Wenn es um die Dacheindeckung geht, können die Preisunterschiede enorm sein. Welche Kosten sie für Dachziegel rechnen müssen und woher die Preisunterschiede stammen, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Was sollte man zunächst einmal alles über Dachziegel wissen?
Kostencheck-Experte: Dachziegel und Dacheindeckungen generell sind eine Wissenschaft für sich. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Ausführungen, die jeweils ihre ganz besonderen Eigenschaften haben und für Dachziegel werden heute viele unterschiedliche Materialien verwendet.
Die Unterkonstruktion auf dem Dach besteht aus den Sparren, auf die Latten genagelt sind. Auf den Latten befindet sich dann noch die sogenannte Konterlattung.
Dachziegel werden immer in dieser Unterkonstruktion eingehängt, fallweise auch angeschraubt (vor allem bei modernen Materialien zur Dacheindeckung). Wichtig ist dabei zu beachten, dass die Lattenabstände immer an die jeweiligen Dachziegel angepasst werden müssen. Man kann nicht zwei unterschiedliche Dachziegel auf ein und dieselbe Lattung hängen. Das spielt vor allem bei Neueindeckungen von bestehenden Dächern eine Rolle, wo dann oft auch die bestehende Verlattung „umgenagelt“ werden muss. Das führt zu zusätzlichen Kosten bei der Verlegung, die oft nicht bedacht werden. Sogenannte Reformziegel sind eine der wenigen Ziegelsorten, die auch auf verschiedenen bestehenden Lattenabständen angebracht werden können – sie sind daher gut für Renovierungen geeignet, wenn man sich das Umlatten ersparen möchte.
Wichtig zu wissen ist auch, dass sich nicht jeder Dachziegel für jedes Dach eignet. Zum einen verlangen bestimmte Dachziegel auch immer eine bestimmte Mindest-Dachneigung. Das hat damit zu tun, wie gut sie mit ihrer Form Wasser ableiten, und wie dicht die Verbindungen zum Nachbarziegel sind.
So kann man etwa Flachdachziegel zwar nicht auf Flachdächern, wohl aber schon auf Dächern mit einer Dachneigung von lediglich 15° bis 20° gut verlegen, weil sie den Ablauf des auftreffenden Wassers stark beschleunigen. Eine Biberschwanz-Deckung hingegen verlangt in der Regel mindestens eine Dachneigung von 40°, je höher desto besser.
Bei Dachneigungen im Grenzbereich und beim Wunsch nach bestimmten Ziegeln muss ansonsten sicherheitshalber ein wasserdichtes Unterdach konstruiert werden. Das verursacht natürlich dann beträchtliche Zusatzkosten für die Dacheindeckung, die man durch die Auswahl anderer Dachziegel auch oft vermeiden könnte. Bei sehr geringen Dachneigungen empfehlen sich allerdings aus Sicherheitsgründen allein schon wasserdichte Unterdächer.
Ein weiterer Punkt ist die Sturmsicherheit von Dachziegeln. Seit 2011 müssen bei allen neu gedeckten Dächern die Dachziegel separat gesichert werden. Die Art der Befestigung richtet sich immer nach:
- der Windlastzone
- der Dachneigung
- der Dachform und
- der Art der verbauten Dachziegel
Hier gibt es genaue Vorschriften, die einzuhalten sind. Die geforderte Sturmsicherung erhöht dann die Kosten für die Dacheindeckung also noch weiterhin, da sie zusätzliches Material und zusätzlichen Arbeitsaufwand für den Dachdecker bedeutet.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch das Gewicht der Dachziegel. Betondachsteine sind beispielsweise häufig deutlich schwerer als eine klassische Eindeckung mit Tondachziegeln oder gar Metalldachpfannen. Das Dach muss in der Lage sein, diese höhere Last zu tragen (zusätzlich zur geforderten Tragfähigkeit für die auftretenden Windlasten und Schneelasten, die konstruktiv eingerechnet werden müssen). Ist das nicht der Fall, muss die Tragfähigkeit entweder verstärkt werden, was teilweise mit hohen Kosten verbunden ist, oder es muss eine leichtere Dacheindeckung gewählt werden.
Alle diese Faktoren bestimmen schon einmal in technischer Hinsicht die Auswahl geeigneter Dachziegel. In preislicher Hinsicht können bei Dachziegeln dann enorme Preisunterschiede zwischen den einzelnen Ausführungen auftreten.
Frage: Was kosten Dachziegel in der Regel?
Kostencheck-Experte: Hier gibt es eine unglaublich große Preisspanne, allein schon bei den Materialpreisen.
