Bio-Kläranlage: welche Kosten muss man rechnen?

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Aufgrund der neuen EU-Wasserrahmenrichtlinie sind nur mehr Kleinkläranlagen zulässig, die über eine separate, biologische Reinigungsstufe verfügen. Alte Kleinkläranlagen müssen umgerüstet, neue Anlagen direkt vollbiologisch angeschafft werden. Der Kostencheck-Experte erklärt in unserem Interview, welche Kosten für eine solche Bio-Kläranlage gerechnet werden müssen.

Frage: Was kostet eine biologische Kläranlage?

Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal kaum angeben. Die Kosten richten sich sowohl nach der Art der Anlage als auch nach ihrer Bemessungsgröße.

Dabei gibt es gegebenenfalls riesige Kostenunterschiede: die Kosten können sich zwischen rund 1.000 EUR und bis zu 20.000 EUR allein für die Kleinkläranlage bewegen. Von einer Kleinkläranlage spricht man in diesem Zusammenhang, wenn die Größe zwischen 4 EW und 50 EW liegt. (Einwohnergleichwert = Personenanzahl, die in angeschlossenen Gebäuden lebt)

Unterscheiden muss man zunächst einmal ganz grundsätzlich zwischen:

  • technischen 3-Kammer-Kläranlagen und
  • Pflanzenkläranlagen

Technische Kläranlage mit vollbiologischer Reinigungsstufe

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Die Kosten für den Einbau und Anschluss sind in etwa ebenso hoch wie die Anschaffungskosten

Eine technische 3-Kammer-Kläranlage mit biologischer Reinigungsstufe kostet bereits in der Anschaffung mindestens 3.000 EUR bis 4.000 EUR, je nach verwendetem Anlagensystem auch mehr. Dieser Preis gilt für einfach ausgestattete Anlagen in der kleinsten Größe (3 EW – 4 EW). Mit steigender Größe der Anlage steigt dann auch der Preis sehr schnell.

Zu den reinen Anschaffungskosten müssen dann auch noch Einbau- und Anschlusskosten gerechnet werden. Im laufenden Betrieb fallen Kosten für die Schlammentsorgung, für die Wartung und für die gesetzlich vorgeschriebenen Überprüfungen der Anlage an. Dazu kommen auch noch die Stromkosten, die die Anlage im Betrieb verursacht.

Je nach Größe und Typ der Anlage liegen diese Kosten unterschiedlich, in der Regel können Sie aber von mindestens 500 EUR pro Jahr an laufenden Kosten ausgehen. Allein die Wartungskosten betragen meist ab 80 EUR pro Jahr je EW.

Pflanzenkläranlage

Eine Pflanzenkläranlage ist nicht in allen Bereichen genehmigungsfähig, mittlerweile erteilen die Behörden aber immer mehr Genehmigungen für gut geplante Pflanzenkläranlagen.

Die Kosten für eine Pflanzenkläranlage liegen sowohl in der Anschaffung als auch im laufenden Betrieb deutlich unter denen für eine technische Anlage.

Systeme zum Selbstbau gibt es bereits ab rund 1.000 EUR, für ein komplett vom Fachmann aufgebautes und angeschlossenes System können Sie in den meisten Fällen mit Kosten ab rund 5.000 EUR rechnen.

Kostenbeispiel aus der Praxis

Wir schaffen für ein Ferienhaus in Alleinlage, das nicht an ein kommunales Abwassersystem angeschlossen werden kann, eine SBR-Kleinkläranlage an. Da das Ferienhaus nur zeitweilig von einer Kleinfamilie genutzt wird, wird eine Anlage in der Größe von 4 EW festgesetzt.

Posten Preis
Kaufpreis Kleinkläranlage 3.300 EUR
Planung, Einbau, Anschluss 3.500 EUR
Gesamtkosten 6.800 EUR

Bei diesem Kostenbeispiel handelt es sich um ein einzelnes Kostenbeispiel für einen ganz bestimmten Einzelfall. Die Kosten für andere Kleinkläranlagen, selbst in ähnlicher Dimensionierung, können gegebenenfalls auch deutlich abweichen.

Frage: Wovon hängen die Kosten für eine vollbiologische Kleinkläranlage ab?

Kostencheck-Experte: Zu berücksichtigen ist hier:

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Je nach Art der Anlage kann es starke Preisunterschiede geben

  • ob eine technische Kleinkläranlage oder eine Pflanzenkläranlage errichtet werden soll
  • um welchen Anlagentyp es sich handelt
  • wie die Anlage dimensioniert werden soll
  • welche Reinigungsstufen für das jeweilige Gebiet gesetzlich vorgeschrieben werden
  • welche örtlichen Gegebenheiten vorliegen (Bodenbeschaffenheit, Grundwassersituation, etc.)
  • welches Anlagenmodell und welches Anlagensystem gewählt wird
  • wie der Klärbehälter ausgeführt sein soll (Beton oder Kunststoff)
  • wie viel Eigenleistung beim Bau der Anlage erbracht wird (z. B. Selbstbau der Pflanzenkläranlage, Aushubarbeiten in Eigenregie, etc.)

Eine Kläranlage muss immer für den konkreten Einzelfall individuell geplant werden, dabei müssen auch geltende gesetzliche Bestimmungen eingehalten werden. Die Kosten können deshalb von Einzelfall zu Einzelfall stark variieren.

Frage: Welche Genehmigungen sind für eine Pflanzenkläranlage nötig?

Kostencheck-Experte: Grundsätzlich muss die zuständige Behörde jede Kläranlage im Einzelfall genehmigen. Bei Pflanzenkläranlagen gibt es häufig noch Vorbehalte und Schwierigkeiten, mit einer umsichtigen Planung durch den Fachmann sollte aber in vielen Gebieten eine Genehmigung erlangt werden können.

Voraussetzung für den Bau einer Pflanzenkläranlage ist überdies auch eine ausreichend große Freifläche auf dem Grundstück – Pflanzenkläranlage benötigen mindestens 25 m² bis 30 m² Platz, meist sogar noch mehr.

Eine gute Grundlage für eine genehmigungsfähige Pflanzenkläranlage stellt das DWA-Arbeitsblatt 262 vom November 2017 dar. Anlagen, die auf diese Art und Weise ausgeführt sind, haben durchwegs eine gute Chance auf Genehmigung.

Frage: Welche Betriebskosten fallen für eine Pflanzenkläranlage an?

Kostencheck-Experte: Die Betriebskosten sind äußerst gering im Vergleich zu technischen Anlagen. Sie hängen allerdings von der Größe der Anlage ab und davon, ob vor Ort ein Gefälle vorhanden ist (wenn nicht, muss eine Pumpe eingesetzt werden und es fallen Stromkosten an).

Die Betriebskosten belaufen sich samt jährlicher Wartung, Stromkosten und Schlammentsorgung bei einem Einfamilienhaus meist auf knapp über 100 EUR pro Jahr, gegebenenfalls kann das auch noch günstiger ausfallen.Bei größer dimensionierten Anlagen (mehr als 4 EW) liegen die Kosten dann meist nur wenig höher.

Der Bau einer Pflanzenkläranlage lohnt sich finanziell daher in vielen Fällen.