Asbesthaltige Baustoffe gehören zu den schlimmsten „Bausünden“ der vergangenen Jahrzehnte. Heute müssen diese Baustoffe wegen der hohen Gesundheitsgefahren, die von ihnen ausgehen, aufwendig saniert werden. Welche Kosten eine solche Asbestsanierung pro m² verursachen kann, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Was ist das Problem mit Asbest – und wann muss entsorgt werden?
Kostencheck-Experte: An und für sich ist Asbest ein idealer Baustoff – so wurde er vielfach bis in die 90er Jahre auch gesehen. Ein fein fadenförmiges Silikatmineral, das eine großte strukturelle Festigkeit besitzt, zu Netzen verwebt werden kann und sowohl hitze- als auch säurebeständig und verrottungsfest ist, daneben auch hervorragend wärmedämmend.
Im Lauf der Jahre entdeckte man aber, dass die feinen Asbestfasern lungengängig sind – unter einer gewissen Größe gelangen sie über die Atemwege in die Lunge, von wo der Körper sie dann nicht mehr ausscheiden kann.
Schon kleine Mengen Asbest können so auf längere Sicht das Lungengewebe massiv zerstören und am Ende auch zu Lungenkrebs führen. Bei Unternehmen, die Faserzementdachplatten und Fassadenplatten herstellten, gab es deshalb im Lauf von 30 Jahren über 3.000 Asbesttote allein in einem Werk. Informationen zu gesundheitsgefahren gab es nicht und auch keine ausreichenden Schutzmaßnahmen für die Arbeiter. Das zeigt, wie gefährlich Asbest tatsächlich sein kann.
Seit den 1990ern sind asbesthaltige Baustoffe verboten (obwohl man die Gefahren schon um 1900 kannte und Asbestose und Lungenkrebs durch Asbest schon seit 1943 als Berufskrankheit anerkannt ist). In Deutschland wurde Asbest erst 1995 verboten, in der EU gibt es seit 2005 ein für den gesamten EU-Raum geltendes Asbestverbot. Seit Mitte der 1960er Jahre wurden über 3.000 verschiedene Produkte aus oder mit Asbest hergestellt – darunter auch Blumenkästen, Knöpfe, Rohrleitungen oder Telefongehäuse. Die hauptsächliche Anwendung betraf allerdings vor allem Plattenware als Dach- und Fassadenbekleidung und für Küchenböden.
Gewöhnlich sind die Asbestfasern fest in anderen Baustoffen eingeschlossen und damit ungefährlich. Problematisch wird es allerdings, wenn die Asbest enthaltenden Baustoffe beschädigt oder verwittert sind. Dann können die feinen Fasern austreten und eingeatmet werden. Sie können auch in die Umgebungsluft übertreten und sich damit in einem größeren Umgebungsbereich verteilen, wo sie Schaden anrichten können.
Aus diesem Grund muss bei der Asbestentsorgung entsprechend sorgsam vorgegangen werden. Eine Asbestsanierung wird deshalb in der Regel von spezialisierten Unternehmen vorgenommen. Das hat natürlich seinen Preis.
Frage: Was kostet eine Asbestsanierunge pro m² in der Regel?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal schwer sagen, das hängt auch immer davon ab, was saniert wird und wie schwierig die Entfernung von asbesthaltigen Bauteilen im Einzelfall ist.
In der Regel müssen Sie aber mit 30 EUR pro m² bis 45 EUR pro m² für das Entfernen und Entsorgen der asbesthaltigen Beläge rechnen. Ist der Ausbau der entsprechenden Bauteile aufwendiger, können hier auch noch Abbaukosten zusätzlich anfallen – das richtet sich immer danach, um welchen Baustoff es sich handelt.
Zu den Kosten für den Abbau kommen dann noch reine Entsorgungskosten von rund 100 EUR pro Tonne bis 300 EUR pro Tonne und die Kosten für den Einbau eines asbestfreien Ersatzmaterials.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis:
Wir lassen eine Dacheindeckung aus asbesthaltigen Eternitplatten aus den 1970er Jahren entsorgen. Unsere Dachfläche hat eine Größe von 120 m².
Nach dem Entsorgen wollen wir neu decken lassen.
Posten | Preis |
---|---|
Gerüst | 866 EUR |
Ausbau der Platten | 4.160 EUR |
Entsorgung, 10 t Menge | 1.500 EUR |
Dach provisorisch abdichten (Folie) | 300 EUR |
Anfahrt (pauschal) | 50 EUR |
Gesamtkosten | 6.876 EUR |
Hierbei handelt es sich natürlich lediglich um ein einzelnes Kostenbeispiel, das nur für die Arbeiten an einem bestimmten Gebäude gilt. Die Kosten können in anderen Fällen und besonders in anderen Gebieten auch deutlich unterschiedlich ausfallen.
Die Kosten für die Neueindeckung (= den Ersatz für den asbestbelasteten Baustoff) sind hier noch nicht berücksichtigt. Rechnet man das in unserem Kostenbeispiel auch hinzu, entstehen mindestens noch einmal so hohe Kosten.
Frage: Von welchen Dingen hängen die Kosten für eine Asbestsanierung in der Praxis ab?
Kostencheck-Experte: Hier muss man sich immer einige Dinge ansehen:
- die Größe der betroffenen Fläche
- die am jeweiligen Ort geltenden Bedingungen zum Ausbau und zur Entsorgung (hier gibt es bundesweit große Unterschiede)
- wie schwierig sich der Ausbau gestaltet
- wer den Ausbau durchführen darf (zum Teil sind nur speziell zertifizierte Unternehmen dafür zugelassen)
- die Entsorgungskosten am jeweiligen Ort
Hier ist es immer sinnvoll, sich über die jeweils geltenden Vorschriften am Standort des Hauses zu informieren und schon im Vorfeld Kostenvoranschläge einzuholen.
Frage: Kann man eine Asbestsanierung auch selbst durchführen?
Kostencheck-Experte: In manchen Fällen und an manchen Orten ist das durchaus möglich. Wegen der großen Gefahren sollte man aber äußerst vorsichtig sein und unbedingt die erforderliche Schutzausrüstung beschaffen:
- geeigneter hochwertiger Atemschutz
- Ganzkörperanzug, Handschuhe, hohes Schuhwerk
- Schutzbrille
Unbeschädigte Bauteile kann man leicht abnehmen und in entsprechende Spezialsäcke (kosten rund 10 EUR bis 15 EUR pro Stück) verpacken. Man kann sie dann selbst an die örtliche Entsorgungsstelle transportieren oder über einen Containerdienst entsorgen lassen.
Bei sichtbar stark beschädigten oder verwitterten Bauteilen sollte man aus Sicherheitsgründen aber nicht mehr selbst ans Werk gehen. An vielen Orten darf man das in diesem Fall auch gar nicht mehr, sondern muss ein dafür zertifiziertes Unternehmen den Abbau durchführen lassen.
Frage: Wie kann man sicher sein, dass ein Baustoff Asbest enthält?
Kostencheck-Experte: In der Regel kann man das anhand des Herstellungsdatums meist gut abschätzen. Sollte auch der Experte für den Baustoff nicht absolut sicher sein, kann man Proben nehmen und analysieren lassen. Das kann aber mit zusätzlichen Kosten verbunden sein – rund 70 EUR für einen Schnelltest und bis zu 1.000 EUR für eine genaue Laboruntersuchung.
Sicherheit geht aber vor – ein Bauteil mit Asbest sollte so schnell wie möglich saniert werden, ungeachtet der hohen Kosten, die anfallen können.