Dacheindeckung – diese Kosten müssen Sie rechnen

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Die möglichen Kostenunterschiede bei der Bedachung werden gerade beim Neubau häufig unterschätzt, auch beim Altbau wird für bei der Neueindeckung oft zu optimistisch geschätzt. Was die Dacheindeckung in der Praxis kosten kann, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Welche Möglichkeiten der Dachgestaltung hat man denn überhaupt – und was muss man dabei berücksichtigen?

Kostencheck-Experte: Als Erstes sollte man sich bei einem Neubau schon einmal Gedanken über die Dachform machen – das hat ganz wesentliche Auswirkungen auf die nachfolgenden Kosten.

Es geht hier um

  • den verfügbaren Raum für einen Dachausbau
  • die anfallenden Wartungskosten und die Reparaturkosten für das Dach
  • die verfügbare Fläche für das Anbringen von Solarkollektoren
  • die Ablaufgeschwindigkeit des Wassers auf dem Dach und damit die Anforderungen an die Dichtheit und natürlich
  • die Kosten für das Dach und die Dacheindeckung

Ein Flachdach ist vergleichsweise einfach zu konstruieren und auch relativ kostengünstig – die Abdichtung (beim Flachdach heißt es korrekt „Abdichtung“, nicht „Eindeckung“) muss aber laufend gewartet und ausgebessert werden. Bei entsprechend großen Dächern können Sie für die Wartungs- und Reparaturarbeiten am Flachdach dann oft bis zu 1.000 EUR pro Jahr zusätzliche Betriebskosten rechnen – während ein Steildach oft über 20 Jahre hinweg so gut wie keinen Wartungsaufwand hat. Das anfangs kostengünstige Flachdach wird also über die Jahre hinweg ein echtes Groschengrab und ist am Ende sogar teurer als jede andere Dachform.

Pultdächer sind meist eine sehr gute Wahl, da sie einfach zu konstruieren sind und etwas weniger kosten als andere Dachformen. Zudem bieten sie sehr viel Raum unter dem Dach, der kaum durch Schrägen eingeschränkt ist. Ein wesentlicher Vorteil des Pultdachs ist auch, dass die Kosten für die Dacheindeckung dort rund ein Drittel niedriger sind, da auch die Dachfläche im Vergleich zum Satteldach entsprechend geringer ist.

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Das klassische Satteldach ist immer eine gute Wahl

Das klassische Satteldach ist eine kostengünstige und problemlose Dachform, bei größeren Dachneigungen (etwa ab 35°) steht auch bei einem Dachausbau viel Raum zur Verfügung. Die Herstellungskosten für das Dach halten sich in Grenzen, auch die Dacheindeckung ist noch vergleichsweise günstig.

Walmdächer haben an den Giebelseiten auch noch zusätzliche Schrägflächen. Das verteuert nicht nur das Dach selbst, sondern auch die Eindeckung, da hier eine wesentlich größere Fläche gedeckt werden muss. Für einen Dachausbau steht auch vergleichsweise sehr wenig nutzbarer Raum zur Verfügung, da der Dachraum von allen Seiten durch Schrägen eingeschränkt ist. Dafür sind Walmdächer besonders stabil – was man aber bei 50 % höheren Kosten im Vergleich zum Satteldach auch erwarten darf. Bei günstiger Ausrichtung bietet das Walmdach aber unter Umständen noch zusätzlich nutzbare Flächen für Solarkollektoren.

Das Mansarddach bietet viel Raum im Dachgeschoss, dafür ist es aber auch aufwendig (und damit teuer) herzustellen und oft auch zu decken. Mansarddächer sind im Allgemeinen nicht so weit verbreitet, trotz des hohen Preises können sie in manchen Fällen aber dennoch eine gute Alternative sein, vor allem wenn man gleich das Dachgeschoss ausbauen möchte.

Schon die Dachform hat also keinen geringen Einfluss auf die Kosten der Eindeckung. Daneben entscheidet, welche Art der Eindeckung Sie verwenden wollen:

  • klassische Tondachziegel
  • Betondachsteine
  • Schieferdeckung
  • Metalldachpfannen
  • Blecheindeckung
  • Dachplatten aus verschiedenen Materialien wie etwa Faserzement
  • Bitumenschindeln für das Steildach (bei uns weniger verbreitet, eher in den USA gängig)
  • Bitumenbahnen oder Folien (beim Flachdach)

Für die Dacheindeckung gibt es also zahlreiche Möglichkeiten – dementsprechend unterschiedlich können die Kosten liegen. Bei Tondachziegeln und Betondachsteinen gibt es zudem eine große Bandbreite bei den Ausführungen, was auch eine ebenso große Bandbreite bei den Preisen verursacht. Wenn es bei einer Entscheidung für eine Bedachungsart auch um die Kosten geht, muss man im Vorfeld also immer schon sehr sorgfältig planen.

Frage: Was kostet die Dacheindeckung im Allgemeinen?

