zahnschienen gibt es?
Kostencheck: Es gibt unterschiedlichste Ausführungen dieses medizinischen Hilfsmittels, das bei verschiedensten gesundheitlichen Beschwerden hilfreich ist. Die gängigsten Modelle sind:
- Knirsch- oder Aufbissschiene,
- Zahnschiene als Zahnspangenersatz,
- Sportschutzschiene,
- Zahnschiene gegen Verspannungen bei Kieferfehlstellung,
- Bleachingschiene,
- Fluoridierungsschiene,
- Schnarchschiene,
- Strahlenschutzschiene.
Was kostet eine Knirschschiene und welche Funktion hat diese?
Kostencheck: Eine Aufbissschiene wird eingesetzt, wenn Sie mit den Zähnen knirschen und dadurch Kieferbeschwerden bekommen. Auch die Zähne leiden unter der nächtlichen Dauerbelastung, denn der übermäßige Druck und das gegeneinander Reiben der Zähne führt zu einem unnatürlich starken Abrieb, der sich nicht rückgängig machen lässt.
Die deutlich sichtbaren Schleifspuren sind für den Zahnarzt ein Alarmsignal und er wird Ihnen eine Aufbissschiene empfehlen. Durch diese wird das nächtliche Knirschen nahezu unmöglich gemacht. Die Anwendung ist schmerzfrei, bequem und zeigt rasche Erfolge.
Knirschschienen gibt es in unterschiedlichen Ausführungen:
- Die harte Aufbissschiene bestehet aus transparentem, kunststoffähnlichem Material und ähnelt einer Zahnspange. Sie ist effektiver bei der Korrektur von Kieferfehlstellungen, da Sie dem Kiefer eine bestimmte Form vorgibt.
- Weiche Aufbissschienen werden aus softem, farblosem Kunststoff mit gummiartiger Struktur gefertigt. Diese Schiene wird von den Betroffenen meist als weniger störend empfunden.
- Nicht adjustierte Schienen bestehen aus einem einfachen, weichen Kunststoffüberzug über dem Zahnbogen, der lediglich die übermäßige Abnutzung verhindert.
- Adjustierte Beissschienen werden individuell an den Kiefer angepasst. Sie sind in der Lage, Bisslage auszugleichen und dadurch die unbewusste Knirschaktivität dauerhaft zu reduzieren.
Die Kosten für Knirschschienen variieren, abhängig vom verwendeten Material. Sie liegen zwischen 150 bis 200 EUR. Entsteht ein höherer Aufwand, beispielsweise durch eine schwierige Zahnsituation, kann sich der Preis für die auf Aufbissschiene auf bis zu 500 EUR belaufen.
In der Regel trägt die gesetzliche Krankenversicherung die gesamten Aufwendungen der Therapie. Allerdings sind die Kosten für spezielle Arbeitsschritte, wie beispielsweise die Funktionsdiagnostik, nicht in jedem Fall im Leistungskatalog enthalten. Mit einer Zuzahlung müssen Sie auch rechnen, wünschen Sie höherwertige Materialien oder eine vom Standard abweichende Ausführung.
Welche Kosten kommen durch eine Zahnschiene als Zahnspangenersatz auf mich zu?
Kostencheck: Bei leichten Zahnfehlstellungen, beispielsweise Verdrehungen und Verschachtelungen, sind unsichtbare Zahnschienen (Aligner) eine gute Alternative zur herkömmlichen Zahnspange.
Hierfür wird am Computer mittels 3D-Simulation ein Plan erstellt, der alle Zahnbewegungen während des Behandlungsverlaufs genauestens abbildet. Etwa alle zwei Wochen erhalten Sie neue Schienen, welche die Zähne nach und nach in die korrekte Position bringen. Für den gewünschten Erfolg ist Disziplin gefragt, denn die Aligner müssen über einen längeren Zeitraum konsequent getragen werden.
