Gerüst: Welche Kosten muss man rechnen?

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Wenn an der Fassade oder am Dach gearbeitet werden muss, kommt man in den meisten Fällen um ein Gerüst nicht herum. Welche Kosten man für ein Gerüst rechnen muss, und wie es preislich mit Kauf oder Miete aussieht, erklärt Ihnen ausführlich der Kostencheck-Experte im Interview.

Frage: Wann braucht man ein Gerüst?

Kostencheck-Experte: Bei Arbeiten an der Fassade und am Dach kommt man um ein Gerüst nicht herum. Aber auch, wenn beispielsweise Fenster in höheren Etagen ausgetauscht werden, brauchen Sie ein Gerüst. Das gilt auch dann, wenn man die Arbeiten selber erledigt, daran denken viele Heimwerker nicht. Ein nötiges Gerüst kann schon einmal beträchtliche Zusatzkosten verursachen, die oft bei der Kalkulation von Eigenarbeiten vergessen werden.

Frage: Was kostet ein Gerüst pauschal?

Kostencheck-Experte: Das hängt natürlich von vielen Faktoren ab. Grundsätzlich können Sie ein Gerüst kaufen (wenn Sie es häufiger brauchen) oder aber für die Dauer der Arbeiten mieten und aufstellen lassen.

In beiden Fällen müssen Sie auch immer betrachten, welche Art von Gerüst mit welcher Ausrüstung Sie eigentlich benötigen. Auch da gibt es große Abweichungen beim Preis.

Frage: Welche Kosten muss man ungefähr auslegen, wenn man ein Gerüst neu kauft?

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Schon ein einfaches Rollgerüst kostet neu etwa 500€

Kostencheck-Experte: Wenn Sie ein Gerüst neu kaufen, müssen Sie mit Kosten ab rund 500 EUR für ein einfaches Rollgerüst rechnen. Dazu kommt dann auch noch die notwendige Zusatzausstattung, die Sie benötigen.

Für ein vollwertiges Fassadengerüst müssen Sie bereits wesentlich mehr Geld ausgeben: Ab rund 6.000 EUR müssen Sie für 100 m² Gerüst bereits rechnen. Auch hier kommt das benötigte Zubehör dann auch noch extra dazu. Das ist also ein teures Unterfangen.

Ein Kostenbeispiel:

Eine Fassaden-Fläche von 100 m² soll eingerüstet werden, dafür soll ein fertiges „Gerüstpaket“ zum Einsatz kommen.

Ausführung/Ausstattung Wert
Gerüstart Fassadengerüst, Aluminium
Gerüstart Arbeits- und Schutzgerüste
Lastklasse Lastklasse 3 nach DIN EN 12811-1
Arbeitshöhe 10 m
Gerüstbreite 10 m
Gerüsttiefe 0,80 m (Felder mit 2,50 m x 0,80 m)
Ausstattung 4 Innenleitern, Geländer, Befestigungspaket
Preis 5.300 EUR

Der Vollständigkeit halber auch ein Kostenbeispiel für ein Fahrgerüst (Rollgerüst)

Ausführung/Ausstattung Wert
Gerüstart Rollgerüst, Aluminium
Standhöhe 5, 76 m
Arbeitshöhe 7,76 m
Gerüsttiefe 0,75 m
Gerüstlänge 1,80 m
Ausstattung feststellbare Lenkrollen, Durchstiege, Sicherheitsaufbau, erweiterbar
Preis 3.170 EUR

Frage: Welche Faktoren bestimmen den Preis bei einem Gerüst?

Kostencheck-Experte: Für den Preis eines Gerüsts spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle:

  • die Gerüstart und der Gerüst-Typ
  • das Material des Gerüsts (Aluminium oder Stahl)
  • die Arbeitshöhe des Gerüsts
  • die Breite des Gerüsts
  • die Breite (Tiefe) der Gerüstflächen
  • die Tragkraft der Gerüstflächen
  • eventuell vorhandene Sicherheitseinrichtungen

Gerüste können preislich also sehr weite Spannen einnehmen, je nachdem, was man benötigt.

Frage: Wo liegt der Unterschied bei den Gerüstarten?

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Gerüste unterscheiden sich u.a. nach ihrer Nutzlast

Kostencheck-Experte: Bei Gerüsten gibt es nach offizieller Einteilung sogenannte Gerüstgruppen: Gerüste der Gerüstgruppe 1 sind beispielsweise nur für Inspektionsarbeiten, aber nicht für das Ausführen von Arbeiten darauf zugelassen, haben dafür eine nur geringe Belagsbreite und kaum Nutzlast. Bei Gerüstgruppe 2 sind nur kleinere Arbeiten an einer Fassade möglich.

