Photovoltaik – Kosten und Amortisation

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Photovoltaik-Anlagen stehen weithin im Ruf, zu teuer zu sein und sich kaum mehr zu amortisieren. Was eine Photovoltaik-Anlage aktuell tatsächlich kostet und wann sich solche Anlagen amortisieren erklärt der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Wie funktionieren Photovoltaik-Anlagen überhaupt genau und welche Teile braucht man?

Kostencheck-Experte: Das Kernstück jeder Photovoltaik-Anlage (PVA) sind die Kollektoren. Sie sammeln die Wärmeenergie der Sonne ein und wandeln sie in Gleichstrom um.

Dieser Gleichstrom wird über einen sogenannten Wechselrichter dann in gewöhnlichen Wechselstrom, wie wir ihn auch aus der Haushaltssteckdose bekommen, umgewandelt.

Da Strom natürlich nicht kontinuierlich erzeugt wird, sind Stromspeicher eine sinnvolle Sache. Sie sammeln die zu Spitzenzeiten („Peak“) erzeugte Energie auf und speichern sie, bis sie gebraucht werden. Eine Speicher-Anlage ist ein optionales Zubehör zu einer PVA, das aber immer dann viel Sinn macht, wenn man den Strom vor allem verbrauchen möchte.

Die Leistungsfähigkeit einer Anlage wird bestimmt durch den kWp-Wert (Kilowatt-Peak) der Anlage. Dieser Wert beschreibt, wie viel Energie die Anlage maximal umwandeln kann. Das bedeutet nicht, dass die PVA in jedem Fall so viel Leistung erbringt oder so viel Strom erzeugt, sondern dass sie maximal so viel Leistung erbringen kann.

Würde die Sonne noch mehr liefern, könnte die Anlage dennoch nur diesen Peak-Wert an Stromleistung daraus erbringen. Das wird oft missverstanden. Die Leistung einer Anlage sagt nichts darüber aus, wie viel Strom die Anlage in der Praxis an einem bestimmten Standort tatsächlich erzeugt. Das kann nur geschätzt werden (allerdings lässt sich anhand der Dachausrichtung und der Dachneigung in Verbindung mit den durchschnittlichen Witterungsdaten meist eine recht gute Schätzung des Stromertrags durchführen).

Überschüssigen Strom kann man statt in eine Speicher-Anlage auch in das öffentliche Netz einspeisen – dafür erhält man vom Staat eine Vergütung: die Wiedereinspeisevergütung, die seit vielen Jahren im Gespräch ist.

Zu Anfang des „Solar-Booms“ konnte man mit einer PVA sehr viel Geld und eine stabile Rendite erwirtschaften, da die Wiedereinspeisevergütung anfangs sehr hoch gesetzt war und für 30 Jahre garantiert wurde.

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Die Vergütung für die Einspeisung von Strom scheint wenig rentabel

Mittlerweile wurde die Wiedereinspeisevergütung vom Staat stark gesenkt – damit erschienen Photovoltaik-Anlagen plötzlich nicht mehr so rentabel. Das ist allerdings eine sehr einseitige Sichtweise: niemand produziert Strom auf seinem Dach, um durch die Einspeisung ins öffentliche Netz Geld zu verdienen. Die Wiedereinspeisevergütung ist lediglich ein sinnvoller Nebeneffekt und keine zwingende Voraussetzung für die Amortisation der Photovoltaik-Anlage.

Es macht aber natürlich durchaus Sinn, bei einer ausreichend großen Dachfläche die Peak-Werte der Anlage größer zu dimensionieren und den nicht benötigten Strom ins öffentliche Netz zu speisen – die zusätzlichen Erträge entstehen dann ja automatisch und die Wiedereinspeisevergütung kostet keinen zusätzlichen Aufwand.

Insbesondere nachdem sich in den letzten 10 Jahren die Preise für Kollektoren massiv verringert haben (sie sind heute um bis zu 70 % günstiger als noch vor 10 Jahren) lohnt sich das.

Frage: Was kostet eine Photovoltaik-Anlage in der Praxis?

Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal natürlich nicht sagen – das hängt auch immer von der Leistungsfähigkeit der Anlage ab.

In der Regel können Sie für kleine Anlagen auf einem Einfamilienhaus heute Preise von rund 10.000 EUR bis 25.000 EUR rechnen.

