Bauen mit natürlichen Rohstoffen wird immer beliebter – aus diesem Grund finden Häuser in Holzrahmenbauweise auch immer mehr Beachtung. Wie es um die Baukosten von Holzrahmenbauten bestellt ist, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Was versteht man genau unter Holzrahmenbauweise?
Kostencheck-Experte: Der Begriff Holzrahmenbau ist ein Synonym zu den Begriffen „Holzriegelbauweise“ und „Holzständerbauweise“.
Im Wesentlichen wird dabei ein tragendes Grundgerüst in Form eines Skeletts aus Holz errichtet, auf dem dann plattenförmige Wandbaustoffe befestigt werden. Das „Holzhaus“ muss dabei als solches gar nicht von außen erkennbar sein – Holzrahmenbauten lassen sich mit allen möglichen Wandbaustoffen kombinieren, sodass am Ende ein Haus entstehen kann, dass von außen her völlig einem Massivhaus gleicht.
Die Bauweise des Holzrahmen-Hauses ist dabei nicht neu – dahinter steht das Grundprinzip des Fachwerkhauses, wie es schon seit vielen Jahrhunderten angewendet wird. Die Beplankung mit plattenförmigen Materialien ist dagegen aus der typischen Bauweise Nordamerikas entlehnt.
Holzrahmenbauweise in ihrer heute gebräuchlichen Form gibt es auch in Deutschland schon seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts. In den letzten Jahren erlebt sie aber – angetrieben vom Wunsch vieler, in einem besonders „natürlichen“ Haus zu wohnen, einen massiven Aufschwung.
Bedenken gibt es heute aber immer noch vielfach im Hinblick auf Brandschutz, Stabilität – und vor allem im Hinblick auf mögliche finanzielle Nachteile beim Bau eines Hauses in Holzrahmenbauweise.
Frage: Welche Kosten muss man für ein Haus in Holzrahmenbauweise rechnen?
Kostencheck-Experte: Wie bei jedem Hausbau – egal in welcher Bauweise – kann man die Kosten natürlich pauschal kaum festlegen.
Generell geht man im Baubereich aber als Richtwert von Kosten im Bereich von rund 1.250 EUR pro m² für den Rohbau aus.
In der Praxis können diese Kosten natürlich etwas höher oder niedriger liegen, je nachdem, wie das Haus ausgestaltet wird. Insbesondere sinken die Kosten pro m² leicht, wenn die Fläche des Hauses steigt.
Wichtiger ist aber, dass Holzrahmenbauten im Vergleich zu üblicher Massivbauweise heute praktisch kostenneutral ist – das heißt, für die gleiche Nutzfläche werden auch annähernd die gleichen Kosten fällig. Holzrahmenbauweise ist weder bedeutend kostengünstiger noch bedeutend teurer als Massivbauweise.
Ein leichter Kostenvorteil ergibt sich dadurch, dass bei Häusern in Holzrahmenbauweise geringfügig mehr Eigenleistungen möglich sind als bei Häusern, die in Massivbauweise errichtet werden. Auch spätere Um- und Ausbauten sind etwas leichter möglich als bei Massivhäusern. Die Holzrahmenbauweise kann also auch einige Vorteile haben, wenn es um die Kosten geht.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis:
Wir wollen ein zweigeschossiges Haus mit 140 m² Wohnfläche in Holzrahmenbauweise errichten lassen. Auf einen Keller verzichten wir.
Posten | Preis |
---|---|
Rohbaukosten | 180.000 EUR |
Einsparungen durch Eigenleistung, gesamt | 14.500 EUR |
Gesamtkosten | 165.500 EUR |
Hierbei handelt es sich natürlich lediglich um ein einzelnes Kostenbeispiel für eine ganz bestimmtes Haus in individueller Ausführung. Die Kosten für andere Häuser können auch unterschiedlich liegen.
In unserem Fall ist noch keine Innenausbau berücksichtigt – hier geht es lediglich um die Rohbaukosten. Für den Innenausbau müssen – je nach Ausstattungsniveau noch zwischen rund 400 EUR pro m² bis 800 EUR pro m² veranschlagt werden.
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für ein Haus in Holzrahmenbauweise ab?
Kostencheck-Experte: Hier muss man einige Dinge in Betracht ziehen. Die grundlegenden Dinge dabei sind:
- die örtlichen Gegebenheiten auf der Baustelle
- die Größe des Hauses
- die Ausführung im Einzelnen (Fassadengestaltung, Rollladen, Fensterausführung, etc.)
- die Innenausbaukosten (individuelle Ausgestaltung des Hauses)
Im Rohbauzustand sind die Kosten der meisten Häuser noch annähernd ähnlich – durch die unterschiedlichen Möglichkeiten beim Innenausbau können die Gesamtkosten bei einzelnen Häusern aber später stark abweichen.
Frage: Welche kostenmäßigen Nachteile muss man bei Holzrahmenbauten eventuell in Kauf nehmen?
Kostencheck-Experte: Wenn es um die Kosten geht, finden sich mögliche Nachteile vor allem in 3 Bereichen:
- Lebensdauer
- Wiederverkaufswert
- mögliche Schäden
Verschiedenen Gutachten zufolge ist die Lebensdauer eines Hauses in Holzrahmenbauweise geringfügig kürzer als die eines vergleichbaren Massivhauses. Der Unterschied ist nicht beträchtlich aber dennoch vorhanden: während Gutachten einem Holzrahmenbau eine Lebensdauer von 60 – 80 Jahren bescheinigen, wird die Lebensdauer des Massivbaus mit 80 – 100 Jahre angegeben. Im Hinblick auf die mögliche Nutzungsdauer des Hauses kann das also finanziell ein leichter Nachteil sein.
Bedenklicher ist der Wertverlust eines Holzrahmenbaus. Häuser in Holzrahmenbauweie verlieren kontinuierlich an Wert und haben generell einen etwas niedrigeren Wiederverkaufswert als ein vergleichbares Massivhaus. Als Wertanlage sind Häuser in Holzrahmenbauweise also denkbar ungeeignet – das wird für viele ein Argument gegen die Holzriegelbauweise sein.
Schäden können durch sorgfältige konstruktive Ausführung in der Regel gut vermieden werden, allerdings ist das Risiko, dass es zu Schäden durch Feuchtigkeit, Schädlinge oder andere Belastungen kommt immer noch ein wenig höher als bei vergleichbaren Massivhäusern. In der Praxis kann man das nur schwer beziffern – man sollte es als möglichen Nachteil aber immer im Hinterkopf behalten.