Wer schwer krank oder schon etwas älter ist und alleine lebt, fühlt sich oft sicherer, wenn er in jeder Lage schnell Hilfe erreichen kann. Mit einem Hausnotruf ist das möglich. Welche Kosten dafür aber anfallen können und welche Zusatzkosten man dabei berücksichtigen muss, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Wie funktioniert so ein Hausnotruf in der Regel – und für wen ist er geeignet?
Kostencheck-Experte: Ein Hausnotruf kann bei unterschiedlichen Anbietern eingerichtet werden, wenn man im Notfall von jedem unterschiedlichen Punkt im Haus aus in der Lage zu sein, Hilfe zu holen.
Das ist besonders für Menschen wichtig, die schwer krank sind und für alle älteren Menschen: es kann sein, dass man im Notfall nicht mehr in der Lage ist, sein Telefon zu erreichen. Auch wenn man stürzt, ist das Telefon (und damit die Möglichkeit, Hilfe zu holen) oft unerreichbar weit entfernt.
Bei einem Hausnotruf wird eine spezielle Schaltung zu einem Notruf-Center eingerichtet und mit einem Armband, einem speziellen Funkfinger und einem gewöhnlichen Bedienteil gekoppelt. Durch Druck auf den Notfall-Schalter wird sofort eine sehr leistungsstarke Freisprech-Verbindung mit dem Notfall-Center aktiviert, bei der sich direkt jemand meldet.
Die Notfallstelle des Anbieters organisiert dann, falls nötig, weitere Hilfe (etwa den Notarzt, einen Krankenwagen, die Feuerwehr oder auch einen Angehörigen) und bleibt so lange mit dem Notfallpatienten in Verbindung, bis die Hilfe eintrifft. Eine sehr wichtige Funktion des Notfall-Centers ist hierbei auch, den Patienten im Ernstfall zu beruhigen und konkrete Handlungsanweisungen zu geben. Gerade bei älteren Menschen ist dieser Aspekt überaus wichtig. Wenn nötig schickt der Anbieter des Dienstes auch im Bedarfsfall jemanden vor Ort zum Patienten.
Alternativ kann der Hausnotruf auch an einen Angehörigen geleitet werden oder so lange hintereinander alle hinterlegten Nummern durchwählen, bis sich jemand meldet. In der Regel ist das aber meist die schlechtere Wahl, weil so viel Zeit vergehen kann, bis tatsächlich Hilfe kommt.
Die Angebote der einzelnen Anbieter sind dabei sehr unterschiedlich, vielfach gibt es auch zusätzliche Angebote wie etwa einen Sturz-Sensor oder einen Okay-Check, bei dem täglich überprüft wird, ob alles in Ordnung ist. Der Alarmknopf funktioniert in der Regel nur innerhalb des Hauses, kann aber über entsprechende Mobilteile auch darüber hinaus erweitert werden. Auf Wunsch werden auch Schlüssel zur Wohnung des Dienstenutzers aufbewahrt, um im Notfall noch schneller Zugang zum Haus zu erhalten und Hilfe leisten zu können.
In einem Test von Stiftung Warentest schnitten sehr viele der Anbieter eher mittelmäßig bis schlecht ab, wirklich gute Noten gab es nur für das Deutsche Rote Kreuz, den Malteser Hilfsdienst und die Johanniter Unfallhilfe. Probleme gab es häufig damit, dass Anbieter entweder im Vorfeld nicht besonders ausführlich berieten oder es Unklarheiten bei den Vertragsunterlagen gab, in vielen Fällen wurde auch nur wenig auf den Hilfebedürftigen eingegangen. Auch die Sprechverbindung wurde bei manchen Anbietern zu selten getestet. Daneben sind auch die Kosten oft beträchtlich.
Frage: Was kostet ein Hausnotruf in der Regel?
Kostencheck-Experte: Eine pauschale Angabe ist hier unmöglich – die Preise der einzelnen Anbieter unterscheiden sich gerade bei Hausnotrufen beträchtlich. Dazu muss immer berücksichtigt werden, dass oft ein sehr unterschiedlicher Leistungsumfang geboten wird.
Grundsätzlich können Sie aber davon ausgehen, dass das Einrichten eines solchen Dienstes mindestens 10 EUR bis 80 EUR Anschlussgebühr kostet. Auf jeden Fall muss man mit mindestens 18 – 25 EUR laufenden monatlichen Gebühren (incl. Mietgebühren für das Notfall-Armband und das Basisteil) rechnen, auch wenn man nur das Basispaket in Anspruch nehmen möchte.
Die Kosten können bei der Inanspruchnahme von Zusatzleistungen auch schnell teurer werden, in vielen Fällen verursachen auch die Gespräche mit der Notruf-Zentrale minutenweise abgerechnete Gebühren. Muss der Notfallanbieter tätig werden (etwa sich auf den Weg zum Kunden machen), fallen fast überall Einsatzgebühren an.
Eine Alternative ist der Kauf der Anlagenteile – damit entfallen zwar monatliche Mietgebühren für die Nutzung der Anlage, in der Regel ist der Kostenaufwand dafür aber so hoch, dass sich das meist nicht lohnt.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir beantragen einen Hausnotruf bei der Caritas (Basispaket).
