Welche Kosten kommen auf mich zu, wenn ich den Segelflugschein mache?

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Deutschland gilt als Mutterland des Segelflugs. Über 40 Prozent der Segelflugpiloten erheben sich hier in die Luft und etwa 95 Prozent der Segelflugzeuge werden in der BRD hergestellt. Dementsprechend gibt es in keinem Land der Welt so viele Segelflugplätze. Häufig ist an diese ein Verein oder eine Flugschule angegliedert, in der Sie den Segelflugschein erwerben können. Doch was kostet es, diesen zu machen, welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden und was gilt es noch zu beachten? All diese Fragen beantwortet dieser Artikel.

Was kostet es, den Segelflugschein zu machen?

Kostencheck: Ganz preiswert ist der Traum vom Gleiten durch die Lüfte leider nicht. Für einen Segelflugschein müssen Sie als Jugendlicher mit Kosten zwischen 1.500 EUR und 2.000 EUR rechnen. Erwachsene müssen noch ein wenig tiefer in die Tasche greifen. Je nach Verein oder Flugschule sollten Sie 2.000 bis 4.500 EUR einplanen.

Die Kosten gliedern sich folgendermaßen auf:

Kostenübersicht Preis
Aufnahmegebühr in den Verein 200 – 900 EUR
jährlicher Mitgliedsbeitrag 250 – 1.500 EUR
Prüfungsgebühr 100 EUR
Lehrmaterial 50 – 100 EUR
flugärztliches Attest 150 – 180 EUR
monatliche Ausbildungsgebühr (diese fällt nicht in jedem Verein an) 35 – 100 EUR
Schleppgebühr (Abhängig vom Verein und der Flugzeit) 500 – 1.000 EUR
60 Flugstunden ab 500 EUR

Diese Preise sind allerdings nur als Richtwert zu sehen, denn diese können, abhängig davon, in welcher Region sich die Flugschule oder der Verein befindet, stark abweichen. Manchmal lassen sich die Flugkosten zudem durch regelmäßige Vereinsarbeit deutlich senken.

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Für Jugendliche gelten Sonderpreise

Kostencheck-Tipp: In vielen Segelflugklubs wird aktive Jugendförderung betrieben, sodass die Ausbildung für Jugendliche sehr günstig oder sogar kostenlos ist. Lesen Sie in diesem Fall unbedingt das Kleingedruckte vor dem Beitritt gründlich durch. In manchen Vereinen ist es üblich, dass Jugendliche, sobald sie wirtschaftlich unabhängig geworden sind, die Differenz zur Aufnahmegebühr der Erwachsenen entrichten müssen. Dabei handelt es sich um Beträge von etwa 400 EUR bis zu 700 EUR, welche die vermeintlich sehr preiswerte Mitgliedschaft später deutlich verteuern.

Wie läuft die Ausbildung ab?

Kostencheck: Diese gliedert sich in vier Teile, die aufeinander aufbauen:

Abschnitt 1:

Anders in der Fahrschule für den PKW sind Schulungs-Segelflugzeuge doppelt instrumentiert und können vom vorderen und hinteren Sitz aus gesteuert werden. Dadurch kann Sie der Fluglehrer, der immer hinten sitzt, langsam an den Alleinflug sowie das Starten und Landen hinführen. Zunächst übernimmt der Lehrer die komplette Steuerung und weist Sie nach und nach in die Techniken des Fliegens ein. Immer häufiger überlässt er Ihnen das Steuer alleine, bis Sie den Segelflieger schließlich selbstständig, nur noch angeleitet durch die Worte des Fluglehrers, fliegen.

Gegen Ende der ersten Ausbildungseinheit, Sie haben dann im Durchschnitt schon 60 Starts hinter sich, unternehmen Sie bereits Ihren ersten Alleinflug, beobachtet und unterstützt durch den Fluglehrer am Funk.

Die A-Prüfung, abgenommen durch den Fluglehrer, bilden die ersten drei Alleinflüge. Bestehen Sie diese, haben Sie diesen Ausbildungsabschnitt erfolgreich hinter sich gebracht.

