Balkon anbauen: mit diesen Kosten müssen Sie rechnen

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Wer ein älteres, mehrgeschossiges Einfamilienhaus hat, wird oft im Obergeschoss einen Balkon vermissen. Der lässt sich aber durchaus auch nachrüsten. Was das kosten kann, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Welche Vorteile bringt ein Balkon im Obergeschoss mit sich?

Kostencheck-Experte: Ein mehrgeschossiges Haus hat nicht immer gleich mehrere Wohnungen – oft ist es aber auch für die Kinder im Obergeschoss ganz angenehm, einen eigenen, abgeschlossenen „Freisitz“ zu haben, auf dem man einmal ungestört sein kann.

Ein Balkon kann auch eine sehr angenehme Erweiterung eines Schlafzimmers sein, wo man morgens noch einmal kurz frische Luft schnappen kann oder abends vor dem Schlafengehen noch kurz eine Zigarette rauchen.

In den meisten Fällen ermöglicht ein Balkon auch vom Obergeschoss aus einen Austritt ins Freie, ohne zuerst die Treppe im Hausinneren benutzen zu müssen, um in den Garten zu gelangen.

Besonders sinnvoll ist natürlich, auch den Balkon mit einer Treppe zu versehen – dann kann das Haus auch separat im Obergeschoss betreten werden. Hier muss dann bei den Balkontüren allerdings besonders auf Einbruchschutz geachtet werden – ansonsten hat man eine leichte und sehr praktische Zutrittsmöglichkeit für Einbrecher geschaffen.

Unter dem Balkon entsteht dann zusätzlich ein wetter- und meist auch windgeschützter Abstellraum. Idealerweise kann man den Balkon auch so errichten, dass die Terrasse im Erdgeschoss darunter zu liegen kommt. Dann hat man gleichzeitig mit dem Balkon auch eine passable Terrassen(teil-)überdachung geschaffen.

Nachträglich angebaute Balkone bieten also eine Menge Komfort. Ob einem das die Kosten für den Balkonbau tatsächlich wert sind, muss allerdings jeder für sich entscheiden.

Frage: Was kostet der nachträgliche Balkonbau im Allgemeinen?

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Die Art des Balkons ist ein entscheidender Faktor für den Preis

Kostencheck-Experte: Pauschal kann man das unmöglich beantworten. Das hängt sehr stark sowohl von der Größe des Balkons als auch von der Bauweise ab.

In den meisten Fällen müssen Sie aber ab rund 3.500 EUR bis 4.500 EUR für einen kleineren Balkon in recht einfacher Gestaltung rechnen.

Solche Balkone werden dann meist noch mit mehreren Stützen selbsttragend abgestützt.

Für Balkone, die komplett vom Mauerwerk getragen werden, müssen Sie meist aber deutlich mehr rechnen – hier liegen die Kosten in der Regel nicht unter 5.000 EUR, auch bei kleinen Balkonen, zuzüglich der Kosten für die statische Begutachtung und Berechnung.

Bei steigender Balkongröße und höherwertigen Ausführungen wird es dann schnell teurer.

Dazu muss natürlich auch noch im Mauerwerk ein Durchbruch hergestellt werden, um den Balkon überhaupt betreten zu können. In der Regel macht man das dort, wo bereits ein Fenster vorhanden ist. Für den Durchbruch und den Einbau einer Balkontür müssen Sie aber natürlich noch zusätzliche Kosten rechnen.

Neben den reinen Balkonkosten fallen auch noch die Kosten für die Planung und die meist erforderliche Genehmigung an.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis:

Wir hätten gerne im ausgebauten Dachgeschoss unseres Altbaus vor dem Schlafzimmer noch einen kleinen Balkon in der Größe von 1,5 m x 4 m.

Um Kosten zu sparen, bauen wir den Balkon giebelseitig ein und entscheiden uns für eine selbsttragende Version als Bausatz, den wir allerdings vom Fachmann montieren lassen.

Der Zugang zum Balkon erfolgt über eine Dreh-Kipptür, die wir ebenfalls einbauen lassen.

