Fast die Hälfte aller in Deutschland neu gebauten Häuser verfügt über eine Fußbodenheizung. Eine ganz ähnlich funktionierende, aber nur wenig verbreitete Alternative ist die Wandheizung. Was sie in Anschaffung und Betrieb kosten kann, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Was kostet eine Wandheizung im Allgemeinen?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal nur sehr schwer sagen – die Preise liegen in der Praxis hier zum Teil sehr weit auseinander. Bei der Wandheizung handelt es sich um eine Flächenheizung – die Kosten für die Heizelemente können dabei zwischen rund 75 EUR pro m² bis zu 500 EUR pro m² reichen.
Zunächst einmal muss man allerdings präzisieren, von welcher Art von Wandheizung man überhaupt spricht:
- elektrische Wandheizung mit Heizmatten
- elektrische Wandheizung über in die Wand eingebaute Heizpaneele
- wasserführende Wandheizungen die mit Putz überdeckt sind
- wasserführende Wandheizungen in einem speziellen Trockenbausystem
- warmluftführende Wandheizungen (sogenanntes Hypokausten-System)
Je nach Bauweise der Wandheizung sind die Preisunterschiede dabei beträchtlich.
Bei elektrischen Wandheizungen mit Heizmatten müssen Sie im Allgemeinen von Kosten im Bereich von rund 100 EUR pro m² bis 150 EUR pro m² ausgehen. Da elektrisch geheizt wird, liegen die Heizkosten dafür aber sehr hoch – beim gegenwärtigen Strompreis von rund 30 Cent pro kWh entstehen übers Jahr gesehen enorme Heizkosten. Selbst mit reduzierten Tarifen (Schwachlasttarif, „Wärmepumpenstrom“) kostet Sie 1 kWh Wärme immer noch rund 20 Cent. Verglichen mit einer Biomasse-Heizung und klassischen Wandheizkörpern (ca. 5 Cent für 1 kWh Wärme) ist das sehr teuer – außer es kann selbst erzeugter Strom, etwa aus einer Photovoltaik-Anlage, dafür eingesetzt werden.
Die elektrische Wandheizung über Heizpaneele verwendet statt der Heizmatten vorgefertigte Heizelemente, die fest auf einer Platte montiert sind. Die Anschaffungskosten beginnen hier ebenfalls bei rund 100 EUR pro m², können je nach Art der Platte aber auch deutlich teurer sein: bis zu 500 EUR pro m² sind hier möglich. Da auch hier mit Strom geheizt wird, gilt für die Heizkosten das Gleiche wie für die Mattensysteme – es wird unter Umständen sehr teuer.
Wasserführende, mit Putz überdeckte Systeme haben die größten Preisunterschiede bei den Anschaffungskosten: zwischen 75 EUR pro m² und 200 EUR pro m² werden hier fällig. Wer die Heizelemente selber anbringen kann, braucht dann oft nur die Materialkosten zu rechnen – die liegen je nach System bei häufig nur 40 EUR pro m² bis 50 EUR pro m². In Bezug auf die Heizkosten kommt man hier oft sehr günstig weg, da mit niedrigen Vorlauftemperaturen gearbeitet werden kann – im Vergleich zu klassischen Wandheizkörpern kann man seine Heizkosten sogar um bis zu 30 % senken.
Wasserführende Trockenbausysteme sind in der Anschaffung etwas teurer als die frei verlegten, nur von Putz überdeckten Systeme – zwischen 150 EUR pro m² und 250 EUR pro m² muss man für ein solches System rechnen. Dafür kommen am Ende geringere Montagekosten zum Tragen, da das gesamte System bereits fertig auf Platten montiert ist und nur verbunden werden muss.
Warmluftführende Systeme sind meist individuell geplante Anlagen. Die Kosten für die Anschaffung können von Einzelfall zu Einzelfall recht unterschiedlich sein und richten sich vor allem nach der Auslegung des Systems.
Größe der Heizflächen
Um die Kosten pro m² sinnvoll umsetzen zu können, muss man natürlich wissen, welche Gesamtfläche an Heizelementen man für ein Haus überhaupt benötigt – nur so lassen sich die Gesamtkosten für die Wandheizung überhaupt ermitteln.
Für die Gesamtmenge der Heizflächen, die notwendig sind, spielt vor allem der Dämmstandard des Gebäudes eine wichtige Rolle: moderne Gebäude mit sehr gut gedämmten Außenwänden benötigen in der Regel zwischen 20 % und 30 % der Grundfläche als Heizfläche an der Wand.
Je schlechter ein Gebäude gedämmt ist, desto höher fällt dieser Wert aus – das kann bis zu 100 % der Grundfläche gehen. Ob sich eine Wandheizung in einem solchen Fall wegen der hohen Anschaffungskosten überhaupt noch lohnt, ist allerdings fraglich.
Setzt man als Grundfläche eines durchschnittlichen Einfamilienhauses 120 m² Wohnfläche an, ergibt sich damit eine Gesamtfläche an Heizelementen von rund 25 m² bis 35 m² bei einem gut bis sehr gut gedämmten Gebäude. Das kann bei wasserführenden Systemen dann Kosten im Bereich von rund 1.800 EUR bis 8.700 EUR verursachen. Die Kosten für den Wärmeerzeuger (Heizkessel, Wärmepume, etc.) kommen dann noch dazu, außer es wird ein elektrisches System verwendet.
Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir lassen ein 140 m2 großes Einfamilienhaus mit einer Wandheizung an den Außenwänden ausrüsten. Wir setzen dabei auf ein wassergeführtes System, das vom Heizungsbauer geplant und montiert wird. Unser Gebäude ist nach aktuellem EnEV-Standard gedämmt und völlig luftdicht.