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Allein die Preisunterschiede beim Material sind erheblich

Kostencheck-Experte: Wie schon erwähnt ist die Preisspanne hier sehr hoch – das fängt schon bei den Materialpreisen an. Von Betondachsteinen bis hin zur Schieferdeckung bewegen sich die Materialpreise allein schon in einer Spanne von 6 EUR pro m² bis 90 EUR pro m².

Nimmt man die Kosten für die Eindeckung durch den Dachdecker dazu, können die Preise von rund 25 EUR pro m² bis 200 EUR pro m² für die gesamte Eindeckung liegen.

Teurer wird es, wenn im Zuge der Eindeckung auch noch eine Dachdämmung durchgeführt wird. Hier können dann leicht noch bis zu 80 EUR pro m² bis 100 EUR pro m² zusätzlich anfallen.

Pauschal kann man die Kosten also kaum angeben – das ist nur wenig sinnvoll. Dazu kommt, dass auch die Dachgeometrie des einzelnen Dachs und die Dachneigung immer einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Kosten haben können.

Einige Kostenbeispiele aus der Praxis

Dacheindeckung Materialpreis pro m² (ca.)
Tondachziegel, Glattziegel ab rund 19 EUR pro m²
Tondachziegel Frankfurter Pfanne ca. 7 EUR pro m² bis 9 EUR pro m²
Tondachziegel, Doppelmuldenfalzziegel ab rund 15 EUR pro m² , je nach Ausführung auch teurer
Tondachziegel, engobiert ca. 25 EUR pro m²
Faserzement-Dachplatte, Markenware ca. 49 EUR pro m²
Metalldachpfanne, verzinkt, einfach ca. 13 EUR pro m²
Metalldachpfanne beschichtet, hochwertig ca. 30 EUR pro m²
Bitumendachschindeln (ohne Unterdach) ca. 15 EUR pro m²
Schiefer, inkl. Verlegung 65 EUR pro m² – 200 EUR pro m², je nach Materialqualität und Deckungsart

Hierbei handelt es sich natürlich nur um beispielhafte Materialpreise für jeweils bestimmte Ausführungen. Unsere kleine Kostenübersicht zeigt dabei die Unterschiede allerdings schon deutlich.

Die angegebenen Preise können dabei je nach Dachgeometrie und Dachausführung noch durchaus schwanken – abhängig ist das von

  • der Form des Dachs
  • der Länge des Firstes und der Ortgänge
  • dem Vorhandensein von Kehlen, Rinnen oder Gauben auf der Dachfläche
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Je komplexer das Dach desto teurer die Eindeckung

Grundsätzlich gilt: Je komplizierter die Dachgeometrie, desto höher fällt auch der Quadratmeterpreis aus. Dafür spielen dann nicht nur die Arbeitskosten eine Rolle, sondern oft auch schon der Materialverbrauch. Bei einzelnen Tondachziegeln sind etwa die für First und Ortgang verwendeten Spezialziegel oft deutlich teurer als die Flächenziegel. Je mehr von den Formziegeln gebraucht werden, desto teurer kommt auch die Eindeckung.

Wichtig ist auch die Dachneigung: Je flacher das Dach, desto mehr Überdeckung müssen die einzelnen Dachziegel oder -platten haben. Der Materialverbrauch steigt dadurch deutlich an, was wiederum zu einem höheren Quadratmeterpreisen führen kann. Besonders ausgeprägt sind diese Unterschiede etwa bei den klassischen Biberschwanz-Dachziegeln, wo sich die Art der Deckung immer nach der vorhandenen Dachneigung richtet.

Bei Dächern unterhalb der sogenannten „Regeldachneigung“ muss zusätzlich ein wasserdichtes Unterdach konstruiert werden, was mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Die Regeldachneigung ist für jede Art der Dacheindeckung unterschiedlich – bei den üblichen Tondachziegeln liegt sie meist bei 25° – 35°. Flachere Dächer machen dann entweder andere Dachziegel oder ein wasserdichtes Unterdach notwendig.

Frage: Wovon hängen die Kosten der Dacheindeckung allgemein ab?

Kostencheck-Experte: Hier muss man schon einige Faktoren in Betracht ziehen:

  • die Größe der Dachfläche
  • die Dachgeometrie und die Dachneigung
  • die Art der gewählten Eindeckung und die Ausführung
  • den Aufwand für das Eindecken
  • ob zusätzlich eine Dachdämmung (Aufdachdämmung) durchgeführt werden soll
  • ob ein wasserdichtes Unterdach benötigt wird

Alle diese Faktoren gelten für das Steildach. Beim Flachdach wird die Abdichtung heute praktisch ausschließlich mit Bitumendachbahnen hergestellt. Die Kosten sind dort bei verschiedenen Dächern relativ gut vergleichbar.

Frage: Dachgröße, Dachneigung und Dachgeometrie wirken sich also direkt auch auf die Materialpreise aus?

