Kosten für den Rohbau – die Basiskosten beim Hausbau

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Wenn der Rohbau steht, ist der wichtigste Teil des Hauses fertiggestellt. Auch ein großer Teil des Hausbau-Budgets ist damit ausgegeben. Welche Kosten man im Allgemeinen für den Rohbau rechnen muss und wie sich diese Kosten im Vergleich zu den Gesamtbaukosten für das Haus verhalten, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Warum ist der fertige Rohbau ein so großer Meilenstein beim Hausbau?

Kostencheck-Experte: Eigentlich muss man in der Praxis meist vom „Rohbau mit fertigem Dach“ sprechen – aus Kostengründen werden mit der Fertigstellung des Rohbaus heute auch häufig gleich die Dächer komplett gedeckt und alle Dachflächenfenster mit eingebaut. Das Dach komplett fertigmachen zu lassen macht auch tatsächlich Sinn – nämlich im Hinblick auf die Arbeitskosten, die man durch diese Vorgehensweise spart.

Der Rohbau ist nicht nur das „Grundgerüst“ für das fertige Haus – er nimmt auch einen sehr hohen Anteil an den Gesamtbaukosten ein. Das macht ihn zu einer so überaus wichtigen Bau-Etappe.

Frage: Was kostet ein Rohbau im Allgemeinen?

Kostencheck-Experte: Pauschal ist das natürlich immer sehr schwer zu sagen – immerhin sind Häuser sehr unterschiedlich gebaut und auch unterschiedlich groß.

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Mit um die 500€ pro qm ist in Deutschland für einen Rohbau zu rechnen

Einen einigermaßen zutreffenden Richtpreis für die Rohbaukosten gibt es allerdings: man kann in Deutschland durchschnittlich von rund 507 EUR pro m² an Kosten für den Rohbau ausgehen. Das kann aber schon allein von Bundesland zu Bundesland deutlich variieren, da die Baukosten in den einzelnen Ländern durchwegs unterschiedlich sind.

Ein anderer Durchschnittswert, der etwas konkreter gehalten ist, geht von rund 75.000 EUR Rohbaukosten bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus in üblicher Größe aus.

Diese Werte stimmen näherungsweise für die meisten Gebäude in üblicher Bauweise und in durchschnittlicher und üblicher Größe.

Lediglich bei sehr luxuriös ausgeführten Einfamilienhäusern oder unüblichen Grundrissen kann dieser Preis dann aber auch tatsächlich deutlich höher liegen.

Ein Kostenbeispiel aus der Praxis

Wir wollen uns an einem konkreten Beispiel die Rohbaukosten im Vergleich zu den Gesamtkosten eines Einfamilienhauses mit einer Wohnfläche von 140 m² ansehen.

Hausteil Kosten
Gesamtkosten inkl. Keller 233.600 EUR
Kosten ohne Keller 209.120 EUR
Rohbaukosten gesamt 105.120 EUR
davon Maurerarbeiten, Betonarbeiten und Stahlbetonarbeiten 70.080 EUR
Dachdecker-, Spengler- und Zimmererarbeiten 23.360 EUR

Hierbei handelt es sich natürlich nur um ein einzelnes Kostenbeispiel für ein ganz bestimmtes Haus. Die Rohbaukosten von anderen Häusern können natürlich auch deutlich unterschiedlich liegen.

In unserem Fall liegen die Rohbaukosten bei knapp 750 EUR pro m², sind also etwas teurer als der Durchschnitt.

Eine weitere, oft gültige Regel ist hier allerdings erfüllt, nämlich dass der Rohbau ungefähr 50 % der Gesamtbaukosten (ohne Kosten für den Keller) ausmacht.

Frage: Von welchen Faktoren hängen die Rohbaukosten in der Regel ab?

Kostencheck-Experte: Hier spielen natürlich viele einzelne Faktoren eine Rolle, die zusammengenommen recht große Unterschiede bei den Rohbaukosten ausmachen können:

  • der Grundriss des Hauses
  • die Grundfläche des Hauses und die Geschosszahl
  • die verwendeten Baumaterialien
  • die Lage des Hauses (ländliche Lage / Großstadt, Bundesland entscheidet über die Höhe der Baukosten)
  • der Form des Dachstuhls
  • der Art der Bedachung (wenn man die moderne Definition von „Rohbau mit gedecktem Dach“ verwendet)
  • Fehler am Bau (hier kann es teilweise zu enormen Verteuerungen kommen)

Frage: Welchen Unterschied kann die Form eines Dachstuhls für den Rohbau machen?