Wenn man einen Blick auf die Möglichkeiten bei Dacheindeckungen wirft, kann man ein Dach in üblicher Größe von 140 m² entweder für rund 950 EUR oder für 5.000 EUR decken. Das gibt ungefähr die Preisspanne wider, die in diesem Bereich herrscht.
Anders ausgedrückt beginnt der Materialpreis für Betondachsteine oft schon bei rund 6 EUR pro m² bis 7 EUR pro m², manche Ziegelvarianten können aber leicht auch 45 EUR pro m² bis 55 EUR pro m² kosten.
Bei Premium-Materialien für die Dacheindeckung wie Schiefer können die Kosten dann auch problemlos bis 150 EUR pro m² gehen – dann allerdings immerhin schon inklusive Eindeckung durch den Dachdecker in einem traditionellen Muster.
Einige beispielhafte Preise für unterschiedliche Dacheindeckungen
Dachziegel | Preis pro m² bei üblicher Verlegung, Richtwert |
---|---|
Berliner Biber | ab rund 13 EUR pro m² |
Glattziegel | ab rund 19 EUR pro m² |
Sigma-Pfanne | ab rund 6 EUR pro m² |
Frankfurter Pfanne | ab rund 7 EUR pro m² bis 9 EUR pro m² |
Flachdachziegel | ab rund 15 EUR pro m² |
Doppelmuldenfalzziegel | ab rund 15 EUR pro m² |
Hohlfalzziegel | ab rund 5 EUR pro m² |
S-Pfanne | ab rund 12 EUR pro m² |
Dachziegel engobiert, schieferton | rund 25 EUR pro m² |
Flächenziegel, hochglänzend | rund 29 EUR pro m² |
Dachplatte Faserzement, 20 cm x 20 cm gelocht, Markenhersteller | rund 49 EUR pro m² |
Pfannenblech / Dachziegel aus Metall | ab rund 13 EUR pro m² |
Schieferdach, kostengünstig, inklusive Eindeckung (moderner Stil) | 65 EUR pro m² |
Hierbei handelt es sich natürlich nur um einzelne Preisbeispiele, die aber bereits sehr gut die bestehenden Preisunterschiede zeigen können. Die Preise – selbst für ähnliche Dachziegel – können in anderen Fällen aber natürlich auch deutlich unterschiedlich ausfallen, je nach Ausführung der Ziegel und Anforderungen am Dach.
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten von Dachziegeln ganz allgemein ab?
Kostencheck-Experte: Hier spielen natürlich einige Faktoren eine Rolle, wenn es um die Kosten für eine Ziegelbedachung geht. Grundsätzlich sind das:
- vom Material der Dachziegel
- von der Form der Dachziegel
- von der Oberflächenbeschaffenheit der Dachziegel
- häufig auch von der Farbgebung der Ziegel
- davon, ob es sich um Markendachziegel handelt oder nicht
aber auch:
- von der Dachneigung
- von der geforderten Lattung
- von der geforderten Sturmsicherung der Ziegel
Frage: Inwieweit spielt Material eine Rolle?
Kostencheck-Experte: Betondachsteine sind in der Regel günstiger als Tondachziegel. Das ist allerdings nur eine allgemeine Regel, die nicht immer gelten muss. Es gibt auch recht kostengünstige Tondachziegel, wie die beliebte Frankfurter Pfanne.
Faserzement-Dachplatten sind häufig etwas teurer, auch Metalldachplatten in besonderer, schallgedämmter Ausführung (damit man Tropfgeräusche vom Regen nicht hört) können oft über 20 EUR pro m² liegen.
Hier gibt es also ganz grundlegende Preisunterschiede.
Frage: Inwieweit spielt dann die Form eine Rolle für die Kosten?
Kostencheck-Experte: Gerade bei Tondachziegeln ist die Form eines der wesentlichen Preiskriterien. Ein Flachdach-Ziegel ist meist teurer als eine Frankfurter Pfanne, Doppelmulden-Falzziegel haben andere Preise als Sigma-Pfannen. Das erkennt man auch schon gut an unseren Preisbeispielen, wo sehr viele typische Tondachziegel aufgeführt sind.
Daneben muss man auch noch beachten, dass man für eine Dacheindeckung nicht nur Flächenziegel benötigt. Firstziegel oder Ortgangsziegel haben wiederum eine völlig eigene Form und gelten als Sonderziegel. Dementsprechend ist der Preis: während der Preis eines Flächenziegels bei 1 EUR bis 1,50 EUR liegt, kann ein Firstziegel durchaus 10 EUR bis 15 EUR kosten.
An First- und Ortgangsziegeln (für den seitlichen Dachrand) wird bei normal großen Dächern durchaus eine beträchtliche Menge benötigt, sodass sich die Kosten für die Dacheindeckung dadurch durchaus merkbar verteuern können. Je mehr Kehlen und Rinnen zusätzlich eingebaut werden, desto teurer wird dann die Dacheindeckung.