Nachfolgend eine Übersicht

Gerüstgruppe Belagsbreite Nutzlast Verwendung
Gerüstgruppe 1 50 cm n.a. ausschließlich für Inspektionsarbeiten
Gerüstgruppe 2 60 cm 150 kg/m² kleinere Arbeiten an der Fassade, keine Lagerung von Arbeitsmaterial
Gerüstgruppe 3 60 cm 200 kg/m² z.B. Fassadenbekleidung, Dachdecken, Malern, etc.
Gerüstgruppe 4 – 6 ab 60 cm ab 200 kg/m² aufwändige Malerarbeiten, Putzarbeiten, alle Arbeiten mit hohem Materialanteil

Man muss also immer im Auge haben, für welche Arbeiten man ein Gerüst benötigt. Die Ausführung kann ebenfalls – angepasst an verschiedene Arbeiten – unterschiedlich sein:

  • ein Fassadengerüst als Arbeitsgerüst (die am häufigsten zu findende Variante)
  • ein Fahrgerüst (leicht und mobil, aber nicht in allen Gerüstgruppen erhältlich)
  • spezielle Dachgerüste (für Dachdecker)

Auch die Bauweise ist wiederum unterschiedlich: Modulgerüste sind beispielsweise am belastbarsten, Rahmengerüste sind ebenfalls häufig zu finden. Das Blitzgerüst ist dagegen ein „Allrounder“ unter den Gerüsten, daneben auch die Variante, die für Privatanwender in den meisten Fällen wahrscheinlich am besten geeignet ist.

Frage: Kurz gefragt: Lohnt sich der Neukauf eines Gerüsts?

Kostencheck-Experte: In den seltensten Fällen. Man muss ja eben, wie oben schon erwähnt, die verschiedenen Einsatzszenarien mitbedenken, wenn das Gerüst universell eingesetzt werden soll. Das heißt, im Einzelfall wird man dann wiederum noch zusätzlich benötigtes Zubehör dazukaufen müssen.

Ein Gebrauchtkauf kann sich in seltenen Fällen lohnen, etwa wenn man viele Arbeiten selbst durchführt. Einige Beispiele:

Gerüst Ausführung Fläche in m² Preis
Layher Blitzgerüst GE 1650, 1.015 kg 12,35 m breit, max. Arbeitshöhe 8,20 m, Gerüsttiefe 0,73 cm 100 m² 2.159 EUR
Layher Blitzgerüst GE 1649, 860 kg 10,28 m breit, max. Arbeitshöhe 8,60 m, Gerüsttiefe 0,73 cm 88 m² 1.809 EUR
Hünnebeck Schnellbaugerüst GE1130, 1.702 kg Gerüstbreite 10 m, max. Arbeitshöhe 10,20 m, Feldlänge 2,50 m 102 m² 1.195 EUR
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Wer gebrauchte Gerüste kauft, kann gutes Geld sparen

Gebrauchte Rollgerüste in ausreichender Größe sind deutlich billiger, dafür aber auch nicht für alle Arbeiten einsetzbar. So etwas eignet sich für kleine, eigene Arbeiten bei nicht allzu großer Arbeitshöhe und mit nur wenig gelagertem Material. Hier muss man immer sehen, was man tatsächlich braucht.

Frage: Wo liegt der Unterschied zwischen Aluminium- und Stahlgerüsten?

Kostencheck-Experte: Kurzgesagt: In der Belastbarkeit. Stahlgerüste sind deutlich stabiler und ermöglichen damit auch größere Höhen. In den meisten Fällen werden auch bei sehr breiten (tiefen) Gerüsten Stahlgerüste verbaut.

Der Nachteil von Stahlgerüsten ist allerdings das hohe Gewicht. Sie sind schwer zu transportieren und brauchen immer mehrere Arbeitskräfte, um aufgestellt zu werden. Zudem braucht das Aufstellen immer einen Fachmann, der es übernimmt (Gerüstbauer).

Für kleinere Einsätze und den privaten Gebrauch eignet sich also auf jeden Fall Aluminium besser. In der Regel sind diese Gerüste auch kostengünstiger.

Frage: Sind die Anschaffungskosten dann alle Kosten, die auf einen zukommen?

Kostencheck-Experte: Nein, bei weitem nicht. Jedes Gerüst muss auch in regelmäßigen Abständen vom Hersteller auf Sicherheit geprüft werden. Das verursacht natürlich Kosten.

