Vor einigen Jahren sah es so aus, als würde das komplette „Aus“ für Nachtspeicherheizungen eingeläutet – bis man es dann doch wieder kippte. Die Nachtspeicherheizungen gibt es also noch. Welche Kosten sie verursachen, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Warum sollten Nachtspeicherheizungen eigentlich verboten werden – und werden es jetzt offensichtlich doch nicht?
Kostencheck-Experte: Nachtspeicherheizungen sind noch ein Relikt aus den 60er und 70er Jahren, als ein Großteil des deutschen Stroms noch aus Kohlekraftwerken kam. Kohlekraftwerke brauchen vor allem eines: eine konstante Auslastung. Da nachts aber kaum jemand Strom verbraucht (erst recht damals nicht), tagsüber dagegen hohe Strommengen benötigt wurden, lag die Lösung darin, dass man den „Nachtstrom“ zu sehr günstigen Tarifen anbot.
Daraufhin wurden Heizungen entwickelt, die mithilfe des günstigen Stroms nachts Wärme für den gesamten Tag erzeugten und in Speichersteinen vorhielten. Die dort gespeicherte Wärmemenge wurde dann langsam über den Tag hinweg freigegeben. Errechnet wurde die Wärmemenge aus der Außentemperatur des Vortags, um den aktuellen Wärmebedarf schätzen zu können. Das machte die Heizung automatisch.
Der Wirkungsgrad solcher Heizsysteme ist allerdings leider fürchterlich – eine Nachtspeicherheizung hat kaum einen Gesamtwirkungsgrad von 40 %. Zudem stehen heute keine so stark verbilligten Schwachlasttarife oder Nachtstromtarife mehr zur Verfügung – was das Heizen mit Nachtspeicherheizungen enorm verteuert. An manchen Stellen in Deutschland gibt es von den regionalen Versorgern sogar gar keine Nachttarife mehr.
Da viele der alten Nachtspeicheröfen zudem auch noch Asbest enthielten, sah die EnEV 2009 eine schrittweise Abschaffung aller Nachtstromgeräte vor. Sie sollten von moderneren und effizienteren Heizungsarten abgelöst werden.
2013 wurde das Verbot allerdings überraschend zurückgenommen, da man in den noch vorhandenen Nachtspeicherheizungen ein Potenzial als Stromspeicher für überschüssigen Strom aus der ökologischen Stromerzeugung (Windkraft, etc.) sah, die oft mehr erzeugt, als direkt verbraucht werden kann.
Damit gibt es also immer noch Wohnungen mit Nachtspeicherheizungen. Die Nachteile liegen dabei nicht nur bei den Kosten, sondern auch im Komfort: Folgt auf einen relativ warmen Tag ein relativ kalter, friert man oder muss die (noch teurere) elektrische Zusatzheizung tagsüber einschalten, sofern das Heizelement über eine solche Zusatzheizung verfügt. Ein direktes Regulieren der Heizung ist nicht möglich. Ältere Nachtspeicheröfen geben ihre Wärme oft nicht mehr so gut ab wie als Neugeräte, weil sie nicht mehr so effizient arbeiten, was den Komfort ebenfalls oft deutlich mindert. Hauptproblempunkt bei Nachtspeicherheizungen sind aber eindeutig die Kosten.
Frage: Was kosten Nachtspeicheröfen, wenn man sie heute neu kauft?
Kostencheck-Experte: Man kann tatsächlich auch heute noch Neugeräte kaufen, bekommt sie allerdings bei Weitem nicht mehr überall.
Für Geräte in der üblichen Standardausführung mit einer Leistung von rund 2 kW muss man Kosten ab etwa 600 EUR rechnen. Moderne Geräte mit höherwertiger Ausstattung bekommt man dagegen meist erst ab 800 EUR – 1.000 EUR. Solche Geräte haben dann meist eine Leistung von 4 kW oder 6 kW.
Teurere Geräte (ab etwa 1.200 EUR) haben dann meist auch bereits ein eingebautes Thermorelais, können über variable Laststeuerungen auch an Photovoltaik-Anlagen oder Smart-Grid-Netze angeschlossen werden.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir wollen 4 sehr alte Nachtspeicheröfen (knapp 30 Jahre alt) gegen neue austauschen lassen, um unseren Stromverbrauch zumindest ein wenig zu senken.
