Fassadendämmung – diese Kosten müssen Sie rechnen

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Eine der Haupt-Maßnahmen bei energetischen Sanierungen ist die Dämmung der Hausfassade. Welche Kosten für eine solche Dämmung veranschlagt werden müssen und welche Kostenunterschiede es hier geben kann, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Fassadendämmungen sind ja enorm teuer. Sie stehen deshalb immer wieder in der Kritik, dass sie sich ohnehin nicht lohnen würden und zudem eine Menge Schäden – von Feuchtigkeit bis Brandgefahr – mit sich bringen. Was ist da dran?

Kostencheck-Experte: Zunächst einmal zur Frage der Wirtschaftlichkeit: Die Preise für eine Fassadendämmung können recht unterschiedlich sein – dementsprechend kann man auch gar nicht so pauschal beurteilen, ob sich das im Einzelfall „lohnt“.

Zunächst einmal steht auf der einen Seite die gesetzliche Verpflichtung (durch die EnEV) zu dämmen, wenn mehr als 10 % eines Bauteils erneuert werden. Das gilt also schon bei einem kompletten Neuverputzen einer Fassade. Werden diese Arbeiten notwendig, müssen danach auch die geforderten Wärmedurchgangswerte der EnEV erreicht werden. Aktuell sind das U-Werte von 0,28 W/m²K, die nicht mehr überschritten werden dürfen.

Ausnahmen sieht die EnEV nur dann vor, wenn die Gebäudefassade optisch stark beeinträchtigt würde und das aus denkmalschutzrechtlichen Gründen nicht zulässig wäre – oder wenn eine solche Dämmmaßnahme extrem unwirtschaftlich wäre (was aber so gut wie nie der Fall ist).

Für den Hausbesitzer selbst definiert sich „Wirtschaftlichkeit“ natürlich anders. Ihm geht es vor allem darum, wann sich die Maßnahme amortisiert hat. Dem Staat geht es darum, dass eine Reduktion von Transmissionswärmeverlusten bei Altbauten eintritt und insgesamt weniger Heizenergie verbraucht wird. Sobald das technisch gegeben ist, ist das für den Staat wirtschaftlich. Ob und wann sich diese Maßnahme tatsächlich amortisiert hat, interessiert lediglich den Hausbesitzer – der muss, aufgrund der gesetzlichen Vorgaben, aber ohnehin dämmen, also erübrigt sich die Frage eigentlich bereits.

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Muss die Fassade eh saniert werden, lohnt es sich, sie zu dämmen

Ein wenig Beachtung sollte man auch den „Ohnehin-Kosten“ schenken: Wer ohnehin seinen Fassadenputz komplett erneuern lassen muss, kann auch gleich dämmen. Die eigentlichen Kosten für die Dämmung sind dann nur die Mehrkosten gegenüber dem bloßen Erneuern des Putzes – und diese (vergleichsweise geringen) Mehrkosten amortisieren sich durchaus meist in recht kurzen Zeiträumen.

Wer seine Fassade zur Wärmedämmung mit Isolier-Klinker versieht, schafft sich durch die Maßnahmen dann noch zusätzlich einen geldwerten Vorteil für die Zukunft, da das Streichen der Fassade und das Erneuern des Putzes danach komplett entfällt. Auch das müsste man genau genommen rechnerisch berücksichtigen.

Technisch stehen Fassadendämmungen immer wieder in der Kritik – und zwar aus folgenden Gründen:

  • gerade bei einem WDVS (Wärmedämmverbundsystem) aus Polystyrol steigt die Brandgefahr enorm
  • es werden häufig Schäden durch Feuchtigkeit und Schimmel bei gedämmten Gebäuden beobachtet
  • es bilden sich häufig Algen- und Moosbeläge an gedämmten Gebäuden, die auf lange Sicht ebenfalls für Feuchtigkeitsschäden sorgen können
  • luftdicht abgeschlossene Gebäudehüllen (eine Grundforderung der EnEV) begünstigen die Schimmelbildung im Inneren von Gebäuden
  • bei den in großen Mengen eingesetzten Dämmmaterialien gibt es ein echtes Entsorgungsproblem

