Wer sich bei Expeditionen oder Touren abseits bewohnter Gebiete aufhält, kann meist nicht auf eine Handyverbindung hoffen. Für Notfälle und dringenden Kommunikationsbedarf sind in solchen Gebieten Satellitentelefone nötig. Was solche Telefone kosten und welche Gesprächsgebühren anfallen, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Was kostet ein Satellitentelefon?
Kostencheck-Experte: Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Satellitentelefone sowohl von den Anschaffungskosten als auch von den Gesprächsgebühren mit modernen Smartphones nicht mithalten können.
Mittlerweile haben sie aber wenigstens annähernd Größe und Gewicht moderner Smartphones und auch ähnliche Akkulaufzeiten erreicht.
Bei Satellitentelefonen muss man zunächst unterscheiden zwischen:
- Iridium-Geräten
- Geräten anderer Anbieter (Systeme)
- Empfangsgeräte mit Textfunktion (Spot-Connect)
- Möglichkeiten zur Verbindung des Smartphones über Bluetooth mit einem Empfangsgerät (SatSleeve)
Den bewährten technischen Standard stellen immer noch Iridium-Geräte dar. Sie decken jeden Bereich der Erde ab, auch die Polgebiete (was andere Systeme bedingt durch ihre Satelliten-Position zum Teil nicht können).
Sowohl die Geräte als auch die Gesprächsgebühren sind hier am teuersten. Ein Iridium-Satellitentelefon kostet mindestens 1.300 EUR, die Aufladekarten sind Prepaid-Karten, die 30 Tage gültig sind und im Voraus gekauft werden müssen. Telefonate kosten je nach gewähltem Tarif zwischen 1 EUR pro Minute und 2 EUR pro Minute, Datenverbindungen werden minutenweise abgerechnet und kosten ebenfalls 1 EUR bis 2 EUR pro angefangener Minute. SMS kosten zwischen 0,10 und 0,20 Cent.
Andere Satellitentelefone (anderer Anbieter) kann man dagegen nur für hohe Kosten erreichen – hier können 10 EUR pro Minute bis 20 EUR pro Minute anfallen.
Eine Alternative dazu stellen Empfangsgeräte anderer Anbieter dar, die lediglich auf geostationäre Satelliten zurückgreifen und damit nicht mehr an allen Orten der Welt Empfang anbieten können.
Diese Empfangsgeräte benutzen das Thuraya, das Inmarsat- oder das Globalstar-System mit extrem leistungsstarken erdnahen Satelliten auf geostationären Bahnen.
Die Gerätepreise beginnen hier bei etwa 500 EUR, leistungsfähige und hochwertige Geräte kosten mehr. Eine SIM-Karte kann meist ab rund 30 EUR -70 EUR erworben werden, die Gesprächsminute kostet in den meisten Fällen rund 1 EUR.
Das Anrufen von „schwer erreichbaren Zielen“ (vorwiegend Satellitentelefonen anderer Anbieter) kann aber auch hier 5 EUR pro Minute und mehr kosten.
DUAL-SIM-Smartphones (Satelliten-SIM-Karte und terrestrische SIM-Karte in einem Gerät) gibt es im Thuraya-System ab rund 1.100 EUR
Eine erst seit einigen Jahren auf dem Markt befindliche Gerätegruppe sind Empfangsgeräte mit Textfunktion. Sie erlauben nur das Versenden von Textnachrichten, das Absetzen von Notrufen sowie das laufende Tracking des Aufenthaltsorts und das Versenden von sogenannten Alles-Okay-Nachrichten.
Dafür sind diese Geräte mit einem Anschaffungspreis von rund 200 EUR aufwärts vergleichsweise kostengünstig in der Anschaffung. Die monatlichen Gebühren bewegen sich zwischen 11,95 EUR und 39,95 EUR, beim höchsten Tarifpaket ist eine unbegrenzte Nachrichtenmenge inkludiert. Angeboten werden diese Geräte von einer Tochter des Unternehmens Globalstar. Sie sind vor allem für den Einsatz bei Expeditionen und längeren Trekkingtouren in abgelegenen Gebieten konzipiert.
Eine andere Spezialklasse sind Geräteadapter für moderne Smartphones, sogenannte SatSleeves, die eine Herstellung einer Satelliten-Telefonverbindung über das Smartphone (Bluetooth oder WIFI) zulassen.
Die meisten dieser Geräte arbeiten über das Thuraya-System. Die Satellitenverbindung kann immer dann gewählt werden, wenn kein terrestrischer Netzempfang zur Verfügung steht. die sehr handlichen Geräte, die sich einfach an fast allen Smartphones befestigen lassen, kosten ab rund 400 EUR.
Geräte-Miete
Wird ein Satellitentelefon nur für einen begrenzten Zeitraum (etwa für eine Tour oder eine Expedition in abgelegenen Gebieten) benötigt, kann man solche Geräte auch Mieten.
Die Mietkosten beginnen bei rund 5 EUR pro Tag, Gesprächsgebühren sind zusätzlich zu bezahlen. Gerade für zeitlich begrenzte Einsätze und beim Mitführen als Sicherheitsreserve kann sich eine Geräte-Miete lohnen.
Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir kaufen ein Thuraya-Satellitentelefon samt passender SIM-Karte und Aufladung, weil wir regelmäßige Wüstentouren planen.
Posten | Preis |
---|---|
Thuraya Satellitentelefon | 520 EUR |
SIM-Karte | 69 EUR |
2 x Aufladung 39 Units | 100 EUR |
Gesamtpreis | 689 EUR |
Hierbei handelt es sich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel für einen konkreten Einzelfall. Die Kosten in anderen Fällen können unterschiedlich liegen.
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten
Kostencheck-Experte: Zu berücksichtigen sind hier:
- die Art und Ausführung des Satellitentelefons
- die Anforderung an den Funktionsumfang, an Größe, Gewicht und Akkuleistung des Telefons
- das verwendete System und die Anforderungen an die Netzabdeckung
- der gewählte Tarif
- ob Telefon, SIM und Aufladung regulär gekauft werden oder kostengünstigere Bundle-Pakete genutzt werden
Frage: Lohnt sich ein Preisvergleich bei Satelliten-Telefonen?
Kostencheck-Experte: In jedem Fall. Zunächst sollte man allerdings festlegen, in welchen Gebieten man unterwegs ist und welches der angebotenen Systeme (Thuraya, Inmarsat, Globalstar) dort überhaupt zuverlässig Abdeckung liefern kann.
In einigen problematischen Gebieten (Polregionen, teilweise Australien / Ozeanien) ist man am Ende auf das teure Iridium-System angewiesen, um überhaupt Empfang zu haben.
Festlegen sollte man auch den Kommunikationsbedarf: Muss man zwingend Gespräche führen oder reicht das Versenden und Empfangen von Textnachrichten aus? In diesem Fall sind die SpotX-Systeme sicherlich die kostengünstigste Lösung, sowohl in der Anschaffung als auch bei den laufenden Gebühren.