Trinkwasser ist lebensnotwendig und unser wichtigstes Gut. Trotzdem nehmen wir es oft für selbstverständlich hin – auch in Bezug auf die Kosten. Was der Wasserverbrauch im Haushalt übers Jahr tatsächlich kostet, erfahren Sie vom Kostencheck-Experten in unserem Interview.
Frage: Was kostet der Wasserverbrauch in einem Einfamilienhaus?
Kostencheck-Experte: Das kann man so pauschal gar nicht sagen. Das hängt natürlich sehr stark davon ab, wie viele Personen im Haushalt leben – und wie sparsam mit dem Wasser umgegangen wird. Auch die regionalen Preisunterschiede bei Wasser und Abwasser spielen eine wichtige Rolle.
Zunächst muss man einmal zwei unterschiedliche Kostenarten unterscheiden:
- die Kosten für das bezogene Trinkwasser
- die Kosten für das anfallende Abwasser
Zunächst bezieht man ja einmal Trinkwasser aus den Leitungen – danach wird es nach Gebrauch wieder über die Kanalisation entsorgt. Man zahlt also praktisch zweimal.
Die Bezugskosten für Trinkwasser sind in Deutschland dabei nicht einheitlich, sondern regional sehr unterschiedlich. Sie können je nach Gebiet zwischen rund 1,50 EUR pro m³ und etwas über 2 EUR pro m³ liegen. Der Liter Wasser kostet also zwischen 0,0015 EUR und 0,002 EUR.
Dabei muss man allerdings die jeweils herrschenden Verrechnungsmodelle berücksichtigen: In den meisten Fällen bezahlt man jährliche Anschlussgebühren für die Trinkwasserleitung (Grundgebühr), in die meist bereits 30 m³ Wasser mit eingerechnet werden. Das ist also die Mindestmenge, die man über die jährliche Anschlusspauschale in jedem Fall bezahlen muss. Alles was darüber hinausgeht, wird noch einmal extra verrechnet – mit dem jeweils regionalen Preis.
Dazu kommen auch noch die Abwassergebühren, die je nach zuständigem Abwasserzweckverband auch sehr unterschiedlich sein können.
Kostenbeispiele aus der Praxis
Es werden die Wasserkosten bei durchschnittlichem Verbrauch für ein Einfamilienhaus, in dem 4 Personen leben, berechnet. Der Wasserverbrauch im Haushalt bewegt sich in für Deutschland durchschnittlicher Höhe. Ermittelt werden die jährlichen Wasserkosten für vier verschiedene Orte: Berlin, Stuttgart, Köln und Frankfurt.
Ort | jährliche Wasserkosten gesamt |
---|---|
Berlin | 1.232,72 EUR Wasserkosten pro Jahr |
Stuttgart | 846,60 EUR Wasserkosten pro Jahr |
Köln | 921,12 EUR Wasserkosten pro Jahr |
Frankfurt | 603,44 EUR Wasserkosten pro Jahr |
Hierbei handelt es sich nur um ausgewählte Kostenbeispiele für einen bestimmten Wasserverbrauch und durchschnittliche Preise an bestimmten Orten. Die tatsächlichen Kosten können im Einzelfall natürlich auch abweichen.
Unsere Kostenbeispiele zeigen aber recht eindeutig, wie unterschiedlich die Wasserkosten an einzelnen Orten in Deutschland ausfallen können.
Frage: Von welchen Faktoren hängen die jährlichen Kosten für den Wasserverbrauch ab?
Kostencheck-Experte: Entscheidend dafür ist natürlich:
- in welchem Gebiet sich das Gebäude befindet
- wie viele Personen im Haushalt leben
- wie sparsam mit dem Wasser umgegangen wird
- für welche zusätzlichen Zwecke Wasser benötigt wird (regelmäßiges Autowaschen, umfangreiche Gartenbewässerung, etc.)
- ob eine Brauchwasseranlage oder eine Regenwassernutzungsanlage installiert ist
- ob ein eigener Brunnen genutzt wird
Frage: Wie hoch liegt der Durchschnittsverbrauch pro Person im Haushalt?
Kostencheck-Experte: Der tatsächliche Wasserverbrauch ist immer ein wenig vom individuellen Verhalten und der individuellen Wassernutzung abhängig.
Deutschlandweit liegt der Wasserverbrauch pro Person im Durchschnitt allerdings bei rund 145 Litern pro Tag, das entspricht 0,145 m³. (Umrechnungsfaktor: 1.000 l = 1 m³).
Frage: Was sind die größten Wasserverschwender?
Kostencheck-Experte: Im gewöhnlichen Haushalt kann man davon ausgehen, dass rund ein Drittel des Wasserverbrauchs für die Toilettenspülung aufgewendet wird.
Etwa die Hälfte wird für Duschen und Baden und die Körperpflege verbraucht. Geschirrspül- und Waschmaschinen haben ebenfalls einen sehr hohen Trinkwasserverbrauch – sie liegen aber immer noch deutlich unter dem Verbrauch für die persönliche Hygiene.
Für Kochen und Trinken werden lediglich rund 5 % des gesamten täglichen Wasserverbrauchs aufgewendet.
Das zeigt auch klar, wo die Sparpotenziale liegen.
Frage: Lohnt es sich, Flaschenwasser zu trinken?
Kostencheck-Experte: Zum Trinken wird in Deutschland am wenigsten Wasser verbraucht. Dabei trinken auch sehr viele Flaschenwasser, das völlig überteuert ist (ca. 20 Cent bis 50 Cent pro Liter im Vergleich zu 0,002 EUR pro Liter Leitungswasser) und nach einer aktuellen Studie vielfach sogar schlechter mineralisiert und von geringerer Qualität als Leitungswasser.
Das lohnt sich also definitiv nicht. Allein in Deutschland gehen jährlich rund 10 Milliarden Liter Flaschenwasser über die Ladentheke – die zudem eine wirklich katastrophale Ökobilanz haben.
Rechnet man das in Geld um, bedeutet das zudem eine jährliche Verschwendung von 200 Milliarden Euro bis 500 Milliarden Euro jedes Jahr. Mit diesem Geld könnte man sicherlich etwas Sinnvolleres anfangen, als nur einen gewaltigen Berg Plastikmüll zu erzeugen, den wir dann zu einem nicht geringen Teil zur Entsorgung nach China verschiffen (Recyclingquote bei Plastik maximal 30 %, insgesamt wohl kaum über 5 %).
Das sollte einen schon ein wenig nachdenklich machen – und eher dazu bewegen, sich doch mit Leitungswasser anzufreunden. Der Kostenunterschied ist selbst bei einem einzelnen Haushalt beträchtlich: werden 3 Liter Flaschenwasser täglich konsumiert, macht das einen Kostenunterschied von rund 220 EUR bis 550 EUR pro Jahr, je nachdem, welche Flaschenwassersorte konsumiert wird. Diese Kosten kann man sich getrost sparen.