Was man umgangssprachlich Holzbalken nennt, heißt korrekt „Kantholz“ oder auch Bohle. Im Baubereich sind Kanthölzer ein sehr wichtiges Baumaterial, das in vielen unterschiedlichen Konstruktionen – darunter auch der klassische Dachstuhl – zur Anwendung kommt. Welche Preise man dabei für Holzbalken rechnen muss, erklärt ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.
Frage: Was kosten Holzbalken?
Kostencheck-Experte: Das kann man pauschal unmöglich sagen. Bei Kanthölzern gibt es wegen der Vielfalt der unterschiedlichen Hölzer, Maße und Qualitäten riesige Preisunterschiede.
Der Preis für ein 12 cm x 12 cm großes Kantholz kann zwischen 10 EUR pro lfm und 120 EUR pro lfm kosten, oft sogar noch darüber, wenn es sich um spezielle Kanthölzer handelt.
Um zumindest einen groben Anhaltspunkt zu haben, muss man sich zunächst einmal darüber klar werden, welche Art von Holzbalken man haben möchte:
- Bauschnittholz in einer bestimmten Holzart
- Konstruktionsvollholzbalken oder
- Schichtholzbalken
- Holzbalken, die für tragende Konstruktionen zugelassen sind
Bauschnittholz ist in der Regel am günstigsten, wenn es sich um übliche Holzarten handelt. Bei einem Fichtenbalken können Sie im Allgemeinen bei einer Größe von 12 cm x 12 cm von rund 10 EUR pro lfm bis 15 EUR pro lfm ausgehen.
Höherwertige Holzarten können den Preis dabei aber schnell verteuern – so liegt der gleiche Balken aus Eichenholz bereits preislich im Bereich von rund 50 EUR pro lfm. Aus besonderen Holzarten würde ein solcher Balken höchstwahrscheinlich schon die 100-Euro-Grenze pro Laufmeter sprengen. Besondere Holzqualität kann die Preise beim einzelnen Holzbalken dann noch weiter verteuern. Balken mit kleineren Querschnitten sind dagegen natürlich wieder deutlich billiger.
Konstruktionsvollholz KVH ist in der Regel häufig teurer als gewöhnliches Bauholz – zumindest wenn man es mit üblichen, preisgünstigen Holzarten vergleicht. Es handelt sich dabei um veredeltes Bauschnittholz und wird grundsätzlich in KVH Si und KVH NSi für sichtbaren und nicht sichtbaren Einbau unterteilt. KVH Si, das für den Sichtbereich gedacht ist, ist noch einmal etwas teurer als KVH NSi.
In der Praxis bietet es gegenüber dem üblichen sägerauen Bauschnittholz einige Vorteile: die Holzfeuchte liegt nahe der zu erwartenden Gleichgewichtsfeuchte, wodurch nur minimales Schwinden zu erwarten ist. Auch Schwindrisse sind so gut wie ausgeschlossen. KVH gibt es auch in sehr großen Längen – im Gegensatz zu gewöhnlichen Bauschnittholz, bei dem es eine bestimmte Maximallänge für Holzbalken gibt. Für KVH werden als Holzarten nur Nadelhölzer verwendet: Fichte, Kiefer, Tanne, Douglasie, Lärche.
Bei Schichtholz können die Preise abhängig von der Ausführung, der Holzart und der Qualität stark schwanken. Es ist in den meisten Fällen immer noch teurer als gewöhnliches Bauschnittholz, aber auch deutlich günstiger als KVH. Schichtholzbalken entstehen durch das flachseitige Verkleben mehrerer Kanthölzer miteinander.
Als Holzbalken für tragende Konstruktionen, was beispielsweise ein Dachstuhl oder das „Gerüst“ eines Fachwerkhauses sein kann, sind in der DIN 1052 nur bestimmte Holzarten zugelassen. Balken für tragende Konstruktionen müssen dabei zusätzlich immer bestimmten Anforderungen an die Holzqualität gerecht werden, was die Preise gegenüber gewöhnlichen Kanthölzern für andere Zwecke leicht verteuern kann.
