Die kostenlos bereitgestellte Energie der Sonne wird heute bereits häufig genutzt, um daraus Strom zu erzeugen. Windkraftanlagen für den privaten Gebrauch sind noch deutlich im Hintertreffen, werden aber immer häufiger eingesetzt. Welche Kosten eine solche Anlage verursacht und ob sich das rechnet, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Warum überhaupt Windkraft? Reichen die großen Windräder nicht aus?
Kostencheck-Experte: Nun – Deutschland investiert zwar pro Jahr mehrere Milliarden Euro in Windkraftwerke, um die vielerorts beschworene „Energiewende“ herbeizuführen – das sind allerdings immer sehr große, kommunale Anlagen, von denen vor allem die großen Konzerne oder die Betreiber profitieren. Der Strompreis für den einzelnen ist dadurch aber nicht gesunken – eher im Gegenteil: er steigt ständig an.
Für die Abdeckung der sogenannten „Grundlast“ wäre Windenergie aber ohnehin kaum geeignet – und in der Praxis bis heute, trotz aller technischen Verbesserungen, viel zu teuer.
Bislang ist auch keine wirklich probate Möglichkeit gefunden worden, einen erzeugten Stromüberschuss sinnvoll und praktikabel zu speichern – auch wenn es seit einigen Jahren Pläne gibt, die nicht mehr benutzten aber vielerorts noch verbauten Nachtspeicherheizungen als „Zwischenspeicher“ für gerade nicht benötigte Strommengen, die aus den Windrädern stammen, einzusetzen. Weiter als bis zum Stadium grundsätzlicher technischer Überlegungen ist man hier aber noch nicht gelangt.
Windenergie „im Großen“ ist also ein Thema für sich und vor allem eines, das die Politik und Großinvestoren angeht. Es gab zwar Versuche die sehr teuren Windräder (750.000 EUR – 900.000 EUR) durch renditeträchtige Investments von vielen Kleinanlegern zu finanzieren, leider hat sich das aber häufig als wirtschaftlich nicht sehr tragfähig herausgestellt und viele Kleinanleger erlitten für ihr „ökologisches, zukunftsträchtiges und profitables Investment“ am Ende kein Geld und verloren große Teile von ihrem Ersparten.
Eine Windkraftanlage im Kleinen ist allerdings – zumindest theoretisch – eine sehr gute Ergänzung zur Photovoltaik-Anlage am Dach. Wenn die Sonne scheint, ist es meist windstill, bei Regen und schlechtem Wetter mit wenig Sonne sowie nachts weht dafür häufig Wind. Beide Anlagentypen würden sich also sehr gut darin ergänzen, zu jeder Zeit Strom zu erzeugen – unabhängig von der jeweils herrschenden Witterung.
Während große Anlagen mit 1 MW – 2 MW Leistung und einem Ertrag von 4 Millionen kWh – 5 Millionen kWh zwischen 1.000 und 1.500 Haushalten versorgen können, ist bei einer kleinen Anlage für ein Einfamilienhaus natürlich deutlich weniger Leistung nötig, um den Strombedarf (oder den zusätzlichen Strombedarf neben der Solaranlage) zu decken.
Mit einer Anlage im Bereich von rund 5 kW Leistung ist man in den meisten Fällen schon sehr gut ausgerüstet – solche Anlagen haben typischerweise rund 4 m Durchmesser.
Vertikalanlagen (die keine propellerförmigen Rotoren haben, sondern als eine sich um sich selbst drehende Säule aufgebaut sind) konnten sich bislang noch nicht richtig durchsetzen und sind teilweise auch in Sachen Effizienz und Zuverlässigkeit noch etwas schlechter als die klassischen Rotorenanlagen. Anlagen mit sogenanntem Darrieus-Rotor sind dabei zwar schon mit einem recht gutem Wirkungsgrad ausgestattet, dafür aber nicht selbstanlaufend. Die selbstanlaufenden Savonius-Rotoren bei den Vertikalanlagen haben im Gegenzug dafür aber einen merkbar schlechteren Wirkungsgrad. Anders als Rotorenanlagen brauchen Vertikal-Anlagen aber keine Nachführung in die Windrichtung.
In Bezug auf die Standorteignung gelten ganz grob folgende Voraussetzungen:
- der Wind muss frei aus westlicher Richtung, der Hauptwindrichtung, anströmen können
- in Rotorhöhe muss eine mittlere Windgeschwindigkeit von mindestens 4 m/s erzielt werden können
- die Rotorhöhe sollte idealerweise mindestens doppelt so hoch wie die Nachbargebäude sein
- hohe Hindernisse sollten mindestens 20 mal so weit entfernt sein, wie sie hoch sind (das heißt bei 8 m Höhe eine Mindestentfernung von 160 m usw.)
Ob ein Standort dabei geeignet ist, lässt sich nur bedingt auf den amtlichen Windkarten feststellen. Um konkrete Messungen am geplanten Aufstellort kommt man zumeist nicht herum, die Windgeschwindigkeit wird dabei idealerweise über ein ganzes Jahr hinweg aufgezeichnet. Nur so kann man einigermaßen zuverlässig die Höhe des Ertrags und die Wirtschaftlichkeit beurteilen.
