Die Frage „Keller oder kein Keller?“ gehört zu den am meisten diskutierten beim Hausbau. Ein Argument gegen einen Keller sind dabei häufig die Kosten für den Kellerbau. Kostengünstige Fertigkeller können dieses Argument zumindest teilweise entkräften. Welchen Kostenaufwand man bei einem Fertigkeller in der Praxis rechnen muss, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Warum lohnen sich Fertigkeller häufig?
Kostencheck-Experte: Um diese Frage zu beantworten, muss man sich zunächst einmal die Unterschiede zwischen einem Fertigkeller und einem sogenannten Ortbetonkeller ansehen. Der Begriff „Ortbeton“ kommt daher, weil diese Art von Kellern „vor Ort“ aus Beton gegossen werden – während ein Fertigkeller aus vorgefertigten Stahlbetonteilen auf der Baustelle nur noch zusammengesetzt wird.
Der erste Vorteil des Fertigkellers liegt im geringen Zeitaufwand für die Erstellung. Fertigkeller können in den meisten Fällen innerhalb weniger Tage auf der Baustelle komplett fertiggestellt werden. Die Bauzeit ist damit um die Hälfte bis zwei Drittel kürzer als bei einem Ortbetonkeller.
Kürzere Bauzeiten können in vielen Fällen durchaus auch kostenrelevant sein – zudem sinkt das Risiko für witterungsbedingte Verzögerungen (die ebenfalls Geld kosten) beim Bau deutlich. Durch den hohen Grad an Vorfertigung fällt außerdem das Risiko für ungeplante Kostensteigerungen durch Schwierigkeiten auf der Baustelle nahezu komplett weg.
Der Keller besteht aus WU-Beton-Elementen – das heißt, die einzelnen Kellerelemente werden aus komplett wasserdichtem Beton hergestellt (sogenannte „weiße Wanne“). Zur Abdichtung zwischen den einzelnen Elementen werden komplett wasserdichte Sperren eingesetzt. Verbunden werden die einzelnen Elemente nach dem Aufstellen dann durch den sogenannten „Ortbetonverguss“ – damit entsteht ein lückenlos geschlossener und durchgehend wasserdichter Kellerbau als weiße Wanne.
Beim Ortbetonkeller kann sowohl eine weiße Wanne (hochwertigere Version) als auch eine sogenannte schwarze Wanne (kostengünstigere Version) ausgeführt werden, bei der die Außenseite des Kellers lediglich mit Bitumendickbeschichtungen ausgeführt wird. Eine weiße Wanne ist beim Ortbetonbau in der Regel deutlich teurer als die schwarze Wanne.
Viele Bauherren befürchten, dass in speziellen Situationen, wo der Keller besonders gegen drückendes Wasser abgesichert werden muss, ein Fertigkeller nicht die notwendige Wasserdichtigkeit und Widerstandskraft mitbringt. Diese Befürchtung ist aber grundlos – wenn es die Baustelle erfordert, kann ein Fertigkeller genauso wie ein Ortbetonkeller gegen drückendes Wasser „aufgerüstet“ werden – er ist dem Ortbetonkeller von seiner Leistung her auf jeden Fall ebenbürtig.
Auch Befürchtungen im Hinblick auf möglicherweise geringere Tragfähigkeiten sind unbegründet. Auch der Fertigkeller wird exakt nach den Vorgaben des Architekten im Hinblick auf die Bewehrung und die Bewehrungsstärke vorgefertigt. Beide Kellerarten bringen die gleiche Leistung, wenn sie entsprechend geplant werden – unterschiedlich ist lediglich die Bauweise.
Wer kostenbewusst bauen möchte und vor allem die Mehrkosten für einen Kellerbau (gegenüber einer einfachen Bodenplatte) so gering wie möglich halten möchte, ist mit dem Fertigkeller als Lösung also meist sehr gut bedient.
Frage: Was kosten Fertigkeller?
Kostencheck-Experte: Wie bei allen Baumaßnahmen ist es natürlich auch beim Fertigkeller schwierig, Kosten pauschal anzugeben. Vieles hängt hier von der genauen Ausführung und den Anforderungen, die die Baustelle stellt, ab.
In der Praxis können Sie aber als guten Anhaltspunkt Kosten von rund 300 EUR pro m² bis 400 EUR pro m² kalkulieren. Das ist ein recht üblicher Durchschnittswert für gängige Fertigkeller.
Abhängig von den individuellen Anforderungen und Gegebenheiten kann der Preis auch leicht nach oben oder unten abweichen. In die Gesamtkosten fließen ja mehrere Faktoren ein.
Der Preis für den Keller lässt sich durch die Wahl der Ausbaustufe daneben auch noch nach unten hin beeinflussen:
- ein sogenannter Komplettkeller wird komplett vom Unternehmen fertiggestellt
- beim Ausbaukeller fehlen Innentreppe und Isolierung, die in Eigenleistung besorgt werden müssen.