Posten | Preis |
---|---|
4 Nachtspeicheröfen, 2 kW, einfache Ausführung | 2.308 EUR |
Einbaukosten und Entsorgung Altgeräte | 300 EUR |
Gesamtkosten mit Einbau | 2.608 EUR |
Hierbei handelt es sich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel für ganz bestimmte Nachtspeicherofen-Modelle und
die Stundensätze eines bestimmten Unternehmens. Die Kosten können in anderen Fällen auch deutlich unterschiedlich liegen.
Wir haben unsere Nachtspeicheröfen einmal gegen neue Modelle ausgetauscht, da die alten Öfen ihre technische Lebensdauer ohnehin überschritten haben. Ob sich das tatsächlich lohnt, ist natürlich eine ganz andere Frage.
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für Nachtspeicheröfen ab?
Kostencheck-Experte: Die Kosten für die Öfen selbst hängen von folgenden Faktoren ab:
- der Leistung in kW
- der technischen Ausstattung
- den Anschlusskosten
- den anfallenden Entsorgungskosten für Altgeräte (Asbest enthaltende Geräte können auch in der Entsorgung sehr teuer werden!)
Wenn es allerdings um den Verbrauch der Nachtspeicherheizungen geht, spielen andere Faktoren eine Rolle:
- das Alter der Geräte (alte Nachtspeicheröfen haben einen deutlich höheren Stromverbrauch)
- die eingebaute Regeltechnik
- die Genauigkeit der Außentemperaturvorhersage (Berechnung der Wärmemenge)
- die Genauigkeit der Anpassung an die individuell benötigte Wärmemenge und den energetischen Zustand des Gebäudes
Diese Kosten kann man immer nur im Einzelfall beurteilen. Nach dieser Beurteilung richtet sich auch die Antwort auf die Frage, ob sich ein Austausch des Heizungssystems lohnt oder nicht.
Frage: Wie liegen die Heizkosten einer Nachtspeicherheizung im Vergleich zu anderen Heizformen?
Kostencheck-Experte: Hier kann man natürlich nur Durchschnittswerte heranziehen. Ganz pauschal gesagt kann man heute davon ausgehen, dass die Nachtspeicherheizung ungefähr doppelt so teuer ist wie eine Gasheizung. Das ist zumindest ein grober Richtwert. Für sehr alte Nachtspeicheröfen oder falsch dimensionierte Geräte muss das aber nicht zwingend gelten. Hier können die Kosten noch deutlich höher liegen.
Zieht man diesen Vergleich als Basis heran, kann man auch ungefähr abschätzen, wann sich eine Umstellung auf ein anderes System überhaupt lohnt.
Frage: Wo liegt das Problem, eine Nachtspeicherheizung beispielsweise auf eine Gasheizung umzubauen?
Kostencheck-Experte: Zunächst einmal liegt ein großes Problem darin, dass Nachtspeicherheizungen heute noch vielfach in Mietwohnungen verbaut sind.
Für einen Austausch der Heizungsanlage wäre hier allein der Vermieter zuständig, er muss das entscheiden. Die Heizkosten zahlen allerdings die Mieter – also sieht der Vermieter zunächst einmal keinen Anlass, einen Wechsel herbeizuführen, außer er wohnt vielleicht selbst im Haus, was aber selten der Fall sein wird.
Das zweite Problem ist die fehlende technische Ausrüstung für eine neue Heizung. Es müsste nicht nur ein Heizkessel angeschafft und eingebaut werden, sondern auch die gesamte Installation inklusive Verrohrung, Heizkörpern und Steuerungs- und Regelungstechnik.
Das ist ein enormer Kostenaufwand. In der Regel kann man für eine moderne Heizungsanlage von Kosten im Bereich von rund 15.000 EUR bis 20.000 EUR mindestens ausgehen. Dazu kommen die Installationskosten, die sicherlich auch ungefähr in dieser Höhe zu liegen kommen, wenn nicht sogar darüber.
Das bedeutet selbst bei einem kleinen Mehrparteienhaus mindestens 50.000 EUR Kosten für den Vermieter, von denen er erstmal kaum einen Nutzen hat, außer dass die Wohnungen vielleicht etwas teurer vermietbar wären als mit kostenintensiver Nachtspeicherheizung.
