In vielen Fällen lohnt es sich bei einem Altbau, über eine Verlegung des Treppenhauses nach außen hin nachzudenken. Welche Kosten Sie dabei rechnen müssen, und welche Kostenfaktoren hier anfallen können, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Kann man denn ein Treppenhaus so einfach nach außen verlagern? Und lohnt sich das überhaupt?
Kostencheck-Experte: Ein Treppenhaus in einen Anbau zu verlagern ist durchaus möglich – und in manchen Fällen auch durchaus sinnvoll.
Bei vielen älteren Häusern sind die Grundrisse oft recht unvorteilhaft, die Flure und die Treppe nehmen übermäßig viel Platz ein und sind für die Raumaufteilung ungünstig gelegen. In anderen Fällen sollen in Erdgeschoss und Obergeschoss vielleicht getrennte Wohnungen eingerichtet werden, die einen separaten Zugang erhalten sollen – ohne dass der Mieter im Obergeschoß dauernd durch die Wohnung im Untergeschoss laufen muss, wenn er nach oben will.
Gründe gibt es also durchaus, die für eine Verlagerung des Treppenhauses nach außen sprechen. Ob es sich tatsächlich lohnt, hängt einerseits vom geplanten Aufwand ab, andererseits davon, wie viel Vorteil eine Verlagerung des Treppenhauses tatsächlich bringt. Technisch möglich ist es fast immer.
Frage: Was kann es kosten, das Treppenhaus nach außen zu verlegen?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal unmöglich sagen – das hängt davon ab, wie das Treppenhaus beschaffen sein soll, und welche Art von Anbau man überhaupt für das Treppenhaus herstellen will.
Im günstigsten Fall reicht eine entsprechend hohe Außentreppe und Zugänge zur Treppe in jedem Geschoß. Für eine Stahl-Spindeltreppe für den Außenbereich müssen Sie inklusive Podest etwa 1.000 EUR bis 1.500 EUR rechnen, wenn die Treppe zwei Stockwerke verbinden soll, dazu kommen die Kosten für die Zugänge der Treppe. Die Gesamtkosten werden hier wohl bei unter 5.000 EUR liegen.
Ein kleines Preisbeispiel aus der Praxis:
Wir wollen eine Wohnung im Obergeschoß eines Hauses über eine Außenspindeltreppe zugänglich machen. Im Obergeschoß wird dafür eine separate Eingangstür an der Außenseite eingebaut.
Posten | Preis |
---|---|
Außenspindeltreppe 160 cm Durchmesser, inkl. Lieferung | 1.650 EUR |
Haustür inkl. Zarge und Beschläge | 1.300 EUR |
Wanddurchbruch und Einbau | 1.200 EUR |
Gesamtkosten | 4.150 EUR |
Hierbei handelt es sich natürlich lediglich um ein Kostenbeispiel für einen bestimmten Fall und für ein bestimmtes Treppen- und Haustürmodell. Bei abweichenden örtlichen Gegebenheiten und bei anderen Treppengestaltungen können die Preise deutlich unterschiedlich liegen.
Wenn Sie im Gegensatz dazu einen vollwertigen, überdachten Anbau möchten, indem das neue, außenliegende Treppenhaus Platz findet, werden Sie wesentlich mehr Geld ausgeben müssen. Wie hoch die Kosten hier liegen, lässt sich nur mit individueller Planung ermitteln, da der Preis ganz wesentlich von den Gegebenheiten vor Ort abhängt.
Frage: Von welchen Faktoren hängt der Preis eines außenliegenden Treppenhauses ganz allgemein ab?
Kostencheck-Experte: Hier kommt eine ganze Vielzahl von Faktoren zum Tragen, die man berücksichtigen müsste:
- welche Möglichkeiten zum Anbau überhaupt bestehen (baurechtlich)
- auf welche Weise der Anbau durchgeführt wird
- welche Größe der Anbau hat
- welche Bedachung für den Anbau vorgesehen wird
- welche Art von Treppe in das außenliegende Treppenhaus eingebaut werden soll
- wie die Zugänge zum Treppenhaus gestaltet werden sollen
- welche Umbauten im Inneren des Hauses nötig werden, wenn das Treppenhaus außen liegen soll
Alle diese Faktoren spielen eine ganz wesentliche Rolle für den Preis des Vorhabens.
Die wichtigste Grundlage für die Planung und die Überlegungen ist dabei bereits im Vorfeld, was baurechtlich überhaupt möglich und zulässig ist: welche Mindestabstände eingehalten werden müssen, in welcher Größe ein Anbau überhaupt zulässig ist und an welcher Stelle überhaupt angebaut werden darf, etc.
Frage: Gibt es irgendwelche Richtwerte für den Anbau, was die Kosten betrifft?
Kostencheck-Experte: Richtwerte sind hier immer problematisch, man kann sich aber mit zwei unterschiedlichen Ansätzen behelfen, um zumindest einen sehr groben Anhaltspunkt für die Kosten zu haben.
Der erste Anhaltspunkt ergibt sich aus den allgemeinen Kosten für ein Gebäude. Da der Anbau ja mindestens ebenso kompliziert zu errichten ist, wie ein gesamtes Haus – vom Fundament bis hin zu Wärmedämmung und Verputz der Wände und einer Bedachung – kann man auch näherungsweise annehmen, dass die Kosten für den Anbau ungefähr im Bereich eines neuen Hauses mit entsprechender Fläche liegen, wenn der Anbau massiv errichtet werden soll.
Die Kosten für den Hausbau betragen näherungsweise zwischen 1.300 EUR pro m² bis 1.800 EUR pro m² Wohnfläche im deutschen Durchschnitt. Für einen rund 10 m² großen Anbau über zwei Geschosse würden demnach Kosten von 26.000 EUR bis 36.000 EUR zu erwarten sein. Dazu kommen dann noch die Kosten für die Treppe und die Zugänge zur Treppe in den jeweiligen Geschossen – hier könnte man grob mit rund 10.000 EUR zusätzlichen Kosten kalkulieren.
Ein anderer Anhaltspunkt sind die Kosten für umbauten Raum – sie liegen als grober Richtwert bei rund 400 EUR pro m³ umbautem Rauminhalt. In unserem Fall wären das bei 10 m² Grundfläche und einer Gesamthöhe von 5,5 m Gesamtkosten im Bereich von etwa 22.000 EUR zuzüglich Treppe und Zugängen zur Treppe.
Das sind natürlich nur sehr grobe Anhaltspunkte – aber bei massiver Bauweise würde man für den Anbau wohl auf etwa 30.000 EUR bis 40.000 EUR kommen, wenn man ihn massiv durchführt. Die Umbauarbeiten im Inneren sind dabei allerdings noch immer nicht berücksichtigt.
Frage: Gibt es noch andere Lösungen, die eventuell kostengünstiger wären?
Kostencheck-Experte: Um lediglich einen außen liegenden Zugang zu schaffen, kann man das durchaus so durchführen, wie wir das in unserem Kostenbeispiel gemacht haben. Eventuell kann man die Treppe auch noch durch ein Vordach überdachen oder eventuell auch mit einer Glasfassade umkleiden. Diese Lösung mit der Glasfassade wird dann allerdings kaum mehr kostengünstiger sein als ein massiv errichteter Anbau.
Sobald das Treppenhaus aber integrierter Bestandteil der Wohnräume werden soll, wird ein massiver Anbau ohnehin unumgänglich – mit allen Kosten, die oben beschrieben sind.