Manches an dieser Kritik ist berechtigt, anderes wiederum nicht. Dass Polystyrol-Fassaden ein hohes Brandrisiko bedeuten, ist nicht von der Hand zu weisen. Deutlich wurde das bei einem Brandereignis 2011, bei dem zunächst nur die Mülltonnen brannten, Minuten später aber bereits die gesamte Hausfassade in Brand stand. Aktuelle Bauvorschriften sehen allerdings spezielle Konstruktionen (etwa besondere Brandschutzriegel) vor, die das Brandrisiko deutlich vermindern. Bei sachgemäßer Ausführung sollte hier kein nennenswert höheres Risiko durch eine Polystyrol-Dämmung mehr bestehen.

Feuchtigkeitsbelastungen und Schimmel entstehen durch Wärmebrücken – das heißt durch mangelhaft gedämmte Bereiche und sogenannte „Cold Spots“. Bei einer sachgemäßen Ausführung der Dämmung darf es solche Wärmebrücken nicht geben (zum Beispiel beim Rollladenkasten). Ist das dennoch der Fall handelt es sich um einen klaren Baumangel und mangelhafte Ausführung durch das Fachunternehmen.

Feuchtigkeitsbelastungen im Inneren (und in der Folge Schimmel) entstehen nicht durch die luftdichte Gebäudehülle selbst, sondern durch mangelnden Luftaustausch. Die im Raum entstehende Feuchtigkeit muss regelmäßig abgelüftet werden – ansonsten schlägt sich die Feuchtigkeit der warmen Raumluft an den kälteren Außenwänden oder im Bereich der Fensternischen nieder. Sehr hoher Kondenswasseranfall lässt auch hier auf einen Baumangel und vermutlich eine Wärmebrücke schließen – regelmäßiges Ablüften bleibt einem aber auch bei sachgemäßer Ausführung nicht erspart. Notfalls muss das eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung übernehmen.

Algenbeläge und Moos entstehen immer dann, wenn die vom Regen feuchten Außenwände wegen der Dämmung nicht mehr von innen her getrocknet werden können. Diesem Problem kann man ebenfalls konstruktiv begegnen, etwa durch verlängerte Dachüberstände oder die Anbringung von speziellen Tropfkanten, damit die Fassade weniger stark durchnässt wird und sich keine Moos- und Algenbeläge bilden.

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Die Entsorgung von Polystyrol ist problematisch

Im Hinblick auf die Entsorgung gibt es tatsächlich ein Problem – Polystyrol kann nicht so einfach recycelt werden und wenn in 20 – 30 Jahren die Dämmungen von heute abgebaut und erneuert werden, ist bislang noch nicht klar, wie damit verfahren werden soll. Das ist aber Sache der Politik und der Wirtschaft, ökologische Entsorgungswege oder gegebenenfalls Möglichkeiten zur Wiederverwertung zu schaffen – als einzelner Hausbesitzer ist man dafür ohnehin nicht verantwortlich.

Die wichtigste Überlegung bei der Fassadendämmung sind als Hausbesitzer die Kosten – und die Wirtschaftlichkeitsberechnung.

Frage: Das ist auch bereits der wichtigste Punkt: Was kosten Fassadendämmungen im Allgemeinen?

Kostencheck-Experte: So pauschal kann man das gar nicht sagen – je nach verwendeter Dämm-Methode können die Kosten bei 90 EUR pro m² bis zu EUR 300 EUR pro m² liegen.

Die Kosten für ein WDVS (Wärmedämmverbundsystem mit Polystyrol-Platten auf der Außenseite) liegen komplett bei etwa 90 EUR pro m² bis 130 EUR pro m².

Die Kosten für Isolier-Klinker auf der Hauswand belaufen sich meist auf 170 EUR pro m² bis 200 EUR pro m².