Von diesem Preis können Sie in vielen Fällen auch noch beträchtliche Förderbeträge abziehen. Wenn Sie auf eine Speicher-Anlage verzichten, und lieber die Wiedereinspeisevergütung für die überschüssige Strommenge zur Kostendeckung heranziehen, wird die gesamte Anlage günstiger.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis

Wir lassen auf unserem Einfamilienhaus eine kleine 7 kWp-Anlage montieren. Unser jährlicher Stromverbrauch liegt sehr niedrig, da nur drei Personen ständig im Haushalt leben und wenig Geräte vorhanden sind – daher dimensionieren wir die Anlage etwas kleiner. Wir wollen unseren Strom hauptsächlich selbst verbrauchen, darum schaffen wir auch einen Stromspeicher an.

Posten Preis
Solarkollektoren 5 kWp 4.900 EUR
Montage der Anlage 2.100 EUR
Wechselrichter 1.400 EUR
Stromspeicher 6.200 EUR
Netzanschluss (Gebühren) 650 EUR
Gesamtkosten 15.050 EUR

Hierbei handelt es sich natürlich nur um ein einzelnes Beispiel für eine ganz bestimmte Anlage eines bestimmten Herstellers und eine konkrete Montage-Situation. Die Kosten für andere Anlagen, insbesondere auf Flachdächern oder mi höherer oder niedrigerer Leistung können auch deutlich abweichen.

In unserem Fall schlägt besonders der Stromspeicher mit vergleichsweise hohen Kosten zu Buche.

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Man braucht keinen Stromspeicher, um Solarstrom ins Netz einzuspeisen

Ein Stromspeicher ist dabei nicht zwingend notwendig – erzeugte Überschüsse können auch direkt ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden und werden dann mit dem vom Stromanbieter bezogenen zusätzlichen Strom (wenn die PVA nicht ausreichend liefert) über die Wiedereinspeisevergütung verrechnet.

Da wir unseren von der PVA erzeugten Strom aber vorwiegend für den Eigengebrauch verwenden wollen, um möglichst unabhängig vom Stromanbieter zu werden, haben wir uns für einen Stromspeicher entschieden.

Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für eine PVA ab?

Kostencheck-Experte: Hier müssen mehrere Faktoren berücksichtigt werden:

  • die Leistung der Anlage
  • die Montagebedingungen auf dem Dach
  • ob ein Stromspeicher benötigt wird
  • ob die Anlage als Eigentum errichtet oder gemietet wird

Das entscheidet im Wesentlichen über die Kosten der Photovoltaik-Anlage. Maßgeblich dafür, welche Leistung man braucht, ist die Stromausbeute, die man erzielen will. Dafür spielt wiederum der Standort des Gebäudes eine Rolle.

Frage: Inwiefern spielt die Leistungsfähigkeit eine Rolle für den Preis?

Kostencheck-Experte: Sowohl die Kosten für die Kollektoren und ihre Montage als auch der Preis für den Wechselrichter hängen von der Wattzahl der Anlage ab.

Die nachfolgende Tabelle zeigt, welche Kosten man ungefähr für die einzelnen Kostenpositionen – abhängig von der Leistung – rechnen muss:

Kostenposition Preis pro kW
Sollarkollektoren ca. 700 EUR pro kW oder etwas weniger (abhängig vom Anbieter)
Kollektoren-Montage ca. 150 EUR je kW, abhängig von der Montagesituation auch deutlich mehr
Wechselrichter ca. 200 EUR je kW bis ca. 350 EUR je kW

Die tatsächlichen Preise einzelner Anbieter von Photovoltaik-Anlagen können davon auch ein wenig abweichen – manchmal werden auch günstige Gesamtpakete angeboten, deren Preis dann geringfügig niedriger als die angegebenen Richtpreise liegt.

Insbesondere die Art der Module kann sehr unterschiedlich sein – die angegebenen Preise beziehen sich auf Standard-Produkte, wie sie in den meisten Fällen verwendet werden.

Die Preise für andere Modularten können von Anbieter zu Anbieter aber abweichen. Mögliche Alternativen bei Solarmodule sind:

  • Module aus amorphem Silizium
  • Module aus kristallinem Silizium
  • sogeannte Glas-Glas-Module
  • Dünnschicht-Module
  • Konzentrator-Module

Da auch die Leistung und der Wirkungsgrad (und auch der Degradationsfaktor, der jährliche Rückgang des Wirkungsgrades durch Abnutzung) der einzelnen Modularten sehr unterschiedlich sein können, müssen in der Praxis Preis und Ausbeute immer sehr genau gegeneinander abgewogen werden.

