Flachdach – mit diesen Kosten müssen Sie rechnen

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Flachdächer finden bei modernen Wohngebäuden immer häufiger Anwendung. Welche Kosten man dabei für ein Flachdach rechnen muss und welche Kostenunterschiede es hier geben kann, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Hat ein Flachdach gegenüber einem Steildach Vorteile oder eher Nachteile?

Kostencheck-Experte: Das kommt natürlich immer auf das Gebäude und die geplante Nutzung an. Wenn man sich zwischen einem Gebäude mit Flachdach und einem mit Steildach entscheiden muss, sollte man unter anderem an folgende Dinge denken:

  • die mögliche Nutzung des Dachraums als zusätzlichen Wohnraum beim Steildach
  • die mögliche Nutzung als Dachterrasse beim Flachdach
  • die Nutzung für eine extensive oder sogar intensive Dachbegrünung beim Flachdach

Natürlich macht sich ein Steildach immer dann bezahlt, wenn man später einmal zusätzlichen Wohnraum benötigt. Ein Dachausbau kostet zwar natürlich auch Geld, allerdings hat man beim Steildach immerhin die Möglichkeit dazu (wenn es entsprechend geplant ist). Der so entstehende zusätzliche Wohnraum ist meist deutlich günstiger als ein Anbau bei einem Flachdach-Gebäude – für den dann überhaupt ausreichend Platz zur Verfügung stehen muss.

Andererseits lassen sich Flachdächer gerade auf kleinen Grundstücken sehr gut als Dachterrasse ausbauen – in diesem Fall steht dann eine große Freifläche zur Vefügung, die im Garten möglicherweise nicht oder nicht ausreichend vorhanden ist.

Es hängt also vor allem von der geplanten Nutzung ab, für welche Dachform man sich am besten entscheidet.

Die Kosten beim Bau des Gebäudes und später die Kosten für die Instandhaltung und Wartung des Dachs spielen allerdings natürlich auch eine Rolle.

Frage: Was kostet ein Flachdach?

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Flachdächer wirken stylisch modern

Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal nur schwer beantworten. Die Konstruktionsweise des Dachs und der Dachaufbau im Einzelnen spielen hier schon eine wesentliche Rolle für die Kosten.

Ganz pauschal gesagt können Sie aber für ein nach modernen Maßstäben gedämmtes Flachdach von Kosten im Bereich von rund 100 EUR pro m² bis 200 EUR pro m² ausgehen.

Wenn ein ungedämmtes Flachdach (z. B. auf einem ungeheizten Anbau oder einer Garage) errichtet werden soll, liegen die Kosten im Allgemeinen aber natürlich deutlich geringer. Ab etwa 40 EUR pro m² müssen Sie für ein qualitativ hochwertiges Flachdach aber auch in solchen Fällen rechnen.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis

Wir wollen auf einem Wohngebäude vom Dachdecker ein Flachdach nach zeitgemäßem Dämmstandard herstellen lassen. Zusätzlich lassen wir noch zwei Lichtkuppeln ins Flachdach einbauen, um etwas mehr Tageslicht in den Räumen im Obergeschoss zu haben. Die fertige Dachfläche beträgt 100 m².

Posten Preis
Material für die Dämmung des Dachs 3.080 EUR
Material für die Dachabdichtung 1.650 EUR
Dämmen und Abdichten, komplett 9.500 EUR
Dachentwässerung 250 EUR
Zusätzliche Arbeitsleistung und Extrakosten 1.200 EUR
2 Lichtkuppeln samt Einbau 3.560 EUR
Gesamtkosten 19.240 EUR

Hierbei handelt es sich natürlich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel, das lediglich für ein ganz bestimmtes Gebäude gilt. Die Kosten für andere Flachdächer auf anderen Gebäuden können auch deutlich abweichen.

Unser Kostenbeispiel zeigt aber bereits, dass bei einem Flachdach schon bei der Konstruktion mit erheblichen Kosten gerechnet werden muss.

Eine Tragkonstruktion (Betondecke) war in unserem Kostenbeispiel schon vorhanden. Die Kosten müssten sonst gegebenenfalls noch hinzugerechnet werden. Je nach statischen Anforderungen und örtlichen Gegebenheiten können das zwischen 80 EUR pro m² und 150 EUR pro m² für die Deckenkonstruktion sein.

Frage: Wovon hängen die Kosten beim Flachdach im Allgemeinen ab?

Kostencheck-Experte: Hier kommen immer einige Faktoren zum Tragen:

  • die Konstruktionsweise des Dachs
  • die Art und der Umfang der Dämmung
  • die notwendigen Klempnerarbeiten beim Dach
  • die Sonderausstattung beim Dach

All das muss in Betracht gezogen werden, wenn es um das Abschätzen der Kosten für das Dach geht. In der Regel kann ein Fachmann (Dachdecker) die Kosten vorab meist recht genau einschätzen.