Abschnitt 2:

Nachdem Sie das Flugzeug beherrschen, werden im zweiten Ausbildungsteil verschiedene Flugmanöver geübt. Sie müssen beispielsweise Aufwindfelder, die längere Flugzeiten ermöglichen, auffinden. Je nach Flugschule wechseln Sie schon jetzt in ein einsitziges Segelflugzeug. Dieser Abschnitt endet mit dem Bestehen der B- und C-Prüfung.

Abschnitt 3:

Nun gilt es, den Streckflug zu erlernen. Spätestens jetzt steuern Sie ein einsitziges Segelflugzeug. Auch Außenlandeübungen sowie weitere Navigationseinweisungen sind Thema der praktischen Unterrichtseinheiten.

Abschnitt 4

Verschiedene Überlandflüge, wobei Sie bei einem mindestens 50 Kilometer Distanz überwinden müssen, stehen nun an. Außerdem werden Sie intensiv auf die theoretische und praktische Prüfung vorbereitet. Am Ende dieses Unterrichtsabschnitts steht die Luftfahrschein-Prüfung. Diese wird von einem Mitglied des Prüfungsrates abgenommen und besteht aus drei Flügen, während denen Sie die vom Prüfer angeordneten Übungen absolvieren müssen.

Was lerne ich in der Theorie?

Kostencheck: Während in den Sommermonaten die praktische Ausbildung im Vordergrund steht, sollten Sie die flugfreien Wintermonate für den Theorieteil nutzen. Der Unterricht findet meist in zwei Blöcken statt. Der behandelte Stoff gliedert sich in sechs Fächer auf. Dies sind:

  • Navigation
  • Luftrecht
  • Meteorologie
  • Technik
  • menschliches Leistungsvermögen
  • Verhalten in besonderen Fällen.

Zudem werden Sie häufig zusätzlich in Sprechfunk unterrichtet, da Sie auch hier eine gesonderte Prüfung ablegen müssen.

Wie läuft die Theorieprüfung ab?

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Die Theorieprüfung ist ein Multiple Choice Test

Kostencheck: Wie heute allgemein üblich müssen Sie bei der theoretischen Prüfung Fragen im Multiple-Choice Verfahren beantworten. Jeweils 40 beziehen sich auf ein Fach des theoretischen Unterrichts, sodass Sie mit etwa 200 Aufgaben rechnen müssen.

Die Vorbereitung auf diese Prüfung erfordert einigen Lernaufwand, denn der Fragenkatalog den Sie verinnerlichen müssen besteht aus etwa 300 Fragen je Fach.

Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen?

Kostencheck: Häufig wird angenommen, nur wer fit sei in Mathematik und Physik könne den Segelflugschein machen. Dies ist nicht wahr, denn trotzdem Technik im Segelflug eine gewisse Rolle spielt, kann sich eigentlich jeder die theoretischen Grundlagen aneignen. Besonders sportlich müssen Sie auch nicht sein. Somit ist Segelfliegen ein Hobby, das jeder der fit ist und gut sieht bis ins hohe Alter ausüben kann.

Die Ausbildung zum Segelflieger können Sie schon mit 14 Jahren beginnen. Allerdings wird in diesem Fall der Luftfahrschein trotz eventuell bestandener Prüfung erst mit vollendetem 16. Lebensjahr ausgehändigt. Sind Sie noch nicht volljährig, benötigen Sie in diesem Fall die Einverständniserklärung der Eltern.

Vorausgesetzt wird zudem die volle Sehkraft und Sehschärfe. Liegt eine Fehlsichtigkeit vor, muss diese durch eine entsprechende Brille oder Kontaktlinsen ausgeglichen sein.

Das ebenfalls notwendige Flugtauglichkeitszeugnis erhalten Sie bei einem amtlich zugelassenen Fliegerarzt.

Was hat es mit dem Sprechfunkzeugnis auf sich und was kostet dieses?