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Die Dachneigung hat einen Einfluss auf den Preis

Kostencheck-Experte: Ja, genau. Mit der Dachneigung steigt oder sinkt die erforderliche Mindestüberdeckung, in extremen Fällen bei Dächern unterhalb der Regeldachneigung ist ein wasserdichtes Unterdach nötig.

Bei vorhandenen Rinnen und Kehlen ist der Aufwand für den Dachdecker höher – damit steigt dann vor allem der Arbeitspreis, der Materialpreis ist dann nur geringfügig höher. Bei Gauben ist der Aufwand ebenfalls höher, da ja auch das Gaubendach und unter Umständen auch die Gaubenseiten mit eingedeckt werden müssen. Einen entsprechenden Mehraufwand an Material muss man ebenfalls kalkulieren.

Frage: Welche Arbeiten kommen beim Erneuern einer Dacheindeckung noch dazu?

Kostencheck-Experte: In diesem Fall muss die alte Dacheindeckung zunächst abgerissen und entsorgt werden.

Bei herkömmlichen Dacheindeckungen betragen die Kosten für Abriss und Entsorgung durch den Dachdecker meist 10 EUR pro m² bis 15 EUR pro m², wenn Sie die Dacheindeckung selbst entsorgen, können Sie oft 1 EUR pro m² bis 2 EUR pro m² sparen – meistens ist es den Aufwand allerdings nicht wert.

Was sehr oft nicht bedacht wird ist, dass auch die Verlattung erneuert werden muss, wenn ein Dach neu gedeckt wird.

Der Abriss der alten Verlattung kostet Sie (ebenfalls mit Entsorgung) meist 2 EUR pro m² bis 3 EUR pro m², das Neuanbringen der Traglattung kostet dann in den meisten Fällen zwischen 7 EUR pro m² und 10 EUR pro m², für das Erneuern der Konterlattung müssen Sie dann noch zwischen 2,50 EUR pro m² bis 4 EUR pro m² rechnen.

Der Abriss des Altdachs und die Neuverlattung kosten zusammen also noch einmal zusätzlich 25 EUR pro m² bis 35 EUR pro m².

Frage: Warum ist die Dacheindeckung mit Schiefer so teuer?

Kostencheck-Experte: Schiefer ist ein Traditionsmaterial, wenn es um die Dacheindeckung geht. Materialpreise von 45 EUR pro m² bis zu 90 EUR pro m² sind hier durchaus üblich, abhängig von der Art des Schiefers und seiner Herkunft.

Hinter der Schieferdeckung steht aber auch ein hervorragendes Kosten-Nutzen-Verhältnis: Fachlich korrekt ausgeführte Schieferdeckungen haben eine „offizielle“ Lebensdauer von 100 Jahren, viele historische Gebäude zeigen aber, dass eine Lebensdauer von 300 – 400 Jahren eher realistisch ist, wenn die Eindeckung sauber ausgeführt ist.

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Eine Dacheindeckung mit Schiefer ist teuer aber lohnenswert

In jedem Fall wird mit Schiefer nur einmal gedeckt. Auch hochwertige Tondachziegel können bis zu 50 Jahre halten, in der Regel wird aber die Eindeckung nach rund 30 Jahren erneuert.

Der zum Teil sehr hohe Kostenaufwand beim Schieferdecken wird fast ausschließlich durch die Art der Deckung verursacht: eine einfache „Universaldeckung“ mit üblichem Schiefermaterial kostet (inklusive Arbeitsleistung) oft nur rund 60 EUR pro m² bis 70 EUR pro m², kommen aber traditionelle (und sehr aufwendige) Schieferdeckungen wie die Altdeutsche Deckung oder die Wilde Deckung zum Einsatz, muss man fast immer mit Kosten von 150 EUR pro m² bis 200 EUR pro m² rechnen. Bei diesen Deckungsarten ist nicht nur der Arbeitsaufwand, sondern auch der Materialverbrauch deutlich höher.

Frage: Kann man auch ein Haus mit Bitumendachschindeln decken?

Kostencheck-Experte: Das ist durchaus möglich, in den USA wird das sogar überwiegend so gemacht. In unseren Breiten verwendet man Bitumenschindeln eher für Gartenhäuschen.

Preislich hat man keinen besonders großen Vorteil davon: zunächst muss das Dach mit OSB-Platten vollflächig verkleidet werden, was Kosten von rund 20 EUR pro m² verursacht. Die Eindeckung mit den Bitumenschindeln verursacht dann allein schon 10 EUR pro m² bis 15 EUR pro m² reine Materialkosten, dazu käme dann noch die Arbeitsleistung.

Für die entstehenden Gesamtkosten könnte man sein Dach leicht mit günstigen Tondachziegeln decken lassen, die dann mindestens 30 Jahre haltbar wären. Beim Decken mit Bitumenschindeln kann man dagegen eher von einer Haltbarkeit von rund 10 – 15 Jahren ausgehen – zudem müsste man die Eindeckung laufend auf mögliche Beschädigungen kontrollieren. In der Praxis lohnt diese Deckungsart in unseren Breiten also kaum.