Wenn es darum geht, ohne geringen (zusätzlichen) Installationsaufwand eine Heizung einzubauen, spielen Elektroheizungen ganz eindeutig ihre Stärke aus. Daneben muss man aber auch die Energiekosten immer ein wenig im Auge behalten. Was Elektroheizungen tatsächlich kosten, verrät der Kostencheck-Experte ausführlich in unserem Interview.
Frage: Elektroheizungen haben einen unglaublich schlechten Ruf und gelten als wahre Energievernichter. Lohnt es sich denn, sich überhaupt über eine Elektroheizung Gedanken zu machen?
Kostencheck-Experte: Wie überall ist auch hier nicht alles nur schwarz und weiß. Elektroheizungen haben ganz eindeutig ihre Daseinsberechtigung – auch als Raumheizung.
Vieles hängt hier von der verwendeten Heiztechnologie ab, vom effizienten Einsatz und natürlich auch von der verwendeten Stromquelle. Und die Anschaffungs- und Einbaukosten für eine Warmwasserheizung müssen sich auch erst einmal amortisieren. Man muss das also immer sehr differenziert sehen.
Frage: Sie sprachen von unterschiedlichen Heiztechnologien – welche gibt es da?
Kostencheck-Experte: Viele denken bei Elektroheizungen unwillkürlich an die kleinen Gebläseheizungen mit 1.500 oder 2.000 Watt Leistung. Das ist als Raumheizung aber weder zu gebrauchen noch sinnvoll – solche Geräte taugen allenfalls als Frostwächter oder für schnelle, zusätzliche Wärme.
Sie müssen zunächst einmal unterscheiden zwischen
- mobilen Elektroheizungen (dazu gehören die eben erwähnten Heizlüfter, aber auch Ölradiatoren und tragbare Wärmewellenheizgeräte)
- elektrisch betriebene Wandheizkörper
- Infrarotheizungen
- Nachtspeicherheizungen (die gibt es auch immer noch, wenn auch nur vereinzelt)
- elektrisch betriebene Fußbodenheizungen
- elektrische Sockeheizungen (die als Raumheizung meist aber nicht ausreichen)
Frage: Welche Anschaffungs- und Einbaukosten muss man bei einer Elektroheizung ungefähr rechnen?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal so nicht sagen, da das immer von der Geräteart und der Geräteleistung abhängt.
Einen einfachen Heizlüfter bekommen Sie bereits ab 20 EUR zu kaufen, diese Geräte können Leistungen bis zu 2.000 Watt erbringen. Geräte mit bis zu 3 kW kosten dann meist zwischen 50 und 70 EUR im Handel. Als dauerhafte Heizlösung sind diese Geräte aber nur bedingt geeignet, ebensowenig für den Dauerbetrieb.
Ein einfacher Ölradiator, der die erzeugte Wärme speichert und langsam an den Raum abgibt, ist meist für 40 – 50 EUR zu erhalten und bringt eine Leistung von meist 2.500 Watt.
Elektro Wand- oder Flachheizkörper mit der gleichen Leistung kosten meist aber bereits zwischen 300 und 500 EUR – sind also deutlich teurer und nicht mobil. Elektrische Badheizkörper sind etwas günstiger.
Diese Geräte haben alle keinen Installationsaufwand, sie können einfach in eine vorhandene Steckdose gesteckt werden.
Frage: Wie sieht das mit Infrarotheizungen und elektrischen Fußbodenheizungen aus?
Kostencheck-Experte: Infrarot-Heizelemente kann man meist auch ganz einfach in eine vorhandene Steckdose stecken. Wenn die Leistungsaufnahme der Geräte zu groß ist, müssen sie manchmal auf einen separaten Stromkreis geschalten werden.
Das kann der Elektriker aber problemlos und für wenig Geld erledigen. Bei den Anschaffungskosten ist es mit den Infrarotheizungen etwas komplizierter, weil man die Heizleistung nicht 1:1 mit einem elektrischen Wandheizkörper vergleichen kann. Auf die Infrarotheizung als Alternative kommen wir aber später noch einmal ausführlich zu sprechen.
Elektrische Fußbodenheizungen sind eine sehr teure Variante, zudem müssen sie fest eingebaut werden, was oft ebenfalls hohen Aufwand verursacht. Bei der Anschaffung müssen Sie dabei auf jeden Fall von mehr als 100 EUR pro m² Fläche ausgehen.