Anders herum gedacht würde sich ein Umbau in vielen Fällen nur sehr langfristig amortisieren:
Bei einem Heizwärmebedarf von 9.000 kWh eines gut gedämmten Einfamilienhauses mit 120 m² Wohnfläche kostet die Gasheizung rund 10.000 EUR, die Heizungsinstallation liegt bei Wandheizkörpern ungefähr ebenso hoch.
Die Gasheizung würde in diesem Fall Kosten von 540 EUR monatlich verursachen, eine noch nicht zu alte und gut eingestellte Nachtspeicherheizung das Doppelte, also rund 1.080 EUR.
Für die Gasheizung fallen jährlich auch noch ca. 200 EUR Wartungskosten und Kosten für den Schornsteinfeger an.
Damit beträgt die Kostendifferenz zwischen beiden Heizformen etwa 340 EUR pro Jahr. Damit hätte sich die Investition von knapp 20.000 EUR erst in etwa 58 Jahren gerechnet.
Selbst wenn man eine sehr alte und ineffiziente Nachtspeicherheizung annehmen würde, die 1.800 EUR Heizkosten verursacht, hätte sich die teure Investition erst in rund 20 Jahren gerechnet – das entspricht ungefähr der Lebensdauer der Gasheizung.
Diese beiden Rechenbeispiele zeigen, dass der Umbau auf eine wassergeführte, „herkömmliche“ Heizungsanlage kostentechnisch durchaus problematisch ist.
Nur bei sehr hohen Heizbedarfen lohnt sich der Umbau tatsächlich, weil dann auch die Kostendifferenz entsprechend größer ausfällt.
Rechnet man das nach, erkennt man: erst wenn der Heizwärmebedarf dreimal so hoch, also bei 27.000 kWh pro Jahr, liegen würde, wäre eine Amortisation innerhalb von 15 Jahren möglich. Das entspräche bei unserer Hausgröße aber einem Heizwärmebedarf von 225 kWh/m²/Jahr und damit einem völlig ungedämmten Gebäude aus den 60er Jahren mit den damals üblichen Fenstern – sobald auch nur ein klein wenig gedämmt wird, geht die Amortisations-Rechnung damit schon nicht mehr auf.
Frage: Welche Alternativen gibt es dann?
Kostencheck-Experte: Das muss man im Einzelfall beurteilen.
Wenn es gelingt, den Heizwärmebedarf durch Dämmmaßnahmen deutlich zu senken (etwa weil ohnehin die Fassade erneuert wird und gedämmt werden muss) lohnt es sich rechnerisch eher, bei der Nachtspeicherheizung zu bleiben. Der damit stark gesunkene Heizwärmebedarf würde einen Heizungsaustausch samt Neuinstallation nicht lohnen.
Gegebenenfalls kann man dann die alten Nachtspeicheröfen gegen neue austauschen und dabei auch die Dimensionierung verringern oder einzelne Nachtspeicheröfen außer Betrieb nehmen. Auch damit verringert sich der Stromverbrauch.
Eine interessante Alternative bei bereits eingebauter Nachtspeicherheizung könnte auch eine Photovoltaik-Anlage sein. Selbst erzeugter Strom verursacht noch deutlich weniger Kosten im Vergleich zum günstigsten Nachttarif, die Investitionshöhe kann zudem über Förderungen und zinsbegünstigte Darlehen mit Zuschuss noch etwas verringert werden.
Bei guter Lage lässt sich damit sowohl der Strombedarf der Heizung als auch des Haushalts verringern, durch die Nachtspeicherheizungen ist auch kein zusätzlicher, teurer Stromspeicher nötig, wenn es sich um moderne Smart-Grid-fähige Öfen handelt.
Eine andere Möglichkeit wäre, auf eine ebenso installationsfreie Heizungsvariante zu setzen – etwa Infrarotheizung. Diese Heizung kann dann bedarfsabhängig eingesetzt werden und zusätzliche Wärme liefern, wo sie benötigt wird, während die Nachtspeicherheizung dann lediglich eine geringe „Grundwärme“ liefert.
Hier lassen sich ganz unterschiedliche Konstellationen schaffen, die sich in einzelnen Fällen lohnen können. Das muss aber immer individuell geplant und berechnet werden.