Was kostet es, das Abitur auf dem 2. Bildungsweg nachzuholen?

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Suchen Sie einen guten Job, entscheidet häufig der Schulabschluss darüber, ob Sie die gewünschte Stelle tatsächlich bekommen. Ein Hochschulstudium, das beste berufliche Perspektiven bietet, ist ebenfalls nur mit Reifeprüfung möglich. Durch das bestandene Abitur kann sich der Traum vom beruflichen Neustart auch im höheren Lebensalter verwirklichen lassen. Welche Kosten und welche schulischen Alternativen es gibt, möchten Sie das Abitur auf dem 2. Bildungsweg machen, klären wir im Interview mit dem Kostencheck-Experten.

Welche Möglichkeiten, das Abitur nachzuholen, gibt es?

Kostencheck: Möchten Sie das Abitur nachholen, können Sie zwischen verschiedenen Wegen wählen. Nachfolgende Institutionen bieten entsprechende Kurse an:

  • Abendgymnasium
  • Fernschulen
  • Volkshochschulen
  • Kolleg.

Für welche Sie sich entscheiden, hängt in erster Linie von Ihrer individuellen Lebenssituation ab. Können Sie sich voll und ganz auf die Weiterbildung konzentrieren, ist der Besuch eines Kollegs unter Umständen die ideale Lösung. Haben Sie jedoch nur einige Stunden in der Woche zur Verfügung, sind das Abendgymnasium, die Volkshochschule oder die Fernschule sehr gute Alternativen.

Welche Kosten kommen auf mich zu?

Kostencheck: Das kommt letztlich auf den gewählten Bildungsträger und Ihre Vorbildung an:

Lehrgang Dauer Kosten
Abitur mit qualifiziertem Hauptschulabschluss 42 Monate 6.000 – 6500 EUR
Abitur mit Mittlerer Reife 30 – 36 Monate 4.000 – 6.000 EUR

Hinzu kommen die Kosten für das Lernmaterial, für das Sie abhängig vom Träger unter Umständen selbst aufkommen müssen.

Wie viel Zeit muss ich einplanen?

Kostencheck: Dies hängt von der gewählten Schulform ab. Am Abendgymnasium müssen Sie zwischen 2,5 und 3,5 Jahren rechnen, bis Sie schließlich das Abiturzeugnis in Händen halten. Für das Fernabitur werden je nach Institut und Vorbildung zwischen 30 und 42 Monaten veranschlagt. Wählen Sie Kolleg oder VHS, beläuft sich der Zeitaufwand auf 3 bis maximal 4 Jahre.

Was kostet es, das Abitur am Abendgymnasium nachzuholen?

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Es ist nie zu spät, das Abitur zu machen

Kostencheck: Das Abendgymnasium ist eine allgemeine, staatliche Institution, in der Sie Ihr Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachholen können. Der Unterricht findetmeist zwei- bis dreimal wöchentlich in den Abendstunden statt, sodass sich der Besuch gut in den Alltag integrieren lässt. Abendgymnasien werden staatlich gefördert, dadurch ist die Qualifikation zumeist kostenlos. Sie müssen lediglich für die erforderlichen Lernmaterialien aufkommen.

Wie gestalten sich die Fernlehrgangsgebühren?

Kostencheck: Die Gebühren für Fernlehrgänge finden Sie in der Regel auf der Homepage der Anbieter. Haben Sie einen Vertrag mit einem Institut abgeschlossen, bleiben die aufzubringenden Beträge während der gesamten Zeit gleich. Nachfolgend haben wir Ihnen die Preise einiger Institute aufgelistet:

Anbieter Lehrgang Gebühren
ILS 1. Einstieg (Hauptschulabschluss) 5.800 EUR
  Realschulabschluss, länger als 5 Jahre zurückliegend) 4.900 EUR
  3. Einstieg (Mittlere Reife liegt nicht länger als 5 Jahre zurück) 4.100 EUR
SGD Gesamtlehrgang 5.700 EUR
  Aufbaulehrgang 4.400 EUR
HAF Hamburger Akademie Gesamtlehrgang 5.700 EUR
  Aufbaulehrgang 4.400 EUR
FEB Fernakademie Klett 1. Einstieg (Hauptschulabschluss) 5.700 EUR
  Realschulabschluss, länger als 5 Jahre zurückliegend) 4.900 EUR
  3. Einstieg (Mittlere Reife liegt nicht länger als 5 Jahre zurück) 4.100 EUR

Gibt es beim Online-Abitur bestimmte Voraussetzungen?