Für alle diese Vorarbeiten muss man natürlich ebenfalls Kosten rechnen – dazu kommen dann noch Erschließungs- und Projektierungskosten im Einzelfall dazu. Im Betrieb sind Wartungs- und Instandhaltungskosten zu berücksichtigen, die während der gesamten Lebensdauer der Anlage (meist ca. 10 Jahre – 20 Jahre) anfallen.
Alle diese Kosten sollte man bei seiner Entscheidung für eine Windkraftanlage auf dem eigenen Haus oder Grundstück natürlich auch berücksichtigen.
Frage: Was kosten Windkraftanlagen im privaten Bereich?
Kostencheck-Experte: Das hängt natürlich immer von der Anlagenform, der Nennleistung sowie vom Standort und den örtlichen Gegebenheiten ab.
Die Gesamtkosten liegen heute in der Praxis häufig zwischen rund 3.000 EUR und 9.000 EUR für die üblichen Anlagengrößen. Das ist allerdings nur eine ganz grobe Spanne und ein grober Durchschnittswert – die Kosten sind im Einzelfall oft deutlich unterschiedlich.
Sehr kleine Mikro-Anlagen gibt es zum Teil schon ab 500 EUR – allerdings ist auch die Leistung solcher Anlagen und häufig auch die Effizienz sehr gering. Zudem betrifft der Preis auch hier nur die Anlage selbst – nicht die Montage- und die Anschlusskosten. Diese müssen dann noch dazugerechnet werden.
In der Praxis werden Sie heute auf jeden Fall mindestens 1.500 EUR – 2.000 EUR für eine Anlage rechnen müssen. Installation, Montage und Anschlüsse kommen auch hier dann noch dazu.
Im Vergleich zu professionellen Anlagen im Megawatt-Bereich ist das natürlich immer noch vergleichsweise kostengünstig. Die kleineren, professionellen Windräder mit 0,6 MW Leistung stellen meist schon eine Investition in der Höhe von rund 350.000 EUR bis 400.000 EUR dar, mit 1,2 MW liegen die Kosten bereits bei rund 600.000 EUR bis 700.000 EUR. Windräder in Onshore-Windparks haben dann meist Leistungen von 2 MW – 4 MW – und haben damit auch entsprechende Investitionskosten.
Ein kleines Kostenbeispiel für eine private Windkraftanlage aus der Praxis:
Wir wollen zusätzlich zu unserer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach noch ein kleines Windrad installieren lassen, um unsere Stromausbeute zu erhöhen.
Wir entscheiden uns für eine Mikro-Anlage mit 3 kW Leistung, die wir dann aufbauen lassen. Wir verbrauchen den erzeugten Strom selbst und speisen nicht ein.
Posten | Preis |
---|---|
Kosten Anlage | 6.200 EUR |
Montage | 1.500 EUR |
Gesamtkosten | 7.600 EUR |
Hierbei handelt es sich lediglich um ein einzelnes Kostenbeispiel für eine ganz bestimmte Anlage auf einem bestimmten Standort. Die Kosten können für andere Anlagen – insbesondere bei unterschiedlicher Leistung oder von unterschiedlichen Herstellern – auch deutlich unterschiedlich liegen.
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für eine kleine Windenergie-Anlage ab?
Kostencheck-Experte: Hier muss man natürlich einiges in Betracht ziehen:
- die Nennleistung der Anlage
- die Ausführung der Anlage
- die Ausführung des Masts
- die Kosten für die Montage
- der Anlagenhersteller und die Qualität der Anlage
- die Nebenkosten für den Anschluss
- die Kosten für die Genehmigung
Alle diese Dinge müssen in Betracht gezogen werden, wenn es um die Investitionskosten für die Anlage geht. Daneben muss man dann natürlich auch die Wartungskosten der Anlage rechnen.
Frage: Kann die Qualität von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich sein?
Kostencheck-Experte: Ja, absolut. Der Markt gerade für Mikro-Anlagen ist sehr unübersichtlich.
Viele Anlagen kleinerer Anbieter werben mit besonders günstigen Anschaffungskosten – technisch sind viele dieser Anlagen allerdings kaum auf einem qualitativ ausreichenden Niveau, um den enormen Belastungen überhaupt standhalten können, die bei einem Windrad auftreten.
In der Praxis sollte man sich daher immer an Anbieter halten, deren Windräder eine entsprechende Qualitätszertifizierung haben. In der Regel werden solche Anlagen immer etwas teurer sein als einfache, qualitativ minderwertige No-Name-Produkte – eine Zertifizierung kann den Anbieter aber leicht auch bis zu 100.000 EUR kosten – das wird dann natürlich auf die Anlagenpreise mit umgelegt.
Bei minderwertigen Anlagen ist dann oft nicht einmal eine ausreichende Sturmsicherung verbaut – beim ersten Starkwind können solche Anlagen dann bereits komplett zerstört werden. Das lohnt sich nicht.