Frage: Kann die Montage auch teurer werden?

Kostencheck-Experte: Auf Flachdächern muss man in der Regel mehr Aufwand in Kauf nehmen, wenn man Solarmodule installieren muss – sie müssen dann auf speziellen Haltern im richtigen Winkel montiert werden.

Dafür können dann auch höhere Kosten anfallen – in der Regel muss man hier mit bis zum Doppelten der Montagekosten rechnen.

Frage: Welche laufenden Kosten muss man für eine PVA rechnen?

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Solaranlagen müssen regelmäßig gewartet werden

Kostencheck-Experte: Solaranlagen sollten mindestens einmal pro Jahr überprüft werden, die Kollektorflächen sollten dabei auch gereinigt werden, um eine optimale Leistung der Anlage sicherzustellen.

Diese Wartungskosten belaufen sich in der Regel auf rund 100 EUR bis 200 EUR pro Jahr.

Für die Wiedereinspeisung ins öffentliche Netz muss ein Stromzähler installiert werden – dafür wird eine jährliche Zählermiete an den Stromversorger fällig. In der Regel beträgt diese Zählermiete rund 40 EUR bis 60 EUR pro Jahr.

Um bei Beschädigungen (Unwetter, Sturm, Hagel) nicht sehr tief in die Tasche greifen zu müssen, lohnt sich eine spezielle Versicherung für die Solarmodule. Die Kosten für eine solche Versicherung liegen meist bei 50 EUR bis 100 EUR pro Jahr.

Insgesamt kann man also von jährlichen Kosten im Bereich von rund 200 EUR bis 400 EUR ausgehen.

Frage: Muss man für den Betrieb einer PVA auch Steuern bezahlen?

Kostencheck-Experte: Ja. Ein Punkt, den man keinesfalls vergessen sollte: Die Gewinne aus der Wiedereinspeisevergütung sind einkommenssteuerpflichtig, als Besitzer einer PVA ist man auch gewerblich tätig.

Einkommenssteuer müssen Sie aber auch für den selbst verwendeten Strom bezahlen, den Sie mit Ihrer Photovoltaik-Anlage erzeugen.

Als Betriebsausgaben können Sie ansetzen:

  • Abschreibungen in Höhe von 5 % der Anschaffungskosten pro Jahr, ebenso
  • alle weiteren Betriebsausgaben für die Anlage
  • Kreditkosten (falls Sie die Anlage über einen Kredit finanzieren)
  • Versicherungsprämien
  • Wartungskosten und
  • Reparaturkosten

Das Finanzamt erteilt für eine PVA eine eigene Steuernummer, daher muss die Errichtung einer PVA immer sofort dem Finanzamt mitgeteilt werden.

Wie viel Steuern Sie am Ende bezahlen müssen, richtet sich nach Ihren persönlichen Einkommensverhältnissen – Sie sollten daher für die Anmeldung beim Finanzamt und für die Schätzung der Steuerkosten am beste einen Steuerberater konsultieren.

Grundsätzlich sind Sie als Unternehmer auch umsatzsteuerpflichtig, bei den erwirtschafteten Gewinnen kann man in der Regel aber im Zuge der Anmeldung meist auf die Kleinunternehmer-Regelung optieren.

Bei großen und sehr großen Anlagen ist das meist nicht mehr möglich, dann müssen Sie Umsatzsteuer abführen und meist auch Gewerbesteuer bezahlen sowie einen Gewerbeschein beantragen.

Frage: Wie viel Strom kann man mit einer Photovoltaik-Anlage im Allgemeinen produzieren?

Kostencheck-Experte: Das kann natürlich niemand auf die kWh genau voraussagen – immerhin gibt es aber einigermaßen brauchbare Durchschnittswerte.

Auf etwa 8 – 10 m² Modulfläche hat man in der Regel rund 1 kWp Leistung.

Auf unser Kostenbeispiel vom Anfang bezogen bedeutet das also: Unsere 7 kWp-Anlage benötigt zwischen rund 60 m² und 70 m² Fläche und erzeugt jährlich (Standort in Norddeutschland) grob geschätzt eine jährliche Strommenge von 5.500 kWh bis 6.500 kWh.

In Süddeutschland kann man durchwegs mit einer deutlich höheren Ausbeute rechnen – wenn der Standort entsprechend günstig ist.

