Wenn ein Altbau gedämmt werden soll, ist fast immer mit hohen Kosten zu rechnen. Wie teuer das Dämmen eines Hauses kommen kann, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Wann sollte überhaupt gedämmt werden?
Kostencheck-Experte: Von „sollen“ kann man in vielen Fällen eigentlich gar nicht sprechen. Sehr häufig greift schon die gesetzliche Verpflichtung, nach der man zwangsweise dämmen muss.
Ausschlaggebend ist hierfür die sogenannte 10 % Regel der Energie-Einspar-Verordnung (EnEV) in Deutschland. Sie besagt, dass wenn mehr als 10 % eines Bauteils saniert oder erneuert werden, muss zwangsweise gedämmt werden. Ausnahmen davon gibt es nur wenig – einerseits sind das manche denkmalgeschützte Gebäude, bei denen Fassaden nicht verändert werden dürfen, andererseits kann man sich von der Dämmpflicht auf Antrag befreien lassen, wenn man belegt, dass eine Dämmung höchst unwirtschaftlich wäre. Das ist aber in den meisten Fällen nicht schlüssig zu belegen, und damit bleibt es bei der Dämmpflicht – oder sonst einem schmerzhaften Bußgeld.
Nach der 10 % Regel müssen die von der EnEV geforderten maximal zulässigen Wärmedurchgangswerte erreicht oder möglichst unterschritten werden. Aktuell sind das für Außenwände 0,24 W/m²K, bei Dächern und oberen Geschossdecken 0,24 W/m²K.
Bei einer Putzerneuerung an der Fassade (nicht jedoch bei reinen Ausbesserungsarbeiten oder lediglichem Neuauftragen von Putz) muss also auch zwangsweise gedämmt werden, ebenso, wenn man beschließt, die Fassade mit Platten oder ähnlichen Materialien zu verkleiden (Vorhangfassade).
Natürlich ist es auch sinnvoll, bei solchen Arbeiten gleich auf den Wärmeschutz zu achten. In manchen Bereichen geht das auch vollautomatisch – etwa wenn man neue Fenster kauft: die heute angebotenen Fenster entsprechen ohnehin fast ausnahmslos den geltenden Mindestbestimmungen der EnEV.
Die Antwort auf die Frage, ob man „soll“ lautet bei solchen Arbeiten also dann meistens ohnehin ja – einerseits weil man muss, andererseits aus rein wirtschaftlichen Gründen.
Wer eine Fassade erneuern lässt, muss ohnehin schon hohe Kosten tragen. Wird eine Dämmung gleich zusätzlich angebracht, lohnt sich das meist wegen der hohen „Ohnehin-Kosten“ deutlich.
Die eigentlichen „Dämmkosten“, die sich amortisieren müssen, sind dann lediglich der über die Ohnehin-Kosten hinausgehende Kostenanteil. Das rechnet sich meist sehr schnell über die Einsparungen an den Heizkosten tatsächlich.
Die gesamten Kosten kann man für eine Amortisationsrechnung nicht heranziehen, denn die Ohnehin-Kosten hätte man sowieso zu tragen gehabt – ob man nun dämmt oder nicht. Das wird bei den Amortisationsrechnungen meist übersehen.
Grundsätzlich sollte man sein Haus also immer dann dämmen, wenn man plant, seine Fassade ohnehin zu erneuern. Andere Bereiche, wie die Dämmung der obersten Geschossdecke oder der Kellerdecke zum ungeheizten Keller hin kann man dann auch einmal zwischendurch durchführen. Das bedeutet in der Regel einen deutlich geringeren Kostenaufwand, bringt aber meist ebenfalls substanzielle Einsparungen.
Die Dämmung des Dachs (bei ausgebautem und genutzten Dachgeschoss) kann man auch im Zuge einer Dacherneuerung durchführen lassen – hier gelten die gleichen Regelungen wie bei der Hausfassade. Wenn eine Neueindeckung fällig wird, kann man dabei gleichzeitig eine sehr platzsparende und hoch wirksame Dachdämmung einbauen lassen.
Die meisten Fragen beim Haus dämmen tauchen aber erfahrungsgemäß beim Dämmen der Hausfassade auf – einfach, weil das auch ein sehr großer Posten bei den Hausdämmkosten ist.
Frage: Was kostet das Dämmen eines Hauses?
Kostencheck-Experte: Das hängt natürlich immer davon ab, was man genau dämmen lässt, auf welche Weise und in welcher Dämmstärke.
