Kanalsanierung: welche Kosten pro m muss man ungefähr rechnen?

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Undichte Abwasserrohre stellen ein Risiko für die Umwelt aber auch ein rechtliches Risiko für den Grundstücksbesitzer dar, wenn dadurch Abwässer ins Erdreich gelangen. Die Abwasserrohre zu sanieren ist also eine wichtige Pflicht. Welche Kosten für eine Kanalsanierung pro m anfallen können, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Was kostet eine Kanalsanierung in der Praxis üblicherweise?

Kostencheck-Experte: Das kann man kaum pauschal sagen – die Kosten richten sich hier stark nach der Art des Schadens und nach der im Einzelfall möglichen Sanierungsmethode.

Bei einer sogenannten „grubenlosen Sanierung“, das heißt, einer Sanierung ohne aufzugraben und die Kanalrohre auszutauschen liegen die Kosten bei Privatgrundstücken typischerweise zwischen rund 1.000 EUR und 6.000 EUR.

Hier gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten, den Kanal zu sanieren:

  • mit sogenannten Inlinern oder
  • mit Kurzlinern

Bei der Sanierung mit Kurzlinern liegen die Kosten pro m bei ungefähr 150 EUR pro m, je nach Komplexität der Arbeiten kann das fallweise auch etwas teurer sein.

Bei der Sanierung mithilfe von Inlinern liegen die Kosten meist höher – etwa in einem Bereich von 150 EUR pro m bis 250 EUR pro m.

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Nach der „Besichtigung“ wird entschieden, welches Verfahren notwendig ist

Welches Verfahren wann zur Anwendung kommen kann und wann Abwasserrohre getauscht werden müssen, entscheidet dann allerdings der Fachbetrieb nach einer genauen Besichtigung vor Ort. Lediglich punktuell vorhandene Schäden lassen sich oft auch mit einfacheren Methoden beheben.

Neben den eigentlichen Arbeiten sind auch bei den grubenlosen Verfahren zunächst eine Inspektion und Dichtheitsprüfung (kostet meist 250 EUR bis 400 EUR) erforderlich, nach Abschluss der Arbeiten muss das Rohr noch einmal gespült und gereinigt werden, wofür im Allgemeinen rund 700 EUR bis 800 EUR fällig werden. Im Einzelfall können diese Kosten aber auch außerhalb der erwähnten Preisbereiche liegen.

Kostenbeispiel aus der Praxis

Unsere Abwasserleitungen sind wurzeldurchsetzt und sollen mittels Kurzliner-Verfahren saniert werden. Das Unternehmen rechnet die entstehenden Kosten pro m ab, die Zusatzarbeiten wie Rohrreinigung, Inspektion und Dichtheitsprüfung werden dagegen separat berechnet.

Tätigkeit Kosten einmalig
Inspektion und Dichtheitsprüfung 280 EUR
Kanalrohr sanieren, komplett, DN 600 1.200 EUR
Hindernisse beseitigen 2.200 EUR
Endreinigung, Dokumentation 640 EUR
Gesamtkosten 4.320 EUR

Hierbei handelt es sich lediglich um ein einzelnes Kostenbeispiel für bestimmte Arbeiten in einem konkreten Einzelfall durch einen bestimmten Anbieter. Die Kosten können in anderen Fällen auch deutlich unterschiedlich liegen.

Unser Kostenbeispiel zeigt aber bereits deutlich, dass man neben den oft pauschal angebotenen Kosten pro m immer noch weitere Zusatzkosten berücksichtigen muss. In der Praxis sind auf den m bezogene Kostenangebote daher oft ungenau und können am Ende deutlich höhere tatsächliche Kosten nach sich ziehen als anfangs in Bezug auf das Angebot kalkuliert.

Ohne eine konkrete Schadensbegutachtung und -beurteilung durch den Fachmann lassen sich zudem der Aufwand und die bestehenden Möglichkeiten zur Sanierung kaum zutreffend einschätzen. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich daher, sich ein konkretes und detailliertes Angebot auf Basis einer Besichtigung und Schadensbegutachtung einzuholen, anstatt sich auf Angebotspreise nach m einzulassen.

Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten pro m Kanalsanierung in der Praxis ab?

Kostencheck-Experte: Hier kommen viele Dinge zum Tragen, die man im Einzelfall beachten muss:

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Die Kosten hängen vor allem von der Art des Schadens ab

  • das Ausmaß und der Umfang des Schadens (das reicht von punktuellen Schäden bis hin zum notwendigen Austausch von Rohren)
  • die Größe des Schadensbereichs
  • die notwendigen Zusatzarbeiten (z. B. das Entfernen von eingewachsenen Baumwurzeln oder das Öffnen der zuführenden Seitenkanäle)
  • die Geometrie der Kanalrohre (geradliniger oder gewinkelter Verlauf, viele oder wenige Abzweigungen, etc.)
  • die Größe des Abwasserrohres (DN = Nenndurchmesser)
  • ob ein Revisionsschacht vorhanden ist (senkt die Kosten in der Regel)
  • ob mehrere Nachbarn betroffen sind und gemeinsam sanieren lassen (Arbeiten in der Nachbarschaft in größerem Umfang können die Kosten für den einzelnen Grundstücksbesitzer oft um bis zu 50 % reduzieren)
  • die Kosten für die Kanalreinigung, Dichtheitsprüfung und detaillierte Inspektion der Kanalrohre
  • die Art des eingesetzten Sanierungsverfahrens
  • die Preisgestaltung des ausführenden Unternehmens
  • die Kosten für die Endreinigung und die Dokumentation der erfolgten Instandsetzung

Alle diese Faktoren sind am Ende für die Kosten bei der Kanalsanierung bedeutsam. Aus diesem Grund ist es oft schwierig, ein pauschal zutreffendes Angebot nach m zu machen, das für alle Fälle gilt.

Frage: Kann man die Kosten für die Kanalsanierung von der Versicherung übernehmen lassen?

Kostencheck-Experte: In Einzelfällen kann es sein, dass die Gebäudeversicherung für die Behebung der Schäden aufkommt. In den allermeisten Fällen wird das aber nur dann möglich sein, wenn tatsächlich ein Rohrbruch vorliegt. Die Behebung anderer Schäden wie genereller Undichtigkeiten ist in den meisten Fällen nicht gedeckt.

Im Zweifelsfall sollte man sich hierfür aber immer mit der eigenen Versicherung in Verbindung setzen und die Möglichkeiten zur Übernahme der Kosten für die Kanalsanierung besprechen.