Preisbeispiele aus der Praxis
Holzart | besondere Ausführung | Balkenmaß | Preis pro lfm |
---|---|---|---|
KVH NSi, Fichte, S10 | gehobelt und gefast | 140 mm x 140 mm | 14,52 EUR je lfm |
KVH NSi, Fichte, S10 | gehobelt und gefast | 60 mm x 80 mm | 3,56 EUR je lfm |
Bauschnittholz Fichte oder Tanne | sägerau | 38 mm x 58 mm | 0,85 EUR je lfm |
Bauschnittholz Fichte oder Tanne | sägerau | 48 mm x 78 mm | 1,89 EUR je lfm |
Brettschichtholz Si Fichte oder Tanne | für Sichtbereich | 80 mm x 80 mm | 8,29 EUR je lfm |
Brettschichtholz Si Fichte oder Tanne | für Sichtbereich | 40 mm x 80 mm | 3,79 EUR je lfm |
Bauschnittholz, druckimprägniert | wetterfeste Ausführung | 90 mm x 90 mm | 5,16 EUR je lfm |
Bauschnittholz sägerau, imprägniert | wetterfest imprägniert | 38 mm x 58 mm | 1,09 EUR je lfm |
Kantholz Eiche | schöne Maserung | 180 mm x 180 mm | 19,00 EUR je lfm |
Hierbei handelt es sich lediglich um einzelne ausgewählte Preisbeispiele bei unterschiedlichen Händlern. In der Praxis können die Preise für Holzbalken auch deutlich von den gezeigten Beispielen abweichen.
Frage: Von welchen Faktoren hängen die Preise für Holzarten im Allgemeinen ab?
Kostencheck-Experte: Hier muss man natürlich eine ganze Vielzahl von Faktoren mit einbeziehen:
- die Balkenart
- die verwendete Holzart
- das Maß des Balkens (Querschnitt)
- die verwendete Holzqualität
- die Restfeuchte des Balkens
- die besondere technische Ausführung des Balkens und die Behandlung des Holzes
- die Bezugsquelle
- eventuelle Lieferkosten
Alle diese Faktoren spielen eine Rolle, wenn es um den Preis von Holzbalken geht. Entscheidend ist dabei nicht ein Faktor, sondern immer die Summe aller Merkmale eines Balkens. Das muss man in der Praxis immer sehen – darum gestaltet sich ein Preisvergleich oft auch ein wenig schwierig. Man kann nur völlig identische Balken miteinander vergleichen.
Im Baubereich muss man sich dagegen zunächst einmal nach den Anforderungen richten, die ein Balken technisch erfüllen muss. Wenn diese Anforderungen erfüllt sind (beispielsweise „für tragende Konstruktionen zugelassene Holzart in der Balkengröße 60 x 140 mm“) hat man dann meist mehrere Alternativen, zwischen denen man wählen kann. Auf diese Weise lassen sich die Kosten für einzelne Baumaßnahmen entweder senken oder verteuern – je nachdem für welche Alternative man sich entscheidet.
Frage: Warum spielt die Restfeuchte eine Rolle für den Preis des Holzbalkens?
Kostencheck-Experte: Grundsätzlich gilt: je näher ein Holzbalken an der sogenannten Gleichgewichtsfeuchte (ca. 15 % Restfeuchte) ist, desto besser. Wenn Holz nicht mehr stark trocknet, ist auch das Risiko des Schwindens (Zusammenziehen des Holzes bei der Trocknung) geringer, und damit auch das Risiko für Rissbildungen.
Frische Holzbalken müssen zunächst gelagert werden, um sie zu trocknen – eingebaut werden dürfen sie erst ab einer Restfeuchte von rund 20 %, insbesondere bei tragenden Konstruktionen.
Holzbalken, deren Restfeuchtegehalt höher ist, sind daher kostengünstiger als solche, die bereits getrocknet sind.
Frage: Welche anderen Qualitätsmerkmale gibt es bei Holzbalken, die den Preis mit beeinflussen?
Kostencheck-Experte: Gerade bei hochwertigeren Balken beeinflusst den Preis sehr stark, aus welchem Teil des Stamms das Holz des Balkens stammt.