Schon für die Fassade können Kosten von typischerweise mit Kosten von 90 EUR pro m² bis 300 EUR pro m² Fassadenfläche rechnen.
Die Dämmung von Geschossdecken (zum ungeheizten Dachboden hin oder vom unbeheizten Keller nach oben) kann Sie grob gesprochen rund 15 EUR pro m² bis 70 EUR pro m² kosten, je nachdem wie gedämmt wird und welche baulichen Voraussetzungen bestehen.
In diesen Bereichen können Sie meist problemlos auch selbst dämmen und damit einiges an Kosten sparen.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir wollen unseren Altbau ein wenig energieeffizienter machen und lassen Fassade, Kellerdecke und die Decke zum unbenutzten Dachboden hin dämmen.
Für die Außenseite der Fassade verwenden wir Isolier-Klinker, die wir von einem Fachunternehmen anbringen lassen, die oberste Geschossdecke wird ebenfalls von einem Fachunternehmen ausgeführt, ebenso wie die Dämmung der Kellerdecke.
- Grundfläche 70 m²
- Fassadenfläche 220 m²
Posten | Preis |
---|---|
Isolier-Klinker auf der Fassadenfläche | 39.600 EUR |
Kellerdecke dämmen | 2.800 |
oberste Geschossdecke dämmen | 3.150 EUR |
Gesamtkosten | 45.550 EUR |
abzüglich Förderung KfW | 4.500 EUR |
selbst zu tragende Kosten damit | 41.050 |
Kosten pro m² Wohnfläche ca. | 285 EUR pro m² |
Hierbei handelt es sich lediglich um beispielhafte Kosten, die nur für ein ganz bestimmtes Gebäude bei ganz bestimmten Arbeiten gelten. Die Kosten können in anderen Fällen auch deutlich anders liegen, selbst bei vergleichbarer Hausgröße.
Im ersten Moment erschreckt der hohe Kostenaufwand bei unserem Kostenbeispiel – und es scheint, als könnten sich die Kosten niemals amortisieren.
Das stimmt so allerdings nicht ganz – immerhin muss man schon einmal die „Ohnehin-Kosten“ für die sowieso nötige Sanierung der Fassade von rund 14.000 EUR bei der Amortisationsrechnung abziehen, dazu spart man sich mit der Neugestaltung in unserem Fall das Neustreichen der Fassade. Dreimaliges, späteres Streichen der Fassade würde allein Kosten von rund 30.000 EUR in unserem Beispiel langfristig verursachen, wenn es von einem Fachbetrieb erledigt würde.
Rechnet man beide Kosten einmal von den Gesamtkosten ab, sind die gesamten Dämmkosten der Fassade also bereits fast ein Null-Summen-Spiel, bei dem dann noch die Einsparungen bei den Heizkosten (mindestens 30 % in der Praxis allein durch die Fassadendämmung, in Kombination noch deutlich mehr).
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für eine Hausdämmung in der Praxis ab?
Kostencheck-Experte: Hier kommt es natürlich auf einige Dinge an:
- was alles gedämmt werden soll
- wer die Dämmarbeiten ausführt
- welche Dämmmethoden mit welchen Materialien jeweils angewendet werden und welche Dämmstärke dabei eingesetzt wird
- wie groß die jeweils zu dämmenden Flächen im Haus sind
- welche besonderen Bedürfnisse dabei noch berücksichtigt werden sollen
Dazu spielen natürlich auch die baulichen Gegebenheiten beim Haus selbst immer eine sehr große Rolle für die Kosten. Dadurch kommt es oft zu deutlichen Kostenunterschieden von Haus zu Haus, in der Regel kann man die Kosten immer nur anhand der realen Gegebenheiten vor Ort einigermaßen exakt abschätzen.
Individuelle Kalkulation ist also unbedingt notwendig – das können einzelne Angebote von Handwerksbetrieben sein, die man dann miteinander vergleicht aber auch eine Kostenschätzung durch einen Bauexperten oder Energieberater.
Frage: Warum spielt die Flächengröße eine Rolle?
Kostencheck-Experte: Praktisch alle Dämmungen werden nach Quadratmeter kalkuliert.
Für die Fassadendämmung zählt die Größe der Fassadenfläche als Richtmaß, für die Dämmung der obersten Geschossdecke und der Kellerdecke zählen die jeweiligen Deckenmaße.
Bei größeren Häusern, vor allem bei mehrgeschossigen Bauten, können die Dämmkosten damit sehr schnell sehr hoch liegen, wie in unserem Beispiel, weil die Fassadendämmung übermäßig teuer wird. Umgekehrt sind bei einem unterkellerten Bungalow mit gleicher Wohnfläche (145 m²) dann dafür die Kellerdeckendämmung und die Dämmung der obersten Geschoßdecke entsprechend teurer.