Posten | Preis |
---|---|
Anschlussgebühr | 49 EUR |
monatliche Bereitschaftsgebühr, Gerätemiete | 31,50 EUR |
Schlüsselaufbewahrung monatliche Gebühr | 3,50 EUR |
Hierbei handelt es sich natürlich lediglich die Kosten eines einzelnen Anbieters. Die Kosten für einen Hausnotruf bei einem anderen Anbieter können davon auch deutlich abweichen, insbesondere auch dann, wenn die geforderten Leistungen über das Basispaket hinausreichen.
Frage: Von welchen Faktoren hängt der Preis für einen Hausnotruf in der Regel ab?
Kostencheck-Experte: Hier müssen mehrere Faktoren in Betracht gezogen werden:
- die Höhe der Anschlussgebühren (einmalige Leistung)
- die monatliche Bereitschaftsgebühr
- die Gerätemiete
- die Art der gemieteten Geräte
- ob auch mobile Geräte zum Einsatz kommen sollen
- ob eine Schlüsselaufbewahrung vorgenommen werden soll
- ob es einen täglichen Okay-Check geben soll
- ob und welche Minutengebühren für den Kontakt mit der Notrufzentrale verrechnet werden
- welche Einsatzgebühren im Notfall anfallen
- welche Sonderleistungen beansprucht werden (z.B. Anfordern von Helfern für die Haushaltsreinigung oder für Einkaufsdienste)
Aus allen diesen Faktoren setzt sich letztendlich die Kosten für den Hausnotruf zusammen. Aus diesem Grund können hier sehr unterschiedliche Preise entstehen.
Es ist auf jeden Fall ratsam, sich im Vorfeld umfassend von verschiedenen Anbietern beraten zu lassen und über die benötigten Leistungen nachzudenken – oft kann der Verzicht auf weniger wichtige Leistungen deutlich niedrigere Kosten bedeuten.
Frage: Was ist als grundlegende Leistung bei allen Anbietern enthalten?
Kostencheck-Experte: Einige wenige Dinge kann man auch im Basispaket so gut wie immer voraussetzen:
- die Basisstation und den Anschluss an das eigene Telefon
- die Annahme von Notrufen und das Verständigen von entsprechenden Hilfsdiensten (Feuerwehr, Krankenwagen, Notarzt)
- das Instandhalten und Reparieren aller Teile der Anlage
Weitere Leistungen sind oft schon kostenpflichtig, meist aber in entsprechenden Tarifpaketen gebündelt. So kann beispielsweise ein Okay-Check, die Schlüsselaufbewahrung und die zusätzliche Benachrichtigung eines Angehörigen als Paket gebucht werden.
In den höherwertigen Leistungsstufen sind dann oft auch Funk-Bewegungsmelder oder Funk-Rauchmelder mit integriert. Solche Pakete können aber durchaus auch bis zu 50 EUR monatlich oder mehr kosten.
Frage: Welche Kosten fallen bei einem Einsatz durch den Anbieter an?
Kostencheck-Experte: In den meisten Fällen werden Sie hier mit Einsatzkosten von mindestens 30 EUR bis 40 EUR pro Einsatz rechnen müssen – etwa wenn kein Angehöriger oder Pflegedienst erreichbar ist oder sich jemand bei einem Okay-Check nicht wie vorgesehen meldet.
Je nach Qualifikation des durchführenden Personals, Einsatzart und Dauer des Einsatzes kann das allerdings auch deutlich höher ausfallen.
Frage: Wenn man Hilfe von unterwegs oder außerhalb des Hauses möchte – ist das auch möglich?
Kostencheck-Experte: Nicht bei allen Anbietern, aber bei vielen besteht auch die Möglichkeit der mobilen Notrufe.
Dafür erhält man ein spezielles Miethandy mit eingebauter Notruftaste. Wird diese Taste gedrückt, entsteht sofort eine Verbindung mit der Notrufzentrale – egal an welchem Ort man sich befindet. Der Standort wird durch dieses spezielle Handy sehr genau ermittelt und sofort an die Notrufzentrale weitergegeben, damit diese Hilfe sehr schnell und sehr gezielt an den richtigen Ort dirigieren kann.
Die Kosten für solche Geräte sind dann aber meist hoch – von mindestens 40 EUR monatlich müssen Sie bei mobilen Notrufgeräten auf jeden Fall ausgehen, dazu können unter Umständen noch zusätzliche einmalige Gebühren kommen.
Frage: Welche Kosten übernehmen die Krankenkassen für einen Hausnotruf?
Kostencheck-Experte: Das kann unterschiedlich sein – in der Regel übernehmen die Pflegekassen oder das Sozialamt aber die Kosten nur bis maximal 10,49 EUR Anschlussgebühr und maximal monatlichen 18,36 EUR Mietgebühren.
Voraussetzung dafür ist immer, dass eine Pflegestufe besteht. In der Regel sollte man sich immer an den Anbieter wenden, um Hilfestellung bei der Beantragung eines Kostenzuschusses zu erhalten und sich über die entsprechenden Formalitäten zu informieren.
Frage: Können die Kosten für einen Hausnotruf von der Steuer abgesetzt werden?
Kostencheck-Experte: Ja, das ist grundsätzlich möglich. Da ein Hausnotruf vom Finanzamt als „haushaltsnahe Dienstleistung“ betrachtet wird, sind die Kosten für einen Hausnotruf in voller Höhe steuerlich absetzbar.