Das deutsche Schulsystem hat Schwächen, wie auch die letzten Pisa-Studien belegen. Viele Eltern erwägen aus diesem Grund, Ihrem Kind den Besuch einer allgemein bildenden Privatschule zu ermöglichen, um ihm so bessere Chancen für die Zukunft zu eröffnen. Etwa 2.500 dieser Bildungseinrichtungen gibt es zwischenzeitlich. Doch was kostet der Besuch einer Privatschule und worauf sollten Eltern bei der Auswahl achten?
Was kosten Privatschulen?
Kostencheck: Für viele Eltern stellt das anfallende Schulgeld die vermeintlich größte Hürde dar, denn dieses beginnt bei etwa 75 EUR, kann aber auch weit über 2.000 EUR betragen. Welche Kosten anfallen ist unter anderem abhängig von der Schulform und der Jahrgangsstufe.
Kostenübersicht | Preis |
---|---|
nur Unterrichtsbesuch | ab 75 EUR |
Ganztagsschule | 300 – 700 EUR |
mit Internat | ab 1.600 EUR |
Diese Werte stellen nur Anhaltspunkte dar, die Kosten können auch, beispielsweise an einer kirchlichen Privatschule, etwas niedriger oder weit höher ausfallen. In vielen Schulen richtet sich das Schulgeld nach dem Einkommen der Eltern und ist gestaffelt.
Gute Leistungen vorausgesetzt vergeben einige private Bildungseinrichtungen Stipendien, wodurch ein großer Teil der Kosten für den Schulbesuch abgedeckt wird. Können Sie als Eltern regelmäßig die Schulgemeinschaft unterstützten, indem Sie Veranstaltungen mitorganisieren oder sich aktiv in das Schulleben einbringen, erlassen einigen Einrichtungen einen Teil des Schulgelds. Sind Sie finanziell nicht in der Lage, die Kosten zu tragen, stehen in manchen Schulen auch Fonds zur Unterstützung sozial schwächerer Familien zur Verfügung.
Woher kommt diese große Preisspanne?
Kostencheck: Zum einen verteuert sich der Preis, wenn Ihr Kind in der Nachmittagsbetreuung ist und deshalb Schulverpflegung in Anspruch nimmt. Internate, in denen der Nachwuchs wohnt, bieten häufig Konzepte zur individuellen Förderung und zahlreiche Zusatzangebote, die den Preis für die Privatschule verteuern. Ein guter Lehrer- und Betreuerschlüssel, kleine Klassenstärken und hervorragend ausgestattete Einrichtungen wirken sich ebenfalls auf die Kosten aus.
Privatschulen bieten individuelle Bildungskonzepte, für die Kosten in unterschiedlicher Höhe anfallen. So bieten Montessori- und Waldorfschulen eine auf das Konzept abgestimmte Ausstattung. Zusatzangebote wie ein Tablet für jedes Kind oder eine spezielle musikalische und sportliche Förderung und das damit einhergehende Inventar der Schule wirken sich ebenfalls auf die Kosten aus.
Wichtig zu wissen ist, dass alle Privatschulen in Deutschland gemeinnützig sind. Sie können also sicher sein, dass das Schulgeld Ihrem Kind in voller Höhe zugute kommt, denn die Bildungseinrichtungen dürfen keinen Gewinn erwirtschaften. Das wird von staatlicher Seite streng kontrolliert. Privatschulen finanzieren über das eingenommene Schulgeld etwa ein Drittel der tatsächlich anfallenden Kosten, der Rest ist staatliche Förderung.
Welche weiteren Kosten können anfallen?
Kostencheck: Während sich in einigen Einrichtungen die Zusatzkosten für Verpflegung, Betreuung und eine eventuelle Internatsunterkunft kaum höher summieren, als dies im häuslichen Umfeld der Fall wäre, verlangen manche Eliteschulen Zahlungen im vierstelligen Bereich.
Hinzu kommen jene Kosten, die auch an staatlichen Schulen anfallen. Dies sind in etwa:
Kostenübersicht | Preis |
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Kopiergeld | 20 – 50 EUR |
Monatskarte für den Bus | abhängig von der Entfernung zur Schule |
Schulbücher, Arbeitshefte | 100 – 350 EUR |
Materialien wie Schreibwaren, Sportzeug, Taschenrechner oder Zirkel | 200 – 700 EUR |
Verpflegungsgeld | 750 – 1250 EUR |
Klassenfahrten | 250 – 500 EUR |
Auch diese Werte können nur als Anhaltspunkt dienen. So können die Kosten, läuft oder radelt der Nachwuchs in die Privatschule, für die Busfahrkarte ganz wegfallen. Schulbücher sind in manchen Bundesländern lehrmittelfrei. Ist dies nicht der Fall, tun es vielleicht auch gebrauchte Bücher.