Zusätzlich gibt es bei den meisten Dachziegeln auch „halbe Ziegel“ um auf die benötigte Breite zu kommen. Das sind zwar auch Sonderziegel, meist sind sie aber nicht wesentlich teurer als Flächenziegel. Ziegel mit eingebauten Dachdurchgängen (etwa für Leitungen oder als Antennenhalterung) sind dagegen ebenfalls meist teurere Spezialziegel.
Frage: Inwieweit spielt die Dachneigung eine Rolle für die Kosten der Dacheindeckung?
Kostencheck-Experte: Hier kommen zwei Dinge zum Tragen: zum einen kann nicht jeder Ziegel für jede Dachneigung verwendet werden. Viele Ziegel erfordern schon einmal eine gewisse Mindest-Dachneigung, damit man sie überhaupt einsetzen kann. Ansonsten wäre ein wasserdichtes Unterdach zwingend notwendig – was natürlich beträchtliche Zusatzkosten verursachen würde. Bei einer wirklich regendichten Unterdeckung wird eine komplette Dachschalung benötigt, auf der dann wasserdichte Bahnen verlegt und miteinander verschweißt werden. Zudem muss die Dachentwässerung angepasst werden.
Darüber hinaus müssen Dachziegel je nach Dachneigung unterschiedlich eng verlegt werden – die geforderte Überdeckung ergibt sich bei vielen Ziegeln erst aus der vorhandenen Dachneigung.
Damit ändert sich der Flächenbedarf bei den Dachziegeln: pro m² Fläche werden dann mehr Ziegel benötigt, damit wird es pro m² teurer, da Dachziegel immer zum Stückpreis verkauft werden.
Frage: Welche Kosten verursacht die Sturmsicherung gewöhnlich?
Kostencheck-Experte: Das hängt wiederum von verschiedenen Faktoren ab:
- in welcher Windlastzone das Gebäude steht
- welche Dachform es hat
- welche Dachziegel verbaut sind
Das wird vom Dachdecker in ein Berechnungsprogramm eingegeben, das dann genaue Vorschriften darüber macht, wie zu decken ist und wie viele und welche Dachziegel mit Sturmklammern zu sichern sind.
In den allermeisten Fällen sind das nicht alle Dachziegel, sondern immer nur eine gewisse Anzahl. Je sturmsicherer die Dachziegelform ist (mehr Wölbungen und Überlappungen mit den Nachbarziegeln) desto weniger Klammern werden in der Regel benötigt.
Die Kosten für die Klammern selbst sind bei herkömmlichen Sturmklammern nicht allzu hoch – in der Regel liegen sie zwischen 0,10 EUR und 0,30 EUR pro Klammer. Zu kalkulieren ist dabei aber auch der Mehraufwand für den Dachdecker, der die Ziegel ja einzeln sichern muss, was zusätzlich Arbeitszeit beim Eindecken kostet.
Frage: Wie verhalten sich Lebensdauer und Preis zueinander?
Kostencheck-Experte: Diesen Punkt sollte man nicht unterschätzen – gerade bei Dacheindeckungen sollte man auch langfristig denken.
Hochwertige Tondachziegel halten in aller Regel gut und gerne 30 – 50 Jahre, manche auch länger. Bei Schiefer kann man dagegen von Lebensdauern von einigen Jahrhunderten ausgehen, wie historische Beispiele häufig eindrucksvoll beweisen.
Bei anderen Dacheindeckungen liegt die Lebensdauer dann oft nur bei rund 25 – 30 Jahren.
Für den Preis der Dacheindeckung spielt das durchaus eine Rolle: wer sein Dach mit einer weniger haltbaren Eindeckung versieht, deckt es während der Lebensdauer von hochwertigen Tonziegeln dann bereits zweimal – mit allen Kosten, die das mit sich bringt (Gerüst, Dachdecker, Entsorgen der alten Eindeckung, Kosten für die Neueindeckung, etc.).
Das rechtfertigt oft höherwertige Eindeckungen, die anfangs etwas mehr kosten – langfristig gesehen rechnet sich das oft. Manche gut gedeckten, hochwertigen Ziegeldächer halten bis zu 100 Jahre. Da hat man dann Ruhe. Das Gleiche gilt auch bei Schiefer, der zudem sehr verwitterungsfest ist. Solide und professionell gedeckt fallen an solchen Dächern auch kaum Reparaturen an.
Die höheren Kosten, die man für solche Eindeckungen bezahlt, kommen also nicht von ungefähr. In vielen Fällen rechnet sich das.