Erdarbeiten sind enorm teuer, wenn man sie ausführen lässt. Grund genug für viele darüber nachzudenken, einen Bagger zu mieten und selbst ans Werk zu gehen. Was das kosten kann, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Worin bestehen in der Praxis die Probleme beim Selbstbaggern?
Kostencheck-Experte: Nun – zunächst einmal ist es recht löblich, wenn jemand selbst ans Werk gehen möchte, anstatt „arbeiten zu lassen“ – selbst wenn nur die hohen Kosten für ein professionelles Unternehmen der Grund dafür sind.
Einige Dinge muss man aber im Vorfeld durchaus bedenken:
- die erforderlichen Fähigkeiten
- die Größe des benötigten Aushubs
- die Entsorgungskosten für das Erdreich
- die nötige fachgerechte Herstellung inbesondere von Baugruben und die Haftung dafür
- die Erfahrung und das Geschick, die etwa zum Einplanieren oder Anschütten einer Fläche nötig sind (daran kann man als Anfänger durchaus verzweifeln)
- die Unfallgefahr die besteht, wenn man wenig Übung hat und in gefährliche Situationen gerät.
Zunächst einmal natürlich: Bagger fahren kann man lernen und mit den richtigen Anweisungen und etwas Übung geht es schnell besser. Man wird sein Werk durchaus auch irgendwann vollendet bekommen, auch wenn man die Zeiträume dafür nicht im entferntesten mit denen messen kann, die Profis dafür benötigen.
Bei größeren Erdarbeiten wird das unter Umständen aber schon aus anderen Gründen zum Problem: wenn man sich buchstäblich das Grundstück unter dem Bagger weggräbt, wird es irgendwann einmal schwierig, besonders mit einem kleinen Bagger, noch einen sicheren Stand finden zu können, von dem aus man weiterarbeiten kann. Hier werden viele katastrophale Fehler begangen, die dann gelegentlich in schweren Unfällen münden: auch ein Mikrobagger hat einiges an Gewicht, wenn er einmal auf einem liegt – und er verursacht dabei sehr ernste Verletzungen.
Ein anderer Punkt betrifft die Qualität des eigenen Werks: Baugruben müssen, insbesondere bei sehr losem Erdreich, immer sehr fachgerecht abgeböscht werden, denn besonders loses, feinkörniges Bodenmaterial neigt sehr leicht zum Nachrutschen. Es wäre fatal, wenn die Ränder der Baugrube nach unten rutschen, während sich jemand in der Grube befindet, weil er etwa an der Abdichtung der Kellerwände arbeitet. Die Haftung für solche Dinge trifft einen als Bauherr zwar ohnehin immer, wenn man aber die Baugrube selbst hergestellt hat, trifft sie einen doppelt, vor allem bei „nicht fachgerechter Ausführung“.
Bei den Kosten sollte man dann nicht zu blauäugig sein: ein Teil der sehr hohen Kosten für professionelle Erdarbeiten beruht darauf, dass die Entsorgungskosten für Erdreich auf den Deponien enorm teuer sind. Auch wenn man selbst baggert, wird man in vielen Fällen die Kosten für die Entsorgung ebenso tragen müssen – oft ist das Selbstentsorgen über Container dabei sogar noch teurer als bei professionellen Unternehmen. Wenn man nicht aufpasst, kann es sogar enorm teuer werden.
Frage: Welche Kosten fallen denn für einen Bagger an, wenn man selbst baggern möchte?
Kostencheck-Experte: Das hängt natürlich davon ab, welche Art Bagger man für die Aufgabe benötigt – und wie lange.
Die reinen Mietpreise beginnen in der Regel bei rund 120 EUR pro Tag und reduzieren sich bei längeren Mieten oft noch einmal deutlich. In vielen Fällen kann man hier sogar mit 60 EUR – 80 EUR pro Tag bei längerfristigen Mieten rechnen.
Für größere Bagger als die üblichen Mini- und Mikrobagger wird es aber natürlich entsprechend teurer.