Gibt es einen Unterschied zu Regelschulen?
Kostencheck: Träger der Privatschule kann:
- eine kirchliche Organisation
- ein Verein
- eine Gesellschaft
- oder eine Privatperson
sein.
Es gibt sowohl Grund-, als auch weiterführende Schulen sowie berufsbildende Schulen in privater Trägerschaft. Im Großen und Ganzen entsprechen die Unterrichtsinhalte dem, was auch an staatlichen Schulen an Wissen vermittelt wird. Trotzdem der Lehrplan der privaten Schulen der Verantwortung des Trägers unterliegt, stehen auch diese Schulen unter der Aufsicht des Staates.
Um einen anerkannten Abschluss wie die Mittlere Reife oder das Abitur selbst vergeben zu dürfen, müssen die privaten Bildungseinrichtungen verschiedenen Anforderungen gerecht werden. Können Sie dies nicht, beispielsweise weil die Schule ganz neu gegründet ist, können die Schüler die allgemein anerkannten Abschlüsse als Externe an einer staatlichen Schule ablegen.
Häufig wird das Bildungsangebot durch ergänzenden Unterricht erweitert. Dadurch haben viele Privatschulen ein eigenes Profil, das sie deutlich von den staatlichen Einrichtungen abhebt. Schwerpunkt kann die Vermittlung sozialer Kompetenzen ebenso sein wie eine völlig andere Art der Wissensvermittlung, man denke nur an die Montessori-Schulen.
Sind Privatschulen automatisch besser?
Kostencheck: Viele Eltern vermuten, eine Privatschule wäre durch das zu entrichtende Schulgeld automatisch besser ausgestattet als eine staatliche Schule und die Lehrer wären zudem motivierter. Zudem suchen einige Privatschulen nicht nur das Personal, sondern auch die Schüler, nach sehr strengen Kriterien aus und gelten deshalb als Karrieresprungbrett.
Doch nicht automatisch ist eine Privatschule besser als ihr staatliches Pendent. Ob eine vom staatlichen Lehrplan abweichende Schwerpunktsetzung sinnvoll ist und ob der Unterricht dadurch an diesen Schulen qualitativ besser ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Dies hängt stark vom Konzept der gewählten Schule ab und wie dies zu Ihrem individuellen Erziehungsstil passt.
Informieren Sie sich deshalb sehr genau über die in Frage kommende Schule, beispielsweise
- welche Schulabschlüsse möglich sind,
- wie die Vermittlungsquote der Abgänger auf dem Arbeitsmarkt ist,
- und welche besonderen Förderungen an dieser Schule möglich sind.
Wichtig ist auch, ob sich Ihr Kind an der ins Auge gefassten Schule wohl fühlt. Nehmen Sie sich deshalb Zeit für die Besichtigung und lassen Sie sich alle für Sie wichtigen Fragen ausführlich beantworten.
Was ist der Unterschied zwischen staatlich anerkannt und staatlich genehmigt?
Kostencheck: Privatschulen wird viel Freiheit bei der Gestaltung ihres Unterrichts gelassen. Sie arbeiten häufig fachübergreifend und setzen andere, pädagogische Schwerpunkte. Dennoch haben sie nicht völlig freie Hand, denn auch sie müssen bestimmte Vorgaben erfüllen. Die Schulbehörde kontrolliert streng, ob das Unterrichtsniveau dem an einer öffentlichen Schule entspricht. Die Schüler einer Privatschule müssen beim Abschluss den gleichen Wissenstand aufweisen, wie jene der staatlichen Bildungseinrichtungen.
Genau hierin liegt auch der Unterschied zwischen staatlich genehmigten und anerkannten Schulen:
Staatlich genehmigt | Staatlich anerkannt |
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Hier findet nur der Unterricht statt, die Schulabschlüsse müssen die Schüler als Externe an einer öffentlichen Schule ablegen. | An diesen können die Schüler alle gängigen Schulabschlüsse ablegen. Die Abschlussprüfungen finden entsprechend der Vorgaben des Kultusministeriums statt. |
Welche Voraussetzungen gibt es für die staatliche Anerkennung der Privatschule?