Kostencheck: Ja, diese gibt es wie bei allen Formen. Voraussetzungen für das Online-Abitur sind:

  • ein Mindestalter von 19 Jahren
  • der Nachweis der Mittleren Reife oder alternativ
  • der qualifizierte Hauptschulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung und dreijähriger Berufserfahrung.

Da beim Online-Abitur das Lernen in der Gruppe wegfällt, sollten Sie selbst in der Lage sein, sich selbst zu motivieren. Ein gutes Zeitmanagement, schließlich müssen Sie abends und am Wochenende den Stoff durcharbeiten, ist ebenso wichtig, wie gute Selbstorganisation.

Wie ist das Online-Abitur aufgebaut?

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Wer online das Abitur nachholen will, braucht viel Selbstdisziplin

Kostencheck: Der Aufbau des Online-Abiturs ist mit dem anderer Lernformen identisch. Es dauert sechs Semester. Die ersten zwei sind die Einführungsphase. Auf diese folgt die Kursphase von vier Semestern.

Ganz ohne Präsenzunterricht geht es aber auch in diesem Fall nicht. Diesen besuchen Sie zehn Stunden am Weiterbildungkolleg. Während der Selbstlernphase werden Sie von Fachlehrern per Mail und Audiokonferenz betreut. Häufig ist dem Institut zusätzlich eine Cloud angeschlossen, in der Sie Diskussionsforen oder einen Chat nutzen können, um sich mit andern Teilnehmern auszutauschen.

Was kostet es, das Abitur an der Volkshochschule nachzumachen?

Kostencheck: Zwar sind Volkshochschulen gemeinnützig und erhalten Zuschüsse des Landes oder der Gemeinden, dennoch fallen hier zur vollständigen Kostendeckung Kursgebühren an. Die Höhe ist abhängig von der Studiendauer, da Semestergebühren erhoben werden. Je nach Volkshochschule müssen Sie zwischen 400 und 800 EUR je Studienhalbjahr kalkulieren. Hinzu kommen die Kosten für die Schulbücher, die Sie selbst tragen müssen.

An der VHS werden die Präsenzkurse modular abgehalten. Die Termine sind abgestimmt auf Berufstätige und finden häufig in den Abendstunden statt. Die Unterrichtszeiten orientieren sich zudem an den Ferienzeiten der Länder, in denen die VHS meist nicht geöffnet hat.

Die Bedingungen für die Aufnahme kann jede Volkshochschule selbst festlegen. Häufig ist allerdings ein Mindestalter von 16 Jahren vorgeschrieben. Inhaltlich entsprechen die Kurse den Landesverordnungen der Nicht-Schüler Abiturprüfungen, Abendgymnasien oder Kollegs.

Wie ist der Unterricht am Kolleg aufgebaut und was kostet der Besuch?

Kostencheck: Am Kolleg haben Sie Vollzeitunterricht mit etwa 32 Wochenstunden. Die parallele Ausübung eines Berufes ist dadurch nicht nur zeitlich, sondern auch rechtlich ausgeschlossen. Dies gilt auch für Nebenjobs. Hierin ist aber eher ein Vorteil zu sehen, denn Sie können sich voll und ganz auf das Nachholen des Abiturs konzentrieren.

Auf den eigentlichen Besuch des Kollegs bereitet ein Vorkurs, der für Erwachsene mit Hauptschulabschluss verbindlich und für jene mit Realschulabschluss empfehlenswert ist, vor. Dieser dauert sechs Monate. Hieran schließt sich die ein Jahr dauernde Einführungsprüfung an. Beide Schritte können durch den Nachweis der entsprechenden Kenntnisse übersprungen werden.

Die zweijährige Qualifikationsphase ist unter Einbeziehung länderspezifischer Eigenheiten eng an den Aufbau des Unterrichts an Gymnasien angelehnt.

Der Besuch des Kollegs ist in der Regel kostenfrei. Nur an privaten Instituten fällt Schulgeld an. Schulbücher werden im Rahmen der Lehrmittelfreiheit kostenlos oder gegen eine Leihgebühr zur Verfügung gestellt.

Kann ich auch ein reguläres Gymnasium besuchen?