Frage: Wie amortisiert sich die Anlage?

Kostencheck-Experte: Diese Frage ist kompliziert zu beantworten – eine konkrete Rechnung kann man immer nur im Einzelfall erstellen.

Aktuell liegt die Wiedereinspeisevergütung bei 12,2 Cent pro kWh für die meisten kleinen Photovoltaik-Anlagen auf Einfamilienhäusern. Sie wird allerdings nur dann bezahlt, wenn mindestens 20 % des erzeugten Stroms ins öffentliche Netz eingespeist werden.

Wenn wir bei unserem Beispiel vom Anfang bleiben, können wir das durchrechnen:

  • Anlagen-Leistung 7 kWp, Anschaffungskosten 15.050 EUR
  • erzeugter Strom jährlich 5.500 kWh
  • Stromverbrauch 3.400 kWh/Jahr
  • Wiedereinspeisung daher: 2.100 kWh
  • Betriebskosten pro Jahr (Wartung, Reparaturen, Reinigung, Versicherung, etc.) ca. 350 EUR

Wir haben uns zunächst einmal die Stromkosten für 3.400 kWh gespart. Rechnet man das mit 0,28 EUR pro kWh, ergibt sich ein Gewinn von 952 EUR pro Jahr.

Aus der Wiedereinspeisevergütung erhalten wir 252 EUR pro Jahr. Daraus ergibt sich ein Gesamtgewinn von 1.204 EUR. (Die zu zahlende Einkommenssteuer wollen wir zunächst einmal unberücksichtigt lassen, da die zu zahlenden Steuern immer von der persönlichen Einkommenssituation abhängen).

Von diesem Gesamtgewinn müssen wir nun noch die Betriebskosten für die Anlage abziehen. Damit bleibt ein Reingewinn von 854 EUR (Steuern unberücksichtigt).

So gerechnet hätte sich die Investition in unserem Beispiel dann in etwa 18 Jahren amortisiert. Das heißt, nach 18 Jahren würde uns die Anlage jährlich rund 850 EUR Gewinn einbringen.

Frage: Gibt es noch andere Möglichkeiten der Amortisierung?

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Der selbst erzeugte Solarstrom kann auch selbst genutzt werden

Kostencheck-Experte: Man kann – und das tun viele – auch den Strom-Eigenverbrauch erhöhen, da man ja Strom praktisch kostenfrei (bis auf die Einkommenssteuer) produziert.

Eine Möglichkeit wäre etwa, eine Wärmepumpenheizung anzuschaffen, und mit dem selbst erzeugten Strom zu betreiben. Die Wärmepumpe braucht pro Jahr in einem günstigen Fall (10.000 kWh Heizenergie und Warmwasser pro Jahr, Jahresarbeitszahl Erdwärmepumpe 3,8) rund 2.000 kWh – 3.000 kWh Strom. Das könnte man gut noch selbst erzeugen.

Bei zuvor vorhandener Ölheizung würden dann durch den Umstieg auf Wärmepumpe zusätzlich Kosten von rund 1.000 EUR pro Jahr (10 Cent × 10.000 kWh) eingespart. Die Kosten für die Wärmepumpe belaufen sich abzüglich möglicher Förderungen auf rund 12.000 EUR.

In diesem Fall würden neben den Stromkosten durch die PVA auch noch die Heizkosten komplett wegfallen. Für die Anschaffung einer Wärmepumpe gibt es hohe Förderungen – die Amortisation des Gesamtsystems (PVA und Wärmepumpe) sollte daher noch deutlich kürzer sein:

  • Gesamtkosten PVA und Wärmepumpe 27.050 EUR
  • jährliche Einsparungen bei 6.000 kWh erzeugtem Strom: 1.680 EUR pro Jahr
  • Heizkostenersparnis: 1.000 EUR pro Jahr
  • jährliche Gesamtersparnis damit: 2.680 EUR

Daraus ergibt sich dann eine Amortisationsdauer für das Gesamtsystem von nur rund 10 Jahren. Danach sind Heizung und Strom praktisch kostenfrei (bis auf die Einkommenssteuer für den selbst verwendeten Strom).

Das ist nur ein Weg, den selbst erzeugten Strom sinnvoll und kostensenkend im Haus zu nutzen. Die Wiedereinspeisevergütung ist also für die Amortisation tatsächlich eher zweitrangig – es geht auch ohne sie.