Im Jahr 2018 waren in Deutschland fast 4,5 Millionen Motorräder auf den Straßen unterwegs. Hält der Frühling Einzug, müssen viele Bikes erstmalig oder erneut versichert werden. Für diejenigen, die schon eine Maschine besitzen und diese ganzjährig angemeldet haben, kann sich ein Versicherungswechsel aus finanziellen Aspekten lohnen. Welche Kosten die Motorradversicherung verursacht und worauf Sie beim Abschluss achten sollten, weiß der Kostencheck-Experte.
Aus welchen Teilen besteht die Motorradversicherung?
Kostencheck: Gesetzlich vorgeschrieben ist die nur Haftpflichtversicherung. Diese kommt für Sach-, Vermögens- oder Personenschäden nach einem Unfall auf. Zusätzlich können Sie eine Teilkasko- oder Vollkaskoversicherung abschließen.
Die Teilkasko leistet bei:
- Brand oder Explosion,
- Diebstahl,
- Sturm, Hagel, Überschwemmung, Erdrutsch, Blitzschlag,
- einem Kurzschluss in der Verkabelung,
- Tierbiss und Zusammenstößen mit Tieren,
- Glasbruch.
Die Vollkasko lohnt sich preislich meist nur bei neuen und/oder sehr teuren Motorrädern. Sie trägt die Kosten von:
- Unfällen, die Sie selbst verschulden.
- Vorkommnissen, bei denen der Unfallverursacher nicht zu ermitteln ist (Fahrerflucht).
- Mutwilliger Beschädigung des Kraftrades durch Dritte.
Was kostet die Motorradversicherung?
Kostencheck: Aufgrund der Vielzahl der Tarife, der unterschiedlichen Kalkulation der Versicherer und den individuellen Faktoren, welche die Beitragshöhe ebenfalls beeinflussen, ist es schwierig, hier eine allgemeingültige Aussage zu machen.
Abhängig von Alter und Vorgeschichte des Fahrers sowie dessen Fahrpraxis, müssen Sie für Krafträder mit mehr als 50 ccm mit Versicherungsbeiträgen von 70 bis 500 EUR rechnen. Für Teil- und Vollkasko können, je nach Wert des Bikes, zusätzlich zwischen 200 und mehreren 1000 EUR hinzukommen.
Maßgeblich wird der Preis für Motorradversicherungen durch die Schadensfreiheitsklasse beeinflusst. Mit dieser belohnen die Versicherer unfallfreies Fahren, das heißt, für jede Saison, in der Sie unfalllos geblieben sind, erhalten Sie einen Rabatt. Bei einer hohen Schadensfreiheitsklasse sinken die Beiträge erheblich. Schadensfälle hingegen führen zu einer Rückstufung und somit höheren Kosten.
Unser Tipp: Sind Sie einer hohen Schadensfreiheitsklasse zugeordnet, sollten Sie bei kleineren Missgeschicken prüfen, ob es nicht günstiger ist, diese selbst zu bezahlen. In diesem Fall übersteigen die höheren Beitragskosten durch die Herabstufung in der SFK rasch die Aufwendungen für den Schaden.
Welche Faktoren beeinflussen die Kosten?
Kostencheck: Die Beitragshöhe wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst:
Art | Erklärung |
---|---|
Leistungsklasse | Diese ist das wichtigste Kriterium bei der Ermittlung der Versicherungsprämie. Je mehr Kilowatt (kW) das Motorrad hat, desto höher ist auch der Beitrag. Wer sparen möchte, sollte also die Motorleistungsklassen im Blick haben. Es kann sich beim Kauf bezahlt machen, ein Bike mit einem etwas schwächeren Motor zu wählen, welches die Einstufung in eine niedrigere Klasse ermöglicht. |
Typklasse | Diese gibt es, anders als beim PKW, in der Motorradversicherung nicht. Unterschieden wird nur zwischen Kraftrad, Kleinkraftrad, Leichtkraftrad und Roller. |
Regionalklasse | Diese werden anhand des Zulassungsbezirks (Wohnort) ermittelt. Die Regionalklasse beeinflusst den Preis für die Versicherung stark, da hier die Anzahl und Schwere der Unfälle aller versicherten Motorräder der Region sowie die Kosten der Schadensregulierung die Berechnungsgrundlage bilden. |
Erstzulassung | Hieraus ergibt sich die Nutzungsdauer. Insbesondere bei zeitlich begrenzter Neuwertentschädigung ist dies ein wichtiger Faktor. |
Alter des Versicherungsnehmers und wie lange dieser im Besitz einer Fahrerlaubnis ist | Junge Fahrer oder Biker, die den Führerschein neu gemacht haben, müssen fast immer mit deutlich höheren Beiträgen rechnen. |
Art der Nutzung | Die Beitragshöhe hängt davon ab, ob Sie das Bike nur privat oder auch gewerblich nutzen. |
Fahrleistung | Wird das Motorrad nur wenig bewegt, schlägt sich das in geringeren Versicherungskosten nieder. |
Ich möchte sparen. Auf welche Tarifoptionen sollte ich dennoch nicht verzichten?