Posten Preis
Balkonbausatz selbsttragend (Vorsatzbalkon) mit Geländer 3.680 EUR
Dreh-Kipptür, hochwertig 780 EUR
Montagekosten Balkon / Einbaukosten Tür 4.900 EUR
Gesamtkosten 9.360 EUR
Kosten pro m² Balkonfläche 1.560 EUR

Hierbei handelt es sich natürlich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel, das lediglich für ein bestimmtes Balkonmodell und eine bestimmte Einbausituation gilt. Je nach Art des Balkons und örtlichen Gegebenheiten können die Kosten – selbst bei Balkonen vergleichbarer Größe – auch deutlich unterschiedlich liegen.

In unserem Kostenbeispiel fielen durchaus beträchtliche Montagekosten an – hier muss man allerdings berücksichtigen, dass neben dem Aufbau des Balkons auch noch Kosten für den Mauerwerksdurchbruch und den Türeinbau anfallen.

Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für den Balkonbau in der Regel ab?

Kostencheck-Experte: Hier muss man einige Dinge berücksichtigen:

  • die Balkongröße
  • die Bauart des Balkons
  • anfallende Montagekosten
  • die Kosten für Extras (z. B. eine Treppe zum Balkon)
  • die Kosten für den Zugang zum Balkon (Balkontür, Mauerwerksdurchbruch, etc.)
  • gegebenenfalls auch die Kosten für die Genehmigung und für nötige statische Berechnungen (Planungskosten)

In der Praxis kommt es hier zu beträchtlichen Preisunterschieden – selbst bei Balkonen vergleichbarer Größe.

Ein Balkonanbau kann oft recht kostengünstig sein, aber auch richtig teuer. Im Hinblick auf die Kosten, die man für seinen zusätzlichen Balkon bereit ist, auszugeben, muss man im Vorfeld also immer sehr sorgfältig planen. Allein nur die Preise für den Balkon selbst zu vergleichen, reicht in der Praxis meist nicht.

Frage: Welchen Einfluss hat die Bauweise auf die Kosten des Balkons?

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Kragarm-Balkon sind vor allem für höhere Stockwerke sinnvoll

Kostencheck-Experte: Bei den Bauweisen spielt vor allem die Art der Lastabtragung eine Rolle. Dabei gibt es drei verschiedene Möglichkeiten:

  • selbsttragende Balkone (Vorstellbalkone) tragen wie der Name schon sagt ihr Gewicht komplett selbst auf vier Stützen und werden nur ans Mauerwerk geschraubt um sie gegen Umfallen zu sichern
  • teilselbsttragende Balkone sind im Mauerwerk verankert, das einen Teil der Last übernimmt, am vorderen Ende tragen jedoch zwei Stützen den Balkon zusätzlich
  • Kragarm-Balkone werden komplett vom Mauerwerk getragen und können daher auf zusätzliche Stützen verzichten

Am kostengünstigsten sind natürlich komplett selbsttragende Varianten: sie sind einfach aufzustellen und machen keinerlei statische Berechnungen erforderlich, da das Mauerwerk keine Last tragen muss.

Bei teilselbsttragenden und auskragenden Balkonen sind dagegen umfangreiche statische Berechnungen erforderlich, damit sie auch sicher vom Mauerwerk getragen werden können.

Auch der Einbau gestaltet sich entsprechend kompliziert, die statischen Vorgaben müssen hier genauestens umgesetzt werden, da sonst die Tragfähigkeit des Balkons nicht gegeben ist.

All das führt natürlich zu deutlich höheren Kosten, auch die entsprechenden Balkonmodelle sind dabei meist teurer als die selbsttragenden Ausführungen.

Vergleicht man die reinen Balkonkosten, kann man sagen, dass die Kosten für einen kleinen, selbsttragenden Balkon bei rund 3.500 EUR bis 4.000 EUR beginnen, bei einem Kragarmbalkon aber erst bei 5.000 EUR bis 6.000 EUR, wobei auch kleine Modelle oft schon deutlich teurer sein können.

Frage: Wie sieht das mit den Einbaukosten aus – gibt es da Anhaltspunkte?

Kostencheck-Experte: Die Kosten für den Einbau eines Kragarmbalkons können sehr unterschiedlich sein. Sie richten sich ausschließlich nach den statischen Erfordernissen im Einzelfall – hier kann man damit auch kaum irgendwelche Richtwerte angeben.