Frage: Welche Konstruktionsweisen beim Flachdach gibt es?

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Flachdach ist nicht gleich Flachdach

Kostencheck-Experte: Zunächst einmal muss man hier zwischen einem „Warmdach“ – also einem einschaligen, unbelüftetem Flachdach – und anderen Konstruktionsweisen wie etwa einer belüfteten Flachdachkonstruktion, unterscheiden.

Das unbelüftete, einschalige Flachdach ist heute aber die fast ausschließlich verwendete Variante.

Möglich ist theoretisch auch ein sogenanntes Umkehrdach – bei dieser Bauweise liegt die Dämmschicht oberhalb der Dachabdichtung. Das ist aber ebenfalls heute kaum noch gebräuchlich.

Ein wichtiger Faktor für die Kosten ist auch, ob das Flachdach später begehbar sein soll. In diesem Fall muss man mit deutlich höheren Kosten rechnen – bis zu 150 EUR pro m² zusätzlich sind hier durchaus möglich, wenn man später eine begehbare Dachterrasse haben möchte.

Frage: Spielt auch die Art der Dachabdichtung eine Rolle?

Kostencheck-Experte: Ja, auch die Art der Abdichtung beeinflusst natürlich die Kosten. Bitumenschweißbahnen sind heute Standard, hier müssen Sie im Allgemeinen mit rund 12 EUR pro m² bis 20 EUR pro m² für die Materialkosten rechnen, die Arbeitsleistung schlägt meist mit rund 20 EUR pro m² zu Buche.

Alternativ sind aber auch Abdichtungen mit Kunststofffolien oder mit Metallen, wie beispielsweise Kupfer möglich. Beide Varianten sind aber nur wenig verbreitet.

Frage: Welche Kosten verursacht die Dämmung üblicherweise beim Flachdach?

Kostencheck-Experte: Das ist je nach erforderlichem Dämmstandard und verwendetem Dämmmaterial unterschiedlich.

Nach den strengen Vorgaben der EnEV für die maximalen Wärmedurchgangswerte müssen Sie heute für das Dämmmaterial meist 30 EUR pro m² bis 50 EUR pro m² rechnen, für die Arbeiten der Dachdecker meist ebenso viel.

Die Kosten für die Dämmung machen also durchaus einen beträchtlichen Anteil der Gesamtkosten aus.

Frage: Inwieweit beeinflussen Klempnerarbeiten den Preis?

Kostencheck-Experte: Klempnerarbeiten (das Anbringen und Abdichten von Blechen) werden häufig nach Meter abgerechnet. Üblich sind hier Kosten im Bereich von etwa 40 EUR bis 60 EUR pro Meter.

Gewöhnliche Bleche verursachen dabei noch Materialkosten von rund 10 EUR bis 20 EUR, wird Edelstahl verwendet, müssen Sie dagegen meist mit rund 50 EUR pro Meter rechnen.

Frage: Welche Kosten verursacht die Flachdach-Entwässerung üblicherweise?

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Eine gute Entwässerung ist wichtig aber teuer

strong>Kostencheck-Experte: Hier können die Kosten für eine Entwässerung recht unterschiedlich liegen – das hängt vor allem vom eingebauten Entwässerungssystem ab.

Die sogenannte Freigefälle-Entwässerung ist zwar sehr effektiv und auch die kostengünstigere Variante, benötigt allerdings viel Platz. Alle Rohre müssen hier im Gefälle verlegt werden. Pro Gully müssen Sie mit 80 EUR bis 200 EUR rechnen, pro Rohr mit rund 70 EUR bis 80 EUR.

Dazu müssen Sie noch die Montagekosten für die Dachentwässerung (die Entwässerung muss immer in Abstimmung mit der Wärmedämmung eingebaut werden) und zusätzlich die Kosten für die Errichtung des erforderlichen Notüberlaufs.

Die Anlage einer sogenannten Druckentwässerung mit vorgefüllten Rohrleitungen ist ebenfalls möglich. Hier sorgt der Unterdruck in den Rohren dafür, dass das auf die Dachfläche auftreffende Wasser in die Rohrleitung gesogen wird. Ein Gefälle bei den Rohren ist nicht nötig.

In der Regel ist hier sehr viel sorgfältige Planung für das gesamte System notwendig. Die Kosten liegen dabei deutlich höher als bei einem Freigefälle-System.

Frage: Was kosten Sonderausstattungen wie beispielsweise Lichtkuppeln?

Kostencheck-Experte: Für Lichtkuppeln müssen Sie üblicherweise – je nach Größe – ab rund 1.500 EUR inklusive Einbau und Abdichtung rechnen. Das kann fallweise aber auch noch günstiger oder teurer werden.