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Die Dachform hat einen entscheidenden Einfluss auf den Preis für den Rohbau

Kostencheck-Experte: Dächer werden in der Regel nach technischen Erfordernissen ausgewählt, eine gewisse Freiheit bei der Wahl der Dachform hat man als Bauherr aber immer.

Zu den am häufigsten gebauten Dächern in Deutschland gehört dabei das Satteldach. Es ist gut stabil, bei höheren Dachneigungen (ab 35°) auch gut für einen Dachgeschossausbau geeignet und vor allem kostengünstig.

Mit rund 60 EUR pro m² für den Dachstuhl ist es beispielsweise bereits um die Hälfte günstiger als ein Walmdach oder das ohnehin nur wenig verbreitete Mansarddach.

Flachdächer und Pultdächer sind oft noch günstiger als ein Satteldach, beim Flachdach relativiert sich die Einsparung aber durch später hohe Wartungs- und Instandhaltungskosten. Das Pultdach dagegen bietet noch weitere Kostenvorteil: Es ist nicht nur sehr einfach zu konstruieren, sondern bietet von vornherein sehr viel Raum für einen Dachausbau und besitzt auch 30 % weniger Dachfläche als ein Satteldach – was die Kosten für die spätere Dacheindeckung ungefähr im gleichen Maß reduziert.

Frage: Die Art der Bedachung ist dann ebenfalls entscheidend?

Kostencheck-Experte: Wenn man die Dacheindeckung noch mit zum Rohbau rechnen möchte, ja.

Man sieht das schon an den Materialkosten: einfache Betondachsteine oder sehr verbreitete Tondachziegel können 5 EUR pro m² bis 7 EUR pro m² kosten, während die hochwertigen Eindeckungsarten ebenso wie Faserzement-Dachplatten auch durchaus40 EUR pro m² bis 60 EUR pro m² kosten können. Eine Schieferdachdeckung mit echtem Schiefern kann dabei sogar bis zu 200 EUR pro m² kosten.

Dazu kommen dann noch unterschiedliche Ausführungen des Dachs, verschiedene Arten der Dachdämmung und besondere Dachgestaltungen und Dachgeometrien, die den Preis weiter verteuern können.

Frage: Welchen Einfluss haben Baumaterialien auf die Rohbaukosten?

Kostencheck-Experte: Es kommt natürlich stark darauf an, mit welchen Materialien gearbeitet wird. Klassische Ziegel im Außenbereich können je nach Stärke und Ausführung schon sehr unterschiedliche Quadratmeterpreise haben.

Die sehr gut wärmedämmenden Porenbetonsteine sind häufig teurer als Ziegel, dafür ermöglichen sie aber auch einen sehr schnellen Baufortschritt und zeitsparendes Mauern. Wegen ihrer hohen Wärmedämmfähigkeit ist in vielen Fällen bei einem 36,5 cm Außenmauerwerk später keine zusätzliche Wärmedämmung mehr erforderlich. Die höheren Kosten für das Baumaterial relativieren sich danach also gleich in mehreren Bereichen wieder.

Man darf bei der Materialauswahl für den Rohbau also nie eindimensional denken, sondern muss auch die Vor- und Nachteile der einzelnen Materialien in anderen Bauphasen mit einberechnen. Sinnvoll ist immer nur, entstehende Kosten im Gesamtzusammenhang abzuschätzen.

Frage: Warum kosten Fehler beim Rohbau so viel Geld?

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Fehler im Rohbau haben kostenschwere Folgen

Kostencheck-Experte: Viele Bauschäden oder Baumängel, die man erst viel später (etwa beim Einzug) bemerkt, stammen eigentlich aus der Rohbauphase des Hauses.

Dementsprechend aufwendig ist danach oft die Beseitigung dieser Schäden. Bemerkt man sie nicht rechtzeitig, wird es oft sogar noch teurer.

Den Rohbau selbst verteuern können auch Planungsfehler, Terminschwierigkeiten oder schlecht geplante Anlieferungen. Probleme bei der Baukoordination sind sogar sehr häufige Ursachen für (eigentlich unnötige) Verteuerungen beim Rohbau. In der Regel passiert das deutlich häufiger dort, wo der Bauherr das Bauvorhaben selbst koordiniert. Professionelle Bauorganisation lohnt sich häufig – natürlich können aber dort genauso manchmal Fehler passieren, die den Bau dann am Ende verteuern.

Ganz grundsätzlich kann man sagen, dass das Richtfest schon seine Berechtigung hat: Wer es geschafft hat, den Rohbau erfolgreich hinter sich zu bringen, hat tatsächlich den schwierigsten Teil des Hausbaus überstanden – und Grund zum Feiern. Auch wenn er die andere Hälfte des Geldes erst ausgeben wird.