Schließanlagen haben viele Vorteile und sind durchaus praktisch – aus diesem Grund kommen sie auch häufig in vielen Bereichen zum Einsatz. Welche Kosten man für eine Schließanlage rechnen muss, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Das Thema Schließanlagen ist ja ein kompliziertes Feld. Was sollte man unbedingt darüber wissen?
Kostencheck-Experte: Grundsätzlich muss man einmal wissen, dass Schließanlage nicht gleich Schließanlage ist. Es gibt hier sehr unterschiedliche Ausführungen mit jeweils unterschiedlichen Schließplänen.
Zunächst einmal muss man sich bei einer Schließanlage ansehen, welcher Schlüssel was schließt. Dabei kann man drei Grundtypen von Schließanlagen festmachen:
- die Zentralschließanlage oder Z-Anlage
- die Hauptschlüsselanlage oder HS-Anlage
- die Zentral-Hauptschlüsselanlage oder Z/HS-Anlage
Bei einer Zentralschlüsselanlage gibt es ein oder mehrere Schlösser, die von allen Schlüsseln aufgeschlossen werden können. Jeder Schlüssel gehört dabei aber wiederum zu einer Einzelschließung, die nur er allein aufschließen kann.
Ein Beispiel für eine solche Anlage bieten viele Mietshäuser: Jeder Wohnungsschlüssel sperrt nur eine Wohnungstür auf. Gleichzeitig ist die Hauseingangstür aber als Zentralschloss ausgeführt, oft auch die Kellerzugangstür. Diese beiden Zentralschlösser können mit jedem beliebigen Wohnungsschlüssel geöffnet werden.
Bei einer Hauptschlüssel-Anlage gibt es ein zwei- oder mehrstufiges System von Generalschlüsseln, die eine bestimmte Zahl von untergeordneten Schlössern sperren, während die zu diesen Schlössern zugeordneten Schlüssel jeweils nur das eigene Schloss sperren. Das System lässt sich mit verschiedenen Hierarchieebenen erweitern, wo verschiedene Gruppenschlüssel (GS) nur einzelne Gruppen von Schlössern sperren können (Quasi als Unter-Generalschlüssel) und einen Hauptgruppenschlüssel, der die gleichen Schließfunktionen hat wie alle Gruppenschlüssel zusammengenommen.
Eine Z/HS-Anlage ist eine Kombination aus beiden Typen – es gibt hier sowohl Zentralschlösser, die von allen Schlüsseln gesperrt werden können als auch Hauptschlüssel, die mehrere Schlösser sperren können.
Etwas problematisch wird es, wenn man Schließanlagen später erweitern möchte. In vielen Fällen ist das nur eingeschränkt möglich, in der Regel muss eine Erweiterung bereits bei der Planung einer Schließanlage vorgesehen werden – ansonsten kann es sein, dass eine Schließanlage sich nicht erweitern lässt.
Aufgrund des hohen Sicherheitsrisikos bei Schließanlagen werden immer Sicherheitskarten erstellt. Einen Schlüssel einer Schließanlage nachmachen zu lassen ist prinzipiell nur unter Vorlage der Sicherungskarte möglich.
Zu den Nachteilen der Schließanlagen gehört, dass es nur verboten aber nicht prinzipiell unmöglich ist, einen Schlüssel ohne Vorlage der Sicherheitskarte nachmachen zu lassen. In Einzelfällen kann man sich als Vermieter also nie ganz sicher sein, wie viele Schlüssel tatsächlich im Umlauf sind.
Geht ein Schlüssel verloren, muss in der Regel die gesamte Schließanlage ausgetauscht werden. Das verursacht enorme Kosten und hohen Aufwand. Hat ein Mieter fahrlässig gehandelt, können unter Umständen die Kosten für den gesamten Schließanlagentausch ihn persönlich treffen.
Dabei sind aber nicht nur Mieter im Besitz der Schlüssel: Zahlreiche Dienstleister besitzen Schlüssel, um Zutritt zum Gebäude zu erhalten – etwa der Briefträger, um an die Briefkästen im Inneren zu gelangen oder die Stadtwerke. Es ist in der Praxis für einen Vermieter oft kaum mehr überschaubar, wer alles einen Schlüssel hat.
Elektronische Varianten von Schließsystemen sind heute noch nicht so weit verbreitet, sie bieten gegenüber den mechanischen Systemen aber einige wichtige Vorteile:
- Zylinder und Transponder können problemlos umprogrammiert werden, damit werden Berechtigungen sofort neu verteilt.