Kostencheck: Auch wenn Sie bei der Motorradversicherung möglichst günstig wegkommen möchten, sollte der Vertrag nachfolgende Punkte berücksichtigen:
Grobe Fahrlässigkeit: Wenn dieser Faktor in der Police enthalten ist, kann der Versicherer auch dann die Leistungen nicht kürzen, wenn Sie beispielsweise eine rote Ampel überfahren und einen Crash verursachen. Achtung: Keine Gesellschaft kommt für Schäden auf, die unter Alkohol- oder Drogeneinfluss geschehen.
Erhöhte Deckungssumme: Diese sollte sich auf mindestens 50, besser 100 Millionen EUR belaufen. Nur so sind Sie gegen sehr schwere Unfälle ausreichend abgesichert.
Erweiterte Wildschäden: Normalerweise bezahlt die Teilkaskoversicherung nur bei Zusammenstößen mit Haarwild. Entscheiden Sie sich für die Option “erweiterte Wildschäden” sind auch Unfälle mit einer Katze, Kühen oder Pferden versichert.
Welche Optionen sind empfehlenswert?
Kostencheck: Es gibt eine Vielzahl von Tarifmerkmalen, die abhängig von der individuellen Situation anzuraten sind. Hierzu zählen:
– Sonderausstattung: Haben Sie Ihr Bike liebevoll mit vielen Extras ausgestattet, sollte Ihr Tarif diese ausreichend abdecken.
- Verzicht auf Abzug “neu für alt”: Gerade bei älteren, aber sehr gut erhaltenen Motorrädern ist es ärgerlich, wenn der Versicherer im Schadensfall die Aufwendungen für neue Verschleißteile wie Reifen nicht übernimmt.
- Erweiterte Elementarschäden: Steht Ihr Motorrad oft im Freien und Sie leben an einem Berg oder in einem Überschwemmungsgebiet, kann es sinnvoll sein, das Bike gegen Schäden durch eine Mure oder Hochwasser abzusichern. Das kann die Versicherung allerdings spürbar verteuern.
Für wen lohnt sich die Voll- und/oder Teilkaskoversicherung?
Kostencheck: Da die häufigsten gemeldeten Schadensfälle Diebstähle des Bikes oder Teile desselben sind, ist die Teilkaskoversicherung für fast alle Motorradfahrer empfehlenswert. Die Kosten für diesen Baustein der Motorradversicherung halten sich meist im überschaubaren Rahmen.
Etwas anders sieht dies bei der Vollkaskoversicherung aus, zumal diese meist relativ teuer ist. Einige Gesellschaften versichern zudem nur Bikes bis zu einem gewissen Neuwert. Bei Maschinen, deren Wert über 15.000 EUR liegt, sinkt die Auswahl der Anbieter rapide. Für Motorräder bestimmter Marken wie Harley-Davidson oder Buell bieten nahezu ausschließlich auf diese Fahrzeuge spezialisierte Gesellschaften eine Vollkaskoversicherung an.
Wie lassen sich die Kosten senken?