Frage: Sie sprachen vorhin einmal von Nachtspeicherheizungen – sind Nachtspeicherheizungen denn überhaupt noch erlaubt?
Kostencheck-Experte: Ja, das sind sie. Das geplante Verbot wurde 2013 wieder gekippt, und es gibt immer noch Befürworter und Kritiker am System Nachtspeicherheizung.
Zu einem Neueinbau würde ich heute niemandem mehr raten, aber wer eine bestehende Nachtspeicherheizung hat und mit den Heizkosten leben kann, muss sie nicht unbedingt wechseln. Die Umrüstung auf ein neues Gerät mit einer Leistung von 2.000 Watt kostet ungefähr 600 EUR – 800 EUR. Leistungen bis 7 kW (7.000 Watt) sind hier möglich, die Kosten klettern dann aber bis auf rund 1.800 EUR für ein Neugerät.
Frage: Insgesamt haben wir also Installationskosten von nahezu Null bei vielen Geräten und teilweise sehr niedrige Anschaffungskosten? Wie verhält sich das im Vergleich zu einer klassischen Ölheizung?
Kostencheck-Experte: Genau – Elektroheizungen haben in Sachen Flexibilität und einfacher Installation einen riesigen Vorteil. Das zeigt auch das folgende Beispiel:
Wir wollen in einem Einfamilienhaus einfache, thermostatgesteuerte Ölradiatoren in jedem Raum aufstellen. Das Haus ist gut gedämmt, der Heizwärmebedarf also recht niedrig. Bei 120 m² Wohnfläche und freistehender Lage ergibt sich ein ungefährer Heizwärmebedarf von rund 75 kWh/m²a und eine theoretisch nötige Heizlast von 45 W/m² (für das gesamte Haus also 5,5 kW)
Posten | Preis |
---|---|
Anschaffung Ölradiatoren (6 x 1.500 W = 9 kW) | 6 x 70 EUR = 540 EUR |
Installationskosten | 0 EUR |
Gesamtkosten | 540 EUR |
Die Anschaffungs- und Installationskosten sind auf diese Weise also sehr gering. Einzelne Geräte können immer verschoben werden, bei einem Defekt können sie schnell und kostengünstig ersetzt werden.
Sehen wir uns im Vergleich die Kosten einer klassischen Ölheizung für ein Einfamilienhaus an, kommen wir auf ganz andere Werte.
Posten | Preis |
---|---|
Heizungsverrohrung | rund 5.000 EUR |
Fußbodenheizung | rund 5.500 .EUR |
Heizkessel und Installations | rund 8.000 EUR |
Gesamtkosten | ca. 18.500 EUR |
Hier haben wir also bei den Anschaffungs- und Installationskosten gegenüber einem typischen, durchschnittlichen Ölheizkessel mit Wandheizkörpern einen Kostenvorteil von 17.960 EUR.
Frage: Wie sieht das nun mit den Betriebskosten aus?
Kostencheck-Experte: Hier hat die Stromheizung ihren schlechten Ruf weg, weil sie angeblich so teuer ist. Sehen wir uns das aber im Detail an.
Der Heizwärmebedarf liegt in unserem Gebäude bei rund 75 kWh/m²a – also bei insgesamt 9.000 kWh pro Jahr. Vergleichen wir nun die einzelnen Heizsysteme miteinander und ermitteln die Kosten für 9.000 kWh Wärme.
Heizungsart | Kosten pro kWh | Preis pro Jahr |
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Stromheizung | 0,24 EUR je kWh (bei günstigem Stromanbieter) | 2.160 EUR Heizkosten |
Ölheizung | 0,09 EUR je kWh | 810 EUR pro Jahr |
Biomasseheizung (Pellets, Scheitholz, Hackschnitzel) | 0,06 EUR je kWh | 540 EUR |
Die Differenz zwischen Ölheizung und Stromheizung beträgt in unserem Fall etwa 1.350 EUR pro Jahr. Die Ölheizung hätte sich wegen der höheren Anfangskosten also überhaupt erst nach 13 Betriebsjahren amortisiert. Wenn wir bei der Pelletsheizung etwa 20 % höhere Errichtungskosten annehmen, hätte sich diese Heizung ebenfalls erst nach 13 Jahren amortisiert.
Rechnet man aus dieser Perspektive, ist eine Stromheizung wegen der geringen Anschaffungskosten also für lange Zeit günstiger.
Frage: Welche modernen Technologien könnten die Stromheizung noch vorteilhafter machen?