- Anders als mechanische Schlüssel sind elektronische Schlüssel tatsächlich nicht kopierbar, da der im Inneren befindliche Transponderchip nicht kopiert werden kann
- Schlüsselverluste lassen nicht mehr einen Austausch des kompletten Schließsystems notwendig werden
- Jedem Schlüssel lassen sich Berechtigungen für einzelne Schlösser zuweisen (bei mechanischen Schließanlagen gibt es dann nur bestimmte Schließgruppen, die ein Schlüssel als Ganzes sperrt oder nicht)
- Ein verloren gegangener Schlüssel kann in kürzester Zeit nachgemacht werden, indem die darauf gespeicherten Berechtigungen auf einen „leeren“ Schlüssel kopiert werden
- Es können unbegrenzt und in großen Stückzahlen zusätzliche Schlüssel ausgegeben werden
- Ein verlorener Schlüssel kann sofort gesperrt werden und hat damit keine Funktion mehr
- Es können auch zeitlich befristete Zugangsberechtigungen erteilt werden, damit müssen dann keine Schlüssel mehr vergeben werden (etwa der Nachbarin für 3 Wochen Zutritt zu gewähren um die Blumen gießen zu können)
Alles das kann bei einer mechanischen Schließanlage ein riesiges Problem darstellen – vor allem für die Sicherheit von Gebäuden. Elektronische Schließanlagen haben aber natürlich auch ihren Preis.
Frage: Was kostet eine Schließanlage?
Kostencheck-Experte: Pauschal kann man das nicht sagen – das hängt immer auch von der Größe der Schließanlage und der Zahl der benötigten Schlösser ab.
Bei größeren Anlagen fallen durchaus Kosten bis zu 10.000 EUR oder mehr für eine Schließanlage an.
In der Praxis liegen die Kosten aber meist im niedrigen vierstelligen Bereich.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis:
Wir wollen für ein Mehrparteienhaus mit 13 Mietwohnungen auf eine Schließanlage umrüsten. Jeder Mieter erhält 3 Wohnungsschlüssel, die gleichzeitig auch die Hauseingangstür und den Kellereingang sperren sollen (Zentralschlossanlagen). Für die Wohnungstüren setzen wir auf übliche Sicherheitsstandards, die außen liegenden Eingangstüren sollen aber mit Zylindern mit Aufbohrschutz und anderen Sicherheitsmerkmalen versehen werden.
Posten | Preis |
---|---|
13 Schließzylinder für Wohnungstüren | 585 EUR |
2 Schließzylinder für Eingänge, mittlere Sicherheitsstufe | 180 EUR |
13 Schlüsselsätze a 3 Schlüssel, 6 Schlüssel für Haupteingang (insgesamt 45 Schlüssel) | 540 EUR |
Zylinderwechselkosten | 450 EUR |
Gesamtkosten | 1.755 EUR |
Hierbei handelt es sich natürlich lediglich um ein Kostenbeispiel für eine einzelne Schließanlage mit bestimmter Sicherheitsstufe und Ausstattung. Die Preise können in anderen Fällen, insbesondere bei höheren Sicherheitsstufen, auch deutlich abweichen.
In unserem Fall ist die Sicherheit ausreichend gewährleistet, um ein wirklich hoch sicheres Gebäude handelt es sich aber noch lange nicht. Problematisch hier: Bei Schlüsselverlust oder Diebstahl eines Schlüssels müsste der Mieter hier diese Gesamtkosten tragen. Ein elektronisches System würde dieses Risiko vermeiden.
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für ein Schließsystem allgemein ab?
Kostencheck-Experte: Hier muss man verschiedene Dinge in Betracht ziehen:
- wie viele Schlösser vorhanden sind
- welche Art von Schließanlage benötigt wird (Z-Anlage, HS-Anlage oder Z/HS-Anlage)
- wie viele Benutzer einen Schlüssel benötigen (in der Regel bei Mietshäusern 3 Schlüssel je Wohnung dazu die benötigten Zusatzschlüssel)
- welche Sicherheitsstufe erreicht werden soll
Das sind die wesentlichen Faktoren, die für den Preis entscheidend sind. Es kann allerdings trotz dieser geringen Zahl von Faktoren sehr hohe Kostenunterschiede bei gleich ausgeführten Schließanlagen geben.
Frage: Was verursacht so hohe Kostenunterschiede?
Kostencheck-Experte: Vor allem die unterschiedlichen Sicherheitsstufen. Sehen wir uns das einmal im Vergleich an.
In einem Mehrfamilienhaus mit 10 Wohnungen soll eine Z-Anlage eingebaut werden. Wir vergleichen die Kosten für eine Z-Anlage mit niedriger, mittlerer und hoher Sicherheitsstufe.
Sicherheitsstufe | Kosten für die Schließanlage samt Schlüsseln (je 2 Schlüssel für die Mieter) |
---|---|
niedrige Sicherheitsstufe | ca. 600 EUR |
mittlere Sicherheitsstufe | ca. 950 EUR |
hohe Sicherheitsstufe | ca. 1.450 EUR |
Das sind nur grobe Richtwerte, die allerdings bereits zeigen, wie hoch die Kostenunterschiede allein wegen der Unterschiede in der Sicherheitsstufe sein können. Die Einbaukosten haben wir nicht berücksichtigt, da diese in jedem Fall gleich hoch wären.
Rechnet man das auf große Wohnblocks mit 50 oder mehr Wohnungen hoch, entstehen hier bereits enorme Kostenunterschiede.