Das Verhältnis zwischen Kernholz und Splintholz kann in diesem Fall sehr deutlich preisbestimmend sein. Die technischen Eigenschaften und die Widerstandsfähigkeit eines Balkens werden durch das Verhältnis von Splintholz zu Kernholz ebenfalls stark mitbestimmt.
Daneben spielen auch noch bestimmte technische Eigenschaften eine Rolle bei der Beurteilung der Qualität. Gerade beim Holzbalken stößt man beispielsweise sehr schnell auf die Sortierklasse, die mit dem Vermerk S(Zahl) gekennzeichnet wird.
Die Sortierklasse beschreibt dabei immer die Tragfähigkeit eines Holzbalkens. Der veraltete Ausdruck für die Sortierklasse ist „Güteklasse“ was dann häufig für Verwirrung sorgt.
Bei Holzbalken sind vor allem drei Sortierklassen von Bedeutung, die man in der Praxis häufig findet:
Sortierklasse | Alternativbezeichnung bei maschineller Sortierung | Tragfähigkeit des Balkens |
---|---|---|
S 7 | C 16 M | gering |
S 10 | C 24 M | durchschnittlich |
S 13 | C 30 M | hoch |
Besonders im Dachbereich dürfen keine Balken unterhalb der Sortierklasse 10 verwendet werden. Die Zahl leitet sich dabei von der Biegefestigkeit des Balkens ab: S 10 bedeutet eine Biegefestigkeit von 10 N/mm². Das ist das geforderte Mindestmaß für Konstruktionen im Dachbereich.
Eine niedrigere Sortierklasse bedeutet natürlich auch einen deutlich niedrigeren Preis, umgekehrt sind Balken der Sortierklasse S 13 natürlich auch deutlich teurer als solche mit durchschnittlicher Tragfähigkeit (S 10).
Frage: Welche Bearbeitungen gibt es beim Holz, die sich auf den Preis auswirken?
Kostencheck-Experte: Bauschnittholz wird grundsätzlich zunächst einmal sägerau und naturbelassen ausgeliefert.
Jede Art der Bearbeitung, die am Holz erfolgt, erfordert Aufwand und verteuert den Preis. Das kann beispielsweise sein:
- das Hobeln des Balkens
- das Fasen der Kanten
- das Imprägnieren des Holzes
- eine Kesseldruckimprägnierung
Behandelte Balken sind also immer teurer als unbehandelte.
Frage: Inwieweit spielt die Bezugsquelle eine Rolle für den Preis?
Kostencheck-Experte: Es macht natürlich einen Unterschied, ob man einen Holzbalken in einem Sägewerk, im Baumarkt oder im spezialisierten Baustoffhandel kauft. Jedes dieser Unternehmen kalkuliert anders, hat andere Einkaufs- bzw. Herstellungskosten und bedient ein unterschiedliches Bedarfsspektrum.
Wer größere Mengen Bauschnittholz – etwa für die Konstruktion einen Dachstuhl – benötigt, ist höchstwahrscheinlich im professionellen Baustoffhandel am besten aufgehoben. Den einzelnen Balken für ein kleines Bauprojekt bekommt man sicher am günstigsten im Baumarkt. Wer spezielle Wünsche hat oder besonders hochwertiges Holz benötigt, wendet sich in der Regel an professionelle Holzhändler oder Sägewerke.
Frage: Welche Lieferkosten sind in der Praxis zu berücksichtigen?
Kostencheck-Experte: Das kann von Anbieter zu Anbieter sehr unterschiedlich sein. Gerade bei Online-Bestellungen von Baumaterialien – und dazu gehören auch Holzbalken – sollte in jedem Fall nicht nur ein Blick in die Preisliste des Anbieters sondern immer auch ein Blick auf die Lieferkosten und Lieferbedingungen geworfen werden.
Besonders bei kleinen Mengen können die Lieferkosten unangemessen hoch ausfallen, wenn man liefern lässt. In vielen Fällen sind die Gesamtkosten dann im Vergleich zu der relativ günstigen Preisliste dann dennoch manchmal höher als bei einem regional ansässigen Unternehmen, trotz eigentlich günstiger Preise.