Das gilt im Übrigen auch für die Kosten des Statikers. Der Berechnungsaufwand kann von Fall zu Fall recht unterschiedlich sein, dementsprechend auch die Kosten.

Frage: Welche Kosten muss man für den Balkonzugang rechnen?

Kostencheck-Experte: Hier liegt es natürlich immer daran, wie viel Komfort und Luxus man haben möchte. Einfache Drehtüren aus Kunststoff sind vergleichsweise kostengünstig, eine hochwertige Hebe-Schiebetür aus Aluminium mit einigen Extras kann dagegen auch durchaus enorm teuer werden.

Grundsätzlich spielen für den Preis eine Rolle:

  • die Türart
  • das Rahmenmaterial und
  • die Ausführung der Verglasung

Um einen kleinen Anhaltspunkt zu haben, nachfolgend die Mindestpreise je nach Türart (bei üblicher Größe).

Balkontür Preis beginnend ab
Drehtür Kunststoff, einfache Ausführung ab rund 250 EUR bis 300 EUR
Dreh-Kipptür aus Kunststoff ab rund 300 EUR bis 600 EUR
Hebe-Schiebetür aus Kunststoff ab rund 1.000 EUR bis 1.200 EUR
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Hölzerne Türen wirken edel, aber sind die teuerste Option

Das gewählte Rahmenmaterial kann dabei den Preis schnell verteuern: bei Holz als Rahmenmaterial müssen Sie mit 30 % bis 50 % höheren Preisen rechnen, je nach Holzart und Ausführung. Aluminium und Holz-Alu-Varianten können bereits das Doppelte im Vergleich zur Kunststofftür kosten.

Bei der Verglasung treiben höhere Wärmeschutzfähigkeit und besserer Einbruchschutz die Preise für die Balkontür ebenfalls zusätzlich in die Höhe.

Spezielle Komfortmerkmale bei der Tür und zusätzliche Extras können den Preis dann noch weiter verteuern.

Frage: Was kostet der Türeinbau dann?

Kostencheck-Experte: In den meisten Fällen werden Sie dafür zwischen 600 EUR und 1.000 EUR rechnen müssen, kommt ein Mauerwerksdurchbruch dazu, wird es oft noch teurer.

Die Kosten kann man dabei nicht immer pauschal nennen, in vielen Fällen spielt der Aufwand vor Ort auch noch eine wichtige Rolle für die Einbaukosten.

Eine große Hebe-Schiebetür ist natürlich deutlich aufwendiger beim Einbau als eine einfache schmale Drehtür. Das führt am Ende ebenfalls zu Kostenunterschieden.

Frage: Im Kostenbeispiel oben wurde der Balkon giebelseitig eingebaut – wäre ein Dachbalkon nicht günstiger?

Kostencheck-Experte: Auf keinen Fall. Der giebelseitige Anbau eines selbsttragenden Balkons ist hier mit Sicherheit die kostengünstigere Variante.

Schon für ein einzelnes Dachfenster mit Austritt können Kosten von 2.500 EUR bis 3.500 EUR anfallen, davon braucht man dann gleich mehrere, um auf die erforderliche Breite zu kommen. Dazu kommen dann noch hohe Einbaukosten, da die Dachfensterbreite hier vermutlich den Sparrenabstand überschreiten wird – das heißt, dass auch Dachsparren entfernt werden müssen und das Dach an dieser Stelle entsprechend umgebaut werden muss. So etwas verursacht dann oft noch hohe Zusatzkosten.

Dafür erhält man dann einen vergleichsweise kleinen Balkon, der kaum die Maße unseres Vorsatzbalkons erreicht.

Für einen in das Steildach „eingesetzten“ Dachbalkon müsste man, bedingt durch den aufwendigen Dachrückbau, dann sogar noch deutlich höhere Kosten rechnen, zusätzlich verliert man hier dann natürlich auch entsprechend Platz im Dachgeschoss.

Dachbalkone sind natürlich immer eine Möglichkeit – im Vergleich zum Vorsatzbalkon aber deutlich teurer und mit Flächenverlusten behaftet, was bei einem Vorsatzbalkon nicht der Fall ist – der bringt nämlich tatsächlich einen zusätzlichen Flächengewinn.