Die Kosten für diese Zahnschienen werden nur in Ausnahmefällen von der Krankenkasse übernommen. Circa 6.000 – 9.000 EUR müssen Sie hierfür aus eigener Tasche bezahlen.
Was kostet eine Sportschutzschiene und wann benötige ich diese?
Kostencheck: Etwa 40 Prozent aller Zahnunfälle geschehen durch sportliche Aktivitäten. Typische Verletzungen sind:
- Der Verlust des gesamten Zahnes.
- Eine Prellung, in deren Folge der Zahnnerv abstirbt.
- Das Abbrechen eines Zahnstücks.
Durch Sportschutzschienen lässt sich dies ebenso wie Blessuren der Lippe, Zunge oder Kiefergelenke, vermeiden.
Die Schienen bestehen aus elastischem Kunststoff, sie werden einfach über die Zähne geschoben. Dieser kann durchsichtig oder in fröhlich bunten Tönen gefärbt sein.
Je nach Sportart kommen unterschiedliche Varianten zum Einsatz:
Stärke | Sportart |
---|---|
dünn | Handball, Faustball, Volleyball |
mittel | Baseball, Mountainbiking, Inline-Skating, Fußball |
stark | Eishockey, Boxen, Kickboxen, Squash |
Der Preis für Sportschutzschienen beginnt bei unter 50 EUR für konfektionierte Modelle für Kinder. Individuell angefertigte Schienen für Erwachsene kosten zwischen 150 und 300 EUR, abhängig vom Aufwand. Die gesetzlichen Krankenkassen gewähren keinen Zuschuss, es sein denn, es kommt eine therapeutische Komponente hinzu.
Hilft eine Zahnschiene tatsächlich gegen Verspannungen und was kostet diese?
Kostencheck: Es klingt im ersten Moment beinahe unglaublich, aber Verspannungen, Kopf- und Rückenschmerzen können durch Kieferprobleme entstehen. Ursache ist häufig ein falscher Biss, bei dem Ober- und Unterkiefer nicht in der idealen Position aufeinander treffen. Dadurch verspannt sich nicht nur die Kau-, sondern auch die Gesichts- und Kopfmuskulatur. Die Folge ist ein sogenannter Spannungskopfschmerz. Er ist zumeist an der Stirn, den Schläfen und im Nackenbereich zu spüren, kann jedoch bis in den Rücken ausstrahlen. Aufbissschienen bringen in diesem Fall meist rasche Linderung.
Welche Kosten hierfür entstehen ist abhängig vom verwendeten Material, der Art der Schiene sowie den angewandten Diagnoseverfahren:
Art | Preis |
---|---|
weiche Aufbissschiene | 20 – 50 EUR |
harte Aufbissschiene | 50 – 500 EUR |
nicht adjustierte Aufbissschiene (Miniplastschiene) | 350 – 500 EUR |
adjustierte Aufbissschiene | bis 2.500 EUR |
Bei Erkrankungen des Kausystems übernimmt die Krankenversicherung meist die Kosten für die individuelle Anfertigung der Aufbissschiene. Dies ist bei CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion) jedoch nicht immer der Fall. Um keine unliebsame Überraschung zu erleben, sollten Sie deshalb den Heil- und Kostenplan Ihres Zahnarztes noch vor Behandlungsbeginn bei der Krankenkasse einreichen und sich die Kostenübernahme bestätigen lassen.
Weißere Zähe durch eine Schiene – funktioniert das und ist das teuer?
Kostencheck: Diese Methode wird als „Home-Bleaching“ bezeichnet. Sie führen das Bleeching zu Hause, aber unter Kontrolle des Zahnarztes durch. Hierfür fertigt der Dentist zunächst eine individuelle Zahnschiene an. Der gute Sitz ist wichtig, damit kein Bleichmittel an das empfindliche Zahnfleisch gelangt.
Die Bleeching-Schiene ist mit kleinen Vertiefungen versehen, in die Sie vor dem Einsetzen etwas Bleichmittel geben. Die Schiene wird über Nacht getragen, sodass der Wirkstoff etwa acht Stunden lang wirken kann.