Die teuerste Möglichkeit sind dann gedämmte und hinterlüftete Vorhang-Fassaden. Bei dieser Methode gibt es auch die größten Kostenunterschiede – die Kosten können sich hier zwischen etwa 150 EUR pro m² bis 300 EUR pro m² bewegen.

Bei vorhandenem zweischaligen Mauerwerk kann auch eine sogenannte Kerndämmung ausgeführt werden. Wenn diese Voraussetzungen vorliegen, ist die Dämmung schnell und relativ kostengünstig erledigt – für eine Kerndämmung fallen lediglich Kosten im Bereich von 15 EUR pro m² bis 30 EUR pro m² an.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis

Wir lassen auf unserer 114 m² großen Fassade statt einer Putzerneuerung direkt ein WDVS anbringen. Die erforderliche Dämmstärke hat unser Energieberater ermittelt, der für uns auch die Wirtschaftlichkeitsberechnung durchgeführt hat.

Posten Preis
Energieberaterkosten, Wirtschaftlichkeitsberechnung 350 EUR
WDVS samt Montage und Verputz 14.136 EUR
Gesamtkosten 14.486 EUR
Förderung KfW (Zuschuss) abzüglich 1.400 EUR
selbst zu tragende Kosten 13.086 EUR

Hierbei handelt es sich natürlich lediglich um beispielhafte Kosten, die für die Arbeit eines einzelnen Fachunternehmens und für ein ganz bestimmtes Gebäude gelten. Die Kosten können in anderen Fällen auch deutlich unterschiedlich liegen.

Die Kosten für eine Wirtschaftlichkeitsberechnung waren für uns sehr sinnvoll, da wir dort Vorgaben für eine sinnvolle Dämmstärke erhielten und die Amortisationsdauer für die Fassadendämmung besser abschätzen konnten.

Im Anschluss an die Arbeiten wird ein hydraulischer Abgleich der Heizungsanlage durchgeführt, um unsere Heizung optimal an den verringerten Wärmebedarf anzupassen. Die Kosten für den hydraulischen Abgleich liegen in unserem Fall bei rund 450 EUR, durch die Maßnahme sind aber zusätzliche Einsparungen bei den Heizkosten von 1 EUR pro m² bis 2 EUR pro m² jährlich möglich.

Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für eine Fassadendämmung in der Regel ab?

Kostencheck-Experte: Hier müssen natürlich einige Faktoren in Betracht gezogen werden:

  • die Größe der zu dämmenden Fassadenfläche
  • die Art der durchgeführten Dämmung
  • die verwendete Dämmstärke
  • zusätzlicher möglicher Aufwand beim Einbau der Dämmung
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Jede Fassadendämmung ist ein Fall für sich

Jede Fassadendämmung sollte möglichst individuell geplant werden, in vielen Fällen muss man speziell auf bestimmte Gegebenheiten am Gebäude eingehen, um Wärmebrückenbildung sicher auszuschließen.

Das kann im Einzelfall auch zusätzliche Kosten verursachen. Aus diesem Grund sind individuelle Planungen und Kostenkalkulationen nötig. Am besten vergleicht man dabei auch direkt individuelle Angebote, da es auch bei den ausführenden Unternehmen oft deutliche Preisunterschiede gibt.

Frage: Inwieweit unterscheiden sich die Kosten bei einzelnen Maßnahmen?

Kostencheck-Experte: Die verschiedenen Dämm-Methoden haben natürlich grundsätzlich unterschiedliche Preise. Grundlegende Richtpreise sind eingangs schon erwähnt, hier sind sie noch einmal übersichtlich zusammengefasst:

Dämm-Methode Kosten ca.
WDVS (Polystyrol) 90 EUR pro m² bis 140 EUR pro m²
Isolier-Klinker 170 EUR pro m² bis 200 EUR pro m²
hinterlüftete gedämmte Vorhangfassaden 150 EUR pro m² bis 300 EUR pro m²
Kerndämmung als Einblasdämmung ca. 15 EUR pro m² bis 30 EUR pro m²

Das sind natürlich nur ungefähre Richtpreise – je nach Aufwand, örtlichen Gegebenheiten und verwendeter Dämmstärke können die tatsächlichen Kosten dann immer leicht abweichen.