Lichtkuppeln und Flachdachfenster bekommen Sie in den üblicherweise gewählten Größen ab rund 400 EUR bis 500 EUR.

Frage: Wie sieht es mit den Flachdach-Kosten im Vergleich zu einem Steildach aus?

Kostencheck-Experte: Wenn es rein um die Kosten geht, ist der Vergleich zwischen Steildach und Flachdach schwierig. Die TU Wien hat vor einigen Jahren eine Studie durchgeführt, in der die Kosten für ähnliche Gebäude mit unterschiedlichen Dachkonstruktionen miteinander verglichen wurden.

Wenn man die Kosten für den Quadratmeter Wohnfläche als Vergleichsbasis heranzieht, liegt der Studie zufolge der Baukostenvorteil von einem Gebäude mit bereits von vornherein ausgebautem Steildach – also mit zusätzlicher Wohnfläche – bei rund 15 % gegenüber einem Flachdach und rund 18 % gegenüber einem Gebäude mit nicht ausgebautem Steildach.

Anders ausgedrückt: Wer von vornherein ein Gebäude mit ausgebautem Dachraum bauen lässt, erhält den Quadratmeter Wohnraum im Haus am günstigsten. Das verwundert allerdings wenig.

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Ein Flachdach ist zwar im Bau deutlich teurer als ein Steildach, jedoch in der Erhaltung deutlich günstiger

Wenn man allein die Kosten für die Konstruktion der Dachhaut betrachtet, sind Steildachvarianten – jedenfalls laut dieser Studie – deutlich kostengünstiger als die Konstruktion eines Flachdachs. Ein unausgebautes Steildach kostet im Vergleich zum Flachdach rund die Hälfte, das ausgebaute Steildach rund ein Drittel weniger als die Konstruktion der Dachhaut beim Flachdach. Zu diesem Schluss kommt die Wiener Studie.

Dazu kommen noch die Erhaltungskosten: Ein Flachdach verursacht im Laufe von 50 Jahren rund 400 EUR pro m² Wohnfläche mehr Kosten als ein ausgebautes Steildach. Bei einer angenommenen Wohnfläche von rund 300 m² wie in der Studie sind das beträchtliche Unterschiede in den Erhaltungskosten. Umgerechnet entspricht das bei dieser Wohnfläche etwa 2.500 EUR pro Jahr, die ein Flachdach bei einem Gebäude dieser Größe an zusätzlichen Erhaltungskosten verlangt.

Auch wer eine Solaranlage auf dem Dach installieren möchte, muss bei einem Flachdach mit höheren Kosten rechnen, da die Solarmodule einzeln auf Ständern mit entsprechender Neigung montiert werden müssen.

Kurz zusammengefasst kommt die Studie also zu folgendem Ergebnis: am wirtschaftlichsten bei den Baukosten sind Gebäude, die gleich mit einem ausgebauten Steildach versehen werden. Ein Flachdach ist in der Konstruktion nur leicht teurer als ein Steildach, in der Erhaltung aber auf lange Sicht wesentlich teurer als gewöhnliche Steildächer.

Von Gebäude zu Gebäude mag es hier aufgrund der Bauform im Einzelnen Abweichungen geben – im Großen und Ganzen ist das Verhältnis der Kosten aber bei allen vergleichbaren Gebäuden ähnlich.

Frage: Warum sind die Erhaltungskosten bei einem Flachdach so derartig hoch?

Kostencheck-Experte: Das ist einfach erklärt: In unseren Breiten setzt die Witterung der Dacheindeckung ordentlich zu. Undichtigkeiten können schnell auftreten – und sollten auch möglichst schnell behoben werden, da Wassereintritt durch das Dach schon in relativ kurzer Zeit zu massiven Bauschäden am gesamten Gebäude führen kann. Eine jährliche Kontrolle und Inspektion des Dachs wird empfohlen.

Bei einem Flachdach muss die Dachabdichtung allein der Witterung standhalten – Wasser fließt sehr langsam ab, dadurch wird die Dachhaut auch deutlich mehr beansprucht als bei einem Steildach.

Bei einem Steildach sorgt schon die Konstruktionsweise dafür, dass die Eindeckung deutlich weniger beansprucht wird als die Abdichtung beim Flachdach. Ein Steildach ist für viele Jahrzehnte nahezu wartungsfrei, das Austauschen einzelner, beschädigter Dachziegel (etwa nach Stürmen oder durch Materialermüdung) verursacht nur wenig Aufwand und Kosten. Selbst wenn die Eindeckung komplett ausgetauscht werden muss (was meist nach 20 – 30 Jahren der Fall ist) lässt sich das meist kostengünstiger durchführen als eine Kompletterneuerung bei einem Flachdach.