Durchschnittlich alle zwei bis drei Jahre benötigen Brillenträger neue Gläser. Die Preisspanne für diese ist recht groß, abhängig davon, für welche Glasqualität Sie sich entscheiden und welche Brillengläser Sie brauchen. Im Interview mit dem Kostencheck-Experten klären wir, welche Aufwendungen durch diese Anschaffung auf Sie zukommen, ob sich die Krankenversicherung an diesen Kosten beteiligt und welche Extras sich lohnen.
Wie teuer sind neue Brillengläser?
Kostencheck: Welchen Preis die neuen Gläser haben, hängt unter anderem davon ab, ob Sie Einstärken- oder Mehrstärkengläser benötigen, welche Beschichtungen Sie wünschen und ob sich die Gläser bei Sonneneinstrahlung tönen sollen. Bedingt durch diese Faktoren ergibt sich eine große Kostendifferenz, wie nachfolgende Tabelle zeigt:
Kostenübersicht | Preis |
---|---|
Einstärkengläser | 30 – 300 EUR je Glas |
Gleitsichtgläser | 50 – 1.000 EUR je Glas |
Obige Angaben können allerdings nur als Richtwert angesehen werden, da jeder Optiker etwas anders kalkuliert.
Was sind Einstärkengläser?
Kostencheck: Bei diesen handelt es sich um die einfachsten Brillengläser mit einer einzigen Korrektionswirkung im gesamten Glasbereich. Innerhalb des Glases ändert sich der Entfernungsbereich nicht, sie sehen deshalb auf weite Distanzen ebenso gut wie in der Nähe, vorausgesetzt Ihr Auge kann den Schärfenausgleich noch selbst herstellen.
Wie funktionieren Gleitsichtgläser?
Kostencheck: Mit zunehmendem Alter nimmt die Flexibilität der Augenlinse ab. Das Lesen eines Schildchens beim Einkaufen und das Erkennen kleiner Gegenstände in der Nähe wird schwierig. Haben Sie bisher keine Brille benötigt, können Sie sich in der ersten Zeit mit einer Lesebrille behelfen.
Gleitsichtgläser versprechen mehr Komfort, da diese alle Bereiche abdecken. Blicken Sie durch den unteren Teil des Glases, sehen Sie Gedrucktes gestochen scharf. Der obere Bereich garantiert gute Sicht auf Objekte in einer weiter entfernten Distanz, beispielsweise Verkehrsschilder. Zwischen Nah- und Fernsicht gibt es kein klar abgegrenztes Sichtfeld, denn diese gehen fließend ineinander über.
Mit den günstigsten Gleitsichtgläsern ab 50 EUR haben viele Brillenträger ein Problem, denn die Flächen, durch Sie auf Ihr Buch oder den Computer schauen, sind sehr klein. Auch die einzelnen Sehbereiche verlaufen nicht so gut ineinander wie bei teureren Gläsern, was das Sehen anstrengend machen kann. Dadurch verlängert sich die Eingewöhnungszeit und Sie müssen den Kopf häufig bewegen oder in einer ungewohnten Position halten, um die schärfste Stelle des Sehens zu finden.
Bei guten Gleitsichtgläsern, die Sie ab circa 150 EUR je Glas erhalten, fallen diese Schwierigkeiten weg und Sie gewöhnen sich deutlich schneller an die neuen Gläser.
Beteiligt sich die Krankenversicherung an den Kosten für Brillengläser?
Kostencheck: Sind Sie privat versichert, ist es vom Vertrag abhängig, welchen Betrag die Versicherung erstattet. Fragen Sie im Zweifelsfall vor dem Kauf bei Ihrer Versicherung nach.
Gesetzliche Krankenkassen gewähren nur noch in Ausnahmefällen einen Zuschuss:
- Ab einer Fehlsichtigkeit von mehr als sechs Dioptrien und/oder
- einer Hornhautverkrümmung von mindestens vier Dioptrien
können Sie sich von Ihrem Augenarzt ein Attest ausstellen lassen. Der Optiker erstellt anhand dieses einen Kostenvoranschlag, den Sie bei der Krankenkasse einreichen müssen. Wie hoch der Erstattungsbetrag ist, orientiert sich an den im Jahr 2008 beschlossenen Festbeträgen.