Frage: Inwieweit spielt die verwendete Dämmmethode eine Rolle für die Kosten? Hat das große Auswirkungen?
Kostencheck-Experte: Ja, auf jeden Fall.
Bei der Fassadendämmung können Sie etwa auf ein WDVS (Wärmeverbundsystem) setzen – das ist die klassische Variante und auch am kostengünstigsten. Hier werden einfach Polystyrol-Platten (Styropor) an der Fassade befestigt und verputzt. Eine hinterlüftete Vorhangfassade (Traggerüst, Luftspalt, Dämmmaterial und Fassadenplatten) kann hingegen dagegen bis zu dreimal so teuer sein. Hier gibt es also enorme Unterschiede.
Jede Methode hat dabei ihre technischen Vor- und Nachteile, oft schlägt sich das aber auch in langfristigen Kostenersparnissen nieder.
Wenn Sie beispielsweise Ihre Fassade mit Isolier-Klinker dämmen oder eine Vorhangfassade errichten lassen, ersparen Sie sich langfristig die Pflege (Streichen, Neuverputzen) der Putzfassade. Das kann auf lange Sicht enorme Kostenersparnisse bedeuten und steht in keinem Verhältnis zu den Mehrkosten der Dämmmaßnahmen. Die haben sich dann oft schon bei einem einzelnen notwendigen Fassadenanstrich amortisiert.
Einige grobe Richtwerte für die Kosten der einzelnen Methoden bei der Dämmung finden Sie in nachstehender Tabelle.
Dämmmethode | Beschreibung | Kosten pro m² (Richtwert) |
---|---|---|
Fassadendämmung mit WDVS | Styroporplatten an der Fassade, darüber Fassadenputz | ca. 90 EUR pro m² bis 130 EUR pro m² |
Isolier-Klinker | Klinkerriemchen mit aufkaschiertem Isoliermaterial werden an die Fassade geklebt | ca. 170 EUR pro m² bis 200 EUR pro m² |
Isolier-Klinker, selbst angebracht | Materialpreis für Isolier-Klinker, Selbstanbringung mit Verlegeraster | ca. 100 EUR pro m² bis 140 EUR pro m² |
Hinterlüftete Vorhangfassade mit Wärmedämmung | Fassadenplatten auf einem Holzgerüst, dahinter Dämmaterial und ein Luftspalt | ca. 150 EUR pro m² bis 300 EUR pro m², abhängig von der Art der Fassadenplatten |
Kerndämmung | bei bestehendem zweischaligen Mauerwerk (etwa Klinker-Vormauerschale) wird Dämmmaterial in den Zwischenraum eingeblasen | ca. 15 EUR pro m² bis 30 EUR pro m² |
oberste Geschossdecke begehbar dämmen | Dämmung von der Dachbodenseite her, inkl. Bodenaufbau | ca. 40 EUR pro m² bis 50 EUR pro m² |
oberste Geschossdecke – Einblasdämmung | in einen vorhandenen oder künstlich geschaffenen Hohlraum wird Dämmmaterial eingeblasen | ca. 15 EUR pro m² bis 30 EUR pro m² |
oberste Geschossdecke, nicht begehbar dämmen | Dämmung die später nicht betreten werden kann, nur bei unbenutzten Dachräumen | ca. 15 EUR pro m² bis 25 EUR pro m² |
Kellerdecke Einblasdämmung | Dämmmaterial wird in einen bestehenden oder künstlich geschaffenen Hohlraum eingeblasen | ca. 15 EUR pro m² bis 30 EUR pro m² |
Kellerdecke, Plattendämmung | Dämmung der Decke von unten her mit Platten | ca. 50 EUR pro m² bis 70 EUR pro m² |
Kellerdecke von oben dämmen | komplett neuer, gedämmter Fußbodenaufbau im Erdgeschoss | ca. 70 EUR pro m² bis 160 EUR pro m² |
Die dargestellten Kosten stellen natürlich nur ungefähre Richtwerte dar. In einzelnen Fällen können die Kosten, je nach vor Ort nötigen Aufwand, auch deutlich abweichen.
Kriterium für die Entscheidung für eine Dämmart sollte dabei immer die individuell gegebene Situation vor Ort sein, nicht allein die Kosten. Wichtig ist bei Dämmungen vor allem, was technisch sinnvoll ist.