Neben den reinen Mietkosten muss man dann noch einige andere Kosten mit einkalkulieren:
- die Kosten für die Anlieferung und Abholung
- die Treibstoffkosten für den Bagger
- eventuelle Zusatzkosten vonseiten des Anbieters (z. B. sogenannte „Verschleißkosten“)
Einige Preisbeispiele aus der Praxis
Baggermodell | Kosten pro Arbeitstag |
---|---|
Kettenbagger 13,7 t, 55 kW, Auslegerlänge 4.300 mm | 330 EUR pro Tag |
Kettenbagger, 14 t, 70 kW, Auslegerlänge 4.650 mm | 390 EUR pro Tag |
Kettenbagger 15,1 t, 70 kW, Verstellausleger | 420 EUR pro Tag |
Minibagger 1.100 kg, ohne Kabine Grabtiefe 1,78 m | 99 EUR pro Tag |
Minibagger 1.900 kg mit Kabine, Grabtiefe 2,55 m | 135 EUR pro Tag |
Minibagger, 3,65 t, Grabtiefe 3,45 m | 175 EUR pro Tag |
hydraulischer Abbruchhammer für Minibagger (1,9 t) | 115 EUR pro Tag |
Hierbei handelt es sich nur um einzelne, willkürlich ausgewählte Kostenbeispiele von unterschiedlichen Anbietern. Sie bieten aber bereits eine recht gute Orientierung, welche Preise in welchen Klassen üblich sind.
Frage: Wovon hängen die Kosten für die Baggermiete ab?
Kostencheck-Experte: Hier muss man einige Dinge in Betracht ziehen:
- die Reichweite und die Grabtiefe die der Bagger für das Vorhaben mindestens aufweisen muss
- die Leistung, die der Bagger für das Vorhaben sinnvollerweise haben sollte
- die beabsichtigte Mietdauer
- die Preisgestaltung des Miet-Anbieters
- die vom Anbieter jeweils verrechneten Zusatzkosten (Mehrstunden-Nutzung, Verschleißkosten, Bereitstellungskosten, Reinigungskosten, etc.)
- die Treibstoffkosten, die im Lauf der Arbeit anfallen
Es gibt also eine Menge Dinge, die man neben den eigentlichen Mietkosten auch noch berücksichtigen und mit ins Kalkül ziehen sollte. Bei manchen Zusatzkosten muss man oft auch explizit nachfragen, bevor man sie tatsächlich mitgeteilt bekommt.
Frage: Welche Arten von Zusatzkosten können hier noch anfallen?
Kostencheck-Experte: In der Liste oben sind bereits einige beispielhaft aufgezählt.
Sehr oft übersehen werden Reinigungskosten, die der Vermieter oft im Nachgang in Rechnung stellt – das können durchaus Beträge von rund 100 EUR pro Stunde Aufwand für die Reinigung sein.
Bereitstellungs- und Transportkosten kann man meist schon im Vorfeld genau erfragen – das ist auch ratsam, um später keine unliebsamen Überraschungen zu erleben. Die Transportkosten richten sich natürlich immer nach der jeweiligen Entfernung – am besten sucht man sich also einen Anbieter, der nicht gerade in einem anderen Bundesland sitzt.
Auf das Volltanken vor dem Zurückgeben sollte man auch nicht vergessen – viele Vermieter berechnen dann den nachzufüllenden Treibstoff oft zu deutlich höheren Sätzen – manchmal bis zum Doppelten des Preises auf der Tankstelle.
Besonders trickreich sind auch die sogenannten „Mehrstunden“: Eine Tagesmiete umfasst bei den meisten Anbietern 8 Stunden Betriebsdauer. Wer fröhlich länger baggert, muss dann unter Umständen auch jede Mehrstunde pro Tag mit einem Achtel des Tagespreises mehr bezahlen. Wenn man darauf nicht achtet, kann das über längere Zeiträume durchaus deutliche Verteuerungen bei der Miete produzieren.
Frage: Was kostet das Entsorgen lassen von Erdreich?
Kostencheck-Experte: In der Praxis funktioniert das, wenn man selbst baggert, über einen Container.
Mit Containermiete, Anlieferung und Abholung und den Entsorgungskosten werden Sie in den meisten Fällen mit Kosten von rund 20 EUR pro m³ bis 30 EUR pro m³ Erdreich rechnen müssen.
Aufpassen müssen Sie hierbei aber sehr genau, was sie entsorgen: Mutterboden ist wertvoll und darf auf keinen Fall mit zur Entsorgung gehen. Falls Sie ihn für später nicht mehr benötigen, können Sie ihn durchaus auch privat verkaufen.
Beim übrigen Erdreich, das Sie zur Entsorgung geben, müssen Sie darauf achten, dass auf keinen Fall Fremdstoffe darin enthalten sind:
- abgestorbene Pflanzenteile
- Bauschutt aus der Oberfläche
- zu viele Steine oder Felsenteile
Ansonsten kann die Entsorgung unter Umständen sehr teuer werden, da Deponien dann häufig deutlich höhere Kosten veranschlagen. Am besten sollten Sie also immer erst das Erdreich aus rund 1 m Tiefe in den Container geben, um das (teure) Vorhandensein von Fremdstoffen sicher zu vermeiden.