Kostencheck: Diese sind von Bundesland zu Bundesland sehr verschieden. Voraussetzung ist beispielsweise:
- Das Lehrziel einer vergleichbaren öffentlichen Schule wird erreicht.
- Der Lehrplan wurde vom Kultusministerium genehmigt.
- An der Privatschule wird seit mindestens drei Jahren unterrichtet.
- Der Wechsel von der Privatschule in eine öffentliche ist ohne nennenswerte Schwierigkeiten jederzeit möglich.
- Die Aufnahmebedingungen, z.B. ein bestimmter Notendurchschnitt, und jene der Versetzung in die nächsthöhere Klasse entsprechen denen einer staatlichen Schule.
- Schulleitung und Lehrkräfte sind dem Schultyp entsprechend qualifiziert.
Ausnahmen bestätigen wie so oft die Regel. So wird in Nordrhein-Westfalen nicht zwischen genehmigter und anerkannter Privatschule unterschieden. Privatschulen nennen sich dort „anerkannte Ergänzungsschulen“ und entsprechen den staatlich genehmigten Schulen.
Kann trotz der Unterschiede im Konzept ein gleichbleibendes Bildungsniveau garantiert werden?
Kostencheck: Die Gerüchte, die über Privatschulen kursieren, sind vielfältig. Doch weder sind die Schüler einer privaten Eliteschule immer absolute Überflieger, noch wird aus jedem Waldorfschüler ein handwerkender Esoteriker. Privatschulen müssen sich ja, wie mehrfach ausgeführt, ebenso an die Lehrpläne halten, wie staatliche Schulen. Trotz der größeren Freiheiten müssen die Schüler beim Abschluss in Fächern wie Deutsch, Englisch oder Mathematik zeigen, dass Sie dem Niveau des angestrebten Schulabschlusses entsprechen. Die Prüfung selbst ist nicht schwerer, aber auch nicht einfacher als die an einer staatlichen Schule. Diese Vorgaben werden streng kontrolliert, das gleiche Bildungsniveau ist somit garantiert sichergestellt.
Wie lässt sich das Schulgeld finanzieren?
Kostencheck: Viele Privatschulen berechnen das Schulgeld anhand des elterlichen Einkommens. Besucht mehr als ein Kind die gleiche Bildungseinrichtung, werden häufig Rabatte gewährt. Ist die Schule staatlich genehmigt oder anerkannt, können Sie einen Teil des Schulgeldes steuerlich geltend machen.
Gibt es Stipendien?
Kostencheck: Ausgewählten Schülern, die sich durch sehr gute schulische Leistungen oder ein ungewöhnliches Talent auszeichnen, bieten viele Privatschulen Stipendien an. Dies ist für talentierte Kinder, deren Eltern die Privatschule nicht aus eigenen Mitteln finanzieren könnten, eine hervorragende Chance, eine Privatschule besuchen zu können.
Was ist Schüler-BAföG?
Kostencheck: Privatschüler, die nicht mehr beiden Eltern wohnen, können ab der zehnten Jahrgangsstufe Schüler-BAföG beantragen. Mit diesem können Sie sowohl einen Schulbesuch in Deutschland als auch den einer ausländischen Privatschule finanzieren. Berechnungsgrundlage ist das elterliche Einkommen, das gewisse Höchstgrenzen nicht übersteigen darf, um in den Genuss der vollen Summe zu kommen. Der Betrag muss nach Abschluss der Schulausbildung nicht zurückgezahlt werden.
Wann greift der Bildungskredit zur Finanzierung?
Kostencheck: Diese Förderungsmöglichkeit richtet sich an Jugendliche, die bereits volljährig sind und die einen berufsqualifizierenden Abschluss nachweisen können. Neben dem BAföG soll durch diesen zinsgünstigen Kredit, der auch ohne Sicherheiten gewährt wird, sichergestellt werden, dass Schüler in der Endphase Ihrer Ausbildung beispielsweise den Besuch einer Privatschule finanzieren können.
Fazit: Auch wenn Privatschulen ein elitärer Ruf vorauseilt, sind die Kosten an vielen dieser Bildungseinrichtungen nicht so hoch wie vermutet. Zudem gibt es die Möglichkeit der Förderung, sodass auch sozial schwächere Familien nicht benachteiligt werden.