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Reguläre Gymnasien können nur bis zu einem Alter von 21 Jahren besucht werden

Kostencheck: Dieser Weg wird als erster Bildungsweg bezeichnet. Möchten Sie diesen absolvieren, dürfen Sie das Höchstalter von 21 Jahren nicht überschreiten. Voraussetzung für die Aufnahme in die Oberstufe ist:

  • Ein Realschulabschluss, dessen Notendurchschnitt nicht schlechter als 3,0 sein darf oder
  • das Bestehen der Abschlussprüfung am Ende der 10. Klasse.

Was hat es mit der Externenprüfung auf sich?

Kostencheck: Diese Abiturprüfung ermöglicht es Ihnen, die Allgemeine Hochschulreife außerhalb einer schulischen Einrichtung zu erlangen. Sie wird, abhängig vom Bundesland, ein- oder zweimal jährlich angeboten.

Um teilnehmen zu können, müssen Sie sich bei dem für Sie zuständigen staatlichen Schulamt anmelden. Mit dem Antrag müssen Sie zahlreiche Unterlagen einreichen:

  • Lebenslauf, aus dem Ihr genauer schulischer Bildungs- und Ausbildungsweg hervorgeht.
  • Angaben über die Wahl und Stoffgebiete der Prüfungsfächer, mit denen Sie sich beschäftigt haben.
  • Beglaubigte Zeugniskopien
  • Erklärung, ob Sie bereits an einer Abiturprüfung teilgenommen haben und wenn ja, wann.
  • Teilnehmernachweise der vorbereitenden Abiturlehrgänge.
  • Ein aktuelles Passfoto.

Manchmal sind weitere Unterlagen erforderlich. Welche genau dies sind, ist auf dem Anmeldeformular vermerkt.

Wie hoch sind die Kosten für die Externenprüfung?

Kostencheck: Diese fallen je Bundesland unterschiedlich hoch aus. So kostet die Anmeldung in Hamburg 280 EUR und in Hessen 250 EUR. In einigen Bundesländern werden statt der Anmeldegebühren Verwaltungsgebühren zwischen 100 und 150 EUR erhoben. In anderen Bundesländern wie Baden-Württemberg oder NRW ist die Anmeldung hingegen kostenfrei. Erhalten Sie BAföG oder Leistungen nach dem SGB II oder SGD XII sind Sie in fast allen Bundesländern von diesen Gebühren befreit.

Welche Voraussetzungen muss ich für die Externenprüfung erfüllen?

Kostencheck: Diese variieren ebenfalls von Bundesland zu Bundesland. Nicht zugelassen werden Sie deutschlandweit:

  • Wenn Sie im letzten Jahr eine staatliche Schule zur Erlangung des Abiturs, beispielsweise ein Gymnasium, besucht haben.
  • Wenn Sie bereits an einer anderen Stelle den Antrag auf die Externenprüfung gestellt, diese aber noch nicht absolviert haben.
  • Die Anzahl der möglichen Wiederholungen der Abiturprüfung überschritten haben.

Welche Fördermöglichkeiten gibt es?

Kostencheck: Auch wenn Sie auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur erlangen wollen, stehen Ihnen verschiedene Fördermöglichkeiten zur Verfügung. Dies sind im Einzelnen:

Förderung Erläuterung
BAföG Auch wenn Sie das Abitur nachholen, haben Sie unter Umständen ein Anrecht auf staatliche Unterstützung. Grundsätzlich können alle Personen gefördert werden, die an einem Abendgymnasium oder Kolleg eingeschrieben sind oder an einem Fernlehrgang teilnehmen. Das Höchstalter beträgt 30 Jahre, es gibt jedoch Ausnahmeregelungen hiervon. Neben dem vom Einkommen der Eltern abhängigen BAföG können Sie elternunabhängiges BAföG erhalten. Genaue Auskünfte erteilen die zuständigen Stellen.
Bildungskredit der KfW Dieser Kredit kann unabhängig vom BAföG-Bezug und der finanziellen Situation der Eltern beantragt werden. Sie müssen, anders als beim BAföG, auch keine Leistungsnachweise erbringen. Insgesamt können maximal 24 Monatsraten sowie ein Höchstkredit von 7.200 EUR ausgezahlt werden. Vorausgesetzt werden die Volljährigkeit des Antragsstellers und ein Höchstalter von 36 Jahren.
Stipendien Auch auf dem 2. Bildungsweg ist es möglich, in den Genuss eines Stipendiums zu kommen. Neben den Zeugnissen und der Berufserfahrung zählt für Stiftungen wie die Hans-Böckler-Stiftung das gewerkschaftliche, gesellschaftspolitische oder ehrenamtliche Engagement. Stipendien müssen nicht zurückbezahlt werden.