Aktueller Stand der Technik sind außerdem nur Horizontal-Windräder. Vertikaltechnik ist immer problematisch und von der Ausbeute her oft deutlich unterlegen. Da der Wirkungsgrad aber ein Kernfaktor für einen wirtschaftlichen Betrieb ist, sollte man sich lieber auf bewährte Technik (Horizontal-Windräder) verlassen.
Für qualitativ hochwertige Windräder müssen Sie in den meisten Fällen ab rund 2.000 EUR je kW Nennleistung rechnen.
Vertrauen Sie außerdem bitte nicht blind Hersteller-Angaben, sondern holen Sie immer unabhängigen fachlich kompetenten Rat ein, wenn es um die Auswahl der Anlage und die Berechnung der Wirtschaftlichkeit geht.
Anders als beispielsweise bei PV-Anlagen kann die Ausbeute bei gleich großen Windrädern unter Umständen enorm unterschiedlich sein und von vielen Faktoren abhängen. Lassen Sie sich auf jeden Fall beraten.
Frage: Welche Kosten fallen für eine Genehmigung an?
Kostencheck-Experte: Das Baurecht ist bezüglich Windrädern in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich – dementsprechend fallen auch Aufwand und Kosten für die Genehmigung sehr unterschiedlich aus.
In der Regel kann man aber, wenn eine Vielzahl von Gutachten vom Bauamt eingefordert wird, durchaus von beträchtlichen Kosten alleine für Planung und Genehmigung ausgehen. Das kann im Einzelfall aber sehr unterschiedlich sein.
Zu beachten sind auf jeden Fall Schattenwurf und Geräuschentwicklung – diese beiden Dinge spielen oft eine große Rolle bei Genehmigungsverfahren.
Frage: Welche Förderung ist bei Windkraft-Anlagen möglich?
Kostencheck-Experte: Was sich hier beispielsweise anbietet, ist eine Förderung der KfW über ein zinsbegünstigtes Darlehen. Das entsprechende Förderprodukt ist der KfW-Kredit Nr. 270 („Erneuerbare Energien Standard).
Eine Förderung für Privatpersonen ist allerdings immer nur dann möglich, wenn ein Teil des erzeugten Stroms auch ins öffentliche Netz eingespeist wird.
Mit dem Kredit lassen sich 100 % der Investitionskosten decken, die Zinsen beginnen bei 1 % p. a. und richten sich in der Höhe dann nach dem jeweiligen Vorhaben und dem Antragsteller.
Die garantierte Einspeisevergütung für ins öffentliche Netz eingespeisten Strom (derzeit rund 8,6 Cent/kWh) kann man natürlich auch als eine Art Förderung ansehen – auch wenn man für den aus dem Netz bezogenen Strom dann mehr als 4 mal so viel bezahlen muss. Selbstverbrauch ist also angesichts dieser „Förderung“ sicher lohnenswerter. Ein Teil des Stroms muss aber ins Netz eingespeist werden, damit man ein KfW-Darlehen nutzen kann.
Um überhaupt Strom einspeisen zu können, muss aber zunächst die entsprechende Einrichtung angelegt werden, wenn noch keine vorhanden ist. Dafür muss man ebenfalls Kosten rechnen, die meist im Bereich von rund 1.000 EUR bis 2.000 EUR liegen.
Mehr Förderung ist für kleine Windräder nicht zu bekommen – wer großes Geld vom Staat will, muss schon ein „echtes“ Windrad errichten. Als Kleinwindanlage, die ohnehin nicht besonders förderfähig sind, gilt dem Staat dabei jede Windkraftanlage mit weniger als 100 kW Leistung.
Auch die große Förderung der Windparks (derzeit rund 2 – 3 Milliarden Euro jährlich) soll in Zukunft deutlich reduziert werden, einige politische Gruppierungen fordern sogar, dass sie schnellstmöglich ganz wegfallen soll. In vielen Bereichen ist die Förderung sicherlich überhöht – in anderen Bereichen dagegen zwingend notwendig, damit bestehende Windräder überhaupt weiterbetrieben werden.
Das Auslaufen der Förderung nach dem EEG bedroht bereits in der nahen Zukunft fast ein Viertel der existierenden Windräder in ihrem wirtschaftlichen Bestehen.
Frage: Lohnen sich Windräder im privaten Bereich überhaupt?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal nur schwer sagen. Grundsätzlich steht fest, dass man mit einem 5 kW-Windrad auf keinen Fall eine „Rendite“ erwirtschaften kann, wie das etwa bei den ersten PV-Anlagen möglich war.
Man kann aber durchaus einen großen Teil des eigenen Strombedarfs gut damit decken. Wie wirtschaftlich das ist – vor allem im Vergleich zu anderen Methoden – kann man aber nur anhand konkreter Gegebenheiten im Einzelfall berechnen. Eine solche Wirtschaftlichkeitsberechnung sollte auch die unbedingte Entscheidungsgrundlage für einen Kauf oder den Verzicht auf eine Anschaffung darstellen.