- beim sogenannten Mitbaukeller müssen die Sohlplatte selbst erstellt werden, dazu Fundamenterder und Drainageleitungen verlegt werden und der Einbau der Kellerfenster muss in Eigenregie erfolgen
Welche Ausbaustufe welche Leistungen vom Bauherrn im Einzelnen verlangt, kann dabei von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich sein.
Je mehr Eigenleistung man allerdings erbringt, desto kostengünstiger wird der Fertigkeller dann auch. In der Regel kann man bei Mit- und Ausbaukellern durch Eigenleistungen eine Preissenkung von rund 20 % bis 30 % (also im Schnitt um 60 EUR pro m² bis 90 EUR pro m² erreichen.
Das fällt deshalb so vergleichsweise gering aus, weil hier nur die Personalkosten eingespart werden – das Material muss das Unternehmen ja dennoch komplett stellen.
Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis
Wir lassen einen Fertigkeller für unser geplantes Haus in Standardhöhe errichten, wir entscheiden uns dabei für einen Komplettkeller. Die Erdarbeiten werden direkt vom ausführenden Unternehmen erledigt.
Die Größe des Kellers soll 75 m² betragen. Besondere Abdichtmaßnahmen sind nicht erforderlich. Unsere Bodenqualität ist durchschnittlich, weder Bodenbeschaffenheit noch Grundwassersituation machen größere Probleme.
Posten | Preis |
---|---|
Erdarbeiten | 3.600 EUR |
Kellerbau komplett (ohne Eigenleistung) | 24.000 EUR |
Gesamtkosten | 27.600 EUR |
Kosten pro m² komplett mit Erdarbeiten | 368 EUR pro m² |
Hierbei handelt es sich natürlich lediglich um ein einzelnes Kostenbeispiel, das nur für eine bestimmte Kellerausführung und bestimmte örtliche Gegebenheiten gilt. Die Kosten können in anderen Fällen, insbesondere bei abweichenden örtlichen Gegebenheiten auf der Baustelle, auch deutlich unterschiedlich liegen.
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für den Kellerbau in der Praxis ab?
Kostencheck-Experte: Hier muss man natürlich eine ganze Reihe von Faktoren in Betracht ziehen:
- die Ausführung des Kellers
- die Größe des Kellers
- die gewählte Ausbaustufe
- die Kosten für die Erdarbeiten (je nachdem, ob diese Arbeiten vom Kelleranbieter selbst oder von einem weiteren Unternehmen ausgeführt werden)
- die Gegebenheiten auf der Baustelle, insbesondere die Bodenbeschaffenheit
- die Grundwassersituation auf der Baustelle (drückendes Wasser vorhanden, Kellerbau „im Wasser“, etc.)
Besonders die Gegebenheiten auf der Baustelle können einen Kellerbau in manchen Fällen massiv verteuern.
Hier lohnt es sich in der Regel also, immer zunächst im Vorfeld mit dem Kelleranbieter zu sprechen und die Kosten für konkret nötige Maßnahmen (z. B. spezielle Abdichtungen) bereits im Vorfeld zu klären. Die Bodenbeschaffenheit kann man in der Regel bereits gut aus dem (ohnehin verpflichtenden) Bodengutachten ableiten.
Frage: Wie kann sich ein Kellerbau später rechnen?
Kostencheck-Experte: Das ist im Grunde eine sehr einfache Rechnung:
Nehmen wir an, der Kellerbau mit einigen Extras hat 450 EUR pro m² gekostet, und es wurde das gesamte 100 m² große Haus unterkellert.
Sie benötigen Wirtschaftsräume und einen Haustechnikraum für ein Pelletlager mit insgesamt 30 m². Würden Sie das im Erdgeschoss errichten, müssten Sie mit Kosten wie für die übrige Wohnfläche rechnen – in der Regel liegt das zwischen 1.500 EUR pro m² und 2.000 EUR pro m² bei den meisten durchschnittlichen Einfamilienhäusern mit nicht allzu teuren Baukosten.
Hier der Vergleich
Bauteil | Größe | Kosten pro m² | Gesamtkosten Errichtung |
---|---|---|---|
Keller | 100 m² | 450 EUR pro m² | ca. 45.000 EUR |
Wirtschaftsräume und Heizräume ebenerdig | 30 m² | 1.500 EUR pro m² – 2.000 EUR pro m² | ca. 45.000 EUR bis 60.000 EUR |
30 m² Wirtschaftsräume im Erdgeschoss (die Sie ohne Keller ohnehin brauchen) kosten Sie also genauso viel oder sogar mehr als 100 m² Kellerräume. Für die gleichen Kosten oder sogar etwas weniger erhalten Sie beim Kellerbau praktisch zusätzliche 70 m² nutzbare Fläche zusätzlich „geschenkt“.