Niederschlagswasser-Kosten berechnen: so geht es

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Bei den Abwassergebühren muss nicht nur für die direkt verbrauchte Trinkwassermenge bezahlt werden, sondern auch für die Menge an Regen, die auf das Grundstück auftrifft und von dort in den Kanal gelangt. Durch die sogenannte gesplittete Abwassergebühr sind beide Kostenpositionen getrennt voneinander ersichtlich. Wie sich die Kosten für das Niederschlagswasser errechnen und welche Kostensätze dafür gelten, erklärt der Kostencheck-Experte in unserem Interview.

Frage: Wie werden die Kosten für das Niederschlagswasser überhaupt berechnet? Und wie teuer kommt das?

Kostencheck-Experte: Die Berechnung des Niederschlagswassers ist relativ einfach. Man verwendet dafür die Größe der sogenannten „versiegelten Flächen“. Das sind nicht nur Dachflächen, sondern auch Abstellplätze, Terrassen Zufahrten oder andere betonierte oder gepflasterte Flächen, die in den Kanal entwässern. Alle gepflasterten Flächen, die eine Versickerung erlauben (sogenanntes „Sickerpflaster“) oder die beispielsweise in eine Rigole auf dem Grundstück entwässern, zählen nicht dazu.

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Die Kosten für den Niederschlag werden pro qm ermittelt.

Kennt man die durchschnittlich pro m² auftreffende Menge an Regen (diese Werte setzt die Gemeinde anhand von statistischen Berechnungen fest), kann man anhand der gegebenen Größe der versiegelten Fläche die Menge an Abwasser aus dem Niederschlag für jedes einzelne Grundstück gut abschätzen. Die Größe der versiegelten Flächen auf jedem Grundstück wird in den meisten Gemeinden anhand von Luftbildern und Bauplänen ermittelt, zusätzlich wird die ermittelte Größe dann meist mit den Grundstückbesitzern abgestimmt.

Je m² versiegelte Fläche werden – je nach Abwassersatzung in der jeweiligen Gemeinde und individuellen Abwasserbeseitigungskosten des Abwasserzweckverbands – meist zwischen rund 0,70 EUR pro m² und 2 EUR pro m² versiegelter Fläche berechnet.

Schmutzwassergebühr

Der andere Teil der gesplitteten Abwassergebühr, das sogenannte Schmutzwasser, wird ganz einfach anhand der bezogenen Trinkwassermenge berechnet (1 m³ bezogenes Trinkwasser ergibt nach Benutzung 1 m³ bezogenes Schmutzwasser).

Kostenbeispiel aus der Praxis

Unser 140 m² großes Einfamilienhaus hat eine Dachfläche von 105 m², die Zufahrt und die gepflasterten Wege in unserem Garten sind insgesamt 37 m² groß. Wir berechnen die Kosten für die Niederschlagsgebühr.

Posten Wert
Gesamtfläche 142 m²
Berechnungsgrundlage (Abrundung der Gesamtfläche auf volle 10 m²) 140 m²
Abwassergebührensatz für Niederschlagsgebühren 1,85 EUR pro m² versiegelter Fläche
damit jährliche Abwassergebühren von 259 EUR

Die hier gezeigten Gebührensätze und die Abrundung beziehen sich auf eine einzelne Gemeinde. Die Gebühren können sich in regelmäßigen Abständen auch ändern.

Frage: Welche Kosten fallen für die Niederschlagsgebühr im Detail an?

Kostencheck-Experte: Welche Gebühren pro m² genau verrechnet werden, setzt die Gemeinde in ihrer Abwassergebührensatzung fest. Das kann sich von Jahr zu Jahr auch geringfügig ändern.

Bei den meisten Einfamilienhäusern mit durchschnittlicher Grundstücksgröße und Bebauung summieren sich die Kosten jährlich auf rund 150 EUR bis 300 EUR.

Um zu einer geraden Rechnung zu kommen, wird die Größe der versiegelten Fläche meist auf volle 10 m² abgerundet.

Frage: Wovon hängt die Höhe der Niederschlagswassergebühren ab?

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Die Kosten sind abhängig von der durchschnittlichen Niederschlagsmenge pro Jahr.

Kostencheck-Experte: Maßgeblich für die Höhe der festgesetzten Abwassergebühren ist:

  • die durchschnittlich auftreffende Niederschlagsmenge im Verlauf eines Jahres (in l/m²)
  • die Abwasserbeseitigungskosten des jeweils zuständigen Abwasserzweckverbandes (Kosten für den Bau und die Erhaltung der Leitungen, den Betrieb der Kläranlage, etc.)
  • die Größe der versiegelten Flächen auf dem Grundstück
  • eventuelle Flächen mit eigener Versickerung (Sickerpflaster, Rigolenversickerung auf dem Grundstück, etc.)
  • Gebührennachlässe z. B. beim Bau einer Dachbegrünung (nicht in jeder Kommune, die Höhe kann unterschiedlich sein)

Frage: Wie lassen sich Abwassergebühren senken oder ganz einsparen?

Kostencheck-Experte: Wenn die auftreffende Niederschlagsmenge auf dem Grundstück verbleibt und dort im Boden versickert wird, kann man einen Antrag stellen, die versiegelten Flächen aus der Berechnung zu nehmen.

Dazu kann man eine Mulden- oder Rigolenversickerung in entsprechender Größe bauen, es gibt allerdings auch noch andere Versickerungslösungen. Ein solches Vorhaben sollte auf jeden Fall von einem entsprechenden Fachmann geplant werden, damit es auch technisch einwandfrei ist und bei der Behörde anerkannt wird.

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Durch den Einsatz von Sickerpflaster können Kosten gespart werden.

Der Einsatz von Sickerpflaster bei gepflasterten Flächen ist ebenfalls eine Möglichkeit, um die Abwassergebühren für das Niederschlagswasser zu senken. Sickerpflaster ist meist nur geringfügig teurer als gewöhnliches Pflaster und wird genauso verlegt. Die geringen Mehrkosten können sich aber über die Jahre durch die geringeren Abwassergebühren (rund 1 EUR pro m² bis 2 EUR pro m² Fläche pro Jahr) oft deutlich bezahlt machen.

In einigen Kommunen wird auch beim Bau einer Dachbegrünung eine Senkung der Abwassergebühren gewährt. Das ist von Kommune zu Kommune allerdings unterschiedlich, auch das Ausmaß der Gebührensenkung durch eine Dachbegrünung ist je nach Kommune unterschiedlich.