Kostencheck: Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die den Beitrag vergünstigen. Im Einzelnen sind dies:
Art | Beschreibung |
---|---|
Selbstbeteiligung | Tragen Sie einen gewissen Teil des finanziellen Risikos selbst, wirkt sich dies positiv auf die Beitragshöhe aus. Die Selbstbeteiligung liegt meist bei 300 oder 500 EUR. Im Schadensfall bezahlt der Versicherer allerdings nur die Differenz zwischen Selbstbeteiligung und der vereinbarten Deckungssumme. |
Stellplatz | Viele Anbieter gewähren einen Rabatt, steht das Motorrad in einer abschließbaren Garage oder zumindest auf einem Privatgrundstück. |
Fahrerkreis | Halten Sie diesen klein, reduziert sich das Unfallrisiko und in der Folge der Beitrag. |
Familienstand, Wohnverhältnisse und Beruf | Wer in einer Partnerschaft lebt und Kinder hat, wird von vielen Versicherern günstiger eingestuft. Rabatte gibt es auch für bestimmte Berufsgruppen, beispielsweise Beamte. |
Saisonkennzeichen | Nutzen Sie das Bike nur in den Sommermonaten, lohnt ein Saisonkennzeichen. Sie bezahlen dann nur Beiträge für die Zeit, in der das Motorrad angemeldet ist. Allerdings sollten mindestens sechs Monate als Saison vereinbart werden, damit im nächsten Jahr ein höherer Schadensfreiheitsrabatt gewährt wird. |
Anders als bei PKW-Versicherungen können Sie bei der Motorradversicherung nur selten eine, den Tarif vergünstigende, Werkstattbindung vereinbaren.
Für wen lohnt sich der Wechsel des Versicherers?
Kostencheck: Durch einen Versicherungswechsel lassen sich unter Umständen mehrere hundert Euro jährlich sparen. Bevor Sie eine neue Versicherung abschließen, sollten Sie einen Blick in Ihre bestehende Police werfen, denn kündigen müssen Sie bei allen Gesellschaften mit einer Frist von einem Monat zur Hauptfälligkeit.
Im Gegensatz zur Autoversicherung ist diese aber nicht einheitlich. Viele Motorräder haben ein Saisonkennzeichen. Ist dieses beispielsweise auf den 1. April datiert, müssen Sie bis spätestens 28. Februar gekündigt haben. Bei anderen Verträgen ist der Stichtag für die Kündigung identisch mit jenem für PKWs. Dann müssen Sie das Kündigungsschreiben bis zum 30. November eingereicht haben. In einigen Fällen deckt sich der Termin auch mit dem Ende der Motorradsaison.
Erhalten Sie ein Schreiben, in welchem Ihre Versicherung eine Beitragserhöhung mitteilt, haben Sie ein Sonderkündigungsrecht und können direkt zu einer anderen Gesellschaft wechseln.
Wie finde ich die richtige Motorradversicherung?
Kostencheck: Für viele Biker ist der Preis das wichtigste Kriterium, zumal sich die Leistungen der Versicherer nur in wenigen Faktoren unterscheiden. Achten Sie beim Abschluss darauf, dass die in der Police aufgeführte Deckungssumme 100 Millionen EUR beträgt. Es gibt zwar Tarife, welche die gesetzliche Mindestdeckung oder eine Deckungssumme von 50 Millionen EUR bieten. Diese sind aber nur unwesentlich günstiger, sodass sie sich aus finanzieller Hinsicht kaum lohnen.
Bei der Kaskoversicherung sind die Preisunterschiede größer. Es gibt Basistarife, die nur wenige zusätzliche Leistungen enthalten und Premiumtarife, deren Deckungserweiterung Sie gegenüber zahlreichen Eventualitäten absichert. Für welche Variante Sie sich entscheiden ist abhängig davon:
- wie viel Sie mit dem Bike unterwegs sind,
- von Ihrem individuellen Sicherheitsbedürfnis,
- wie viel Sie für die Motorradversicherung ausgeben möchten.
Wertvolle Orientierungshilfe im Tarifdschungel bieten Online-Vergleichsportale, die alle für Sie wichtigen Faktoren berücksichtigen.
Tipp: Einige Gesellschaften gewähren Sonderrabatte, sofern Sie beim gleichen Versicherer bereits ein Fahrzeug versichert haben.