Dieses Bleeching ist deutlich günstiger als andere Verfahren. Die durchschnittlichen Kosten liegen zwischen 200 und 400 EUR, die allerdings nicht von der Krankenkasse bezuschusst werden.
Was bringt eine Fluoridierungsschiene und was kostet diese?
Kostencheck: Fluoridierungsschienen kommen im Rahmen der Individualprophylaxe zum Einsatz. Es handelt sich um, im Labor passgenau angefertigte, Kunststoffschienen für den unteren und oberen Zahnbogen. Diese werden ausschließlich bei erhöhtem Kariesrisiko eingesetzt, da sie die wöchentliche Anwendung eines Fluoridgels erleichtern:
- Das Gel wird dicht an die Zähne adaptiert.
- Es wird weniger Substanz benötigt, da die Schiene perfekt an den Zähnen anliegt.
- Die Tragezeit der Schiene und damit die Einwirkzeit kann selbst bei geduldigem Auftrag mit der Bürste nicht erreicht werden.
Die Kosten für die vom Labor angefertigte und vom Zahnarzt angepasste Fluoridierungsschiene belaufen sich auf etwa 75 – 300 EUR. Diese werden nur in Ausnahmefällen von der Kasse übernommen. Sehr günstige Modelle ohne individuelle Anpassung erhalten Sie schon für wenige Euro in Apotheken und Drogerien.
Ich schnarche. Hilft eine Schiene wirklich und welche Kosten verursacht diese?
Kostencheck: Diese Zahnschiene wird auch als Protrusionsschiene bezeichnet. Sie verhindert, dass der hintere Teil der Zunge während des Schlafens in Rückenlage in den Rachen sinkt und die Atemwege verengt. Bei sogenannten Zungenschnarchern kann sie die nächtliche Geräuschentwicklung durchaus minimieren.
Bei der Protrusionsschiene wird die im Oberkiefer sitzende Schiene mit jener im Unterkiefer verbunden. Bei Monoblock-Modellen sind Ober- und Unterkieferschiene miteinander verklebt. Biblock-Schienen hingegen bestehen aus zwei Teilen, die durch flexible Gelenke, Gummizüge oder metallische Verschraubungen verbunden sind.
Einfache Schnarchschienen sind frei verkäuflich und kosten zwischen 50 und 100 EUR. Sie erhalten diese Modelle in Apotheken oder im Internet. Bei diesen ist auf gute Passform zu achten, damit keine Zahn- und Kieferfehlstellungen auftreten, die zu anderweitigen Problemen führen könnten.
Vom Zahnarzt individuell angepasste Protrusionsschienen weisen einen deutlich höheren Tragekomfort auf und erweisen sich meist auch als wirkungsvoller. Allerdings schlagen Sie durch die aufwendige Diagnostik mit 1.250 – 1.700 EUR zu Buche.
Da Sie zu den Heil- und Hilfsmitteln zählen, ist die Kostenübernahme der Krankenkasse eine Einzelfallentscheidung. Bei einer entsprechenden Therapieempfehlung durch den Facharzt tragen die Kassen in der Regel die Kosten. Leiden Sie hingegen nur unter einem leichten Verschluss der Atemwege, müssen Sie die Schiene selbst finanzieren.
Wann benötige ich eine Strahlenschutzschiene und was kostet diese?
Kostencheck: Diese auch Weichgewebsretraktor genannte Zahnschiene dient der Reduktion der Strahlendosis an den Mundschleimhäuten bei notwendigen Tumortherapien. Sie ist nur erforderlich, wenn Metalle oder Amalgamfüllungen für die Zahnrestauration genutzt wurden, da diese die ionisierende Strahlung streuen und zu einer überhöhten Strahlendosis im Bereich des anliegenden Gewebes führen würden.
Individuell angefertigt ist diese Zahnschiene Teil der Krebstherapie, die Kosten werden vollständig von der Krankenkasse übernommen.