Nach dem Aufstellen muss ein Gerüst in der Regel abgenommen werden, damit die geltenden Sicherheitsvorschriften erfüllt sind. Auch dafür muss man jedes Mal Kosten rechnen. Bei einzelnen Gerüsten braucht man auch für das Aufstellen einen Gerüstbauer, der das Aufstellen beaufsichtigt.Dabei muss man wiederum Kosten rechnen.

Frage: Welche Möglichkeiten gibt es, Geld beim Kaufen von einem Gerüst zu sparen?

Kostencheck-Experte: Hier sind theoretisch verschiedene Möglichkeiten denkbar:

1. Das Gerüst für Arbeiten kaufen, danach wiederverkaufen
2. Das Gerüst für längerfristige Arbeiten kaufen, später wiederverkaufen
3. Gerüste verleihen
4. Gerüste gebraucht kaufen, wie bereits erwähnt

Frage: Lohnt sich denn ein Wiederverkauf?

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Es lohnt sich, das Gerüst nach Gebrauch wieder zu verkaufen

Kostencheck-Experte: In der Regel ja, in vielen Fällen steigt man mit Kosten von plusminus Null aus. Die Preise von Gerüsten sind durchaus konstant, insbesondere wenn man sie gebraucht kauft. Bei neuen Gerüsten verliert man bei einem Wiederverkauf dagegen meist Geld.

Kosten, die man nicht mehr zurückbekommt, sind aber die Kosten für das Aufstellenlassen eines Gerüsts, und für die Abnahme des Gerüsts durch einen Fachmann. Das ist aber immer abhängig von der Art des Gerüsts und den Einsatzbedingungen.

Frage: Sie haben vorhin noch das mögliche Verleihen von Gerüsten erwähnt – könnte sich das lohnen?

Kostencheck-Experte: Wenigstens theoretisch besteht die Möglichkeit, ein Gerüst gegen Gebühr an andere Privatanwender zu verleihen, während man es gerade nicht selbst benötigt, und damit zumindest die laufenden Kosten für die Einlagerung und die fälligen Sicherheitsüberprüfungen zu decken.

Allerdings muss man hier die rechtlichen und die sicherheitstechnischen Aspekte bedenken: Für einen Verleih bräuchte man einen Gewerbeschein, und vom Aufstellen der Gerüste für andere sollte man auf jeden Fall Abstand nehmen, wenn man kein Gerüstbauer ist, ansonsten kann es Probleme mit der Haftung geben.

Lohnenswert ist das Ganze auch nur bei einigermaßen kleinen Gerüsten, die sich auch noch mit geringem Aufwand transportieren lassen, so dass derjenige der sie leiht sie möglichst auch selbst abholen lässt.

Wenn man so etwas vorhat sollte man auf jeden Fall rechtlichen Rat einholen und einen entsprechenden Verleihvertrag von einem Anwalt aufsetzen lassen, um keine Haftungsprobleme zu bekommen und sich gegen Beschädigungen des Gerüsts abzusichern.

In einigen Fällen könnte sich das Unterfangen vielleicht lohnen.

Frage: Eine kurze Frage zum Schluss: beim Gerüst – Kauf oder Miete?

Kostencheck-Experte: In den allermeisten Fällen wird sich eine Gerüstmiete weit eher lohnen, als ein Kauf eines Gerüsts – selbst wenn man es für mehrere Arbeiten oder für längere Zeit benötigt.

Man hat keine Arbeit mit dem Aufstellen, keine sicherheitstechnischen Probleme und man erhält in jedem Fall ein für die Einsatzzwecke passendes Gerüst vom Fachmann. Daneben sind auch alle erforderlichen Abnahmen geleistet und die Sicherheitsanforderungen erfüllt. Für längere Standzeiten fallen meist nur geringe Zusatzkosten an – eine Woche mehr oder weniger macht also meist preislich kaum etwas aus.

Was ein solcher Gerüstbau kosten kann, wird ausführlich und umfassend an dieser Stelle erklärt.

Tipps & Tricks

Für die Sicherheit am Gerüst bei Arbeiten sind immer Sie als Bauherr zuständig und auch haftbar. Ist alles ordnungsgemäß aufgestellt und abgenommen gibt es aber in der Regel keine Probleme mit der Haftung. Problematischer wird es, wenn nicht professionelle Arbeiter sondern Sie selbst und einige Helfer Arbeiten auf dem Gerüst verrichten. Besonders bei den Helfern sollten Sie darauf achten, dass diese auf der Baustelle unfallversichert sind. Eine Unfallversicherung für freiwillige Helfer können Sie bei der BG für rund 1,50 – 2 EUR pro geleisteter Arbeitsstunde abschließen.