Kostencheck: Flugfunkzeugnisse gibt es in unterschiedlichen Stufen:

  • BFZ I: Sprechfunk in deutscher oder englischer Sprache nach Sichtflugregeln
  • BFZ II: Sprechfunk in deutscher Sprache nach Sichtflugregeln
  • AZF: Sprechfunk nach Sicht- und Instrumentenflugregeln

Für den Segelflugschein benötigen Sie mindestens das BFZ II oder das BFZ I. Das Mindestalter ist für diese beschränkt gültigen Sprechfunkzeugnisse 15 Jahre. Für die von der Bundesnetzagentur abgenommene Prüfung fallen nachfolgende Gebühren an:

  BZF I BZF II
Vollprüfung 95 EUR 80 EUR
Wiederholungsprüfung Theorie 56 EUR 56 EUR
Wiederholungsprüfung Praxis 75 EUR 63 EUR

Die Ausbildung gliedert sich in einen theoretischen und praktischen Teil. In der Theorie befassen Sie sich mit Themen wie:

  • den rechtlichen Grundlagen des beweglichen Flugfunkdienstes,
  • Anwendung des Not- und Dringlichkeitsverfahrens im Sprechfunkverkehr,
  • wichtigen Bestimmungen aus dem Bereich der Flugsicherung,
  • der Luftverkehrsordnung

und diversen anderen. Für diesen Part müssen Sie etwa zehn Stunden einplanen.

Der acht Unterrichtseinheiten umfassende Praxisteil befasst sich mit der Abwicklung des Sprechfunkverkehrs in deutscher (für den BZF I auch in englischer) Sprache. Themen sind unter anderem:

  • festgelegte Redewendungen
  • Abkürzungen einschl. Not- oder Dringlichkeitsverfahren.

Flugschule oder Verein, was ist besser?

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Die Ausbildung zum Segelflugpiloten dauert mehrere Jahre

Kostencheck: Sowohl in der Flugschule als auch im Verein erhalten Sie die volle Ausbildung in Theorie und Praxis. Allerdings ist die Ausbildungsdauer an der Flugschule mit ein bis zwei Jahren meist etwas kürzer. Im Verein müssen Sie durchschnittlich zwei bis drei Jahre rechnen, bis Sie die Segelfluglizenz in den Händen halten.

Das liegt daran, dass die Theorieeinheiten in Flugschulen im Block absolviert werden. Der Flugbetrieb findet hier täglich und auch bei Regen statt. Anders als häufig angenommen stellen Schauer kein Hindernis dar und Sie können auch bei nassem Wetter mit dem Segelflieger aufsteigen. Zwischen fünf und acht Starts täglich sind so möglich, was natürlich die praktische Ausbildungszeit deutlich verkürzt. Allerdings müssen Sie diesen Service bezahlen, der Flugschein verteuert sich dadurch spürbar.

Wie lange brauche ich für den Flugschein?

Kostencheck: Das ist sehr individuell. Allerdings schaffen die Segelfluglizenz nur wenige Schüler in den vorgeschriebenen dreißig Starts. In etwa 60 bis 100 Starts sollten Sie einplanen. Nehmen Sie sich viel Zeit für den Segelflugschein, können Sie diesen dennoch innerhalb eines Jahres schaffen. Die durchschnittliche Ausbildungsdauer liegt jedoch, abhängig davon ob Sie die Lizenz in einem Verein oder einer Flugschule machen, bei etwa zwei Jahren.

Meine Eltern haben Bedenken – ist Segelfliegen wirklich gefährlich?

Kostencheck: Trotzdem sich auch in der Segelfliegerei menschliches Versagen und ein daraus resultierendes Restrisiko nicht ausschließen lassen, wirklich gefährlich ist dieser Sport nicht. Jedes Segelflugzeug wird einmal im Jahr durch einen vom Luftfahrt-Bundesamt lizezierten Prüfer kontrolliert. Zudem gibt es keinen Motor, der ausfallen könnte. Die Festigkeit eines Segelflugzeugs ist deutlich höher als die moderner Verkehrsmaschinen, sodass das Unfallrisiko als gering einzustufen ist.

Ist Segelfliegen ein sehr teures Hobby?

Kostencheck: Segelfliegen ist kein ganz günstiges Hobby aber auch nicht wesentlich teurer als andere Freizeitbeschäftigungen. Welche Kosten dauerhaft auf Sie zukommen ist natürlich auch davon abhängig, wie intensiv Sie das Segelfliegen betreiben. Durchschnittlich müssen Sie in einem Verein pro Jahr etwa 450 – 800 EUR für Ihre neue Leidenschaft aufwenden.