Frage: Welche zusätzlichen Vorteile haben die einzelnen Dämmmethoden?

Kostencheck-Experte: Bei Isolier-Klinker und Vorhangfassaden haben Sie den Vorteil, dass Sie sich danach das Streichen und das Neuverputzen der Fassade dauerhaft ersparen können.

Das ist durchaus als ein geldwerter Vorteil zu betrachten – schon allein das Streichen einer Fassade kann – von einem Fachbetrieb durchgeführt – 40 EUR pro m² bis 50 EUR pro m² kosten.

Wenn Sie ein WDVS anbringen lassen, müssen Sie die Kosten für das Neustreichen der Fassade in jedem Fall später einrechnen – bei Isolier-Klinker und Vorhangfassaden hingegen fällt das komplett weg.

Frage: Kann man eine Fassade selbst dämmen?

Kostencheck-Experte: Das ist nicht besonders ratsam – schon kleinste Fehler oder Ungenauigkeiten bei der Ausführung können hier schwere Folgen haben. So einfach das Anbringen eines WDVS aussieht: für eine fachgerechte und korrekte Arbeit ist viel Geschick und Sachkenntnis gefragt. Nicht einmal alle Unternehmen bekommen das fehlerfrei hin – Fehler passieren selbst den Profis noch.

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Isolier-Klinker kann der geübte Heimwerker auch selbst anbringen

Vorstellbar wäre eventuell das Selbstanbringen von Isolier-Klinker an der Fassade. Das ist nicht viel schwieriger als Fliesenlegen, wenn passende Verlegeraster verwendet werden, ist es sogar leichter.

In diesem Fall könnten Sie die Kosten um rund 50 EUR pro m² bis 70 EUR pro m² drücken – durch die Eigenleistung würde die Fassadendämmung dann nur noch rund 100 EUR pro m² bis 140 EUR pro m² kosten.

WDVS oder Vorhangfassaden sollten Sie aber auf keinen Fall selbst in Angriff nehmen. Bei Einblasdämmungen (Kerndämmung) stellt sich die Frage gar nicht erst, da Ihnen höchstwahrscheinlich ohnehin die dafür nötigen Geräte fehlen.

Frage: Wie sieht das nun mit der Amortisationszeit der Fassade aus?

Kostencheck-Experte: Im Großen und Ganzen lautet der pauschale Richtwert, dass Sie durch eine Fassadendämmung etwa 20 % der Heizkosten einsparen.

Wenn wir uns das anhand unseres Beispiels einmal ansehen, ergibt sich folgende Situation:

  • Kosten für die Fassadendämmung 13.086 EUR
  • Heizwärmebedarf pro Jahr 18.000 kWh
  • Gasheizung, daher Heizkosten von 1.170 EUR pro Jahr
  • Einsparung von 20 % = 234 EUR jährlich

Daraus ergibt sich eine Amortisationsdauer von 55 Jahren. Eigentlich hätte sich der Kostenaufwand für die Dämmung für uns also nicht gelohnt. Beinahe die gleichen Einsparungen hätten wir allein mit einem hydraulischen Abgleich der Heizungsanlage für Kosten von 450 EUR erzielen können.

In unserem Fall dürfen aber nicht die gesamten Kosten gerechnet werden – die Erneuerung des Putzes an der Fassade wäre ohnehin fällig gewesen. Diese „Ohnehin-Kosten“ hätten in unserem Fall ca. 8.500 EUR betragen.

Die tatsächlichen zusätzlichen Kosten für die Dämmung liegen also bei lediglich 4.580 EUR.

Dieser Kostenaufwand, also die „reinen“ Dämmkosten ohne die Ohnehin-Kosten hätte sich bereits innerhalb von 19 Jahren amortisiert.