Gerade Elektriker gehören zu den Handwerkern, bei denen Menschen häufig von den Kosten überrascht werden oder sie als überhöht empfinden. Mit welchen Kosten man bei Leistungen des Elektrikers rechnen muss, erklärt der der Kostencheck-Experte in unserem Interview.
Frage: Was kostet der Elektriker?
Kostencheck-Experte: Das ist eine Frage, die man so natürlich nicht beantworten kann. Es hängt klarerweise immer davon ab, womit man den Elektriker beauftragt.
Neben der reinen Arbeitsleistung, die der Elektriker als Fachkraft erbringt, fallen auch noch Materialkosten an, in vielen Fällen sind nach getaner Arbeit auch noch vorgeschriebene Sicherheitsüberprüfungen zu erbringen, die dann die Arbeitszeit noch weiter erhöhen.
Grundsätzlich muss man einmal unterscheiden zwischen
- einfachen Anschlussarbeiten
- der Montage von Steckdosen oder Schaltern und den dazugehörigen Leitungen
- der Modernisierung von Anlagen (etwa dem Nachrüsten eines FI-Schalters)
- der Ausführung einer kompletten Elektroinstallation in einem Haus
Für einfache Anschlussarbeiten, wie das Anschließen eines neu gekauften Herdes in der Küche, fallen selten hohe Kosten an.
Hier werden vor allem Anfahrt und Arbeitszeit verrechnet, die Arbeitszeit liegt selten über einer halben Stunde, was bei Stundensätzen von 50 EUR bis 80 EUR meist nur geringe Kosten verursacht.
Anders sieht das aus, wenn zusätzliche Arbeiten erfolgen müssen, etwa der Anschluss des Backofens an eine zusätzlich hergestellte Steckdose an passender Stelle oder das Umlegen von bestimmten Anschlüssen auf einen zusätzlich geschalteten Kreis, um Überlastung zu vermeiden.
Wenn zusätzliche Steckdosen oder Schalter montiert werden sollen, beginnen die Kosten meist bei 30 EUR bis 50 EUR.
Sobald es sich aber um komplexere Schalter handelt, wie etwa den Bedienschalter für Rollladen samt den entsprechenden Leitungen, muss man meist bereits mit Kosten im Bereich von 130 EUR bis 150 EUR rechnen.
Auch Zeitschalter und über Handy oder Tablet ansteuerbare Schalter sowie Dimmerschalter und verbaute Raumthermostate kosten meist mehr Geld – in diesen Fällen müssen Sie fast immer mit mehr als 50 EUR kalkulieren.
Wenn Modernisierungsarbeiten an der elektrischen Anlage stattfinden sollen, wie etwa das Nachrüsten eines FI-Schalters, müssen Sie mindestens mit Kosten von 80 EUR bis 200 EUR rechnen. Je nach individuellen Gegebenheiten vor Ort kann der Arbeits- und Prüfaufwand auch noch deutlich höher liegen – und damit mehr Geld kosten.
Die Ausführung einer kompletten Elektroinstallation entweder im Neubau oder als Modernisierungsmaßnahme im Altbau (Erneuerung der elektrischen Anlage) verursacht natürlich deutlich höhere Kosten.
In den meisten Fällen müssen Sie hier mindestens von 60 bis EUR pro m² bis 70 EUR pro m² Wohnfläche ausgehen, im Einzelfall können die Kosten auch noch deutlich höher liegen, insbesondere wenn ein höherer und modernerer Ausstattungsstandard gewünscht wird.
Gerade hier lässt sich durch Eigenleistung aber auch einiges einsparen – bis zu 50 % bis 70 % der Arbeitskosten können durch einfache und rechtlich auch zulässige Eigenleistungen eingespart werden.
Kostenbeispiel aus der Praxis
In unserem Neubau mit 130 m² Wohnfläche soll vom Elektriker die gesamte elektrische Anlage eingebaut werden.
Die Ausstattungsqualität wird pragmatisch und schlicht gewählt, Schalter und Steckdosen, die wir wählen sind solide, aber kostengünstig und auf mittlerem Ausstattungsniveau.
Posten | Preis |
---|---|
Hauptzählerschrank, Zuleitung, Anschluss komplett | 1.550 EUR |
Material, komplett | 5.700 EUR |
Arbeitsleistung, komplett | 8.600 EUR |
Kosten gesamt | 15.850 EUR |
Kosten pro m² Wohnfläche insgesamt | 121,92 EUR pro m² |
Dieses Kostenbeispiel bezieht sich lediglich auf einen konkreten Einzelfall, bei Ausführung durch ein bestimmtes Unternehmen und einen konkret gewählten Ausstattungsstandard. Die Kosten für andere Installationen können auch deutlich unterschiedlich liegen.
Frage: Von welchen Dingen hängen die Kosten für den Elektriker ab?
Kostencheck-Experte: Hier ist natürlich einiges zu berücksichtigen:
- welchen Auftrag der Elektriker erfüllen soll
- welcher Arbeitsaufwand dabei entsteht
- welches Material in welcher Qualitätsanforderung eingesetzt wird
- welche Nebenarbeiten gegebenenfalls noch erforderlich sind
- wie die Preisgestaltung des ausführenden Unternehmens aussieht
- wie viel Eigenleistung erbracht wird oder werden kann
Im konkreten Einzelfall hilft also nur ein detaillierter Kostenvoranschlag dabei, mögliche Kosten einigermaßen treffend einzuschätzen. Natürlich sollte man aber die Kostenvoranschläge mehrerer Unternehmen vergleichen.
Frage: Wie kann man bei den Elektrikerkosten sparen?
Kostencheck-Experte: Dafür gibt es einige Möglichkeiten.
Eigenleistungen sind immer eine sehr gute Idee – viele Arbeiten kann man auch problemlos selbst erledigen. Dazu gehört etwa das Fräsen der Schlitze, das bei einem typischen Einfamilienhaus meist schon 200 Arbeitsstunden in Anspruch nimmt. Auch das Setzen von Dosen und das Einziehen von Kabeln kann man meist selbst gut erledigen.
Lediglich die tatsächlichen Anschlussarbeiten dürfen aus Sicherheitsgründen ausschließlich von Fachkräften vorgenommen werden. Zeitraubende und damit unnötig die Kosten verteuernde Arbeiten kann man aber gut selbst erledigen, meist geben Elektriker solche Arbeiten auch liebend gerne ab.
Eine andere Möglichkeit, um Kosten zu sparen, besteht beim Material. Gerade bei Kleinbetrieben ist das Material oft unverhältnismäßig teuer. Einzelne Teile kann man oft um 40 % bis 50 % günstiger selbst besorgen. Allerdings sollte man dabei natürlich immer auf die erforderlichen Leistungswerte und auf solide Qualität und das Vorhandensein der notwendigen Sicherheitszulassungen achten.
Vor dem Kauf sollte man auf jeden Fall mit dem Elektriker besprechen, welche Leistungsmerkmale bei den einzelnen Materialien unbedingt gegeben sein müssen.