Kostencheck-Experte: Würde eine zentrale Raumlüftung mit Wärmerückgewinnung eingebaut, braucht nur die verlorengegangen Heizenergie ersetzt zu werden – der Heizwärmebedarf würde auf rund 10 % sinken.
In diesem Fall wäre wegen des geringen Heizbedarfs die Differenz zwischen Stromheizung und Ölheizung so gering (216 EUR Jahreskosten zu 81 EUR Jahreskosten), dass sich die Ölheizung erst nach rund 130 Jahren amortisieren würde – also nie.
Sie sehen also – unter bestimmten Voraussetzungen – etwa bei einem Niedrigenergiehaus oder entsprechend geringem Wärmebedarf haben Stromheizungen durchaus ihre Berechtigung.
Der vorhin ausgerechnete, verringerte Bedarf ließe sich auch über ein Photovoltaik-Anlage komplett decken.
Für den ursprünglichen Strombedarf plus Haushaltsstrom wären allerdings 120 m² Fläche notwendig, um den Bedarf zu decken.
Frage: Wie lassen sich bei der Stromheizung sonst noch Kosten sparen?
Kostencheck-Experte: Ein günstiger, dem Verbrauch angepasster Stromtarif eines möglichst günstigen Stromanbieters sollte zum Sparen selbstverständlich sein.
Daneben kann man aber Stromheizungen auch zeitgesteuert laufen lassen, Thermastatregelung ist immer sinnvoll. Nachts kann man die Thermostat-Temperatur auch problemlos auf 18 °C absenken. Besonders interessant ist die Timer-Funktion bei der Infrarotheizung: da sich ein Raum sehr schnell (innerhalb von 3 – 5 Minuten) aufheizen kann, kann die Infrarotheizung nur bei Bedarf eingeschaltet werden, oder nur mehrere kurze Intervalle pro Stunde betrieben werden.
Sinnvolles Sparpotenzial bietet auch eine gute Dämmung mit hochwertiger Fensterverglasung, sowie die vorhin schon erwähnte zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.
Frage: Warum ist das mit der Infrarotheizung so anders?
Kostencheck-Experte: Das hängt mit der Heiztechnologie zusammen: Infrarotheizungen erzeugen vor allem Strahlungswärme anstatt Konvektion. Das ist ähnlich wie die Sonneneinstrahlung an einem warmen Wintertag oder ein Kachelofen. Das genau Prinzip ist an dieser Stelle erklärt.
Die effiziente Wirkung der Strahlungsenergie erlaubt, eine Infrarotheizung nur für kurze Zeit laufen zu lassen, und dennoch ausreichend Wärme zu haben. In Räumen, in denen man sich gerade nicht aufhält kann man sie auch für lange Zeiten komplett ausschalten.
Das ermöglicht natürlich einen sehr geringen Stromverbrauch, auch wenn in Räumen mit Außenmauen die Wattleistungen geringfügig erhöht werden müssen. Die Rechnung an dieser Stelle zeigt das: klicken Sie hier.
Eine Studie der TU Darmstadt schon vor einigen Jahren hat übrigens gezeigt, dass eine Infrarotheizung effizienter arbeitet als eine Gasheizung und gerade in ungedämmten Gebäuden sehr vorteilhaft sein kann.
Frage: Kann man mit einer Nachtspeicherheizung heute noch sparen?
Kostencheck-Experte: Nein, auf keinen Fall mehr. Moderne Nachtspeichergeräte sind zwar etwas effizienter als die alten Modelle, das Problem ist aber, dass es den günstigen Nachtstrom, den es vor 40 Jahren noch gab, heute so nicht mehr gibt. Viele Anbieter haben auch überhaupt keine Nachtstromtarife mehr. Das macht Nachtspeicherheizungen enorm teuer im Betrieb.
Eine zukünftige Möglichkeit könnte sein, den Überschuß-Strom aus der alternativen Energiegewinnung in Nachtspeichergeräten „zwischenzulagern“ und kostengünstig nutzbar zu machen, darüber wird auch schon nachgedacht, aber die Frage bleibt ob und wie das umsetzbar sein wird.
Tipps & Tricks
Stromheizungen lohnen sich vor allem dort, wo keine Heizungsinstallation vorhanden ist. Interessant sind hier vor allem neue Technologien, wie die Infrarotheizung. In allen anderen Fällen, wo eine Heizung bereits eingebaut ist, lohnt sich die Umstellung auf Strom natürlich kaum.