Fassadenverkleidung: welche Kosten muss man rechnen?

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Nicht jede Fassade ist eine Putzfassade: immer häufiger sieht man auch wieder verkleidete Fassaden, sogar bei Neubauten. Welche Kosten man für eine Fassadenverkleidung rechnen muss und ob sich das lohnt, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Warum werden Fassaden überhaupt verkleidet? Wegen der Optik?

Kostencheck-Experte: Das kann auch ein Grund sein – gerade hartgebrannte und antike Klinkerriemchen geben einer Hausfassade ja oft durchaus eine recht hochwertige und vor allem auch individuelle Optik.

Die Hauptgründe für das Verkleiden einer Fassade liegen aber ganz woanders:

  • dem deutlich besseren Schutz der Bausubstanz
  • einer sehr wirkungsvollen und gleichzeitig problemlosen Wärmedämmung
  • der Pflegeleichtigkeit einer Fassade

Eine Putzfassade schützt das Mauerwerk nur unzureichend vor Witterungseinflüssen. Insbesondere bei Schlagregen kann eine Putzfassade die Durchfeuchtung des Mauerwerks oft nicht verhindern. An und für sich ist das nicht problematisch – ist der Putz aber schon etwas älter und an manchen Stellen schon beschädigt, kann das das Mauerwerk bereits durchaus belasten.

Verkleidungen lassen dagegen überhaupt kein Regenwasser ans Mauerwerk und schützen durch ihren Aufbau die Bausubstanz deutlich besser. Schäden an Fassadenverkleidungen sind viel seltener als Schäden am Putz – damit hat man hier nur sehr wenig zu befürchten und das Mauerwerk als Bausubstanz wird deutlich geschont.

Besonders sinnvoll ist es, wenn die Fassadenverkleidung als sogenannte hinterlüftete Vorhangfassade ausgeführt und mit einer Dämmung kombiniert wird. Durch den Luftspalt zwischen Dämmung und Hauswand können – anders als bei aufgeklebten Dämmungen – Feuchtigkeitsprobleme in jedem Fall vermieden werden (korrekte Konstruktion vorausgesetzt).

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Eine Fassadenverkleidung verbessert nicht nur die Optik sondern schützt auch die Fassade

Dazu kommen die allgemeine Schutzfunktion der Fassadenverkleidung für Dämmung und Bausubstanz sowie – ein ganz wichtiger Aspekt – auch die Pflegeleichtigkeit und Wartungsfreiheit.

Putzfassaden müssen in regelmäßigen Abständen immer wieder gestrichen und gelegentlich auch ausgebessert werden, damit ihre (ohnehin schon geringere) Schutzfunktion auch erhalten bleibt. Das ist natürlich mit regelmäßigen Kosten verbunden – bei verkleideten Fassaden fällt das dagegen komplett weg.

Hierin liegt auch ein deutlicher Kostenvorteil beim Einsatz von Fassadenverkleidungen, der sich vor allem langfristig bezahlt macht. Rechnet man die Kosten über 20 – 40 Jahre hoch, erweisen sich die anfangs oft deutlich teureren Fassadenverkleidungen langfristig als sogar deutlich kostengünstiger.

Frage: Was kosten Fassadenverkleidungen?

Kostencheck-Experte: Hier gibt es eine sehr weite Preisspanne, die von 60 EUR pro m² bis über 300 EUR pro m² reichen kann – abhängig davon, ob eine Dämmung zum Einsatz kommt und welche Art von Fassadenverkleidung eingesetzt wird.

Allgemein verwendet werden heute die folgenden Fassadenverkleidungen:

  • Klinkerriemchen
  • Iso-Klinker (Klinkerriemchen mit gleich aufkaschierter Dämmung)
  • hinterlüftete gedämmte Vorhangfassaden mit Platten aus verschiedenen Kunststoffen)
  • hinterlüftete gedämmte Vorhangfassaden mit Fassadenplatten aus Faserzement
  • einfache Vorhangfassaden (ohne Dämmung) sind heute eher selten geworden
  • Holzfassaden sind theoretisch auch möglich, allerdings vergleichsweise teuer, schwierig zu montieren und sehr pflegeaufwändig

Je nach Konstruktionsweise und verwendetem Material können die Preise sehr unterschiedlich sein. Manche Fassadenverkleidungen lassen sich auch recht problemlos selbst anbringen. Das spart natürlich enorm Kosten.

Ein kleines Kostenbeispiel aus der Praxis:

Wir wollen bei unserem Altbau eine hübsche Verkleidung aus Isolier-Klinker anbringen lassen – damit verbinden wir eine optische Neugestaltung mit der (ohnehin notwendigen) Dämmung der Hausfassade. Die Größe der Fassadenfläche unseres Hauses beträgt 250 m².

Posten Preis
Gerüstkosten, Standzeit 3 Wochen 2.250 EUR
Isolier-Klinker mit Anbringung (Pauschalpreis) 46.250 EUR
Gesamtkosten 48.500 EUR

Hierbei handelt es sich natürlich lediglich um ein einzelnes Kostenbeispiel, das nur für eine bestimmte Fassadenausführung und einen bestimmten Arbeitsumfang gilt. Die Kosten für andere Fassadenverkleidungen, insbesondere mit anderen Materialien, können auch deutlich unterschiedlich liegen.

Die Gesamtkosten von knapp unter 50.000 EUR mögen auf den ersten Blick etwas erschrecken – allerdings muss man sich vor Augen halten, dass es sich bei unserem Gebäude um ein mehrstöckiges Gebäude mit relativ großer Fassadenfläche handelt.