Diese belaufen sich auf:
- etwa 15 EUR für ein Einstärkenglas
- 50 – 100 EUR für ein Gleitsichtglas.
Der Betrag kann auch höher oder niedriger ausfallen, da dieser immer wieder gesetzlich angepasst wird.
Kinder und Jugendliche erhalten ebenfalls noch eine Sehhilfe auf ärztliche Verordnung. Allerdings wird nur ein Glas ohne Extras von der Kasse finanziert, für die Entspiegelung oder eine Beschichtung müssen Sie selbst aufkommen.
Lohnt eine Brillen-Zusatzversicherung?
Kostencheck: Diese Versicherung können Sie ergänzend zu einer anderen Kranken-Zusatzversicherung oder für sich alleine abschließen. Sie bekommen dann alle zwei bis drei Jahre die Kosten für Brillengläser sowie ein neues Gestell ganz oder teilweise ersetzt.
Ob sich dies für Sie lohnt, ist vom Einzelfall abhängig. Vergleichen Sie in jedem Fall die Kosten sowie die Leistungen bevor Sie sich für eine derartige Absicherung entscheiden.
Welche Glasqualitäten gibt es?
Kostencheck: Brillengläser erhalten Sie aus unterschiedlichen Materialien, die sich unter anderem auf die Dicke und somit den Tragekomfort auswirken. Brillengläser aus Echtglas sind zerbrechlicher und schwerer als jene aus Kunststoff, allerdings auch deutlich kratzbeständiger. Zudem eignen sie sich für stark fehlsichtige Personen, da sie wesentlich dünner geschliffen werden können.
Wegen Ihrer vielen Vorteile kommen heute fast immer Brillengläser aus Kunststoff zum Einsatz. Sie sind leichter als herkömmliches Glas und zerbrechen nicht so schnell. Leider zerkratzt dieses Material etwas leichter. Deshalb lohnt es sich, pro Glas circa 30 EUR mehr in eine spezielle Beschichtung zu investieren, die dies verhindert.
Entspiegelungen sorgen dafür, dass deutlich weniger oder keine störenden Reflexionen auftreten. Sie müssen hierfür je Glas etwa 25 EUR zusätzlich einkalkulieren. Insbesondere Autofahrer sollten auf diesen Komfort nicht verzichten.
Selbsttönende Gläser verdunkeln sich von alleine, fällt das Sonnenlicht darauf. Möchten Sie nicht permanent zwischen Sonnenbrille und Alltagsbrille wechseln, kann sich diese pro Glas circa 50 EUR teure Investition lohnen.
Der Lotuseffekt, für den Sie je Glas etwa 25 EUR bezahlen müssen, macht die Gläser glatter. Staub und Schmutz haften dadurch nicht so gut an und Sie müssen beim Reinigen weniger Druck ausüben. Stört es Sie nicht, die Brille regelmäßig zu putzen, können Sie auf diese Beschichtung verzichten.
Sind günstige Brillengläser aus dem Internet empfehlenswert?
Kostencheck: Eine Brille ist wie ein auf den Körper geschneidertes Kleidungsstück eine individuelle Maßanfertigung. Beim Optiker können Sie die Brille aufsetzen und direkt entscheiden, ob Ihnen ein neues Gestell gefällt. Im Anschluss berät Sie der Fachmann bezüglich der Gläser und wählt diese mit Ihnen aus.
All dies entfällt beim Onlinekauf. Insbesondere bei Gleitsichtgläsern, bei denen eine sehr komplexe Anpassung wichtig ist, ist es deshalb ratsam, diese Vorort zu kaufen. Nur der Optiker kann Parameter wie die Pupillendistanz genau bestimmen, sodass Sie optimal durch die Gläser sehen. Zwar sind die Brillengläser meist etwas teurer, aber Sie haben bei Gewöhnungsschwierigkeiten einen Ansprechpartner, an den Sie sich direkt wenden können.