Posten | Preis |
---|---|
Wasserführendes, putzüberdecktes System, 30 m² Heizflächen | 3.750 EUR |
Montagekosten | bereits inkludiert |
Gesamtkosten | 3.750 EUR |
Hierbei handelt es sich lediglich um ein einzelnes Kostenbeispiel, das nur für ein bestimmtes Gebäude mit einer individuellen Heizungsauslegung und für ein einzelnes, bestimmtes Heizungsmodell gilt. Die Kosten in anderen Fällen können auch deutlich unterschiedlich liegen.
Frage: Wovon hängen die Kosten für eine Wandheizung in der Praxis ab?
Kostencheck-Experte: Hier muss man natürlich einiges in Betracht ziehen:
- die Art der gewählten Heizung
- den Flächenbedarf der Heizelemente
- ob man die Elemente selbst anbringt oder anbringen lässt
- den Heizwärmebedarf des Gebäudes
- die individuellen Gegebenheiten in den Räumlichkeiten (Heizungseffizienz)
- der vorhandene Wärmeerzeuger (Heizungssystem, z. B. Heizkessel, Erdwärmepumpe, etc.)
All das spielt für die Anschaffungs- und auch die späteren Betriebskosten der Wandheizung eine Rolle. Angesichts des hohen Investitionsaufwands und der hohen möglichen Kostenunterschiede sollte also auf jeden Fall im Vorfeld professionell und sehr sorgfältig geplant werden und möglichst auch eine Amortisationsrechnung erstellt werden.
Es lohnt sich auch, die entstehenden Kosten mit anderen Heizungssystemen (z. B. Infrarotheizung) zu vergleichen und mögliche Alternativen in Bezug auf Wirtschaftlichkeit und entstehende Gesamtkosten über mehrere Jahrzehnte (in der Regel 20 bis 30 Jahre) durchzurechnen.
Frage: Inwieweit spielt die Art der gewählten Heizung eine Rolle für die Anschaffungs- und Betriebskosten?
Kostencheck-Experte: Wie wir anfangs schon sehen konnten, können die Anschaffungskosten bei einzelnen Heizungsarten sehr unterschiedlich sein. Die Unterschiede können in diesem Fall bis zu mehr als dem Doppelten reichen.
Gerade bei Heizungen muss man allerdings auch langfristig die Heizkosten im Blick haben. Dafür ist es nötig, alle Kosten über einen längeren Zeitraum zu addieren.
Wenn wir elektrisch arbeitende mit wasserführenden Systemen vergleichen, würde diese Rechnung folgendermaßen aussehen, wenn wir ein sehr gut gedämmtes Einfamilienhaus mit 140 m2 Größe und einem jährlichen Heizwärmebedarf von 7.000 kWh zugrundelegen:
Kostenpunkt | elektrisches System | wasserführendes System |
---|---|---|
Anschaffungskosten Wandheizung | 4.500 EUR | 4.500 EUR |
Anschaffungskosten Heizwärmeerzeuger (Gasheizung) | 0 EUR | 7.500 EUR |
jährliche Heizkosten | 1.400 EUR | 455 EUR |
jährliche Wartungskosten und Schornsteinfeger | 0 EUR | 200 EUR |
Heizkosten in 20 Jahren | 28.000 EUR | 9,100 EUR |
Wartungskosten in 20 Jahren | 0 | 4.000 EUR |
Gesamtkosten in 20 Jahren, Betrieb und Anschaffung | 32.500 EUR | 25.100 EUR |
Wie man aus der Tabelle erkennen kann, ist die elektrische Heizung zwar teurer, aber nicht so viel, wie man tatsächlich annehmen könnte. Der Unterschied beträgt – bei langfristiger Rechnung – lediglich 370 EUR pro Jahr oder 30 EUR monatlich.
Frage: Kann der Strom nicht selbst erzeugt werden um die Stromheizung günstiger zu machen?
Kostencheck-Experte: Zumindest nach heutigem technischem Stand geht diese Rechnung auch mit einer Photovoltaik-Anlage nicht auf.
Um Strom zu jeder Zeit zur Verfügung zu haben, muss er gespeichert werden – die mit heutiger Technologie dafür anfallenden Kosten liegen bei rund 20 Cent/kWh.
Auch das Erzeugen des Stroms verursacht Kosten – für die Anschaffung und die Wartung der Photovoltaik-Anlage und die für den erzeugten Strom („geldwerte Leistung“) zu bezahlende Einkommenssteuern.
In unserem Beispiel wurde mit einem reduzierten Strompreis von 20 Cent/kWh gerechnet – auch bei selbst erzeugtem Strom kommt man auf diesen Wert bzw. liegt am Ende sogar höher. Günstiger geht es also kaum.
Damit bleibt die Stromheizung also in jedem Fall die teurere Alternative nach heutigem technischen Stand. Allerdings sind die Mehrkosten überschaubar.
Frage: Welche räumlichen Gegebenheiten können für die Heizungseffizienz eine Rolle spielen?
Kostencheck-Experte: Von Vorteil sind natürlich sehr gut gedämmte Außenwände. Wenig verwinkelte Räume, in denen sich die Wärme gut verteilen kann, stellen ebenfalls einen wichtigen Vorteil dar, weil sie die Effizienz der Wandheizung grundsätzlich erhöhen.
Die Wandheizung benötigt zudem entsprechend freie Wandflächen in ausreichender Größe, von denen die Wärme möglichst ungehindert abstrahlen kann. Auch das ist ein wichtiges Kriterium für die spätere Effizienz der Heizung.
Ist das alles gegeben, sinken die Betriebskosten für die Wandheizung in der Regel merklich. Zudem können sich auch die Anschaffungkosten leicht verringern, da bei höherer Effizienz der Heizung auch wiederum weniger Heizfläche benötigt wird.