Zum Vergleich: ein herkömmliches, verputztes WDVS (Wärmedämmverbundsystem) wäre mit Kosten von rund 34.000 EUR nur geringfügig günstiger gekommen, der Instandhaltungsaufwand hätte durch die Putzfassade weiterhin bestanden.

Das (einmalige) Neuverputzen der Fassade hätte in unserem Fall rund ein Drittel bis die Hälfte der Kosten ausgemacht – die Dämmverpflichtung hätte in diesem Fall nach der EnEV aber ohnehin bestanden und wir wären also um ein WDVS nicht herumgekommen.

Frage: Von welchen Faktoren hängen die Kosten für eine Fassadenverkleidung im Allgemeinen ab?

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Eine Fassadenverkleidung ist nur geringfügig teurer als eine WDVS-Wärmedämmung

Kostencheck-Experte: Hier kommen natürlich viele Faktoren zum Tragen:

  • die Größe der Fassade
  • ob eine Dämmung benötigt wird
  • die Fassadengeometrie (Vorsprünge, Erker, etc.)
  • welche Art der Fassadenverkleidung verwendet wird (hier gibt es enorme Kostenunterschiede)
  • ob man das Anbringen selbst durchführt oder durchführen lässt.

Abhängig von diesen Faktoren können sich die Gesamtkosten dann in einem sehr weiten Feld bewegen.

Frage: Was können die unterschiedlichen Arten von Fassadenverkleidungen kosten?

Kostencheck-Experte: Je nach verwendetem Material und Konstruktionsweise kann das, wie gesagt, sehr unterschiedlich sein. Die nachfolgende Tabelle gibt einige grobe Richtpreise für die Kosten verschiedener Verkleidungsarten an – im Einzelfall kann das aber natürlich immer etwas abweichen.

Verkleidungsart Kosten pro m² (ungefährer Richtpreis zur Orientierung)
Klinkerriemchen verklebt, ohne Dämmung 65 EUR pro m² – 85 EUR pro m²
Isolier-Klinker, 160 mm Dämmung 160 EUR pro m² bis 180 EUR pro m²
Fassadenverkleidung einfache Kunststoffplatten ohne Dämmung 40 EUR pro m² – 80 EUR pro m²
Fassadenverkleidung Resopal (höchstwertiger Kunststoff) ohne Dämmung 120 EUR pro m² – 150 EUR pro m²
Fassadenverkleidung Aluminium ohne Dämmung 220 EUR pro m² – 250 EUR pro m²
Fassadenverkleidung Schiefer ohne Dämmung 80 EUR pro m² – 170 EUR pro m² je nach Verlegeweise (unterschiedlicher Flächenverbrauch)
Kosten für Dämmung 5 EUR pro m² bis 20 EUR pro m² je nach Dämmmaterialstärke
Dämmmaterial anbringen 15 EUR pro m² bis 40 EUR pro m²

Die Gesamtkosten für eine Verkleidung mit Dämmung richten sich immer nach der Art und der Stärke der Dämmung, an die die Tragkonstruktion individuell angepasst werden muss.

Eine Kostenabschätzung kann daher immer nur für den konkreten Einzelfall erfolgen.

Frage: Welche Fassadenverkleidungen kann man auch selbst anbringen – und was kostet das dann?

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Isolier-Klinker kann der geübte Heimwerker auch selbst anbringen

Kostencheck-Experte: Recht problemlos geht das Selbstanbringen von Klinkerriemchen und Isolier-Klinker. An hinterlüfteten Vorhangfassaden mit Dämmung sollte man sich dagegen eher nicht selbst versuchen – hier ist eindeutig Fachkenntnis gefragt.

Beim Selbstanbringen von Klinkern müssen Sie im Allgemeinen Kosten zwischen 20 EUR pro m² und 35 EUR pro m² rechnen. Am besten verwenden Sie dazu ein Verlegeraster – damit geht es ganz einfach.

Bei Isolier-Klinker entstehen insgesamt Materialkosten von 90 EUR pro m² bis 120 EUR pro m² – in etwa so viel wie für ein klassisches WDVS also.

Frage: Welche Kosten erspart man sich durch das Anbringen einer Fassadenverkleidung eigentlich?

Kostencheck-Experte: Im Grunde die Kosten für das regelmäßige Streichen der Fassade und gegebenenfalls auch für eine Putzerneuerung.

Diese Kosten werden gerne unterschätzt. Alleine für das Streichen der Fassade fallen – bei einer Ausführung durch ein Fachunternehmen – Kosten zwischen 35 EUR pro m² und 65 EUR pro m² an – in unserem Kostenbeispiel würde ein einziges Mal streichen also zwischen rund 8.700 EUR und 16.250 EUR kosten.

Damit wäre der anfängliche Kostenvorteil des klassischen WDVS bereits bei einem notwendigen Anstrich der Fassade dahingeschmolzen. Wird ein weiterer Anstrich benötigt oder eine Putzerneuerung fällig, ist das klassische WDVS bereits deutlich teurer geworden als unsere anfänglich teure Isolier-Klinker-Verkleidung.

Das WDVS kann man in der Regel als sogenannte „Ohnehin-Kosten“ ansetzen – bei einer Putzerneuerung besteht nach der EnEV automatisch eine Pflicht, zu dämmen wenn das Haus noch keine Außenwanddämmung hat.

Energietechnisch amortisieren muss sich also eigentlich nur der Mehraufwand für die Fassadenverkleidung – in unserem Beispiel rund 14.000 EUR – da die Ohnehin-Kosten sowieso nicht vermeidbar wären. Diese Amortisation gelingt über Einsparungen bei den Heizkosten dann meist in wenigen Jahren.